Schacht Mariaglück - U-Verlagerung "Löwe" - Borgwa

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
pkbremen

Schacht Mariaglück - U-Verlagerung "Löwe" - Borgwa

Beitrag von pkbremen » 12.08.2003 22:50

Hallo Mike!

Da ich mich seit langer Zeit mit der Unternehemsgeschichte der Borgward-Gruppe (Automobilwerke 1924 bis 1961) beschäftige und div. Bücher dazu herausgegeben habe, interessiert es mich natürlich, wie der Verfasser darauf kommt, dass Borgward "unter Tage" produzierte. Ist die Quelle seriös?

Viele Grüße
Peter

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8755
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 12.08.2003 22:57

Moin Peter!

Nun, ja und nein. Diese Info stammt aus Unterlagen der Briten und es könnte durchaus sein, daß da mal etwas falsch verstanden/transkribiert wurde. Zumindest wäre es nicht das erste Mal, daß so etwas passiert wäre. Aber wenn man davon ausgeht, daß die Unterlagen korrekt sind, stimmt die Info. Absolut gesichert ist jedenfalls durch mehrere Quellen, daß es um Fahrwerksbau ging.

Hast Du evtl. passendes Material (nicht zu Höfer, aber zur Kriegsproduktion) von Borgward, evtl. aus deren Archiv?

Mike

pkbremen

Borgward Produktion

Beitrag von pkbremen » 12.08.2003 23:07

Hallo Mike!

Borgward produzierte schon früh (ab 1935) Rüstungsgüter, weil das Werk bzw. die Vorläufer Tradition seit 1914 hatten und weil es damals Steuererleichterungen dafür gab.

- LKW
- Halbkettenzugmaschinen 3 to (Eigenentwicklung) und 8 to (Lizenzbau)
(Chassis wurden von anderen für Schützenpanzer verwendet)
- Kleinpanzer (Ladungsträger - Ferngelenkt und bemannt)

Hier weiß man genau Bescheid. Dazu wurden angeblich

- Bombenabwurfeibrichtungen
- Torpedos

gebaut.

Es gab neben den Werken in Bremen und Delmenhorst ein getarntes Motorenwerk in Narda. Weitere Fertigungsstätten sind nicht bekannt und von den ca. 200 interviewten Zeitzeugen nicht erwähnt worden. Es kann natürlich sein, dass diese alten Herren damals zu jung waren.

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8755
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 12.08.2003 23:12

Ich werd' den Text mal soweit anpassen... Sicher ist sicher.

Mike

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8755
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 12.08.2003 23:25

Ich hab' nochmal in den Wichert geguckt - auch da wird Borgward erwähnt, allerdings nicht eindeutig. Es gibt einen gestrichenen und einen uneindeutigen Verweis, daß Borgward in Löwe aktiv war. Alles sehr merkwürdig....

So etwas produziert zu haben - und das noch mit Zwangsarbeitern - gehörte ja nach dem Krieg auch nicht gerade zu den Sachen, mit denen man Reklame macht. Für wie wahrscheinlich bzw. unwahrscheinlich hälst Du es, daß das Borgward-Archiv in dieser Hinsicht nicht vollständig ist?

Mike

pkbremen

AW: Borgward

Beitrag von pkbremen » 12.08.2003 23:36

Ich habe die gesamten Entnazifizierungsakten von Carl F.W. Borgward durchforstet (Höhe ca. 20 cm = ca. 1600 Seiten) und die wichtigsten Dokumente kopiert. Da ist nie von Zwangsarbeitern die Rede, sondern nur von Fremdarbeitern (Franzosen, Holländer) und 12 russischen Kriegsgefangenen. Komischerweise kommen in den Akten dann auch noch russische Frauen vor.

Keine Zwangsarbeiter ist unwahrscheinlich bei einem Werk, das damals mindestens 6.000 Mitarbeiter hatte. Dazu kommen die Berichte im Weser-Kurier (Bremer Tageszeitung), die Zwangsarbeiter interviewten, die vor kurzem Bremen besuchten. Und von denen waren einige im Werk.

Die Fabrikation von LKW- und Fahrgestellteilen passt aber in Borgwards Lieferprogramm. Also wenn da etwas dran ist, wäre das eine kleine Sensation für die Borgward Firmengeschichte.

pkbremen

Vergessen...

Beitrag von pkbremen » 12.08.2003 23:45

Der gesamte militärische Bereich, Abteilung "Sonderentwicklungen", ist bei Borgward kaum zu erfassen. Vermutlich aus Geheimhaltungsgründen sind die Akten vernichtet worden, leitende Zeitzeugen sind verstorben und die Bundeswehr mauert (Koblenz sinngemäß: Borgward-Entwicklungen der 50er Jahre sind heute noch geheim). Nicht dass da irgendwelche Großprojekte durchgezogen wurden, es betraf nur die Entwicklung von HS 30 Luftfederung, Geschützturm für 30 to Panzer (Leopard) und einem Amphibien-Jeep, von dem es zwar einen fahrfähigen Prototyp, aber keine Fotos gab.

Quellen III. Reichszeit = extrem wenig und widersprüchlich.

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8755
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 13.08.2003 09:03

Moin!

"Fremdarbeiter" ist lediglich ein geschäntes Wort, in den allermeisten Fällen kamen sie zwar aus der "Fremde", aber auch nicht unbedingt freiwillig.

Was Du beschreibst, entspricht aber der Archivlage bei vielen Firmen. Sprich: Da ist garantiert noch Aufklärungsbedarf.

Mike

Lasse
Forenuser
Beiträge: 427
Registriert: 29.06.2002 17:33
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Lasse » 13.08.2003 10:53

MikeG hat geschrieben:Was Du beschreibst, entspricht aber der Archivlage bei vielen Firmen. Sprich: Da ist garantiert noch Aufklärungsbedarf.
Kenn ich. Wenn auf der Firmenwebsite die Geschichte eines Unternehmens steht, dann sieht das meistens so aus als hätten die zwischen 1932 und 1945 den Betrieb komplett eingestellt. Man könnte ja etwas verraten und von ehemaligen Zwang-, Fremdarbeitern auf Schadensersatz verklagt werden.

Gast

Beitrag von Gast » 13.08.2003 11:09

schon mal hier geschaut...ist sicherlich nicht die absolute primärquelle, aber scheinbar dennoch kompetent !?

http://www.millennum.de/referate/autonazi/

dort unter borgward....

zitat da raus...:

Dabei bediente er sich in großen Ausmaßen ausländischer – vor allem sowjetischer – Zwangsarbeiter (im Herbst 1942 stellten diese 36 % der Gesamtbelegschaft dar), welche in einem Lager unweit des Sebaldsbrücker Werkes untergebracht waren. Ab August 1944 wurden auch etwa 1000 Häftlinge des KZ Neuengamme in der Rüstungsproduktion eingesetzt.

das thema der "entnazifizierung" ist mit sicherheit auch ein großes. und ob dann die unterlagen die wahre wirklichkeit wiederspiegeln, nun ja...ich weiss nicht so recht.

es wäre interessant zu erfahren, ob diese zwangsarbeiter direkt bei borgward beschäftigt ( angestellt wäre hier wohl die unpassende formulierung...) waren, oder ob man damals betriebe neu gegründet hat und dafür dann eigenständige namen gewählt hat? das würde dann vielleicht auch erklären, weshalb es augenscheinlich keinen direkten zusammenhang zwischen borgward und zwangsarbeitern gibt.

holger

Antworten

Zurück zu „Zweiter Weltkrieg - Rüstungsindustrie / Logistik“