Bunker im Abbruch

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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Andre Dortmund
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Bunker im Abbruch

Beitrag von Andre Dortmund » 22.07.2015 00:38

Hallo zusammen,

zurzeit wird der HB an der Fassstraße in Hörde abgebrochen :?, da dort ein Media Markt entstehen wird.

Anbei Bilder und Zeitungsberichte. Ich hätte noch mehr Bilder, diese ließen sich jedoch leider nicht zufügen..

Ein Passant vor Ort erzählte mir, dass sein Vater in dem Bunker zu Kriegszeiten Schutz suchte. Dieser sah selbst, dass der Bunker damals von mehreren Bomben getroffen wurde, die jedoch an dem Spitzdach abprallten..


Die Dortmunder Ruhr Nachrichten schrieb am 08.07.15:

Ein konventioneller Abriss mit mehreren Rüttelsprengungen - das ist die Lösung, die Martin Steinfort von der JVK Phoenix GmbH verkündet. Zu einem etwas überraschenden Zeitpunkt, denn der Abriss war ursprünglich für Herbst geplant. "Aber wenn wir jetzt anfangen, blockieren wir den Neubau nicht unnötig. Außerdem liegen wir so außerhalb des Schulbetriebs und beeinträchtigen in den Ferien weniger Anwohner", sagt Steinfort.

Aktuell wird noch alles aus dem Bunker geholt, was nicht geschreddert werden kann. Dann schlägt die Stunde der Betonscheren, Bohrhämmer und die der Sprengstoff-Experten. Denn der große Knall wäre an dieser Stelle zwischen Faßstraße und Hörder Ortskern zu riskant.

Kleinere Sprengungen bis August

Mit kleineren Sprengungen arbeiten sich die Experten durch den meterdicken Beton und die massive Bodenplatte. Um Mitte August, zum Ferienende, fertig zu sein. Der Parkplatz zwischen Faßstraße und Phoenix-Gymnasium ist ab sofort gesperrt. Ein Gerüst mit Schutz-Verkleidung wird als erstes aufgebaut. Es dient vor allem der Sicherheit der Faßstraße, die während der Abriss-Zeit normal befahrbar bleibt.

Auf 2300 Quadratmeter Fläche entsteht eine Filiale der Elektronikartikel-Kette Media Markt. Außerdem wird auch das benachbarte Fina-Parkhaus modernisiert. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Oktober starten.
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Shadow
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Beitrag von Shadow » 22.07.2015 04:32

Hallo Andre,
danke für die Informationen und die ausführliche Bildersammlung.
Die Anzahl der Bilder pro Posting ist von der Software begrenzt. Es kommt selten vor, das jemand in einem Posting an diese Grenze stösst. Ein weiterer begrenzender Faktor ist die Dateigrösse, mehr als 5MB wird automatisch abgewiesen. Wenn Du uns noch an weiteren Ansichten teilhaben lassen möchtest, dann kannst Du die einfach in einem neuen Posting an diesen Thread anhängen. Da sollte dann wieder die gleiche Anzahl an Bildern hochladbar sein.

MfG, Thorsten.

sirtobi
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Beitrag von sirtobi » 22.07.2015 12:59

ich finde es schade dass immer mehr Bunker abgerissen werden.
Zum Einen finde ich geht immer ein Stueck Geschichte verloren wenn so ein Mahnmal abgerissen wird. Zum Anderen finde ich es auch ein wenig riskant. Ich meine wir haben gott sei Dank seit 70 Jahren Frieden in Deutschland. Aber wenn ich mich in der Welt umschaue und speziell Richtung Osten gucke, könnte ich mir schon vorstellen, dass es irgendwann zu einem Konflikt (auf den ich definitiv keine Lust habe) kommt.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte hier eine politische Diskussion lostreten, aber ich hoffe dass ich hier trotzdem ein Stueck meine Gedanken schreiben darf.

Andre Dortmund
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Beitrag von Andre Dortmund » 02.08.2015 13:50

.. anbei ein Zeitungsbericht.
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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 02.08.2015 15:27

sirtobi hat geschrieben:ich finde es schade dass immer mehr Bunker abgerissen werden.
Zum Einen finde ich geht immer ein Stueck Geschichte verloren wenn so ein Mahnmal abgerissen wird. Zum Anderen finde ich es auch ein wenig riskant. Ich meine wir haben gott sei Dank seit 70 Jahren Frieden in Deutschland. Aber wenn ich mich in der Welt umschaue und speziell Richtung Osten gucke, könnte ich mir schon vorstellen, dass es irgendwann zu einem Konflikt (auf den ich definitiv keine Lust habe) kommt.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte hier eine politische Diskussion lostreten, aber ich hoffe dass ich hier trotzdem ein Stueck meine Gedanken schreiben darf.
Schade finden das wahrscheinlich einige.
Nur brauchen wir wirklich 10, 50, 100 Bunkermuseen; 20, 50, 100 Übungsraumbunker für Bands, usw. usf?
Letztendlich machen wir uns nichts vor: die WK2-Bunker haben inzwischen ausgedient. Und wenn Du die mögliche Bedrohungslage aus dem Osten ansprichst.. welchen Bomben der heutigen Zeit soll denn ein Bauwerk, das vor 70 oder mehr Jahren errichtet wurde, heute noch stand halten?
Gasschutz: Welche Terrorgruppe kündigt denn im Vorfeld ihren Anschlag rechtzeitig an, so das die Bevölkerung ggfs. noch einen dieser Trotzbauten aufsuchen könnte?
Oder erinnern wir uns an den Golfkrieg. Saddams Bunker lagen teilweise 12, 15 und mehr Meter unter der Erde und wurden durch Bomben zerstört. Berichterstattung fand sich damals in der lokalen Presse hier im Raum Hannover. Hinzu kommt das gerade hier in Hannover die meisten Bunker in Ortsteilen entstanden, wo heute der Wohnraum relativ teuer ist. Klar, toll finde ich das auch nicht. Aber bei Abwägung und Nutzen muss ich ganz klar sagen, die Zeit wo die Teile von Nutzen waren, ist überholt. Ich finde es gut, wenn in Städten noch Großbauwerke vorgehalten werden, mit dem Ziel bei besonderen Anlässen genügend Raum für eine größere Masse Mensch zu haben. Vielleicht wäre es auch eine Option, für Menschen, die vorübergehend Gast in unserem Land sind, dort unter zu kommen. Schließlich existieren die Betonklötze in vielen Städten.
Hier in Hannover wurde der Tiefbunker vor dem Hauptbahnhof schon mehrfach belegt, wenn es nötig war. Ich bin mir gerade nicht sicher, wann hier die letzte "bekannte" Belegung war. Sicher bin ich mir bei der deutschen WM, als einer Gruppe ein Zug vor der Nase weggefahren war (so hab ich es jedenfalls in Erinnerung) und ich meine der Orkan Kyrill führte auch zu Einquartierung einiger gestrandeter hier in Hannover. Aber ansonsten? Weg mit den Teilen...! Sofern ein paar wenige als Mahn- und Gedächtnisstütze erhalten bleiben. Oder besondere... aber dies klappt in Hannover schon nicht mehr, da in meinen Augen das - von der Geschichte her interessanteste Bauwerk - von einem befreundeten Kranführer - im Jahr 2013 komplett geschleift wurde. Gemeint ist der Bunker am Klagesmarkt. Ich bin aber auch der Meinung, das mit der vollständigen Dokumentation des Bauwerks ein Schritt in die richtige Richtung vollzogen wurde. Auch auf diese Art wird ein Stück Geschichte konserviert, wenn auch das Bauwerk nicht mehr existiert. Ich finde es wichtig, dass das entsprechende Bauwerk möglichst genau dokumentiert wird, dann kann es gern neueren Projekten weichen. Natürlich - wie ich weiter oben schon schrieb - wenn wenigstens ein paar Bunker erhalten bleiben.

Für Hannover könnte ich mir gut vorstellen, das die Bunker Anderter Straße (vormals "Bahnhofstr."), Karlstraße, Friedenauer Straße, Deisterplatz, Torstenssonstraße (vormals "Wallensteinstraße") und HBF erhalten bleiben. Der Rest könnte - vielleicht von ein paar besonderen Ausnahmen abgesehen - aus dem Stadtbild entfernt werden.

Warum? Weil die Dinger in der heutigen Welt ihren Nutzen nicht mehr erfüllen. Und weil es anderer Lösungen bedarf den heutigen Bedrohungen gerecht zu werden. Alles andere ist schwelgen in der Vergangenheit. Und dies ist einfach nur meine persönliche Meinung. Sowie das NS-Reich der Vergangenheit angehört, so haben auch die Bunker (in der Maße) ihre Existenzgrundlage (oder -Berechtigung) verwirkt.

Und noch mal zur Erklärung: in Hannover wurden Bauten nach Plänen von Stadtbaurat Elkart gebaut. Ein Bunkertyp, der variierbar war in der Ausführung was die Eingänge betrifft (2, 3 oder 4) wurde in Hannover 35 oder 36 mal gebaut. Bleibt ein oder zwei Bauwerke dieser Bauserie erhalten, so bin ich der Meinung würde das völlig ausreichen. Ebenso verhält es sich mit den Großbauten. Die Masse "Bunker" könnte ruhig aus dem modernen Stadtbild entfernt werden. Wie gesagt: nur meine persönliche Meinung.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

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Beitrag von VitaminB11 » 02.08.2015 22:45

Ja ja, all diese Bunker entsprechen den "modernen" Ansprüchen nicht mehr. Und welche heutzutage errichteten Schutzbauten tun es? OK, das ist nur eine rhetorische Frage. Sowas wird ja gar nicht mehr gebaut. Bei einem modernen Wohnhaus mit Gasporen-Betonsteinen und Styropor-Wärmedämmung würde ich einen Schutzwert von Null (bis hin zu negativ) annehmen.

Wenn mal etwas passiert, werden eh wieder "abgestufte" Sicherheitsgrade eingeführt und Stufe 1 ist ein Splitter(schutz)graben. Dagegen wäre so ein 70 Jahre alter Betonklotz schon eine Verbesserung. Wenn man ihn denn hätte.

Ob man rechtzeitig genug erfährt, dass man so einen Schutzbau aufsuchen sollte, steht sowieso auf einem anderen Blatt.

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Beitrag von niemandsland » 03.08.2015 09:39

VitaminB11 hat geschrieben:Ja ja, all diese Bunker entsprechen den "modernen" Ansprüchen nicht mehr. Und welche heutzutage errichteten Schutzbauten tun es? OK, das ist nur eine rhetorische Frage.
2. Weltkrieg

Ab Ende 1943 / Anfang 1944 waren schon die Bunker der 1. Generation überholt. Mit der britischen Tallboy konnten ganz andere Deckenstärken durchschlagen werden, als 140, 200 oder 250 cm. Schönes Beispiel sind die U-Boot-Bunker, deren Decken mehrfach aufgestockt wurden.

Aktuelle Kriege

Nun, Bunker mit einer Deckenstärke von 140 cm, also Bauwerke der 1. Welle tun es definitiv nicht mehr. Die Frage im Umkehrschluss wäre doch: was leisten die heutigen Bomben, und was kann man der Sprengkraft entgegensetzen. Nur so wird - meiner Meinung nach - ein Schuh draus. Oder in diesem Fall ein Bunker, der heutigen Bedrohungen etwas entgegensetzen "könnte".

Schau Dir die Bilder auf Youtube, Liveleak, usw. - an.

Aber denk was Du willst. Der Mensch ist frei in seinen Gedanken. Noch jedenfalls...!
Ich schrieb, dies ist meine persönliche Meinung. Und dazu stehe ich. ;-)

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

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Beitrag von Andre Dortmund » 14.08.2015 15:06

Zeitungsbericht vom 14.8.15
Ruhr Nachrichten Dortmund
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Bunkerbrechende Waffen

Beitrag von Andre Dortmund » 14.08.2015 21:55

Hallo zusammen,

dass die alten Weltkriegsbunker heutigen kriegerischen Bedrohungslagen nicht mehr gerecht werden, scheint gemessen an den heutigen Waffentechnologien zu stimmen.

Wikipedia schreibt u. a. zur bunkerbrechenden Waffen:

- BLU-116: Weiterentwicklung des BLU-109 Penetrators, der mit Paveway- oder JDAM-Lenksätzen verwendet werden kann. Er ist ähnlich groß und schwer wie der BLU-109 und durchschlug in Tests 3,4 Meter Beton.

- Small Diameter Bomb (SDB): Trotz der geringen Größe und Masse (etwa 114 kg) hat die SDB die gleiche Durchschlagsleistung wie die BLU-109. (1,8 m Beton)

- BLU-113: Mit einem Gewicht von 2270 kg einer der stärksten Penetratoren der Welt. Er kann nur mit speziellen Lenksätzen ausgerüstet werden und durchschlägt rund sechs Meter Beton.

- BLU-122: Stark verbesserte, ähnlich schwere und große Version des BLU-113 Penetrators. Durchschlägt mehr als 7 Meter Beton

- Massive Ordnance Penetrator (MOP): In der Entwicklung befindliche, 13,6 Tonnen schwere Bombe zum Einsatz gegen extrem stark verbunkerte Ziele. Soll bis zu 60 Meter Stahlbeton durchdringen

- MEPHISTO: Ein fast 500 kg schwerer Doppelladungs-Penetrator, der in Deutschland für den Taurus-Marschflugkörper entwickelt wurde. Die Durchschlagsleistung liegt hier ebenfalls bei mehreren Metern Stahlbeton

Angesichts dieser Angaben verwundert es nicht, dass der Tiefbunker von Saddam Hussein, wie oben im Bericht erwähnt, in gut 15 Meter Tiefe zerstört wurde.

Die GBU-57A/B (Massive Ordnance Penetrator, englisch für schwerer Bomben-Eindringkörper) hat ein Stückpreis von 3,5 Millionen US-Dollar. ( https://de.m.wikipedia.org/wiki/Massive ... Penetrator ) und wurde nach dem Irakkrieg konzipiert, um auch tief eingegrabene, massive und gehärtete Bunkeranlagen, sogenannte „Hard and Deep Buried Targets“ (HDBTs), mit einem einzigen Treffer zerstören zu können. So konnten auch die stärksten bunkerbrechenden Bomben, BLU-109 und BLU-116, einige irakische Bunker nicht auf Anhieb ausschalten, sodass man gezwungen war, mehrere Angriffe auf dasselbe Ziel zu fliegen. (...)

Es wird berichtet, dass manche der modernen bunkerbrechenden Waffen beim Eindringen die Fußböden des Zielobjektes zählen können und somit gezielt in der gewünschten Etage explodieren können.

Hoffen wir auch zukünftig frei von Krieg in unserem Land zu bleiben und nicht auf Schutzbauwerke angewiesen zu sein.

Wahrscheinlicher ist vielleicht die Nutzung im Falle von Schlechtwetterlagen wie Überschwemmungen o. ä... Jedoch

    wurde Anfang der 1990er Jahre das Nutzbarmachungsprogramm für Bunker und Stollen sowie die anderen Schutzbauprogramme aufgrund der weltweiten Entspannung nach Ende des Kalten Krieges eingestellt. Die Bauprogramme liefen dann Mitte bis Ende der 1990er Jahre vollständig aus.
( http://www.bbk.bund.de/DE/AufgabenundAu ... _node.html )

Die alten Bunker aber darüber hinaus einem neuem Nutzen zuzuführen, halte ich jedoch für richtig und sollte einem Abriss immer vorgezogen werden. Es gibt viele erfolgreich und gut in das Stadtbild integrierte neu genutzte Weltkriegsbunker. Büro-, Lager oder Wohnnutzung. Eine kulturelle Verwendung wird auch oft praktiziert. Anscheinend ist der Bedarf vorhanden.

Bei einer Nutzung im Bereich Kultur o. ä. macht man aus den Bunkern sicherlich keine gänzlich anderen Gebäude, wie seit gut 75 Jahren prägen sie so ihr Umfeld und sind damit so unverkennbar wie ihre Geschichte selbst.

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