Schieferölwerk bei Metzingen

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untertage

Schieferölwerk bei Metzingen

Beitrag von untertage » 23.12.2003 21:03

Hallo liebe Leser,
auf meiner Tour habe ich ein Rätsel lösen können.
In der Nähe von Metzingen ist mir schon seit Jahren ein einsam
in der Landschaft stehender Schornstein aufgefallen.Leider
wurde mein Nachforschen nie belohnt.Aber endlich habe ich von
einem Augenzeuge der in der Nähe wohnt erfahren was sich
an der besagten Stelle befunden hat.Ein Prototyp eines
Ölschiefermeilers der dort 1944 erbaut wurde und bis 1945
arbeitete, erst nach Kriegsende wurden die Reste bis auf die
Grundmauern gesprengt .Erhalten ist nur noch ein Schornstein,
und das Fundament der Einfüllstation am Meilerstandort steht
heute ein Wohnhaus dessen Inhaber hat nach der Sprengung
das Grundstück gekauft.
Andere Ölschieferanlagen standen im Raum Hechingen,
Frommern,Schömberg Dornmettigen,alles in allem 10 Anlagen.
Die Anlage in Metzingen war aber die erste ihrer Art.

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 23.12.2003 21:19

Sollte diese Anlage letztlich auch zur Gewinnung von Treibstoff dienen?
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

untertage

Beitrag von untertage » 23.12.2003 21:27

Hallo nochmal,
die Anlage diente natürlich zur Treibstoffgewinnung,wieviel
durch diese Anlage produziert wurde konnte der Augenzeuge
nicht mehr sagen.

Bilder vom Rest der Anlage folgen in den nächsten Tagen.
Rolf

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Beitrag von EricZ » 23.12.2003 21:34

Wegen der Betriebe, die der Treibstoff-Synthese dienten, wurde einige Städte in unserer Region von den Alliierten richtig in die Mangel genommen.

Gab es damals in Deiner Ecke auch massivere Angriffe?
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Timo

Beitrag von Timo » 23.12.2003 21:45

EricZ hat geschrieben:Wegen der Betriebe, die der Treibstoff-Synthese dienten, wurde einige Städte in unserer Region von den Alliierten richtig in die Mangel genommen.
Das war doch der Grund für die wahnsinns Idee der Treibstoffgewinnung aus Ölschiefer. Es werden etwa 35 Tonnen Schiefergestein benötigt für lediglich eine Tonne minderwertigstem Schieferöl zu bekommen. Die Schwelverfahren waren auch noch nicht ausgereift. Erst der Rückzug aus Russland und dem Balkan, sowie die massiven Luftangriffe auf die deutsche Mineralölindustrie ab Mai 44 ließen diese Projekte erst reifen. Wobei die ersten Überlegungen zur Ausnutzung der Vorkommen in Schandelah ab Sommer 43 einsetzten. In Baden-Württemberg wird es nicht viel später gewesen sein. Die Objekte liefen im Geilenberg-Programm unter dem Decknamen "Wüste". Zu den Anlagen in Baden-Württemberg ist auch einiges im Netz zu finden.

@Eric: Bei den angegriffenen Anlagen handelte es sich um Vorkriegsanlagen oder schon um ausgelagerte Behelfsgeschichten ab 44?

Timo

Beitrag von Timo » 23.12.2003 21:58

Vielleicht zur allgemeinen Ergänzung:

Anlagen zu Ölschieferverschwelung, „Projekt Wüste“
Wüste I Nehren
Wüste II Wessingen
Wüste III Engstlatt
Wüste IV Erzingen Nord
Wüste V Erzingen West
Wüste VI Dormettingen Nord
Wüste VII Dormettingen Mitte
Wüste VIII Dormettingen Süd
Wüste IX Schömberg
Wüste X Zepfenhan
Wüste XI Schärzingen
Wüste XII Schandelah
Wüste XIII Schömberg
Wüste XIV Dotternhausen
Wüste XV Frommern
Quelle: Hans Walter Wichert – Decknamensverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Marsberg 1999


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Beitrag von Björn » 02.01.2004 15:57

Das alte Werk bei Zepfenhan ist sehr gut erhalten und soll bzw. wurde evtl. schon zu einer Art "Freilichtmuseum" ausgebaut. Ich hab's bisher nur auf unzähligen Fotos gesehen - sah aber mehr als interessant aus....

Johan

Ölschiefer direkt verbrannt

Beitrag von Johan » 02.01.2004 18:44

In unserem Nachbardorf, das auch fast vollständig auf Ölschiefervorkommen erbaut ist, haben die Einwohner in Notzeiten und auch danach einfach die Steine am Stück in den Ofen geworfen. Das funktioniert, wir haben das mal nachvollzogen. Es stinkt allerdings erbärmlich.

In der geologischen Schicht, die hier verbreitet ist, enthält das Gestein außer Öl noch eine ganze Menge andere "Goodies": So sind u.a. Gold und Silber und Spuren von Uran enthalten.Und jede Menge Versteinerungen, eine Schnecke an der anderen. Will jemand graben kommen?

Johan

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Beitrag von cisco » 03.01.2004 03:45

Zu den Angriffen auf die deutsche Treibstoffindustrie gibt es ein Buch:

Girbig, Werner:
Die Luftoffensive gegen die deutsche Treibstoffindustrie und der Abwehreinsatz 1944-1945.
2003; 224 Seiten; 45 Abbildungen; 9 Zeichnungen; Format 150 x 230 mm; gebunden - 14,90

Gruß

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Deichgraf (†)
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Beitrag von Deichgraf (†) » 05.01.2004 07:59

Danke Cisco,
guter Tipp
Bis dann
Deichgraf

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