Schießplatz bei Hegenwohld an der Eckernförder Bucht

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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longwood
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Schießplatz bei Hegenwohld an der Eckernförder Bucht

Beitrag von longwood » 15.01.2011 18:29

Hallo,

in den „Nachrichten für Seefahrer“ (NfS) – dem offiziellen Mitteilungsblatt des ehemaligen Deutschen Hydrographischen Institutes (DHI) / jetzt Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) – habe ich folgende Mitteilung aus dem Jahre 1946 gefunden...

„Deutschland. Eckernförder Bucht. Hegenwohld. Schießgebiet

An der Küste von Hegenwohld auf ung. 55 Grad 28,1` N , 9 Grad 59,1` O ist ein Schießplatz für die englische Wehrmacht eingerichtet worden.

1. Schießübungen mit Gewehren und Maschinengewehren werden auf Landzielscheiben durchgeführt.

2. Granatwerferschießen (Reichweite 460 m) und Schießen mit Panzerabwehrwaffen (Reichweite 320 m) werden auf eine Tonne querab von der Küste bei Hegenwohld durchgeführt.

Beim Schießen mit Waffen zu 1. kann durch verirrte Geschosse ein Gebiet gefährdet werden, das durch die Verbindungslinie folgender Punkte begrenzt wird.

(...)

Beim Schießen mit Waffen zu 2. nach See zu ist innerhalb der oben genannten Begrenzung nur ein Gebiet im Abstand bis zu 500 m von der Küste gefährdet.

Wenn Schießübungen stattfinden, wird an der NW-Ecke des Schießplatzes in Hegenwohld auf ung. (...) an einem schwarzweißen Mast ein großer roter Ball vorgeheißt. Das Befahren des Gebietes ist dann verboten.

Außerdem stehen an der Küste Beobachtungsposten, die darüber wachen, dass das Schießen unterbrochen wird, wenn Schiffe in das gefährdete Gebiet kommen“

Soweit die Mitteilung aus den NfS, datiert mit dem 27. Juni 1946.

Der Schießplatz ist natürlich längs aufgehoben; trotzdem würde mich interessieren, ob jemand noch nähere Angaben dazu machen kann.

Für jeden – noch so kleinen – Hinweis danke ich im Vorwege...

longwood

petzolde
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Beitrag von petzolde » 16.01.2011 00:50

Naive Frage eines externen Beobachters:
Warum übte man eigentlich das Schießen vom Land auf schwimmende Ziele auf See? Traf der Schuß, dann war es wohl ein Treffer.
Ging der Schuß daneben: Wie weit daneben? Das wäre doch für Lernzwecke interessant zu wissen. Aber der Niedergang eines Projektils irgendwo im Meer im Umfeld eines bekannten schwimmenden Ziels ist sicherlich nicht präzise zu bestimmen. Was lernt man daraus?

Fazit: Warum nicht Schießübungen auf Ziele auf Land ? Aus meiner Sicht effizienter und kostengünstiger...
grübelnd
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Beitrag von kuhlmac » 16.01.2011 07:19

petzolde hat geschrieben:Naive Frage eines externen Beobachters:
Warum übte man eigentlich das Schießen vom Land auf schwimmende Ziele auf See? Traf der Schuß, dann war es wohl ein Treffer.
Ging der Schuß daneben: Wie weit daneben? Das wäre doch für Lernzwecke interessant zu wissen. Aber der Niedergang eines Projektils irgendwo im Meer im Umfeld eines bekannten schwimmenden Ziels ist sicherlich nicht präzise zu bestimmen. Was lernt man daraus?

Fazit: Warum nicht Schießübungen auf Ziele auf Land ? Aus meiner Sicht effizienter und kostengünstiger...
grübelnd
EP
Oh, hallo, Ekkehard,
ganz einfach: das wurde geübt, um mögliche Landungsunternehmen bekämpfen zu können. M.w. wurde das z.B. auch am sog. Atlantikwall gemacht.
Letztendlich hat das auch die Bw gemacht, damit die (korrekten) Szenarien, wie Landung Truppen WP in der Lübecker Bucht, durchgeführt werden konnten - und die Truppen im Fall der Fälle möglichst früh, d.h. noch auf dem Wasser, bekämpft werden können.
Und das Abweichen des Schusses.. nun, klar, wäre es gut, zu wissen, wie weit er abweicht, aber die Schussbahn wird sicher beobachtet und dann "nachgeregelt" - zumindest kenne ich das so von FK 20-Schiessen. Und gerade im Wasser sieht man schon recht deutlich bzw. kann gut abschätzen, wo die Wassersäule neben dem Ziel hoch geht. Und das übt man eben, um möglichst schnell das Ziel deckend zu beschiessen bzw. die Zeiten zu verkürzen und sich an das Medium Wasser als Träger des Ziels zu gewöhnen. Alles notwendiger 'Drill'.Und Zweck eben: Verteidigung der Küste.
Frage beantwortet?
Gruß
Christian

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Beitrag von hollihh » 16.01.2011 12:14

Moin,

ein weiterer Grund sind die an der See im Allgemeinen sehr großen Sicherheitsbereiche....

Gruß

Holli

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Beitrag von petzolde » 16.01.2011 23:53

Danke, kuhlmac, das klingt plausibel.
Man schießt sich also an das Ziel heran. Was ich nicht abschätzen kann. Wieviele Treff-Versuche gehen (statistisch) einem Treffer voraus?
gruß EP

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Beitrag von eod » 17.01.2011 00:05

Das spielt bei einem MG bzw. MK keine Rolle... Dabei schießt man visuell und weniger nach Kimme und Korn bzw. optischem Fadenkreuz, darum auch öfters eine Lspur im Spiel ;) Dient zur Schußbahnverfolgung... Vermutlich sind von 10Schuß 4-6 je nach Schütze zumindest beim MG effektiv!? Bei manchen auch null Trefferquote, verursacht durch entscheidende Windverhältnisse, nicht Beherrschung der Waffe und menschlichem Versagen...

PS:
englische Wehrmacht
:mrgreen:
Beste Grüße,
eod

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Beitrag von kuhlmac » 17.01.2011 08:24

eod hat geschrieben:Das spielt bei einem MG bzw. MK keine Rolle... Dabei schießt man visuell und weniger nach Kimme und Korn bzw. optischem Fadenkreuz, darum auch öfters eine Lspur im Spiel ;) Dient zur Schußbahnverfolgung... Vermutlich sind von 10Schuß 4-6 je nach Schütze zumindest beim MG effektiv!? Bei manchen auch null Trefferquote, verursacht durch entscheidende Windverhältnisse, nicht Beherrschung der Waffe und menschlichem Versagen...
Die Effektivität kommt erst nach einer kleinen "Einschieß-" oder Nachregelphase. Dewegen auch LSpur nachts. Faktoren wie Wind, Licht, Bewegung des Ziels (auf dem Wasser! - 3 Dimensionen!) und nicht zuletzt Zustand der Waffe/Haltepunkt bzw Umgang des Schützen damit sind Krititerien, die Berücksichtigung finden. Am Anfang wird die Quote nicht so toll sein, hinterher höher. 40-60% ist schon ordentlich.


PS: englische Wehrmacht :mrgreen:
Ja, sicher ein kleiner Smiley. Aber aus den damaligen Umständen nicht unüblich.

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