Muna Hohenbrunn

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
Coke1971
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Re: Muna Hohenbrunn

Beitrag von Coke1971 » 11.11.2012 22:45

Hallo, ich war heute auf einem Feldweg zwischen Siegertsbrunn und Wächterhof unterwegs. Da gibt es einen eingezäunten Bereich der stark verwachsen ist. Da befindet sich definitiv ein Bunker drin. Ist das evtl. eine alte FLAK-Stellung zum Schutz der Muna?
HW hat geschrieben:Von der Heeresmunitionsanstalt zum Bundeswehr-Munitionshauptdepot

Einige Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt München liegt die Gemeinde Hohenbrunn. Hohenbrunn hat im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden seinen dörflichen Charakter bewahrt. Bekannt wurde Hohenbrunn aber auch durch die MUNA Hohenbrunn.

1938 entstand im südlichen Waldgürtel von Hohenbrunn eine Heeresmunitionsanstalt (Fläche in etwa violette Linien).
Ca. 3.000 Personen arbeiteten in der Heeresmunitionsanstalt.

1945 marschierten die Amerikaner in Hohenbrunn ein und besetzten auch die Heeresmunitionsanstalt.

Die ehemalige Munitionsanstalt wurde zum großen Teil wieder ein Munitionsdepot, ein kleinerer Teil wurde als Industriegebiet ausgewiesen. Die Herkunft der älteren Gebäude ist auch heute noch erkennbar.

Schon 1958 zieht die neu aufgestellte Bundeswehr in Teilbereiche der ehem. Heeresmunitionsanstalt ein.

1962 übernimmt die Bundeswehr das gesamte Depot.

1976 wurde eine Geschossinstandsetzungsanlage eingeweiht.

1977 gab es eine Materialausgabestelle

1987 war die bis dato größte Mobilmachungsübung des Depot, u. a. mit dem Wach- und Sicherungszug und auch unter Beteiligung der Polizei.

2007 kam dann das „Aus“ für das in der Zwischenzeit zum Munitionshauptdepot erhobene Depot.

Die Bundeswehr nutzte den 7,6 Hektar großen Verwaltungsbereich (gelbe Linien), der vom eigentlichen Depot (grüne Linien) getrennt war.
Das Depotgelände (grüne Linien) war 178,7 Hektar groß. In diesem Depot sollen ca. 110 Munitionsbunker und eine Vielzahl von Gebäuden sein. Die Bunker sollen verfüllt und Tore und Lüftungsschächte dicht gemacht werden. Das Ganze soll dann mit Erdreich überdeckt werden. Während auf dem Gelände des Verwaltungsbereiches schon fleißig gebaggert wird damit sich demnächst hier die Industrie ansiedeln kann, bleibt das eigentliche Depot mindestens noch 5 Jahre verschlossen und bewacht bis alle Arbeiten erledigt sind und die Öffentlichkeit hier wieder Besitz ergreifen kann.

Schienenmäßig war das Depot an die Bahnstrecke München-Giesing - München-Perlach - Neubiberg - Hohenbrunn - Höhenkirchen-Siegertsbrunn - Kreuzstraße angeschlossen. Seit 1972 verkehrt hier auch die Münchner S-Bahn.
Im Bahnhof Hohenbrunn zweigte ein Gleis ab, das erst parallel zur eingleisigen Strecke bis zum Haltepunkt Wächterhof (Haltepunkt für die Arbeiter der Muna) verlief, hier dann aber im Wald verschwand.
Die Bundeswehr hatte eine depoteigene Diesellok, die später durch einen Zweiwege-Unimog ersetzt wurde.
Die Bundeswehrlok brachte die Güterwagen bis kurz vor dem Bahnhof Hohenbrunn. Hier war für den Depotanschluss ein Doppelgleis, so, dass die Lok umsetzen und wieder in das Depot zurückfahren konnte. Das Gleiche machte die V 60 Rangierlok der DB. Sie brachte die Wagen bis hierher, setzte um und fuhr zurück Richtung München-Giesing. Jetzt übernahm die Bundeswehrlok und zog die Güterwagen in das Depot.

Neben dem Bundeswehrverwaltungsbereich war in der Zeit des Kalten Krieges noch ein großer Bereich, den ich als „Zentralwerkstatt des Katastrophenschutz“ kenne (braune Linien). Hier war ein technischer Bereich mit ca. 100 Lkw-Garagen.

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 18.11.2012 18:48

Hallo,
mir ist jetzt nicht bekannt, welcher Feldweg genau gemeint ist, aber so aus dem Bauch heraus würde ich sagen, das war ein Brunnen der Wasserversorgung. Bei Hohenbrunn gibt es einige um den Bereich bzw. in der Nähe der MUNA. Ich meine es sind insgesamt 6 Brunnen, wo die genau sind, müsste ich erst suchen.
Soweit ich mich erinnern kann, gab es vor Jahren bei einigen der Brunnen einen erhöhten Nitratgehalt.
Es kann auch ein älterer Brunnen gewesen sein, der nicht mehr zur Wasserförderung genutzt wird.

FLAK-Stellung gab es vermutlich auch, da werde ich aber einen Kollegen fragen, der hat im Umkreis vom Fliegerhorst Neubiberg mal danach gesucht und auch gefunden. Vielleicht weiß er von der MUNA auch etwas.

Gruß
HW

konishkichen
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Beitrag von konishkichen » 06.02.2014 16:58

Hallo,

ich wollte mir demnächst das Gelände ansehen. Ist es denn mittlerweile frei zugänglich und was ist noch übrig? Ich konnte keine halbwegs aktuellen Infos finden.

Lieben Dank,
Manu

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 10.02.2014 11:39

Hallo,

also das eigentliche Depot (Munitionslagerbereich) ist immer noch verschlossen (grün umrahmter Bereich). Ich bin erst vor einigen Tagen wieder hier vorbei gekommen auf dem Weg zu einer hier ansässigen Firma. Dass dieses Gelände frei zugänglich sein soll ist Quatsch. Als das hier jemand gepostet hat, habe ich mich bei den Gemeinden Hohenbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn erkundigt. Beide Gemeinden haben ausgesagt, Gelände ist verschlossen, Betreten für unbefugte verboten. Hier einzudringen ist ggf. der Tatbestand des Hausfriedensbruch. Auch wurde darauf hingewiesen, dass Jäger hier überzähliges Wild abschießen. Mir ist bekannt, dass die Bundeswehr auch schon mit dem Wild hier Probleme hatte, die Tiere haben öfters über die vorhandenen Sensoren (Einbruchsmeldeanlagen) Alarm ausgelöst.
Auch habe ich bei der ehem. Wachgebäude des Lagerbereiches das Kfz eines Sicherheitsunternehmen gesehen.

Der Verwaltungsbereich (gelb umrahmt) ist bis auf die ehem. Feuerwache komplett abgerissen. Hier entstehen schon neue Gebäude für Gewerbe. Dieser Bereich ist jetzt frei zugänglich.
Der andere Bereich (violett umrahmt), der ja schon seit vielen Jahren frei war, verändert sich auch durch Neubauten. Mittlerweile baut hier eine große Nudelfabrik. Einige der alten Gebäude, die auch hier im Thread auf Fotos zu sehen sind, sind ebenfalls abgerissen.

Der orange umrahmte Bereich war ja die Katastrophenschutz-Zentralwerkstatt, also nicht Bundeswehr, wird heute von verschieden Firmen genutzt. Zum Teil haben auch noch heute Hilfsorganisationen hier Fahrzeuge in Garagen untergebracht.

Wer sich noch für die alten Gebäude im frei zugänglichen Bereich interessiert, sollte sich beeilen, hier wird viel gebaut.

Gruß
HW

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 10.02.2014 19:14

Moin HW,

kann es sein, dass du da noch ein Bild posten wolltest?

Gruß
Oliver

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Shadow
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Beitrag von Shadow » 10.02.2014 19:48

Das Bild, auf das HW Bezug nimmt, befindet sich in seinem ersten Posting in diesem Thread.

Thorsten.

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 04.07.2014 18:13

Hallo,

in einer Broschüre „1200 Jahre Hohenbrunn“, Herausgeber Gemeinde Hohenbrunn, fand ich eine kurze Beschreibung der Munitionsanstalt des Heeres Hohenbrunn.

Unter anderem ist hier zur Muna folgendes ausführt:
Von der Heeresstandortverwaltung wurden ab 1938 Bauernhöfe und Grundstücke für Zwecke der Wehrmacht in Besitz genommen. Auf dem Gelände im Südosten der Gemeinde wurde die Munitionsanstalt des Heeres errichtet.
In den Kriegsjahren waren hier bis zu 4.000 Personen beschäftigt. In der Abfüllanlage waren 3.000 Arbeiter eingesetzt. Abgefüllt wurden chemische Kampfstoffe (Chloracetophenon, Senfgas) in Giftgasgranaten. 3.000 Tonnen Kampfstoffmunition lagerten in 89 Bunkern. Die Decken der Bunker waren für den Explosionsfall als Ausblasdecken angelegt.

Die Muna Hohenbrunn war zugleich das größte Zwangsarbeiterlager im Landkreis. Zusätzlich kamen ca. 800 Fremdarbeiter aus anderen Ländern.

Die Arbeit war schwer und gefährlich. Viele Arbeiter überlebten die Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht.

Mit Ende des II. Weltkrieges wurde die Muna von amerikanischen Truppen übernommen.

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Leif
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Beitrag von Leif » 30.12.2016 15:37

Hallo,

über meine Google Suchbegriffe bekam ich unter Miúnitionsdepot folgendes:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/lan ... -1.3313911
Einmal dort hineinspitzen, wo man sonst nicht hinkommt. Das ehemalige Munitionsdepot in Hohenbrunn ist normalerweise abgeschlossen und für Bürger nicht zugänglich. Am Sonntag, 15. Januar, haben Interessierte jedoch die Möglichkeit das mehr als 100 Hektar große Gebiet zu erkunden. Die Gemeinderatsmitglieder Karlheinz Vogelsang und Peter Berger (ÜWG-FW) leiten einen Rundgang, der durch den Wald und vorbei an ehemaligen Bunkern führt. Wer dabei sein möchte, trifft sich um 13 Uhr am Mahnmal bei der Einfahrt zum Gewerbegebiet an der Georg-Knorr-Straße.

Ich bin auf Eure Berichte gespannt! :-)

Viele Grüße
Leif

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Führung Muna

Beitrag von V-Fall » 15.01.2017 10:24

Hallo!
Leif hat geschrieben:Am Sonntag, 15. Januar, haben Interessierte jedoch die Möglichkeit das mehr als 100 Hektar große Gebiet zu erkunden. Die Gemeinderatsmitglieder Karlheinz Vogelsang und Peter Berger (ÜWG-FW) leiten einen Rundgang, der durch den Wald und vorbei an ehemaligen Bunkern führt. Wer dabei sein möchte, trifft sich um 13 Uhr am Mahnmal bei der Einfahrt zum Gewerbegebiet an der Georg-Knorr-Straße.
Danke für den Tipp!
Werde heute hingehen und wenn möglich Fotos machen. Wer kommt noch?

Viele Grüße

Max

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Pinguin der 2.
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Re: Muna Hohenbrunn

Beitrag von Pinguin der 2. » 31.05.2019 13:54

1962, ich war 8 Jahre alt, haben wir in Ottobrunn in der Bw Siedlung gewohnt. Als Kinder haben wir natürlich bewaffnete Ausflüge (Holzschwerter und Pappschilder, Ivanhoe lief im TV) in die Umgegend gemacht, was verboten war, das war auch attraktiv. Und so liefen wir dann zur Muna Hohenbrunn. Ich erinnere mich noch, daß dort eine Art Baggersee war, der in allen Regenbogenfarben schimmerte und stank. Insofern verwundert mich die Aussage, es hätte dort Brunnen gegeben.
sapere aude

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