Was geschah mit den Weltrekordtriebwägen von 1903?

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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Harald

Was geschah mit den Weltrekordtriebwägen von 1903?

Beitrag von Harald » 19.10.2003 06:19

Von 1901 bis1903 führten die Firmen AEG und Siemens auf der Militärbahn Marienfelde-Zossen Hochgeschwindigkeitsfahrten mit Lokomotiven für Drehstrom 10kV/50Hz (mit dreipoliger Oberleitung!) durch. Bei diesen Fahrten erreichten die Triebwägen Geschwindigkeiten von bis zu 210km/h.
Während eine der damals verwendeten Lokomotiven nach Abschluß der Rekordfahrten geteilt wurde und eine Hälfte zur Siemens-Werksbahn (wo sie bis in den 60er Jahren im Dienst stand) und die andere Hälfte bei einer Werksbahn bei Dessau eingesetzt wurde, konnte ich nirgends in Erfahrung bringen, was mit den Triebwägen geschah. Weiß jemand über das Schicksal dieser Triebwägen etwas?

Devon

Beitrag von Devon » 19.10.2003 10:16

Vielleicht kann dir diese Frage die S-Bahn Berlin GmbH beantworten, immerhin ehren sie diesen Rekord noch heute...
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Diesellokfan

Was geschah mit den Weltrekordtriebwägen von 1903?

Beitrag von Diesellokfan » 21.10.2003 11:43

Was mit dem Triebwagen geschah weiß ich auch nicht genau. Ich meine, mal was von verschrottet gelesen zu haben. :(

Das zweite Versuchsfahrzeug war eine vierachsige E-Lok mit Drehgestellen und Mittelführerhaus, die nach dem Ende der Versuche verkauft werden sollte. Da dies nicht gelang wurde sie in der Mitte geteilt und es entstanden zwei zweiachsige Loks mit dem Führerhaus am hinteren Fahrzeugende. Ebenfalls umgebaut wurde dabei die Elektrik.

Die eine Hälfte wurde an die Localbahn Actiengesellschaft für die Strecke Murnau-Oberammergau verkauft. Im Laufe ihres weiteren Lebens wurde sie erneut umgebaut (neuer Aufbau mit Mittelführerhaus und Stromsystem 15 kV, 16 2/3 Hz). Als 169 004 der Deutschen Bundesbahn wurde sie 1977 ausgemustert und steht heute als Denkmal in Murnau.

Die andere Hälfte blieb in Berlin bei der Siemens-Güterbahn als Lok 3. Nach deren Stillegung gelangte sie meines Wissens ins Museum für Verkehr und Technik in Berlin. Ein Foto der Lok findet sich hier:

http://www.epilog.de/Berlin/Eisenbahn/W ... 00124A.htm

Es gab da irgendwie noch eine zweite Lok (zweiachsig), die später bei einer Werkbahn in der späteren DDR lief. Diese Lok wurde irgendwann gerettet und wird museal erhalten. Dazu gab es mal irgendwo einen Artikel, wenn ich nur wüsste, wo...

Gast

Re: Was geschah mit den Weltrekordtriebwägen von 1903?

Beitrag von Gast » 22.10.2003 17:48

Diesellokfan hat geschrieben:Das zweite Versuchsfahrzeug war eine vierachsige E-Lok mit Drehgestellen und Mittelführerhaus, die nach dem Ende der Versuche verkauft werden sollte. Da dies nicht gelang wurde sie in der Mitte geteilt und es entstanden zwei zweiachsige Loks mit dem Führerhaus am hinteren Fahrzeugende.
Kleine Anmerkung meinerseits:
Die Lok wurde soweit ich weiss nicht in der Mitte "durchgesägt", es handelte sich um zwei kurzgekuppelte Hälften mit je zwei festen Achsen. Der Umbau einer Drehgestelllok auf ein solches Fahrwerk wäre wohl ziemlich aufwendig gewesen, hier beschränkten sich die Arbeiten wohl auf das Montieren von Puffern und Kupplung und den erwähnten Änderungen an der Elektrik.

Viele Grüße
Philipp

Diesellokfan

Re: Was geschah mit den Weltrekordtriebwägen von 1903?

Beitrag von Diesellokfan » 02.12.2003 11:53

Philipp hat geschrieben:Kleine Anmerkung meinerseits:
Die Lok wurde soweit ich weiss nicht in der Mitte "durchgesägt", es handelte sich um zwei kurzgekuppelte Hälften mit je zwei festen Achsen. Der Umbau einer Drehgestelllok auf ein solches Fahrwerk wäre wohl ziemlich aufwendig gewesen, hier beschränkten sich die Arbeiten wohl auf das Montieren von Puffern und Kupplung und den erwähnten Änderungen an der Elektrik.
Manchmal kommt einem der Zufall zur Hilfe. Gestern habe ich die Ausgabe 5.2003 der Verkehrsgeschichtlichen Blätter aus Berlin in die Finger bekommen. Auf der Rückseite ist ein Bild von eben dieser Lok mit einem der beiden Triebwagen abgedruckt. Auf dem Bild ist recht deutlich erkennbar, daß Sowohl das Dach, als auch der Langträger nicht unterbrochen sind. Außerdem ist der recht massive Stromabnehmer ziemlich genau mittig auf dem Dach untergebracht, was bei einer Gelenklok so nicht möglich wäre.

Daher würde ich schon bei meiner Behauptung bleiben, daß es sich um eine Starrahmenlok mit mittig angeordnetem Führerhaus und zwei zweiachsigen Drehgestellen gehandelt hat und diese Lok dann zum Verkauf mittig zerschnitten wurde.

Auch die Fahrwerksbauart auf dem Foto der Güterbahnlok von Siemens (siehe link im anderen Posting) spricht eher für ein Drehgestell, denn sonst wäre die Achsaufhängung vermutlich direkt am Rahmen befestigt und nicht an diesem Hilfsrahmen (Drehgestellrahmen). Das markante Vordach hatte sie bei den Schnellfahrversuchen laut dem anderen Foto noch nicht.

Gruß
Gunnar

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cebulon66
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Schnelltriebwagen

Beitrag von cebulon66 » 11.01.2005 20:19

eine schönes Bild vom Schnelltriebwagen hier:
http://www.bankgeschichte.de/downloads/hr_2003_03.pdf
auf Seite-5
die beide Triebwagen waren von Siemens sowie von AEG. Der von Siemens erreichte am 07.10.1903 eine Geschwindigkeit von 203 km/h, der von AEG am 27.10.1903 den Weltrekord von 210,2 km/h, der 50 Jahre hielt.
Beide Triebwagen hatten die Achsfolge (A1A)(A1A).
... aber zum Verbleib der zwei ...????

Zur Versuchslok von S&E:
Wie vorher schon erwähnt fand, wurde die eine Hälfte zur LAG 4 (LAG=Lokalbahn AG München), später E6904, zuletzt DB 169 004. Nach der Trennung wurde die elektrische Ausrüstung mit den beiden Tatzlagermotoren neu entwickelt, der Lokkasten wurde später umgebaut (Führerstand mittig)...

Quellen: Taschenbuch Deutsche Elektrolokomotiven und Taschenbuch Deutsche Triebwagen ; dort auch jeweils schöne Fotos (Copyright !)

Manfred

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