Tanklager der Bw in Neumünster (Schleswig-Holstein)

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
longwood
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Tanklager der Bw in Neumünster (Schleswig-Holstein)

Beitrag von longwood » 07.03.2010 23:05

Hallo,

während meiner Lehrzeit als Elektro-Installateur habe ich um 1962 in einem Tanklager der Bundeswehr in Neumünster (Schleswig-Holstein) die Elektroinstallation - die noch von der Wehrmacht stammte - "auf Vordermann" gebracht.

Dieses Lager wurde von uns nur als "FLAK - Beständelager" bezeichnet; nach Auskunft älterer Arbeitskollegen sollen dort zu Zeiten der Wehrmacht Geräte der Flak gelagert worden sein. Außerdem befanden sich auf diesem Gelände zwei große unterirdische Treibstofftanks. Ferner hatte das Gelände einen Bahnanschluss.

In Neumünster befand sich auch ein Fliegerhorst der Luftwaffe.

Kann jemand nähere Einzelheiten zu diesem Lager mitteilen; es ist davon auszugehen, dass die Bezeichnung "FLAK-Beständelager" nicht die offizielle Bezeichnung war.

Ich hoffe auf zahlreiche Antworten und grüße aus Kronshagen bei Kiel

longwood


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Beitrag von redsea » 07.03.2010 23:57

Hallo longwood,

um Dir entsprechend antworten zu können wäre es hilfreich, wenn Du die Lage dieses "Tanklagers" ein bißchen präzisieren würdest.

Deiner Beschreibung nach könnte es sich um das Depot Boostedt, die ehem. Luftmunitionsanstalt 6/XI im Forst Halloh handeln. Siehe auch: viewtopic.php?p=93547&highlight=#93547

Wenn dem so ist, bitte ich bzgl. des Bw Depots um entsprechende Zurückhaltung, da dieses noch aktiv ist.

Deinen Beitrag habe ich vom Thema "Luftparks" abgetrennt, da das Depot Boostedt damit eher weniger zu tun hat.

Viele Grüße

redsea

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Beitrag von Leif » 08.03.2010 05:56

Moin,

zu einem Tanklager in NMS hat TimoL mal etwas geschrieben.
http://www.forgottenplaces.de/tanklagernms.htm
Ich glaube aber nicht, dass dies von der BW genutzt war. TimoL wird sich aber bestimmt dazu äußern.

Viele Grüße,
Leif

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Beitrag von TimoL » 08.03.2010 09:25

Jo, dann sag' ich da auch mal was zu:

Das Tanklager das longwood beschreibt, befand sich an der heutigen A7 und war keine Wehrmachtseinrichtung.
Es handelte sich dabei um ein Tank- und Betriebsstofflager der Bundeswehr für den Standort Neumünster und wurde Anfang der 60er Jahre gebaut und Mitte der 90er Jahre abgerissen.

Das "FLAK - Beständelager" gab es tatsächlich.
Es befand sich im heutigen Stoverbergkamp und wurde später von der Bundeswehr als Mob.-Stützpunkt genutzt; die Bezeichnung war "Lager Stover".
Die Anlage ist heute in Privatbesitz.

Das ehemalige "Luftwaffentanklager Neumünster" wurde nie fertig gestellt und die fertig gestellten Anlagen und Einrichtungen gleich nach dem Krieg gesprengt und abgerissen.
Nachnutzung daher nicht möglich.

Die ehemalige Luftmunitionsanstalt 6/ XI Boostedt vefügte über keine unterirdischen Tanks (war allein schon aus gelogischen Gründen nicht möglich) und ist seit Ende der 50er Jahre ein aktives Munitionsdeopt der Bundeswehr.
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- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

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Beitrag von longwood » 08.03.2010 10:44

Hallo,

der Bitte, die Lage des Tanklagers näher zu präzisieren, komme ich gerne nach.

Da ich mich als "älteres Semester" mit Google Earth u. ä. nicht auskenne, muss ich es leider "handgemacht" machen...

Wenn man von der Innenstadt her die Carlstraße befährt und den Bahnübergang der Heider Bahn überfahren hat, zweigt rechts bei den Tennisplätzen der Nachtredder ab. Nach ca. XXX m macht der Nachtredder einen "scharfen Knick" nach links.

Genau an dieser Stelle - aber geradeaus - befand sich das Tanklager. So weit ich mich erinnere, sind noch ein Tor und eine kurze Betonfahrbahn sowie die Einzäunung vorhanden; ansonsten ist das Gelände aber unbebaut. Das ehemalige Wachgebäude und die Füllstation mit den Pumpen usw. sind zwischenzeitlich abgerisssen worden.

Das Tanklager verschwand Ende 1960 bzw. Anfang 1970. Der Grund wurde damals von der Presse - soweit ich mich erinnere - "flach gehalten"; heute wäre es ein "Medienaufhänger..."

Falls Interesse besteht, kann ich dazu einiges schreiben... ...Schuld waren aber nicht die "lieben Nachbarn" in dem bebauten Gelände, wie vielleicht vermuten läßt...

Nebenbei bemerkt, habe ich während meiner Lehrzeit in fast allen Bundeswehrliegenschaften und aufgegebenen Liegenschaften der Wehrmacht im Großraum Neumünster gearbeitet (Hindenburgkaserne, Scholtzkaserne, Sickkaserne, ehemaliger Fliegerhorst, ehemalige Peilstelle der Kriegsmarine in der Reichardkaserne Hahnknüll, (Klein-) Waffenlager Altonaer Straße, Standortverwaltung, MUNA Boostedt, Rantzaukaserne Boostedt usw.).

Gruß an meine Geburtsstadt Neumünster...

longwood

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Beitrag von longwood » 08.03.2010 11:00

...zu meinem Beitrag vor xxx Minuten hatte ich leider vergessen, noch folgendes zu schreiben:

Der ehemalige Fliegerhorst war für uns Kinder zwar ein (hoch-) interessanter, aber auch (hoch-) gefährlicher Spielplatz.

Die Rückseite des elterlichen Grundstückes grenzte (fast) direkt an das Gelände des Fliegerhorstes.

Da ferner in den Steinbaracken in der Nachkriegszeit Vertriebene untergebracht worden sind, haben wir "automatisch" mit den dortigen Kindern gespielt.

Alle Wohnhäuser in der oberen Färberstraße wurden von den Engländern beschlagnahmt; nur das meiner Eltern nicht - da keine Zentralheizung, sondern nur eine "altertümliche" Ofenheizung vorhanden war.

Aber auch mit den Kindern der Engländer haben wir gespielt; sie kannten nicht die deutsche Sprache und wir nicht die englische Sprache - aber es hat trotzdem wunderbar geklappt.

Nun mache ich aber wirklich Schluss mit meinem "Geschreibe" - ich hoffen, keinen ich zu sehr gelangweilt zu haben...

longwood

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Beitrag von TimoL » 08.03.2010 11:09

Ich habe mir gerade noch einmal die entsprechenden Luftbilder aus den Jahren 1944 und 1945 angesehen:

An der von longwood beschriebenen Stelle befindet sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen weder eine betonierte Straße, noch ist ein Tanklager oder ähnliche Einrichtung zu erkennen; lediglich die Gebäude der Firma "Stock Guss" (Eisengießerei) sind zu erkennen.


Ach ja, in der Altonaer Straße befand sich zu keinem Zeitpunkt, auch nicht zwischen 1933 und 1945, ein Waffenlager.
Das Gerätelager befand sich im heutigen Stoverbergkamp; der spätere Mob.-Stützpunkt der Bundeswehr.

In der Altonaer Straße befand sich das Heeres-Verpflegungs- und Marine-Bekleidungs-Amt der Wehrmacht.
Die Bundeswehr nutzte die Liegenschaft später als Verpflegungslager.

Zum Thema militärische Anlagen und Einrichtungen in Neumünster 1933 bis 1945 kann ich auch zwei Bücher empfehlen:
1) "Die Luftwaffe zum Kriegsende in Schleswig-Holstein"
2) "Die Bomber kamen bald jede Nacht: Luftschutz, Luftabwehr und Luftangriffe 1933/45 im Städtedreieck Hamburg - Lübeck - Neumünster"
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Beitrag von longwood » 08.03.2010 12:56

Hallo,

ich habe zwar keine Luftbilder von Neumünster vom betreffenden Zeitraum, habe aber jetzt in Google Maps nachgeschaut.

Es ist die freie Fläche zwischen Stock Guss und den am roten Belag zu erkennenden Tennisplätzen.

Falls jemand im Großraum Neumünster wohnen sollte, empfehle ich, bei Interesse dort mal nachzuschauen und sich von den Örtlichkeiten selbst zu überzeugen...

Mein Ausdruck "(Klein-) Waffenlager der Bundeswehr" in der Altonaer Straße ist vielleicht etwas übertrieben. Dieses "Lager" befand sich in einem ehemaligen Fabrikgebäude auf der linken Seite - von Stadtmitte her gesehen - zwischen der Gerichtsstraße und dem Holsatenring. Wenn ich mal wieder in Neumünster bin, werde ich mich von den Örtlichkeiten überzeugen. Falls das Gebäude noch stehen sollte, wird es auf keinem Fall nicht mehr als "Waffenlager" - schon aus Gründen der Sicherheit wegen Einbruch und Diebstahl - genutzt.

In diesem "Lager" lagerten u. a. die Sturmgewehre G 3 in großer Stückzahl. Ich habe noch heute vor Augen - als ich dort die Elektroinstallation instandsetzte - wie zivile Mitarbeiter der Standortverwaltung Neumünster "gemächlich und in aller Ruhe" die Gewehrläufe reinigten bzw. einölten. Ich vermute, dass diese Reinungsarbeiten in bestimmten Abständen vorgeschrieben waren.

Am Südbahnhof befinden sich noch mehrere Speichergebäude aus Zeiten der Wehrmacht. Wir nannten sie damals "Verpflegungsämter" - was aber sicherlich nicht die korrekte Bezeichnung ist.

Gruß

longwood

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Beitrag von redsea » 08.03.2010 14:22

Hallo longwood,

danke für die interessanten Informationen, dann steht nun wohl ein wenig Recherchearbeit an. ;-)

Damit jeder weiß welches Gelände gemeint ist, hänge ich eine GE-Placemark nebst Foto mit an. In FlashEarth hier zu finden.

Und "ja", Verpflegungsamt bzw. Heeresverpflegungsamt ist die korrekte Bezeichnung der ehm. Liegenschaft am Südbahnhof und Marine-Bekleidungs-Amt wie TimoL schrieb. Interessant wäre natürlich auch, wenn Du auch zum ehem. Heeresverpflegungsamt noch weitere Informationen oder vielleicht ja auch Fotos aus alten Zeiten beitragen kannst. Hierüber kannst Du direkt im Thema Heeresverpflegungsämter berichten.

Viele Grüße

redsea
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Beitrag von longwood » 08.03.2010 14:51

Hallo redsea, hallo TimoL,

vielen Dank für die Antworten.

Leider habe ich damals keine Fotos gemacht, da ein Fotoapparat für "uns Lehrlinge" quasi unbezahlbar war. Außerdem war damals kein Interesse für derartige Forschungen und wer es trotzdem tat, wurde als "Spinner" abqualifiziert.

Wenn ich damals geahnt hätte, hätte mir einen einfachen Fotoapparat trotzdem "vom Munde abgespart" und auch entsprechende Notizen gemacht... ...wenn das Wort "wenn" nicht wäre...

Zusatz für TimoL: Wo lag das genannte Treibstofflager der Bundeswehr (Anfang 1960 erbaut - Mitte der 90er abgerissen) ungefähr? Mir ist ein derartiges Lager von der Erinnerung her nicht bekannt - was aber nichts heißen soll... ...oder ich sage von mir selber: "Demenz läßt grüßen".

Gruß aus Kronshagen bei der Landeshauptstadt Kiel

longwood

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