Ln-Üb-Stelle

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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nordfriese
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Ln-Üb-Stelle

Beitrag von nordfriese » 06.09.2012 16:11

Moin!

Ich habe vorhin mal in einem anderen Forum geblättert und dort fiel mir eine Frage auf:
Was ist eine "Ln-Üb-Stelle"?

Den Begriff habe ich schon einmal in einem "Verzeichnis der baulichen Anlagen im Luftgau ..."
gelesen, mir aber nie Gedanken darüber gemacht.

Steht "Üb" für "Übung" oder liege ich da falsch? Was für eine Aufgabe hatte solch eine Stelle?

Gruss aus NF!
Rolf
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aflubing
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Beitrag von aflubing » 08.09.2012 18:58

Hallo Rolf,
lt. Hoffmann ist die "Ln-Üb-Stelle" der Deckname für die Luftdurchgangsvermittlung (LDV).
MfG aflubing.

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 08.09.2012 20:57

Moin Rolf,

ergänzend zu aflubing:

Im Verzeichnis der baulichen Ablagen der Luftwaffe (Anlage zum Luftwaffenatlas des Luftgaukommandos VI) BAMA RL 6/6 findet sich auf S. 24 nur folgende Information:

Bezeichnung der Anlage: N 9
Name der Anlage: Wiedenbrück
Art der Anlage: Funk-Übungsstelle Dortmund
Zuständiges Bauamt: Mümster
Baulicher Zustand: fertig


Hoffmann bietet einige weitere Informationen, die etwa dem Stand Mitte bis zweite Hälfte der Dreißiger Jahre wiedergeben.
In jedem Luftkreiskommando wurde eine Luftdurchgangsvermittlung erbaut
und je nach Bedarf waren mehrere Luftverteilervermittlungen und Luftendver-
mittlungen vorgesehen
Es wurden gebaut
LDV Königsberg (LV 11) für LKK I
LDV Biesenthal (LV 12) für LKK II
LDV Senftenberg (LV 13) für LKK III
LDV Wiedenbrück (LV 14) für LKK IV
LDV Nürnberg (LV 15) für LKK V
LDV Rostock (LV 16) für LKK VI

und die Lufthauptvermittlung (LHV) in Wildpark bei Potsdam (LV 10) für das
RLM
Eine LDV (Deckname Ln-Übungsstelle) hatte die personelle Stärke einer
Fliegerhorst-Ln-Stelle und als Dienststellenleiter einen Hauptmann der Ln-
Truppe Sie wurden an Kabelknotenpunkten der Fernkabel, möglichst in un-
mittelbarer Nähe von postalischen Verstärkerämtern, abseits von Ortschaften
und gut getarnt in neuen Anlagen errichtet.
Die Anlagen bestanden oder sollten bestehen aus mehreren voneinander abgesetzten
Gebäuden, einem Fernsprechbunker, Fernschreibbunker, Wirtschaftsgebäuden,
Gebäuden für Notstromaggregate, Verstärkeramt für DRP und dem
notwendigen Postpersonal. Das Betriebspersonal für die LDV stellte die jeweilige Kompanie für ortsfeste Anlagen der Luftkreisnachrichtenabteilungen (später die 1. Kompanie des
nächsten Luftgaunachrichtenregiments). Die LDV boten den Ln-Einheiten eine
günstige Aus- und Weiterbildungsmöghchkeit im Fernsprech- und Fernschreibbetriebsdienst
Q: alle vorhergehenden Zitate, Hoffmann Bd 1 S. 106


Viele Grüße, Eric
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Beitrag von nordfriese » 09.09.2012 08:34

Moin!

@aflubing
Gut Ding will Weile haben! ;-)
Ein Dankeschön für diese Info!

@EricZ
Tolle Info! Mein Horizont ist wieder um ein wenig erweitert!
Danke, dass du nachgeschaut hast! Habe leider keinen Hoffmann. :-(
Gab es im Luftgau VI nur eine? Im LG XII gab es sechs Ln.-Üb.-Stellen.

...nur frage ich mich, warum in einer als "Geheim - Geheime Kommandosache" einge-
stuften Akte ein "Deckname"/eine "Deckbezeichnung" auftaucht. Die Funksendezentralen
sind ja auch mit Funksendezentralen bezeichnet und nicht mit der Tarnbezeichnung
"Wetterfunkstelle".

Egal... Die Frage hat sich geklärt.
Nochmals einen schönen Dank an euch beide! :kiss:

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von EricZ » 09.09.2012 16:11

Moin Rolf,

sechs LDV im Bereich LG XII?

Nach meiner Einschätzung kann diese Anzahl nicht korrekt und allenfalls zutreffend sein, wenn man unter dem Decknamen Ln-Üb-Stelle neben der einen LDV (Luftdurchgangsvermittlungen) je Luftkreis/-gau auch noch daran angeschlossene LVV (Luftverteilervermittlungen) und LEV (Luftendvermittlungen) zusammenrechnet.

Wirf mal bitte einen Blick auf die angehängte Datei mit der Struktur des Luftwaffen-Grundnetzes. :holy:

Viele Grüße, Eric
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Beitrag von EricZ » 09.09.2012 18:50

Moin Rolf,

in der mir vorliegenden Anlage zum Luftwaffenatlas gibt es unter "J" neben Fu.S.Z. und Fu.S.Z.z.b.V. folgende Angaben:

- Wetterdienststelle (Remscheid)
- Wetterdienstfunkstelle (Mönkeberg und Beckum)
- Wetterfunkempfangstelle "W.12" (Telgte)
- Wetterdienstfunksendestelle (Iburg)
- Wetterstation (Brocken)

Daneben je eine
- F.Fu.F. in Düren-Krauthausen
- Fu.-R.-Stelle in Aachen Pelzerdüren
- Fu.R.St. Nordhelle
- Fu.R. Stelle Renneckenberg

Könntest Du mal bitte aus der Dir vorliegenden Unterlage entnehmen, wo die sechs Ln-Üb-Stellen im LG XII waren?

Viele Grüße, Eric
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Beitrag von nordfriese » 10.09.2012 01:43

Moin!

@EricZ

Jau... (hab mich doch tatsächlich verzählt...)

Im Luftgau XII gab es folgende Ln.-Üb.-Stellen (Thanks, SES!):
- Giessen-Kl.Linden
- Gelnhausen
- Frankfurt a.M.
- Trier-Kenn
- Eibingen
- Koblenz-Urbar
- Hirschau

Im Luftgau XVII werden nur provisorische Ln.-Üb.-Stellen erwähnt.
Orte in anghängter KMZ-Datei... (Danke, Jürgen!)

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von EricZ » 10.09.2012 10:19

Moin Rolf,

Hoffmann hat eine Übersicht über die LHV, LDV und LVV (Stand 31.08.193(9?))
Auch die von Dir aufgeführten Ln-Üb-Stellen sind darin zu finden.
Allerdings ist es so, wie ich bereits vermutet habe: Ln-Üb-Stellen waren nach Hoffmann nur die LDV, nicht die nachgeordneten LVV und LEV. Warum im Luftwaffenatlas LVV und LEV anscheinend auch als Ln-Üb-Stellen bezeichnet wurden entzieht sich meiner Kenntnis, vielleicht schlcihtweg wegen des Sachzusammenhangs. :?

Grüße, Eric
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Beitrag von nordfriese » 10.09.2012 14:14

Moin!

@EricZ

Danke dir für deine Infos!
Horizont wieder ein wenig erweitert... :-)

Gruss aus NF!
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Beitrag von Cremer » 10.09.2012 14:14

@Eric,

man erkennt auch deutlich nach der Tabelle von Hoffmann, dass die LHV und LDV immer in der Nähe eines Fernkabels der Deutschen Reichspost waren. 1935 setzte vorrangig unter militärischen Gesichtspunkten bestimmte Vermaschung des Fernkabelnetzes ein.
Beispiel:
Das ab 23.Juni 1936 gültige „Sonderbauprogramm 1936/37“ sah u.a. die Errichtung eines unterirdischen Verstärkeramtes „Bingerbrück II“ im Raum Rüdesheim (LDV Eibingen?)vor, von dem ein Maschenkabel, das Fk 213 nach Limburg (schaltfertig 15.9.1938) führen sollte. Außerdem wurde Bingerbrück II Ausgangspunkt für das Fk 217, das über Bad Kreuznach nach Saarbrücken führte (schaltfertig 1938) sowie FK 243 nach Usingen (schaltfertig 1940). Das FK 7 (Köln - Frankfurt) führte ebenfalls über Bingerbrück.
(Quelle: das militärische Fernmeldewesen Deutschlands im zweiten Weltkrieg 1939-1945 von H.G. Kampe)

Die vorgeschalteten, reservierten Adern der "Störungsnetze" (Sondernetze) in den Fernkabeln waren somit für solche Vermittlungen leicht auszuleiten/einzuleiten waren.
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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