Tanklager der Bw in Neumünster (Schleswig-Holstein)

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
FAG125
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Nachtrag zu "Tanklager Nachtreeder"

Beitrag von FAG125 » 17.03.2015 20:04

Ich habe leider vergessen, meine Datenquellen anzugegeben:

Man mußte zu meiner Dienstzeit unter anderem ein "Pioniermaschinen-Betriebsstundenheft" (welch ein Wort!) für die FAGs, sowie diverse Fahrtenbücher(für jedes Nummernschild eines) z.B. 0,25t, 1,5t, 3,0t(NATO Ziege, wer kennt die noch?)usw. führen, welche noch heute in meinem Besitz sind! Alzheimer ade !!!

longwood
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Beitrag von longwood » 20.03.2015 21:09

Hallo FAG125,

vielen Dank für Deinen hochinteressanten Zeitzeugenbericht. Meine Hoffnung, dass sich doch noch ein Zeitzeuge meldet, hat sich somit erfüllt.

Ich wollte vor einiger Zeit auch noch einen zusätzlichen Beitrag liefern... ..aber bisher blieb es beim „Wollte“. Dein Beitrag ist nun aber die Initialzündung für meinen jetzigen Beitrag...

Der Grund ist die Firmenchronik der Tiefbaufirma KREBS & SUHR aus Neumünster, die aus Anlass des 50jährigen Bestehens dieser Firma herausgegeben wurde und im bekannten Wachholtz-Verlag im Jahre 2014 erschien.

In dieser Firmenchronik wird auch von dem Ölschaden berichtet; nachstehend gebe ich diesen Bericht wieder...

„Spektakulärer Ölschaden im Bundeswehr-Tanklager

Eine der spektakulärsten Arbeiten muss das Neumünsteraner Unternehmen 1967 ausführen.
Ein Auftrag der Bundeswehr. Auf dem Gelände des Tanklagers im Nachtredder stellt die Bundeswehr Verluste an Benzin in größerem Umfang fest. Zunächst vermutet man Diebstahl. Also überwachen Soldaten, ganz nach Vorschrift, mehrere Tage die Tankstelle. Und das Tag und Nacht. Doch nichts geschah. Erst beim nächsten Befüllen merkt man, dass es sich nicht um Diebstahl handelt. Der Tank hat schlichtweg ein Leck. Die Bundeswehr erteilt KREBS & SUHR den Auftrag, das Leck zu suchen. Zunächst werden die Tanks geleert, dann der Tank freigelegt. Auf Grund der Explosionsgefahr müssen sogar Bronzeschaufeln zum Einsatz kommen. Die Mitarbeiter stellen fest, dass schon auf dem Grundwasser eine Dicke Schicht Benzin schwimmt. Ein Wasserwagen wird daraufhin schnell zum provisorischen Benzinabscheider umgebaut. Unter Überwachung der Feuerwehr geht es nun daran, den Boden auszuheben.

Die ersten Touren mit dem verseuchten Boden wurden dann in die Böcklersiedlung auf ein freies Gelände an der Memellandstraße, das spätere Gelände der Standortverwaltung, gefahren. Dazu wurde die Lkw-Ladefläche mit Folie ausgelegt, damit kein Benzin auslaufen konnte. Jede Tour wurde von der Feuerwehr begleitet. Und dann wurde in der Böcklersiedlung der mit Benzin gesättigte Boden angezündet. Der brannte wirklich spektakulär. Auf Grund der starken Qualmentwicklung versank die Siedlung darin. So durfte es also nicht weitergehen. Der restliche Boden wurde dann nach Wiemersdorf in eine ehemalige Tongrube gefahren. Diesmal mit behördliche Genehmigung. Monatelang wurde das Grundwasser abgepumpt und mit dem umgebauten Wasserwagen gereinigt. Sieben Tage die Woche – 24 Stunden – 3 Schichten. Das war ein außergewöhnlicher Auftrag.“

Der Bericht wird noch von 2 Fotos illustriert, die ich aber leider nicht einstellen kann, da ich keine Bildrechte habe. Auf den Fotos ist zu sehen, wie dicke schwarze Qualmwolken die Böcklersiedlung „einnebelt“. Heutzutage undenkbar; wenn ein Kleingärtner etwas trockenes Reisig in seinem Garten verbrennt, rücken gleich Feuerwehr, Polizei und die Umweltbehörde an... ...meist von „netten“ Nachbarn alarmiert.

Im Hintergrund der Fotos ist auch eine Flugzeughalle zu erkennen, die wir damals „Holzhalle“ nannten (da überwiegend aus Holz gebaut) und die neben der Junkers-Halle stand. Beide Hallen wurden aber zwischenzeitlich abgerissen.

FAG125: Du hattest ferner geschrieben, dass Du bei der Instandsetzungausbildungskompanie 6/6 (langes Wort; wird tatsächlich so geschrieben – ich hatte bei der Bundeswehr gelernt, dass erst ab vier Einzelworten ein Bindestrich gesetzt wird) im sog. „Rad-Zug“ ausgebildet wurdest. Auch ich habe zu Deiner Zeit dort gedient – und zwar vom 01. Juli 1964 bis zum 31. März 1966; eingesetzt im Geschäftszimmer. Wir sind uns bestimmt mehrmals „über den Weg“ gelaufen... Meine Grundausbildung hatte ich in der AusbKp 7/6 (Boostedt) erhalten.

Die InstAusbKp 6/6 (offizielle Abkürzung) hatte 3 Züge; und zwar Waffen-Zug, Rad-Zug und Panzer-Zug. Torwache hatten wir nie, dafür aber Wache jeweils von 18.00 – 08.00 Uhr im technischen Bereich. Allerdings ohne Patronen im Magazin des G 3... ...die „Obrigkeit“ war nämlich der Ansicht, dass die Innendienstler und Ausbilder nicht mit Waffen umgehen könnten.

Aber nun weiche ich vom eigentlichen Thema ab...

Viele Grüße

longwood

PS: Wie die 3 Fotos von FAG125 zeigen, ist das Gelände immer noch Brachland. M. E. liegt es daran, dass vermutet wird, dass der Boden immer noch stark kontaminiert ist und somit nicht unerhebliche Entsorgungskosten auftreten.

peter120
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Beitrag von peter120 » 24.04.2015 13:57

Tach auch,

jetzt muss ich zu diesem Thema auch noch mal meinen Senf dazugeben und zwar zum Lager „Krusenhofer Weg“. Dieses Lager wurde von uns im Soldaten-Sprachgebrauch nur als „Spritstofflager Wasbek“ bezeichnet.

Während meiner Bw-Zeit 1976 bis 1978 war ich bei der 3./FmBtl 6 in der Hindenburgkaserne stationiert. Etwa 2-3 mal pro Jahr wurde ich als Fahrer an der Seite eines „altgedienten“ Uffz dem Standort-OvWa (?)als sogenannte Standortwache zugeteilt. Unsere Aufgabe war es, bestimmte Bw-Liegenschaften (es waren glaube ich 4) in Neumünster vier mal die Nacht zu vorgegebenen Zeiten aber jeweils veränderter Reihenfolge abzuklappern und nach dem Rechten zu sehen. Die Zeiten und Reihenfolge waren handschriftlich auf einem Blatt Papier vorgegeben. Das Wachlokal (=Ruheraum) war in der Sick-Kaserne. Von hier aus starteten die „Touren“.
Beim Lager „Krusenhofer Weg“ erfolgte eine einfache Zaunkontrolle und eine Überprüfung des Geländes mit Handlampe. Ein Betreten war auch für uns nicht gestattet. Bei dieser Kontrolle war uns immer mulmig. Das Lager lag ja nicht gerade auf dem Präsentierteller. Außer der kräftigen Handlampe hatten wir nur unsere Fahrzeugbeleuchtung. Es war ja Ende der 70er die Zeit des „Heißen Herbstes“ und die Sicherheitsbedenken wurden uns mit entsprechendem Nachdruck eingetrichtert. Eine Pistole wurde von uns beiden am Mann getragen, bei den Kontrollen grundsätzlich geladen und an einigen Tagen sogar entsichert(!). Nur im Auto waren die Waffen entladen und gesichert.
Im Gegensatz dazu waren die anderen Kontrollpunkte fast ein Selbstgänger. Beim Truppendienstgericht z.B., das ja im Ort lag, gabs nur einen Rundgang ums Haus, um mit der Lampe zu kontrollieren, ob alle Fenster und Türen okay sind oder ob Fußspuren im Garten zu finden sind.

Diese Standortwachen wurden gerade von den Mannschaftsdienstgraden immer gern übernommen: eigentlich (Ausnahme siehe oben) völlig stressfrei und zwei Tage Sonderurlaub, denn diese Dienste fanden für unsere Kompanie immer in Wochenend- oder Feiertagnächten statt.

Peter

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Re: Tanklager der Bw in Neumünster (Schleswig-Holstein)

Beitrag von FAG125 » 15.11.2023 20:54

Hallo longwood,
ich melde mich noch einmal zu " Tanklager Nachtredder in NMS ".
Nach erneuter Besichtigung ( am 13.11.2023 ) des besagten Geländes ist festzustellen:
Entlang der Rendsburger Strasse herrscht rege Bautätigkeit, auf dem Gelände der ehem. Stock & Co,
Eisengießerei ist ein Hotelkomplex entstanden, was dort weiter entsteht, ist noch nicht ersichtlich.
Das rückseitige ehem. Tanklagergelände (Anfahrt über die Straße Nachtredder) aber liegt immer noch brach und ist abgesperrt, auch die Prüfrohre (?) sind immer noch vorhanden. wie Du vermutest, ist das Gelände wohl noch immer verseucht.
Zur Info: https://www.meinestadt.de/neumuenster/S ... achtredder (auf Satellit stellen)

Dranbleiben, solange es geht !
LG FAG125

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