Flugmelde-Leit-Stellung 1. Ordnung "Heidschnucke"

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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Cremer
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Beitrag von Cremer » 20.06.2011 08:10

@Eric,

zu meinem Posting vom 17.6. muss ich mich korrigieren bzw. ergänzen.

Ich habe soeben im Büro nochmals in den Unterlagen "Lehrgang Trägerfrequenzgerät Landbriefträger zu Jagdschloss" (Ausgabe Dez. 1944)nachgeschaut.

Neben der trägerfrequenten Ausführung des Landbriefträgers unter Benutzung des Fernsehkabelnetzes der DRP besteht auch die Möglichkeit, die Bildimpulse NF-mäßig zu übertragen. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in dem geringeren Aufwand sowie in der Verwendung von einfachen und billigen Leitungen, zumal das Fernsehkabelnetz durch wenige verlegte Strecken begrenzt ist. Je nach der Entfernung der Beobachtungsstellen gibt es mehere Betriebsarten.

Bei kurzen Entfernungern bis zu 1 km werden die Bildfrequenzen und die Steuerfrequenzen über 3 getrennte Kabelleitungen (0,8mm Aderdurchmesser) übertragen.

Bei mittleren Entfernungen
- Kabel bis 6km (mit 0,8mm bzw. 1,1 mm Aderdurchmesser)
- Drehkreuz-Freileitung bis 15 km mit max. 1,5 km Einführungsleitungen in das JS
sind an einem Ende der drei Übertragungsleitungen (3 Aderpaare) Verstärker erforderlich.

Für größere Entfernungen wird die Trägerfrequenz-Ausführung mit Fernsehkabel Typ 5/18 mit einem Übertragungsbereich von etwa 4 MHz ausgeführt. Hierzu verwendete man die Zwölffach-Trägerfrequenz-Fernsprecheinrichtung Ü12/4 der DRP in Verbindung mit unbespulten Kabelleitungen. (bespulte Kabelleitungen sind Krarupkabel oder pupinbespulte Kabel)
Dann sind Verstärker alle 17,5 km notwendig.

Was heißt das hier für das JS Heidschnucke?
Es war vermutlich eine mittlere Entfernung von JS zur Beobachtungsstelle Heidschnucke, gemessen in GE von ca. 5,5 bis 6 km. Insofern war dann eine Verwendung eines Kabels mit 3 Paaren für das Bildsignal (f1, f2,f3) und ein Paar für Steuerleitung notwendig.
Deshalb ist es ein Sonderkabel mit 5 Paaren gewesen, wie auf dem Plan Nr. 2 vermerkt.

P.S. Wer hat die Handeintragungen der Kabellängen auf den Plänen eingezeichnet?

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 20.06.2011 17:10

Moin Gerd,

die Kabellängen wurden erst nach dem Krieg (1946) durch das TBA Wuppertal eingetragen.
Der Anlaß der damaligen Überprüfung war, festzustellen, ob die vorhandenen Wehrmachts-Sonderkabel zu zivilen Zwecken genutzt werden könnten.
Leider gab die Akte nicht wesentlich mehr zur Heidschnucke her.

Vor einigen Jahren muß ich aber die Informationen, die sich nicht aus den erst wesentlich später hier im Forum eingestellten Scans, in kleineren Häppchen im Anschluß an den Besuch im HStA reingeschrieben haben.

Mir ist bis heute nicht klar, wie die Verkabelung gelegt war: Oberirdisch oder unterirdisch?
Auch der Verlauf des Kabels ist vom JS nur bis zu einem Punkt hinter Löh klar parallel zur Straße auszumachen. Wie das Kabel von der Laupendahler Höhe Richtung Südwesten hinunter ins Tal und wieder hoch nach Unterilp verlegt wurde kann man weder dem einen noch dem anderen Plan entnehmen, leider!

Auch stellt sich mir noch die weitere Frage, ob die damaligen Kabel heute noch vorhanden sein könnten (sofern sie nicht unterirdisch verlegt waren).

Grüße, Eric
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Beitrag von Cremer » 20.06.2011 19:49

@Eric,

Ich habe die Länge ausgemessen über Langenbügelerstr., Isenbügelerstr., Ruhrstr. und dann Höselstr., gesammt ca. 5,5 bis 6 km.

Es kann natürich auch sein, dass das Kabel querfeldein von der Höselerstr. Heidschnucke nach der Isenbügelerstr. verlegt wurde, da auf Plan 1 das Kabel von Heidschnucke kommend die Straße kreuzt. Es sind allerdings Vermutungen.

Die Verlegung seitlich in der Landstr. war aber ggf. damals der einfachere Weg, zumal man davon ausgehen kann, dass diese Straßen alle für nicht Asphaltiert/gepflastert waren.

Finden wird man höchstwahrscheinlich in einem solch dicht besiedelten Gebiet solche Kabel nicht mehr. Diese genügen den heutigen Anforderungen in Bezug auf Isolation, geringe Aderzahl und als unstrukturierte Leitungen nicht mehr. Unstrukturierte ca. 50 Jahre alte Leitungen der DBP/Telkom findet man höchstens noch in sehr ländlichen Gebieten wie z.B. die Eifel nahe Luxemburg (Landkreis Bitburg-Prüm). Das sieht man u.a. daran, dass dort z.B. noch nicht DSL verfügbar ist.

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Beitrag von Cremer » 22.06.2011 22:18

Zu dem Plan Nr. 1 des Postings von EricZ vom 5.2.10 versuche ich mal den Plan des Telegr. Bauamt Wuppertal zu erläutern.

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass dieser Fernmeldeplan nicht ansatzweise das Ortskabelnetz von Heiligenhaus wiedergibt. Die Aufgabe des Telegraphenbauamtes bestand seinerzeit darin, so wie ich aus den Postings von EricZ herauslese, die Sonderkabel aufzulisten und ggf. einer zivilen Nutzung zuzuführen.
Deshalb werden in dem Plan auch nur diejenigen Ortskabel eingezeichnet, in welchem das Sondernetz der Führungsstelle „Stollen Heiligenhaus/Heidschnucke“ Kabeladern mitnutzte.
Das Verstärkeramt Heiligenhaus dürfte sich östlich hiervon auf der Hauptstr. in der Nähe des Ortsmittelpunktes befunden haben und war eine Endvermittlungsstelle (02056), angeschlossen am Verstärkeramt Essen (0201), die Ortnetzvorwahlen zeugen heute noch von der Herkunft . Das „Amtskabel 2“ mit 80p verlief vom VA in der Hauptstraße westwärts über die Punkte a, b und c bis in die Ratingerstraße. Am Punkt a wurden 2 Sonderkabel je 20p für in Stollen ausgeschleift. Am Punkt b wurde das Sonderkabel mit 10p, Länge 1872m, zur Heidschnucke ausgeschleift und das Amtskabel lief mit 60p weiter. Am Punkt c wurde das Sonderkabel mit 30p und 21m Länge ausgeschleift.

Sondernetz Florian:
Das Luftnachrichtensondernetz „Florian“ hatte insgesamt zum Stand 1.12.37 eine Länge von 142.927 km(Quelle: CD Handbuch Teil III „Das militärische Fernmeldewesen 1919-1945“ von Hans-Georg Kampe), davon
- Betriebsleitungen in Fernkabel 26.904 km, Fernleitungskabel 15.694 km, oi-Linien 50.084 km
- Aushilfsleitungen in Fernkabel 11.498 km, in Fernleitungskabel 16.749 km, in oi-linien 3.952 km
Es war von den 26 Sondernetzen mit insgesamt 394.131 km Linienlänge das Größte. Im Florian-Netz hatten die oi-Linien (oi - vermutlich oberirdische) mit 50.084 km Betriebsleitung den größten Anteil. Die oi-Linien könnten also solche Sonderkabel wie im Plan 1 dargestellt gewesen sein. Ein gesamter Netzspinnenplan wie bei den anderen Netzen läßt sich vermutlich aufgrund der Größe nicht darstellen bzw. es wird wohl auch keine Unterlagen mehr geben.
Die beiden CD-Handbücher III und IV sind ein Muss für Fernmelder mit Heeresinteressen.

Diese Florian-Sondernetze hatten teilweise sehr große Ausdehnungen. Auch über die Heidschnucke hinaus lief das Sonderkabel weiter. Auf http://www.gyges.dk/Flugmeldemess%20Stellungen%202.htm kann man erkennen welche Ausdehnung eine solche Stellung 1.Ordnung hatte und damit war ein umfangreiches Fernmeldesondernetz verbunden.
Im Heft von Alexander Dahl „Bumerang“ zeigt sich wie die Führungsstrukturen „nach oben“ z.B. nach Münster, in der Breite zu anderen Stellungen und weiter nach Berlin aussahen.

Hans-Georg möge mich korrigieren, wenns nicht stimmen sollte :))

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Beitrag von EricZ » 26.06.2011 20:56

Moin,

Danke Gerd für die weitererführenden Informationen!

Zu der Fragestellung, wie eine s. Flugmelde-Kompanie in die Strukturen eingebunden war, bietet neben Dahl natürlich auch Hoffmann einiges an Informationen - leider nur nicht für die hier im Fokus stehende Stellung.

Ich bin mir nicht sicher, welcher Typ Jagdschloß damals der Stellung zugeordnet worden war.
Für das Jagdschloß A gibt es hier sog. Lehrunterlagen, auch wenn diese der ein oder andere bereits kennen wird:

http://www.cdvandt.org/Jagdschloss%20A%20Lehrgang.pdf

Grüße, Eric
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Beitrag von Cremer » 27.06.2011 07:57

@Eric,

kenne ich und stöbere mehrmals drin rum :-))
Auch noch ein link der Dir vermutlich bekannt ist
http://www.qsl.net/dl6vw/

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Beitrag von Cremer » 27.06.2011 10:31

Ergänzend zu meinem Posting vom 22.6.11

Auf Nachfrage bei H. Kampe und zur Ergänzung sind oi-Leitungen oberirdisch geführte Freileitungen an Gestänge.

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Beitrag von EricZ » 05.07.2011 19:15

Moin,

gestern habe ich Post vom Smithsonian bekommen, weil ich da einfach mal nach einem K.St.N. bzw. nach einem K.A.N. nachgefragt habe.

Jetzt habe ich eine Übersicht mit Unterlagen verschiedener Funkmeßstellungen der Luftwaffe hier vorliegen, aus der leider nicht hervorgeht, wo sich die Stellungen befunden haben.
Nunmehr suche ich die "helfende Hand", die vielleicht eine Übersicht über die Stellungs-Nummern.

Nur als ein Bspl.:
Table of equipment of the German Air Force Radar unit
Kriegsausrüstungsnachweis, Luftw. Nr. 3277b

Ich bin ja Frischling in der Thematik, aber bislang ist mir keine Übersicht bekannt, aus der man solche Nr. bestimmten Stellungen zuordnen kann.

Hat jemand eine Idee, wie man diese Codierung ggf. knacken könnte?

Viele Grüße, Eric
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Beitrag von SES (†) » 05.07.2011 21:49

Hi Eric,
I'm not quite sure if I understand the question, but please see:
http://www.gyges.dk/Flugmeldemess%20Stellungen%202.htm
mfg
SES

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Beitrag von EricZ » 06.07.2011 16:51

Hi Michaël,

Oh yes, I think you're quite right.

But was does it mean for example: K.St.N. 3279 a (L).
K.St.N. = Ok, this is the abbreviation for Kriegsstärkennachweis
Exactly numbers like the above one are listed in the documents that I've received.

My question is, if every single radar post has it's own number. I think that this would be at most very nice but unlikely. I just don't want to order pages and pages and pages of documents from files that I don't need...

Best Regards, Eric
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