Station Zolleiche auch für Lazarettzüge?

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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HW (†)
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Station Zolleiche auch für Lazarettzüge?

Beitrag von HW (†) » 10.04.2018 16:35

Hallo,

ich habe von einer Person etwas gehört, was ich nicht so recht glauben kann, da ich es zum ersten Male gehört habe.
Es geht um die Hunsrückbahn Hermeskeil - Morbach - Kirchberg - Simmern. Hier gibt es den Umschlagbahnhof Zolleiche (hier im Forum in verschiedenen Beiträgen schon erwähnt). Dieser Umschlagbahnhof wurde seit 1988/89 von den US-Streitkräften genutzt. Hier wurde u. a. Munition aus dem großen Munitionsdepot Wenigerath und vermutlich auch aus dem großen Munitionsdepot im Wüschheimer Faas verladen.
Die US-Air Base hahn hatte aber einen eigenen Gleisanschluss vom Bf Büchenbeuren.

Im Idarwald gab es von der Bundeswehr ein großes Depot, das Depot Weitersbach, südlich vom Ort Krummenau. Dieses Depot wurde von der französischen Besatzungsmacht 1952/53 errichtet und hat eine Größe von 127 ha.
1963/64 wurde es von der Bundeswehr übernommen und später als Materiallager, Teildepot Gerät Weitersbach, genutzt. Im Depot sollen ca. 50 Hallen und Gebäude aus Mauerwerk bestehen. Von einer weiteren Auskunftperson wurde mir mitgeteilt, dass hier im Depot Sanitätsmaterial gelagert gewesen sein soll und dass dieses Depot im Verteidigungsfall zu einem großen Feldlazarett geworden wäre. Dieses Depot kann auf Waldstraßen sehr gut und schnell vom Umschlagbahnhof Zolleiche erreicht werden. Vom Bf ca. 1 Km Richtung südost und dann ca. 10 Km nach Nordost.

Jetzt wieder zur erstgenannten Person. Hier kam jetzt die Aussage, dass der Umschlagbahnhof Zolleiche auch im Verteidigungsfall für Lazarettzüge angedacht war.
Hintergrundinfo: Die Person hat eine akademische Ausbildung und die Ehefrau kommt aus dem Bereich Morbach. Außerdem bestehen Verbindungen zu den Interessengemeinschaften Hunsrückbahn.

Ich habe es mir auf einer topographischen Karte angesehen und ich muss sagen, die Aussage ist "nicht ohne", aber ich höre es zum 1. Mal.

Gruß
HW

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Rex Danny
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Beitrag von Rex Danny » 10.04.2018 21:36

Ich halte diese These gar nicht für abwegig, da aufgrund der super ausgebauten Verladerampe optimale Verlademöglichkeiten für die Lazarettzüge bestanden hätten. Aufgrund der Länge der Verladerampe hätten auch längere Züge ohne Aufsplittung in sehr kurzer Zeit mit Verwundeten beladen werden und wieder abfahren können.

Weiterhin befindet sich der Bahnhof Zolleiche in der rückwärtigen Zone, also genau in dem Bereich, in welchem sich die Masse der Lazarettorganisation befunden hatte.

Grüße


Rex Danny

Dave2008
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Beitrag von Dave2008 » 11.04.2018 07:51

Es gibt da eine ganze Menge Objekte anscheinend, bei dem die damaligen und derzeitigen Nutzer wenig bis gar nichts über eine evtl Planung als Kriegsstationierungsobjektes wußten.
Bei der Umgliederung einer SanEinheit in Delmenhorst fand ich auch mal sehr detaillierte Pläne für die Einrichtung eines Lazarettes bis hin zur Gebäude und Raumbelegung. Leider durfte ich sie damals nicht verwenden.
Ich hoffe sie fanden ihren Weg ins Archiv und nicht in den Reiswolf.

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Rex Danny
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Beitrag von Rex Danny » 11.04.2018 09:46

Ich gehe davon aus, daß Dave mit der Sanitätseinheit die in der Feldwebel-Lilienthal-/ Barbara-Kaserne als Geräteeinheit eingelagerte Reservelazarettgruppe 7212 meint. Nachzulesen in der Bundeswehr OOB Beiheft (Standortverzeichnis) (Ausgabe 3) (Juli 2015) auf Seite 119.

@Dave2008:
Kannst Du heute noch sagen, wo die Einheit im V-Fall untergekommen wäre und wie das mit der Belegung ausgesehen hätte?

Grüße


Rex Danny

vladdes
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Beitrag von vladdes » 24.04.2018 22:06

Hallo zusammen,

diese Theorie ist mir neu, und auch wenn in der Nähe einige nicht-aktive Sanitätseinheiten der Bw waren, glaube ich da nicht so ganz dran. Anbei ein Bild, dass die Verhältnisse vor Ort im Sommer 2005 zeigt. Eine Rampe ist nicht vorhanden. Zumeist wurde die Munition mit Container-Seitenliftern dort abgeladen und in die Munitionsdepots verbracht.

Gruß Tobias
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Beitrag von Rex Danny » 25.04.2018 00:47

Warum muß für Verwundetenverladung eine Rampe vorhanden sein? Sie werden auf Tragen aus den Sankas per Hand durch Träger in die Züge umgeladen. Dafür braucht man keine Rampe. Aber eine lange Beladezone hat den Vorteil, daß wesentlich mehr Sankas nebeneinander stehen können bzw. lange Züge nicht abgekoppelt und aufgesplittet werden müssen.

Grüße


Rex Danny

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Beitrag von Der Landfranke » 25.04.2018 08:43

Rex Danny hat geschrieben:Warum muß für Verwundetenverladung eine Rampe vorhanden sein? Sie werden auf Tragen aus den Sankas per Hand durch Träger in die Züge umgeladen. Dafür braucht man keine Rampe. Aber eine lange Beladezone hat den Vorteil, daß wesentlich mehr Sankas nebeneinander stehen können bzw. lange Züge nicht abgekoppelt und aufgesplittet werden müssen.
Außerdem kann man tragbare Alurampen anlegen, oder auch Stapler mit Liftplattformen nutzen. Das mitführen von tragbaren Rampen im Zug würde ich eh als sinnvoll erachten, für den Fall einer notwendigen Evakuierung auf freier Strecke.

MfG
Der Roflian
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Beitrag von HW (†) » 26.04.2018 19:44

Dazu noch folgendes (ich habe es ja auch zum ersten mal gehört): Die Reservisten der Krankentransportzüge Schiene übten ja sehr häufig. Bei den Übungen wurden oft die Bahnstrecken und Bahnhöfe angefahren, die auch in einem evtl. Verteidigungsfall benutzt worden wären. In alten Unterlagen wurde z. B. Wetzlar, Bad Kreznach und Kirn genannt. Von Kirn wurden die "Übungsverwundeten" mit Sanitätsfahrzeugen zum Lazarett nach Rhaunen gefahren.
Es wäre ja denkbar, dass nach Fertigstellung des Umschlagbahnhofes Zolleiche die Lazarettzüge nicht in Kirn entladen hätten, sondern über Hermeskeil zur Zolleiche.

In Langenargen am Bodensee soll auch öfters ein Lazarettzug gestanden haben (das wurde mir von verschiedenen Stellen bestätigt u. a. auch von Bahn-Mitarbeitern. Das war aber bei den Symposium des Sanitätsdienstes.

http://www.panzerbaer.de/units/bw_hstr_ ... chiene.htm

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Beitrag von Der Landfranke » 28.04.2018 19:04

Aha, wie ich vermutete. Mitführbare Rampen (siehe 2. Foto).

MfG
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