Klotzsche Tisch

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
kontingentstruppen
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Klotzsche Tisch

Beitrag von kontingentstruppen » 11.04.2012 21:38

Hallo,
irgendwie ist der Brief einer ehemaligen Luftwaffenhelferin , die heute in Australien lebt ,bei mir im Museum 'Alter Flakleitstand ' gelandet , mit der Bitte Ihre Fragen zu beantworten.
Da der Klotzsche Tisch nicht unbedingt mein Spezialgebiet ist,möchte ich Euch bitten, ihn einmal zu lesen und vielleicht kann ja einer Ihre Fragen beantworten .

Vielen Dank schon mal
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janne
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Beitrag von janne » 11.04.2012 22:06

Moin,
der Name "Klotzsche- Tisch" entstammt eventuell dem Luftnachrichten- Regiment 1. Stab II hatte seinen Sitz in Dresden- Klotzsche.
Quelle:http://www.ww2.dk/ground/ln/ln1.html

Wurden die Auswertungstische dort als erstes eingesetzt oder entwickelt?

Die wahrscheinlich luftnachrichtenmäßig korrekte Bezeichnung für die Tische lautet Fluma (Flugmelde- Abteilung)- Tisch.

Vielleicht hilft dies bei derr Eingrenzung weiter!

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 11.04.2012 22:13

Moin,

benannt wurde der Auswerte-Tisch nach dem Ortsteil Dresdens, in dem eine Luftwaffen-Kaserne lag und u.a. Flugmelde-Lehrgänge standfanden.
Entwickelt wurde der Tisch ca. 1942 und kam erstmalig Ende Januar 1943 im Fluko Caen zum Einsatz, später auch im Reichsgebiet.

Grüße, Eric

PS: Dies ist ein Funkmeß-Thema. Bitte diesen Beitrag mal in das entsprechende Unter-Forum verschieben. Danke :thanx: Done, Shadow.
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der kleine Bazi
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Beitrag von der kleine Bazi » 11.04.2012 22:47


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Beitrag von EricZ » 12.04.2012 09:58

Moin Kontingentstruppen,

in dem bis etwa 1942 noch recht individuell organisiertem Verfahrens von der Flugwegbeobachtung durch Flugwachen bis zum Eingang gefilteter Informationen bei Nutznießern (Flak, Fliegerhorste, Warnzentralen) existierten zu viele Zwischenstufen, die zu einer zu langsamen Informationsweitergabe führten. Die Zeitdauer mußte vor allem deshalb deutlich verkürzt werden, weil während des Krieges die gegenerische Flugzeugentwicklung nicht stagnierte und immer schnellere Maschinen entwickelt wurden und zum Einsatz kamen. Eine zu langsame Informationsweitergabe von der Erfassung bis zum jeweiligen Nutznießer führte zu immer verkürzteren Reaktionszeiten oder verspäteten Reaktionen in der Luftabwehr.

Erst ab Mitte 1942, nachdem der Chef des Nachrichten-Verbindungs-Wesens der Luftwaffe durch eigene Inaugenscheinnahme die Defizite erkannt hatte, konnte vom Flugmelde-Lehr-Regiment in Dresden-Klotzsche eine neue vereinheitlichte Arbeitsweise entwickelt werden, die u.a. jedes Schreiben unterband und auch zur Entwicklung des Klotzsche-Tisches führte.

Von den bereits zuvor erwähnten Tischen wurden nach Hoffman 237 Stück ausgeliefert. Die ersten Tische dieser Art kamen ab bzw. nach April 1943 in den Luftgauen West-Frankreich, Belgien-Nordfrankreich, Holland sowie VI (Münster) und XI (Hamburg) zum Einsatz.


Eine ausführliche und nachvollziehbare Beschreibung der verschiedenen Fluma (Flugmelde-Auswertetische) und der Arbeitsweise der daran eingesetzten Soldaten und Ln-helferinnen findet sich z.B. in


BAMA RL 11/210

Organisation des Flugmelde- und Flugmeldemessdienstes.- Vortrag mit Anlagen
Enthält u.a.: Flugmeldeauswertetisch "Dresden II" (schematische Darstellung)
Vorläufige Planung des Kleinfluko-Einsatzes im Bereich 13. Flak-Div. (Einsatzskizze)

oder bei

Birgitta Godt, Aspekte der Radarentwicklung und -anwendung im Zweiten Weltkrieg
1. Auflage 2003, 370 Seiten, ISBN 3-89649-870-3

Letztgenante Quelle liegt mir vor, kann aber erst heute Abend darauf zugreifen.


Einige Fragen meinerseits:
Wann war die Zeitzeugin während der Kriegsjahre wo eingesetzt?
Vielleicht in einem Klein-Fluko (Flugwachkommando)?
Erinnert sie sich noch an ihre Feldpost-Nr.?


Viele Grüße, Eric
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Beitrag von kontingentstruppen » 15.04.2012 20:58

Hallo , vielen Dank für die Infos.

Hallo EricZ !

Hattest Du schon einmal nachgeschaut ?

Wie komme ich an die Unterlage
BAMA RL 11/210
ran.

Die Informationen von der alten Dame besorge ich

Richard

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 15.04.2012 22:22

Hallo Richard,

BAMA RL 11/210 findet sich als Primärquelle in Freiburg im Bundesarchiv-Militärarchiv (BAMA)
Für den, der nicht gerade im Breisgau beheimatet ist, wohl eher eine recht umständliche Lösung - obwohl jeder Besuch im BAMA völlig andere Erkenntnisse bringt, als z.B. das alleinige Suchen von Informationen im Netz.

Die andere erwähnte Quelle ist recht leicht verfügbar, da die Dissertation von Fr. Godt im Buchhandel erhältich ist. Zu Aspekte der Radarentwicklung und -anwendung im Zweiten Weltkrieg gibt es eine Zusammenfassung hier: http://www.hartung-gorre.de/godt.htm

Viele Grüße, Eric
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Beitrag von Cremer » 16.04.2012 22:40

@Richard,

das Buch ist sehr lesenswert
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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Beitrag von SES (†) » 17.04.2012 13:15

Two pictures to illustrate what we are talking about.
mfg
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Beitrag von EricZ » 17.04.2012 13:26

Hi Michael

do you know where these pictures have been taken?

Anbei auch ein Bild, welches 1943 im Klein-Fluko Duisburg B Venray entstanden ist und die taufrische Situation im Sommer 1943 dokumentiert.

Viele Grüße, Eric
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