zerstörter "Basis Geräte Turm" im Marinearsenal Kiel

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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bettika
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zerstörter "Basis Geräte Turm" im Marinearsenal Ki

Beitrag von bettika » 19.12.2010 19:54

Hallo,
auf dem Gelände des Marinearsenals Kiel befand sich ein Gebäude , das als B.C.-Turm (1.Weltkrieg) bzw. als B.G.-Turm (2. Weltkrieg) bezeichnet wurde. Hierbei handelte es sich um einen 46 m hohen „Basis-Geräte-Turm“, in dem sich Artilleriewerkstätten befanden Auf der mit Glas umbauten Plattform wurden optische Entfernungsmessgeräte der Schiffsartillerie kalibriert.
In der Kieler Morgenzeitung vom 08.02.1966 gab es einen Artikel zum Basis-Geräte-Turm, der mir leider nicht vorliegt.
Wie man sehn kann wurde er im Krieg zerstört.
http://www.bunker-kiel.com/luftschutzbu ... che-werke/

Wer weiß mehr zu diesem Turm, welche Aufgabe hatte er, wurde was produziert, repariert,oder nur kalibriert, hat jemand den o.g Artikel?

Grüsse
Beate

hollihh
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Beitrag von hollihh » 19.12.2010 20:16

Moin,

ich kann zwar leider über die ganannte Anlage nichts sagen, im Prinzip hast Du Dir die Antwort doch schon in der Frage gegeben...
Auf der mit Glas umbauten Plattform wurden optische Entfernungsmessgeräte der Schiffsartillerie kalibriert.
Entfernungsmeßgeräte ("E-Messer") auf optischer Basis waren Grundbedingung für das Einrichten der Geschütze - grob vereinfacht kann man sagen, das die Genauigkeit überwiegend von der Basisbreite des E-Messgerätes abhängig war.

Je größer die zu messende Entfernung und die geforderte Genauigkeit, desto breiter war die Basis - bei der Schlachtschiffen der Bismarck Klasse waren dies schon mal 10,5 m. Bei Panzern haben ca. 1,80 - 2 m ausgereicht.


Gruß

Holli

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bettika
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BG-Turm Marinearsenal

Beitrag von bettika » 20.12.2010 21:56

Moin Holli,
vielen Dank für die Antwort,
das ist ja schon ein Baustein,
aber noch nicht die ganze Lösung zur Frage was wurde dort gearbeitet,
gehörte die Artilleriewerkstatt zwingend dazu?
ich versuche Arbeitsabläufe zu recherchieren/reproduzieren ,um Rückschlüsse auf eingesetzte Stoffe,wie z.B Lösungsmittel, Entfettungsmittel o.ä zu finden
Grüsse
Beate

longwood
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Beitrag von longwood » 18.02.2011 19:49

Hallo bettika,

ich habe den Artikel über den Basis-Geräte-Turm doch noch gefunden; und zwar in der „Schleswig-Holsteinischen Volks-Zeitung / Kieler Morgenzeitung“ (VZ) vom 8. Februar 1966.

Da aus meiner Sicht der Artikel von allgemeinem Interesse, gebe ich ihn nachstehend wieder...

Bald ist er weg!

„KIEL. Steht der B-G-Turm noch? Diese Frage wird häufig von ehemaligen Mitarbeitern des Marinearsenals gestellt, wenn sie aus irgendeinem Grund mit ihrer alten Dienststelle wieder einmal Kontakt bekommen haben. Sie meinen den 46 m hohen Turm auf dem Arsenal-Gelände in Kiel-Ellerbek, der seit Jahrzehnten ein Wahrzeichen auf dem Ostufer ist. Noch steht er, aber nicht mehr lange. Die Abbrucharbeiten haben bereits begonnen und in sechs Wochen wird dieses Gebäude vom Erdboden verschwunden sein.

B-G-Turm, das heißt Basis-Geräte-Turm. Mit dem Bau dieses für damalige Vorstellungen geradezu kühnen Projekts wurde begonnen, nach dem das alte Dorf Ellerbek vom Kaiserreich aufgekauft worden war und dort der Nordteil der „Kaiserlichen Werft“ errichtet wurde – mit Artilleriewerkstätten. Das war 1904. Der Turm musste so hoch sein, weil auf seiner obersten, mit Glas umbauten Plattform große optische Entfernungsmessgeräte für die Artillerie nach der Reparatur eingerichtet wurden. Der Blick musste hierfür über die Förde frei bis zum Horizont sein. In den oberen Stockwerken befanden sich verschiedene Werkstätten.

In den folgenden Jahren diente der B-G-Turm mit kurzen Unterbrechungen gleichen Zwecken. Eigentlich sollte er auch noch für die Erprobung der Radargeräte der Bundesmarine benutzt werden, aber technische Überprüfungen ergaben, dass die Fundamente schlecht waren. De Experten waren sich einig: Der Arsenalturm muss abgerissen werden. An seiner Stelle wird ein neues Gebäude entstehen, ebenso hoch, nur viel moderner im Äußeren und in der Einrichtung.“

Soweit der Bericht der VZ...

Daneben ist noch ein Bild vom B-G-Turm abgedruckt, das aber wegen der Mikroverfilmung sehr undeutlich ist. Wer trotzdem den Artikel haben möchte, kann ihn von mir gerne anfordern; benötige aber per PN die private E-Mail-Adresse.

Gruß aus Kronshagen bei Kiel

longwood

PS: Die älteren Kieler werden sich erinnern, die Redaktionsräume der VZ befanden sich bis zum Einstellen der Zeitung – Ende 1968 – in der Kieler Bergstraße (linke Seite, von der Innenstadt her gesehen).

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BG-Turm -Marinearsenal

Beitrag von bettika » 20.02.2011 23:48

longwood hat geschrieben: An seiner Stelle wird ein neues Gebäude entstehen, ebenso hoch, nur viel moderner im Äußeren und in der Einrichtung.“
Hallo Hans-Hermann,
vielen Dank für Deine Mühe :-)
Manche Antworten brauchen etwas länger.
Leider hat es den versprochenen neuen Turm nie gegeben und Kiel war nach dem Krieg wieder um ein Wahrzeichen ärmer.Von Denkmalschutz wohl noch keine Spur.
Wo hat denn dann die angesproche Erprobung der Radargeräte der Marine stattgefunden?
Grüsse
Beate
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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BG-Turm Marinearsenal

Beitrag von bettika » 24.05.2011 20:56

Hallo,
aus der Literatur ein Hinweis auf die Aufgabe des BG-Turms zur Ausbildung an Radargeräten der Firma GEMA
„Blitz und Anker“-Informationstechnik-Geschichte, Hintergründe Bd. II Joachim Beckh
http://beckh.tech.officelive.com/Docume ... xtract.pdf

Ausbildung des Radarpersonals
Die neue Technologie des Radars benötigte technisch und operativ geschultes Personal das aufgrund. der Geheimhaltung anfangs nur von den Herstellerfirmen ausgebildet werden konnte Die Luftwaffe richtete als erste Teilstreitkraft einen eigenen militärischen Ausbildungsgang für die Geräte in Kompanien ein, die auch für die Erprobung vorgesehen waren, während die Firma GEMA für die Marine Lehrgänge in Berlin (Wendenschloss Straße) und in Kiel durchführte. Für die Justierung optischer Basisgeräte gab es in der Marinewerft den BG-Turm, der neben dem Berliner Versuchsgelände für die Ausbildung mit Radargeräten ausgestattet wurde.“


Grüsse
bettika
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