Gummigestank in Eidelstedt und Flexscheiben aus Lurup

Fabriken, Kraftwerke, Zechen ...
berndboho
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Hochschornstein Eidelstedt

Beitrag von berndboho » 02.08.2012 11:24

Moin Zusammen,
auf Nachfrage bei meinem alten Herrn (Jg.1926) sagte der mir, das ist der Rest einer Großgärtnerei (an eine Menge Gewächshäuser kann ich mich auch noch erinnern ), aber wozu braucht eine Gärtnerei so einen Schlot? Vielleicht zum beheizen der Gewächshäuser? Fragen über Fragen.... Ich bleib am Ball. Gruß Bernd

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FishBowl
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Beitrag von FishBowl » 03.08.2012 01:20

Kann schon sein, dass ein ungewöhnlich hoher Schornstein für die Beheizung benötigt wurde, nämlich wenn dafür Torf verfeuert wurde.

Zumindest hat mir das mein seliger Großonkel vor Jahrzehnten erklärt, der damals selbst Gärtner bei der Bremer Wollkämmerei war, in der Parkanlage in Blumenthal.
Seine Gewächshäuser wurden wohl modern mit Öl (oder Gas?) beheizt, der dortige Schornstein war ganz normal niedrig und unauffällig, Metallrohr mit Kappe.

Aber als wir einmal entfernte Verwandte im Oldenburgischen besuchten, fiel mir zwischen dortigen Gewächshäusern ein wahrlich riesiger gemauerter Schornstein auf, wie ich ihn in Lohbrügge von einer Ziegelei kannte, und so habe ich ihn natürlich gleich gefragt...

Trotz der Höhe roch man das Abgas deutlich, und sicher wollte man das weder im eigenen Wohnhaus noch in der Nachbarschaft allzu stark wahrnehmen.

Grüße

Jürgen

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 03.08.2012 08:46

Moin,

auf diesem Bebauungsplan ist die alte Gebäudeanordnung zu erkennen.

http://www.geoportal-hamburg.de/bplan/Eidelstedt1.pdf

Grüße
Djensi

olaf20
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Beitrag von olaf20 » 08.08.2012 18:06

Moin!

Der Schornstein gehörte zur Walter Süptitz oHG und das war ein Jungpflanzenanzuchtbetrieb und zwar damals der größte Deutschlands.

Nebn dem Schornstein war ein Tank für 1 Mio Liter Schweröl und 3 Kesselhäuser mit Schiffskesseln für die Beheizung.

Der Betrieb selber hatte 35000 qm Unterglasfläche für die Anzucht von Jungpflanzen. Das waren zu Spitzenzeiten ca. 1,5 bis 2 Mio Pflanzen pro Woche.

Ich habe da nach meiner Lehre ein paar Jahre gearbeitet.

War schon Eindrucksvoll ;)

Mich würde mal interessieren ob die unterirdischen Versorgungskanäle noch existieren?

Übrigens: Das größte Gewächshaus schluckte in kalten Nächten 8 to. Schweröl pro Nacht und Schiff und hatte 5 Schiffe ingesamt!

Gruß

Olaf

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Beitrag von Djensi » 09.08.2012 08:52

:thumbup: :thumbup: :thumbup:

Danke für die Infos!

Grüße
Djensi

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Gärtnerei im Hörgensweg

Beitrag von arne.kunstmann » 09.08.2012 18:32

Hallo,
auch von mir besten Dank für die Info´s!
Wann wurde die Gärtnerei denn geschlossen und hatt das etwas mit dem Bau der Autobahn zu tun?
Oder mit dem Bau der Siedlung auf der anderen Seite der Straße?
Was für Schiffe sind da gemeint, werden Gewächshäuser in Fachkreisen so genannt?
Fragen über Fragen... :lol: :-) :lol:
Gruß
Arne
Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee...

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Re: Gärtnerei im Hörgensweg

Beitrag von master » 09.08.2012 18:58

arne.kunstmann hat geschrieben: Was für Schiffe sind da gemeint, werden Gewächshäuser in Fachkreisen so genannt?

http://www.husmann.de/images/dachformen ... iffige.jpg



Thomas

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Beitrag von FishBowl » 09.08.2012 21:59

Der Begriff "Schiffe" wird auch im Sakralbau seit Ewigkeiten verwendet.

Nebenbei, besonders hohe Schornsteine für Heizanlagen mit Schwerölfeuerung gab es in den 60ern und 70ern auch in einigen Großwohnsiedlungen, z.B. in Bergedorf-West.
Irgendetwas musste man ja mit diesen Raffinerieabfällen anstellen...
Heute verbrennt man diesen Dreck bekanntlich in großen Schiffsmotoren.

Mir war nur nicht klar, dass das üble Zeug auch in der Landwirtschaft Verwendung fand.

Grüße

Jürgen

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Beitrag von olaf20 » 27.10.2012 13:02

Ich hab die Tage mal in alten Bildern gestöbert.

Die Gärtnerei hat Anfang der 90er Konkurs angemeldet. Abgerissen wurde das Areal aber erst gute 10 Jahre später.

Die Kessel für den Schwerölbetrieb müssten so Anfang der 70er eingebaut worden sein. Das war die Zeit der Ölkrise und man musste sich was überlegen um wirtschaflich arbeiten zu können.

Für den Betrieb wurden 3 Schiffskessel vorgehalten. Für den Notbetrieb konnte auf normales Heizöl umgestellt werden.

Die heutig A23 wurde erst nach Gründung der Gärtnerei gebaut und war lange eher eine gut ausgebaute Bundesstraße mit Ampeln.

Die Siedlung selber wurde in den 60ern gebaut und war komplett sozialer Wohnungsbau (und später auch Brennpunkt).

Infos zum Betrieb findet man im Netz leider keine. Muss mal gucken was ich noch so habe.

Viele Grüße

Olaf

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