41. und 61. Infanteriedivision in SH

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Malefiz
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41. und 61. Infanteriedivision in SH

Beitrag von Malefiz » 06.04.2012 13:39

Hi,
Ich habe gerade das Buch "Die Streitkräfte der DDR und Polens in der Operationsplanung des Warschauer Paktes" von Rüdiger Wenke vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt gelesen. Sehr interessant. Dort ist die Rede davon, dass die NVA glaubte, dass sich aus dem Territorialkommando SH im Verteidigungsfall diese beiden Divisionen gebildet hätten. Hat schon mal jemand davon gehört? Abgesehen davon, dass die Namen sicher anders gewesen wären, habe ich davon jetzt zum ersten mal gehört. Auf den Karten in dem Buch ist auch zu sehen dass man von einer US Marineinfanteriedivision an der Grenze zu Dänemark, sowie einer weiteren Britischen Division nördlich von Hamburg ausging.
Vielleicht kann man das weiter beleuchten
Grüße Peter

Dave2008
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Beitrag von Dave2008 » 06.04.2012 15:32

Hallo Malefiz,
zum Thema US Marineinfanterie, kann ich nur sagen das wir Ende der 80er zumindest einmal im Bereich SH mit Marines zusammen geübt haben.
Die beiden Divisionsbezeichnungen sind mir auch gerade bei der Lektüre des Buches "NVA Anspruch und Wirklichkeit" aufgefallen.
Zumindest die Zahl 61 läßt sich vielleicht aus den Zusatztruppen der ehemaligen 6.PzGrenDivision ableiten. Die 6. war ja etwas anders gegliedert, als der Rest. Viele dieser "Zusatzeinheiten" hatten die Zahl 610 in Ihrer Bezeichnung. Vielleicht wurden diese von der anderen Seite als MobTeile einer 61. Division identifiziert. 410 Truppenteile sind mir jetzt allerdings nicht errinnerlich.

Gruß

Dave

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turul
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Beitrag von turul » 06.04.2012 16:37

Die "41. Division" ist wahrscheinlich vom Verfügungstruppenkommando 41 des TerrKdo S-H abgeleitet. Die Verfügungstruppenkommandos waren gekürzte Divisionsstäbe zur Führung zeitweilig zusammengefasster Truppen des Territorialheeres.

Das Thema 41. und 61. Division ist vor einigen Wochen im "cold-war-Forum" schon einmal diskutiert worden, siehe:
http://www.cold-war.de/showthread.php/2 ... #post24895

K Pagel
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Beitrag von K Pagel » 06.04.2012 19:22

In dem Buch von W. Weber "Die Streitkräfte der NATO auf dem Territorium der BRD", erschienen mit der ersten Auflage 1984 (mir hier vorliegend) im Militärverlag der DDR, heisst es dazu:
"... Als Verstärkungen der NATO-Gruppierung sind nicht nur die Heimatschutzbrigaden 51 bis 56 und 61 bis 66, sondern auch die 15 Heimatschutzregimenter zu betrachten, die mit den Verfügungstruppenkommandos und den Heimatschutzbrigaden 61 bis 66 zur Erfüllung einer Kampfaufgabe zu Kampfverbänden zusammengefasst werden können, die 12 leichten Divisionen äquivalent sind. ..."
Keine Ahnung, wie die auf 12 Divisionen kommen, ich habe damals jedenfalls was von 6 gelernt. Die HSchBrig 51 bis 56 waren ja der NATO bereits assigniert und teilweise (wie z.B. die HSchBrig 51 der 6. PzGrenDiv) den Divisionen des Feldheeres unterstellt. Ich habe gelernt, dass das VerfTrKdo 41 als "Divisionsstab" die Kampfverbände HSchBrig 61, HSchRgt 71 und HSchRgt 81 geführt hätte. Diese Annahme habe ich auch so aus mehreren Übungen auf dem Gefechtsstand der 8. MSD, Zelle Aufklärung, bei der Beurteilung der Gegnerlage in Erinnerung.
Zuletzt geändert von K Pagel am 06.04.2012 19:55, insgesamt 1-mal geändert.

Malefiz
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Beitrag von Malefiz » 06.04.2012 19:30

@dave2008 danke für den Tip, das Buch werde ich mir besorgen.

@turul, peinlich, das hatte ich sogar gelesen, war aber in dem Thema Angriffspläne für mich untergegangen.

Könnte es sein das die Amerikaner Ihr Gerät in Garlstedt gelagert hatten? Zu meiner Dienstzeit 79/81 hatte ich mal gehört dort wären Marines, die den Hafen Nordenham schützen sollten, später habe ich gelesen, dass in Garlstedt eine Brigade einer 2. US Heerespanzerdivision (Hell on wheels) lag. Könnten das die Kräfte gewesen sein, die in SH wirken sollten?

Welche englischen Verbände kamen in Frage?
Ich denke, dass die Annahme der NVA ja wohl begründet waren.

K Pagel
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Beitrag von K Pagel » 06.04.2012 19:55

Die 2.(US)PzDiv, deren 3. Brigade in Garlstedt "vorausstationiert" war, war Bestandteil des III. (US) Korps, dieses war als Reserve der Northern Army Group vorgesehen.

Zu möglichen Verstärkungen steht in der o.g. Quelle (Seite228):
Als mögliche Vertärkungen der Landstreitkräfte hat die NATO - abhängig von der Lage - je 1 Marineinfanteriebrigade der USA und Großbritanniens mit niederländischem Anteil, 1 Division bzw. Brigade der Landstreitkräfte Großbritanniens und die beweglichen Einsatzkräfte der NATO-Streitkräfte Europa (Brigadestärke) voegesehen.

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turul
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Beitrag von turul » 06.04.2012 20:07

K Pagel hat geschrieben:Ich habe gelernt, dass das VerfTrKdo 41 als "Divisionsstab" die Kampfverbände HSchBrig 61, HSchRgt 71 und HSchRgt 81 geführt hätte.
Das war sicher möglich, aber damit haben wir allenfalls die Infanterie für eine wie auch immer geartete Reserve-Division. Es fehlt noch fast alles was, eine Division für einen erfolgreichen Einsatz braucht (Artillerie, Flugabwehr, Logistik usw.).
Ob die Heimatschutzregimenter für einen Einsatz gegen mechanisierte Truppen wirklich einen Gefechtswert hatten, wage ich sehr zu bezweifeln. Pro Heimatschutzregiment gab es zwar fast ca. 2.500 Mann auf LKW beweglich gemachter Infanterie, was weit mehr war, als in jeder Panzergrenadier- oder Heimatschutzbrigade verfügbar gewesen wäre.
Dagegen fehlten weitreichende Panzerabwehr oder gar gepanzerte Teile fast völlig (bis 1985 pro Heimatschutzregiment 10 Leichtgeschütze 106 mm auf LKW 0,25 t, dann 7 Kanonenjagdpanzer). An sonstigen schweren Waffen gab es im Normalfall pro Regiment 18 Mörser 120 mm (gezogen von LKW), dazu die insgesamt 21 Feldkanonen 20 mm der Jägerbataillone. Ob man damit gegen ein Mot. Schützenregiment viel hätte ausrichten können, möchte ich bezweifeln.

Die mysteriöse "61. Division" bleibt weiter fraglich, weil dafür überhaupt keine Kräfte mehr verfügbar gewesen.

K Pagel
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Beitrag von K Pagel » 06.04.2012 20:19

Die mysteriöse "61. Division" bleibt weiter fraglich, weil dafür überhaupt keine Kräfte mehr verfügbar gewesen.
Die kann ich ja gerade auch nicht zuordnen und die ist mir auch nirgends "untergekommen". Keine Ahnung, wer die woher "gezaubert" hat.

Zu dem anderen Teil deines Beitrages:

Diese Kräfte wurden durch uns als mögliche Verstärkungen angenommen, die natürlich erst nach vollständigem Abschluss der Mobilmachung verfügbar gewesen wären und deren Kampfwert wegen ihrer geringen Ausstattung mit schweren und PzAbwWaffen mit dem der aktiven und teilaktiven Verbände auch nicht verglichen werden konnte. Deren Einsatz wurde durch uns als "Feuerwehr" in entsprechendem Gelände (z.B. am Nord-Ostsee-Kanal) angenommen, nicht in der 1. Staffel. Da waren ja die 6. PzGrenDiv (mit der HSchBrig 51) und die JütlDiv (DA) vorgesehen und unserer Ansicht auch kampfstark genug. Da hätte man auch erstmal durch gemusst.

Malefiz
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Beitrag von Malefiz » 06.04.2012 20:46

Das ist ja ein Service hier...
Beide oben erwähnten Bücher sind übrigens noch über Amazon zu haben.
Danke

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