Seltsamer Sockel in Bombenform, was ist das?

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 22.11.2013 20:24

Hallo Shadow, ich hatte den Umfang mit Maßband aus dem Nähkasten gemessen, wie weiter oben angegeben. Um wirklich Klarheit zu bekommen, müsste man das Teil ausbuddeln, um die komplette Form zu kennen.

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Shadow
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Beitrag von Shadow » 23.11.2013 00:25

Oh, die 34cm am Anfang waren mit beim Durchrollen gestern dann durchgerutscht. Mit den Massen und der Form könnte es sich dann tatsächlich um eine Übungsbombe SC250 handeln. Ich schreibe bewusst könnte, denn erstens bin ich kein Experte zu dem Thema und zweitens ist Munition aufgrund der damit verbundenen Gefahren hier nie ein Thema gewesen und wird es auch nie sein. Dieser Bombenthread steht hier lediglich, weil es offensichtlich ist, das es sich um ein harmloses Objekt handelt. Denn sonst würde es sich nicht seit so langer Zeit so offensichtlich am Rande eines Weges befinden.

Jede weitere Überlegung zum Thema "ausbuddeln" betrachten wir bitte trotzdem als rein theortisch. Das Ding bleibt da bitte in weiterer Zukunft unangetastet.

Um das abschliessend zu klären habe ich mal einen Fachmann zu diesem Thread nach seiner Meinung gefragt. Nach dem, was auf Deinem Bildern zu sehen ist, sollte dieser Person auch ohne weiteres Buddeln eine Einschätzung möglich sein. Da es sich aber nicht um etwas explosives handelt, habe ich das per PN und nicht telefonisch gemacht. Ich denke, wir können da sorgenfrei auch noch ein paar Tage auf eine hoffentlich kommende aber dann fundierte Beurteilung warten.

Thorsten.

Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 25.11.2013 15:38

Hallo,
nach diesem Bild http://www.google.de/imgres?biw=1280&bi ... =111&ty=87 ist die Ähnlichkeit nicht wegzuleugnen, besonders bei den Vertiefungen. Also habe ich den zuständigen Dienst in Kiel Bilder geschickt. Mal schauen, was die antworten, ich berichte.

Bunkerbob
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Mal sehen, wass der Fachmann sagt ...

Beitrag von Bunkerbob » 25.11.2013 16:09

hier erstmal meine Meinung:

"Betonbomben" des Kalibers 250 kg hatten die Deutschen im 2.WK in zwei Ausführungen: die ZC-250 (ZC-250, ZC-250 A und ZC-250 M) sowie die SBe-250.

Die ZC-250er waren Übungsbomben, die die gleichen ballistischen Eigenschaften hatten wie die "richtigen" Sprengbomben, aber fast komplett aus Beton bestanden. Es gibt die allgemein bekannte Form ZC-250 A (siehe auch die beiden links) mit den Aufnahmen für Glasampullen, die beim Aufschlag zerbrechen und durch eine Rauchwolke den Aufschlagpunkt markieren sollten ("Ziel getroffen" oder "daneben").
Das ist schon brisant genug: die Füllung der Glasampullen ist z.B. Chlorsulfonsäure (ggf. noch mit Schwefeltrioxyd als "Nebelsäure"), beim Zerbrechen der Glasampulle wird die freigesetzt und erzeugt stark ätzenden Nebel.
Die ZC-250 ohne Zusatz hat eine richtigen Aufschlagzünder eAZ(5) bzw. AZ C-50 und eine Zerlegerladung von 0,425 kg "Füllpulver 02" (= TNT !) Bei deutschen Bomben kann man zwar davon ausgehen, dass die Kondensatoren der elektrischen Aufschlagzünder - wenn sie denn beim scharfen Abwurf tatsächlich geladen wurden - inzwischen ihre Ladung verloren haben und damit der Zünder nicht mehr auslöst - aber leider wurde als Überttragungsladung "Granatfüllung 88" verwendet (Pikrinsäure), die die unangenehme Eigenschaft hat, mit Metallen (z.B. der Zünderbuchse) sog. Pikrate zu bilden - hochempfindliche Kristalle, die bei geringer mechanische Beanspruchung zur Detonation führen können.
Die SBe-250 war dann eine richtige Splitterbombe, keine "Notlösung-als-wir-zu-Kriegsende-nichts-mehr-hatten", wie ich erst dachte, sondern tatsächlich bereits zu Kriegsbeginn 1940 entwickelt und eingesetzt (wohl eher eine "Notlösung-als-wir-zu-Kriegsbeginn-noch-nicht-genügend-Bomben-produzieren-konnten"), mit gehacktem Stahl im Beton (zur Splitterbildung, der Beton wird bei der Detonation pulverisiert) und einer Ladung aus ca. 50 kg Sprengstoff.

Die 250 kg Bomben waren so konstruiert, dass sie im ESAC-250 Magazin auch senkrecht aufgehängt werden konnten. Hierzu ist an der Bombenspitze ein M 20 Gewinde zum Einschrauben einer Aufhängeöse eingebracht. Für die Betonbomben war dies natürlich auch erforderlich, deswegen hat jede Betombombe (ZC und SBe) vorne in der Bombenspitze Metall.
Die SBe 250 hat allerdings vorne über die Ogive eine Metallkappe, der Beton ist erst um den zylindrischen Teil herum angebracht.
Vom Aussehen tippe ich daher auf eine ZC-250, bei der vorne schon etwas Beton fehlt. Genaueres kann man erst nach dem Freilegen feststellen, aber das ist dann wirklich Sache der Fachleute vor Ort!
Gruß
Robert

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Beitrag von Shadow » 25.11.2013 17:30

Danke an Robert,

Mike hat da auch noch kurz Rücksprache gehalten. Danach gehe ich im Moment davon aus, dass wir sowohl mit der Bestimmung des Typs grob in der richtigen Richtung unterwegs waren als auch mit der Einschätzung der tatsächlichen aktuellen Gefährdung.

Thorsten.

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Wir werden sehen

Beitrag von Bunkerbob » 26.11.2013 08:45

was der KBD sagt, wenn er dort war.
Zu 99,999.. % ist das Ding leer, ohne Ampullen und somit völlig ungefährlich. Aber diese letzten Prozentbruchteile ...

Wird wohl nicht so krass sein wie die Ausstellungsbombe vor dem Haupteingang der RAF-Basis Scampton (Heimatbasis der Dambuster No. 617 Squadron)
http://web.archive.org/web/200909180756 ... d_slam.htm

http://tinyurl.com/qbqmrpb

Robert

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Beitrag von Deichgraf63 » 26.11.2013 17:39

Guten Abend, der KBD rief heute früh bei mir an, Übungsbombe ist wohl sicher.
Sie kommen morgen Vormittag und schauen sich das an, ich zeige ihnen den Fundort. Was dann passiert, werde ich sehen, Knipse nehme ich natürlich mit.

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Übungsbombe

Beitrag von argus » 27.11.2013 14:25

Hallo!

Bin vor 5 Jahren mitten in einem kleinen Ort in Westmittelfranken auch auf eine solche Übungsbombe gestoßen. Ich kann aber leider keine Maße angeben. Hole das 2014 mal nach.

Gruß!

argus
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Beitrag von Deichgraf63 » 27.11.2013 15:05

Hallo,
das Ding auf dem letzten Bild sieht sehr ähnlich aus.
Auf jeden Fall war ein Herr aus Kiel heute da und hat etwas gebuddelt. Ampullen waren nicht vorhanden, der Betonkörper scheint ganz zu sein, wackelte nicht einmal. Das Ding wird die nächsten Tage fachmännisch ausgebuddelt.
Ob "entsorgt" wird oder ob das Teil in ein hiesiges Museum dürfte, ist noch unklar. Als Rechtsnachfolger des 3.Reiches gehört das Teil der Bundesrepublik Deutschland.
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Beitrag von Talpa » 27.11.2013 23:00

Ich fände es gut wenn dieses Relikt einfach stehenbleibt, so wie es ist.
Um so mehr, als das dieser Betonkörper als unschädlich eingestuft ist/ wird.

Irgendwer wird sich vor langer Zeit einmal Gedanken und Mühen gemacht haben und diese Bombe aus irgendwelchen Gründen dort so eingegraben haben wie sie dort steht.
Jedenfalls macht die Verwendung nicht den Eindruck als das damit Bomben ein Denkmal gesetzt werden sollte.
Vielmehr wurde hier Improvisiert und Kriegsmaterial friedlich umgenutzt.
Da entfallen diese Gründe zur Beseitigung.

Talpa
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