Peilstelle beim Hof Farrenfeld, Schleswig Holstein

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
longwood
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Peilstelle beim Hof Farrenfeld, Schleswig Holstein

Beitrag von longwood » 09.03.2010 21:19

Hallo,

wer auf der A 7 (Streckenbereich Hamburg - Flensburg) in Richtung Norden fährt, kann - zwischen der Raststätte "Aalbek" und der Anschlussstelle Neumünster-Nord - auf der linken Seite (zumindest in der Zeit, wenn die Bäume ohne Laub sind) ein kleines Gebäude sehen. Es handelt sich um eine Peilstelle der Wehrmacht und ist auch in einigen Straßenplänen eingezeichnet (z. B. als "Peilhaus"). Der Zugang (Privatgelände) erfolgt über den Hof Farrenfeld.

Leider bin ich PC-mäßig nicht so fit, um eine GE-Placemark zu setzen. Wer aber in Google maps "Farrenfeld, Neumünster" oder "Farrenfeld, Krogaspe" eingibt, findet das Peilerhäuschen südlich von der Hofstelle.

Evtl. ist ein Forumsmitglied so nett, und gibt die GE-Placemark für mich ein - Dank im Vorwege!

Nun zu meiner Frage: Ich bin der Meinung, dass die Peilstelle im Zuge der Errichtung des Fliegerhorstes Neumünster errichtet wurde und somit der Luftrwaffe gehörte.

Andererseits habe ich Meinungen gehört, dass die Peilstelle zu mit der in der Nähe liegenden Funkstation "Hahnknüll" (Reichardt-Kaserne) der Kriegsmarine gehörte.

Wem (Luftwaffe oder Kriegsmarine) gehörte die Peilstelle nun wirklich?

Gruß

longwood

PS: Wie ist die korrekte Bezeichnung der Funkstation in der Reichardt-Kaserne? Als Kinder haben wir in der Nachkriegszeit dort oft gespielt und sprachen nur von der "Funkenstation" - was natürlich nicht korrekt ist.

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 09.03.2010 23:34

Hallo longwood,

meinst du das Gebäude, auf das der Pfeil zeigt?

Das liegt für einen Peiler des Fliegerhorstes aber ziemlich weit ab von der Hauptanflugrichtung. Da glaub ich eher an die Marinelösung.

Gruß
Zf :holy:
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longwood
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Beitrag von longwood » 10.03.2010 09:51

Hallo zulufox,
vielen Dank für Deine schnelle Reaktion und Mithilfe - genau die Stelle meine ich!

Vor etlichen Jahren war ich dort und habe die oberidische Fernmeldelinie der Telekom überprüft.

Das Gebäude ist mit roten Ziegelsteinen verblendet. Das Dach ist ein Walmdach mit einer geringen Dachneigung und mit Dachpappe bedeckt. Auf dem "spitzen" Dachfirst befanden sich - auf jeden Fall damals - noch Reste eines Isolators.

Ich vermute, dass die Bäume - die jetzt das Peilerhäuschen "umstellen" - erst in der Nachkriegszeit angepflanzt wurden und nicht zu Zeiten der Wehrmacht aus Gründen der Tarnung, da man es jahrelang als "frei in der Landschaft" sehen konnte.

Das Gebäude ist jetzt im Besitz des Eigentümers des benachbarten Hofes Farrenfeld.
Damals wurde das Gebäude starkstrommäßig von der Peilstelle "Hahnknüll" versorgt.

Dazu eine Anekdote: Anfang der 60er Jahre war im ich Hahnknüll - zu der Zeit DRK-Altenheim - mit Arbeiten an der Elektroinstallation beschäftigt. Dabei habe ich ein abgehendes dünnes Erdkabel - dessen Zweck ich nicht einordnen konnte - abgeklemmt. Etwa 1 Stunde später kam ein älterer Herr schweißgebadet mit dem Fahrrad angefahren und sagte mir, dass seine Frau nicht mehr bügeln könne. Zuerst war ich verdutzt - dann fiel mir ein, dass der Grund das von mir abgeklemmte Kabel sein könnte. Somit war der Fehler schnell behoben und der Herr konnte weiterhin kostenlos - da das DRK nicht von diesem Verbraucher wusste - Strom beziehen.

Weiterhin sagte mit der Herrn, dass das Bügeleisen ohnehin nur "lauwarm" wird und die Glühlampen nur "mit halber Kraft" brennen. Dieses lag aber an dem Spannungsabfall, hervorgerufen durch den relativ dünnen Kabelquerschnitt und der großen Kabellänge.

Spätestens mit dem Bau der Autobahn A 7 auf der Teilstrecke Hamburg - Flensburg wurde die Kabelverbindung - da die Trasse "mittendurch" zwischen Hahnknüll und Peilerhäuschen verlief - gekappt; die starkstrommäßge Versorgung erfolgte dann durch den Hof Farrenfeld.

Gruß

longwood

butti
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Peilhaus

Beitrag von butti » 11.07.2010 13:09

Gibt es weitere Informationen zu dem Peiler und was der für eine Bedeutung hatte. Offensichtlich ist er in állen Lokalkarten als "Peilhaus" verzeichnet und sogar als amtliche Postleitzahl in Krogaspe geführt. Muss also etwas "bedeutsames" sein.
Ich würde mich über Infos freuen.

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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 17.07.2010 16:21

zulufox hat geschrieben:
Das liegt für einen Peiler des Fliegerhorstes aber ziemlich weit ab von der Hauptanflugrichtung.
Moin, ZF!

Klär mich mal bitte auf:
Ist die Hauptanflugrichtung immer entlang der längsten Stelle des Platzes
oder wie muss ich mir die Gegebenheiten vorstellen?

Ich habe mal nachgemessen und festgestellt, das einer der beiden Peiler,
die zum Flugplatz Leck gehörten, nicht in der "Verlängerung" einer Start-/Landebahn
war, sondern auch etwas von einer der drei Bahnen abwich.

Also ich finde, dass die beiden Grundstücke sich ein wenig ähneln.


Gruss aus NF!
Rolf
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bettika
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Marinefunkstelle

Beitrag von bettika » 30.04.2012 10:23

longwood hat geschrieben:Hallo,

PS: Wie ist die korrekte Bezeichnung der Funkstation in der Reichardt-Kaserne? .
Hallo,
im 1.WK hieß sie "Marinefunkstelle Neumünster" im 2. WK Nachrichtenstelle Neumünster
"1912 stimmte der Magistrat in vertraulicher Sitzung dem Ansinnen der Kaiserlichen Werft in Kiel (heute: HDW) zu, "in den städtischen Anpflanzungen beim Staatshof eine Funken-Telegraphen-Station zu errichten". 1913 nahm die Marine-Funkstation am Hahnknüll ihren Dienst auf. Sie überdauerte den Ersten Weltkrieg und war in der Weimarer Republik die einzige Einrichtung der Reichswehr in Neumünster. Am 14. März 1936 berichtete der Courier über den "Wiederaufbau unserer Kriegsflotte" in der NS-Zeit mit dem Titel: "Auch Neumünster ist Marinestadt." Die Matrosen der Funkstation trugen auf ihren Mützenbändern den Schriftzug "Nachrichtenstelle Neumünster"
http://www.shz.de/nachrichten/lokales/h ... stadt.html

Mich interessiert wo genau am Hahnknüll die Funkstelle war, und ob es noch Überreste der Sendemasten gibt.

Grüsse
bettika
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Beitrag von TimoL » 30.04.2012 12:35

Die Funkstelle befand sich auf dem Gelände der heutigen DRK Klinik Hahnknüll.

Von der Reichardt-Kaserne ist heute nur noch das Stabs- und Verwaltungsgebäude mit dem Wirtschaftsteil erhalten, von der Funkstelle aus dem Zweiten Weltkrieg nichts mehr; da stehen heute Klinik-Gebäude.

Schau' mal hier:
http://www.drk-hahnknuell.de/
Dss Stabs- und Verwaltungsgebäude mit dem Wirtschaftsteil ist auf dem Bild gut zu erkennen.

Von der "Marinefunkstelle Neumünster" aus dem Ersten Weltkrieg ein Gebäude erhalten; es trägt bis heute den Schriftzug "Funkersruh".
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Marine-Nachrichtenstelle

Beitrag von bettika » 01.05.2012 18:59

Hallo,
danke für die Hinweise,wenigstens einige Gebäude sind dann doch noch erhalten.

Bei "Blitz & Anker" von Beckh finden sich Hinweise auf die Aufgabe , technischen Einrichtungen und Bauten der Marinefunkstelle als eine der wichtigsten Empfangsstellen der Marineaufklärung des B-Dienstes im 1.WK und in ähnlicher Funktion im 2.WK
http://books.google.de/books?id=ISXaUUP ... er&f=false

Was offen bleibt, ist die Entwicklung nach dem 2.WK, der Standort stand auf der Demontageliste der Briten, ob eine Demonatge von Anlagen und Gebäuden stattfand ,ist mir nicht bekannt.

Grüsse
bettika
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Beitrag von TimoL » 01.05.2012 21:08

Die Anlage ist von den Briten am Abend des 3. Mai 1945 im Rahmen der Besetzung Neumünsters unbeschadet und intakt übernommen worden; der Betrieb durch die Marine wurde am 3. Mai 1945 um 15:30 Uhr eingestellt.

Im Gegensatz zu den anderen militärischen Einrichtungen im Bereich des Wehrmachststandortältesten Neumünster wurde die Marinefunkstelle im Hahnknüll und die Reichardt-Kaserne noch am Tag der Besetzung von Neumünster von den britischen Soldaten übernommen; die anderen Anlagen und Einrichtungen erst zwischen dem 4. und 9. Mai 1945.

Die Engländer nutzten die Anlage auch nach der Gesamtkapitulation weiter; wie lange und was genau sie dort gemacht haben, kann ich nicht sagen.

Da gibt es auch im Stadtarchiv leider keine genauen Informationen drüber.

Während der Berlinblockade vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 war die Anlage aber noch in Betrieb.

Die Anlage muss aber vor dem 9. März 1956 von den Briten demontiert und an die Stadt zurückgegeben worden sein.
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Beitrag von TimoL » 01.05.2012 21:27

Hier mal ein Bild der Marine-Teilhauptstelle Hahnknüll aus dem Jahre 1912.

Das Gebäude hinter dem einzelnen Baum steht auch heute noch !
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