BAMSt Standorte

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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TimoL
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BAMSt Standorte

Beitrag von TimoL » 07.01.2011 22:50

Ich durfte heute mal ein bißchen in dem privaten Archiv eines Landwirtes stöbern, der fast 30 Jahre lang ehrenamtlicher Zivilschutzleiter einer kleinen Gemeinde war.

Neben Unterlagen zur Sicherstellung von Landwirtschaftlichen Erzeugnissen im S- und V-Fall (u.a. Liste der ehemaligen Notfall-Getreidelager in Schleswig-Holstein) fand ich auch eine Auflistung der BAMSt Standorte in Schleswig-Holstein.


BAMSt Standorte in Schleswig-Holstein:
FETT = befestigte, bzw. verbunkerte BAMSt

Kreis Nordfriesland:
NF 1217 Leck
NF 1219 Wyk
NF 1224 Husum

Kreis Schleswig-Flensburg:
SL 1207 Süderbrarup
SL 1210 Erfte

Kreis Dithmarschen:
HEI 1113 Heide
HEI 1115 Alberstedt
HEI 1117 Marne

Kreis Steinburg:
IZ 1122 Kellinghusen
IZ 1123 Itzehoe

Kreis Pinneberg:
PI 1127 Elmshorn
PI 1128 Pinneberg
PI 1130 Helgoland

Kreis Storman:
OD 1324 Reinfeld
OD 1327 Trittau

Kreis Herzogtum-Lauenburg:
RZ 1329 Ratzeburg
RZ 1330 Mölln

Kreis Ostholstein:
OH 1308 Burg
OH 1314 Eutin

Kreis Plön:
PLÖ 1305 Preetz
PLÖ 1306 Plön

Kreis Rendsburg-Eckernförde:
RD 1102 Eckernförde
RD 1104 Rendsburg
RD 1110 Bordesholm
Brekendorf (ohne Nummer, da Sonderstellung)

Kreis Segeberg:
SE 1320 Bad Segeberg

Kreisfreie Stadt Flensburg:
FL 1212 Flensburg

Kreisfreie Stadt Lübeck:
HL 1334 Lübeck

Kreisfreie Stadt Neumünster:
NMS 1113 Neumünster

Landeshauptstadt Kiel:
KI 1131 Kiel

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derlub
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Beitrag von derlub » 09.01.2011 10:57

Hallo.

Interessante Aufstellung. Vielen Dank.
Ist Dir zu einem der genannten Standorte die genaue Lage und der tatsächliche Aufbau/Ausbau bekannt?
Ich habe bisher bei meinen Recherchen festgestellt, dass die Ausführung der BAMSten sehr unterschiedlich war. Während bei einigen Städten und Kreisen die BAMSten quasi nur organisatorisch bestanden, hatten andere zumindest bereits räumlich festgelegte Standorte. Die Ausnahme hatte geschützte Räume vorbereitet.
Mönchengladbach hatte beispielsweise seine beiden BAMSten in den oberen Etagen der beiden Krankenhäuser Maria-Hilf und Elisabeth eingerichtet. Die einzige Vorbereitung bestand aus der Ausführung von Fernmeldeanschlüssen dort. Einen baulichen Schutz gab es nicht, jedoch dafür eine sehr gute Rundumsicht, wie er für BAMSten gefordert wurde.

Die Stadt Saarbrücken verfügte über 2 BAMSten. Eine davon war geschützt untergebracht in einem ehemaligen, wiederhergerichteten Westwallbunker auf einem Berg über der Stadt.

Die Stadt Koblenz hatte für seine BAMSt einen Standort in Metternich am Kriegerdenkmal mit guter Sicht auf die Stadt vorbereitet. Hier verwendete man eine versenkbare Stahltonne, die mit raumlufttechnischer Filterung einer 4 Köpfigen Besatzung einen gewissen Schutz bot. Die BAMSt war vollständig zum sofortigen Einsatz ausgestattet. Anfang der 90er Jahre wurde diese Tonne wieder ausgegraben und entfernt.

Grüße,
Christoph

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Beitrag von TimoL » 09.01.2011 13:05

Nein, die genaue Lage der einzelnen BAMSt ist mir bis auf eine leider auch nicht bekannt.

Auch zum genauen Auf- und Ausbau habe ich nur sehr wenige Informationen.

Ich weiß bis lang nur, dass sich die BAMSt der Landeshauptstadt Kiel zeitweise in der MZA Kieler Schloss befand und das die BAMSt PI 1128 Pinneberg identisch mit den Monitoring Posts des Royal Observer Corps identisch ist.

Hier mal ein Bild von so einer Einrichtung:
http://www.subbrit.org.uk/rsg/features/ ... 20post.jpg
(wegen Urheberrechte erst mal nur ein Link)
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Beitrag von derlub » 09.01.2011 13:19

TimoL hat geschrieben:das die BAMSt PI 1128 Pinneberg identisch mit den Monitoring Posts des Royal Observer Corps identisch ist.
Identisch heißt für mich 1:1 vollständig gleich. Heißt das etwa, dass die sich tatsächlich einen britischen Typbunker gebaut haben? Inklusive britischer Schutzraumtechnik usw.?

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Beitrag von TimoL » 09.01.2011 13:39

Die Ausstattung entsprach logischerweise der deutschen KatS-Dv 112- Die Beobachtungs- und ABC-Meßstelle (BAMSt) und nicht der britischen "Royal Observer Corps Standart Operating Procedure No 1- Posts" ;)

Auch der Schutzraumlüfter war ein deutsches System; ich glaube es war ein LW 0, 75/ 3, 75.

Ansonsten gab es aber keine großen Unterschiede.
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Beitrag von klaushh (†) » 01.12.2011 23:18

Moin, moin Timo,

im ersten Beitrag zu diesem Thema bringst Du eine Aufstellung der BAMSt.

Dazu vier Fragen:
1. von wann stammt die Aufstellung? (wichtig, da die Meßstellen häufigen Änderungen <Lage und Bezeichnung> unterlagen)
2. mit welcher Wahrscheinlichkeit ist die Liste zu dem Zeitpunkt vollständig?
3. wer oder welche Dienststelle ist Urheber der Liste?
4. liegen Dir zu Anzahl, Lage und Ausstattung der BAMSt neue Erkenntnisse vor?

Antworten ggf. auch per PN.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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Beitrag von redsea » 02.12.2011 09:19

klaushh hat geschrieben: 1. von wann stammt die Aufstellung? (wichtig, da die Meßstellen häufigen Änderungen <Lage und Bezeichnung> unterlagen)
3. wer oder welche Dienststelle ist Urheber der Liste?
Hallo Klaus,

zu 1.)

woher stammt die Info, dass Meßstellen in SH häufigen Änderungen (Lage und Bezeichnung) unterlagen?

zu 3.)

da diese Angelegenheiten VS waren und teilweise noch sind, sollte hier nur publiziert werden, was auch öffentlich publiziert werden darf. Alles weitere, insbes. noch aktuelle VS betreffend, solltet Ihr per PN untereinander kommunizieren.

Viele Grüße

Kai

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Beitrag von derlub » 02.12.2011 10:04

Zu 1) Dass es Anfangs häufig Änderungen gab, kann ich aufgrund von Auflistungen der Warngebiete IV, V, VII und VIII bestätigen. Anfangs wurden sogen. Provisorien bezogen. Ziel war es jedoch eine geschützte Unterbringung des Personals zu erreichen. Dort wo in der Nähe einer geeigneten Meß- & Beobachtungsstelle keine bestehende (möglichst geschützte) Unterkunft gefunden werden konnte waren eigene Schutzbauten (häufig Kleinbunker / Kugelschutzbauten) zu errichten. Daher kam es auch zu Umzügen in neue Standorte. Letzteres wurde jedoch, nach meiner Einschätzung, nicht konsequent ausgeführt. Daher waren die meisten BAMSten bis zur ihrer Aufgabe in provisorischen Unterkünften eingerichtet.

Zu 3) Infos zu BAMSten sollen noch VS sein? Darüber ist mir nichts bekannt. In öffentlichen Archiven findet man frei zugängliche Informationen dazu. Die BAMSten existieren ja eh nicht mehr. Wen oder was sollte man da noch mit einer Geheimhaltung schützen?

Grüße,
Christoph

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Beitrag von TimoL » 02.12.2011 11:59

@Klaus:
zu 1.: Die Auflistung ist mit "Stand 1.8. 1977" versehen.

zu 2.: Zum Zeitpunkt der Erstellung zu 100%; bei den befestigten hat sich auch danach nichts verändert.

zu 3.: "Der Innenminster [von Schleswig-Holstein]/ Amt für Zivil- und Katastrophenschutz"

zu 4.: Nö.


@Kai:
Diese "Angelegenheiten" (in diesem Fall die BAMSt's) unterliegen zumindest hier in Schleswig-Holstein bis auf einige gaaanz wenige Sachen schon seit 13 Jahren keiner Geheimhaltung mehr.


@Christoph:
Änderungen der Standorte bei den unbefestigten BAMSt's kann ich auch für's Warngebiet I bestätigen.


Zumindest hier in Schleswig-Holstein verfügten alle amtsfreien Gemeinden und amtsangehörige Gemeinden mit mehr als 2.400 Einwohnern über diese Liste, ebenso auch über eine Auflistung der Notfall-Getreidelager in Schleswig-Holstein und Notbrunnen.


Und zu guter Letzt:
Ein Bild (aus meinem Archiv) sagt doch meistens mehr als 1000-Worte :-)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Beitrag von klaushh (†) » 02.12.2011 17:20

Moin, moin!

@TimoL
Vielen Dank Timo für die schnelle Aufklärung der Sache.

Mir sind einige Abweichungen zwischen Deiner Liste (siehe 1. Beitrag) und der Karte aufgefallen. Vermutlich handelt es sich dabei um Lese-/Schreibfehler (jeweils Karte <> Liste):
1. Preetz befestigt / unbefestigt
2. Plön unbefestigt / befestigt
3. Neumünster ???? / NMS 1113
4. Kiel unbefestigt / befestigt

Ich werde noch darauf zurückkommen.

Gruß
klaushh
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