Trümmerbeseitigung in Hamburg

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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Lacky
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Trümmerbeseitigung in Hamburg

Beitrag von Lacky » 07.06.2003 10:33

Moin erstmal!

Kürzlich kam ich in den Genuß, das Buch "Stadtplanung in Hamburg - Gedanken zum Wiederaufbau" aus dem Phönix-Verlag Hamburg 1948 zu erstehen. Ein äußerst interessantes Thema darin ist das Kapitel "Trümmerbeseitigung" der Architekten Sprotte und Neve. Unter anderem werden dort auch die Ablagerflächen geräumten Trümmer im Hamburger Stadtgebiet aufgezählt:

1. im Nordwesten beim Altonaer Stadion, vorgesehen für 4.000.000 cbm
2. im Nordosten, östlich der Siedlung Langenhorn 4-6.000.000 cbm
3. im Osten die Oejendorfer Grube 20.000.000 cbm
4. im Südosten im Zusammenhang mit der Austorfung des Billstedter Moores 2.000.000 cbm
5. in Harburg neben dem Kalksandsteinwerk der ehem. Kiesgrube 200.000 cbm
6. die Wallanlagen 600.000 cbm
7. das Gelände Hammerbrook, welches zur Aufhöhung um etwa 2,20 m über die jetzige Höhe bestimmt
wurde 2.500.000 cbm
8. durch Abtransport auf dem Wasserwege das
a) Hafengebiet
b) Elbstromgebiet (für Uferschutz, Deichbefestigungen usw.)
c) Nachbarprovinzen (für Straßenbau, Geländeaufhöhungen usw.)
9. eine Reihe von kleineren Ablagerflächen

Da das Buch veröffentlicht wurde, als diese Auflistung noch im Planungsstadium war, stellt sich jetzt die Frage, in wie weit alles realisiert worden ist, insbesondere die Aufhöhung von Hammerbrook. Auch auf die Transportwege gehen die Autoren ein. Unter anderem wird dort von einer Transportband-Anlage geschrieben, die "auf dem Grünstreifen entlang der Autobahn nach Lübeck installiert werden soll. Die Aufgabestation soll am Eingang der Autobahn entstehen. Nach anfänglich gutem Arbeitsfortschritt beim Werk ruht die Arbeit augenblicklich, da im Februar 1946 dem Werk die Arbeitserlaubnis entzogen wurde."Leider wird das Herstellerwerk nicht namentlich genannt.

Weiß vielleicht jemand, ob die oben genannten Gebiete tatsächlich als Ablagerflächen genutzt wurden? Ist das beschriebene Transportband jemals fertiggestellt worden?

Gruß
Lacky
Mut ist oft ein Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht selten auf guten Informationen beruht - Sir Peter Ustinov

Devon

Beitrag von Devon » 07.06.2003 10:40

Also zumindest von der Oejendorfer Grube weiß ich das sie als Ablagefläche genutzt wurde...

Gruß...

Gast

Beitrag von Gast » 07.06.2003 13:11

moin Lacky,

nach den von dir genannten zahlen komme ich auf eine summe von 35.3 mill cbm schutt.
es soll aber in hh rund 43 mill cbm schutt gegeben haben. das nur wo wir gerade bei den zahlen sind.

zu 5.
hast du dazu nähere angaben??... dass würde mich besonders interessieren.
fällt in diesem zuammenhang der ortsname "Eißendorf" bzw "Göhlbachtal"?
mir ist nur dort ein sandsteinwerk bekannt, bzw habe ich mich dort in frühester jugend rumgetrieben....


zu 6.
soviel mir bekannt ist sind die wallanlagen zum teil mit dem trümmerschutt verfüllt worden.

zu 8 b:
kommt hin, ich habe letztes jahr nicht schlecht gestaunt als ich beim angeln auf einer buhne, die durch eisgang beschädigt war, trümmer entdeckte.
neben den bekannten backsteinen, waren auch komplette formsteine (fassadenverzierungen...) sowie jede menge metallreste (rohrleitungen usw) vorhanden.und das alles noch nach jahrzehnten rauchgeschwärzt.
anhand von geschmolzenen bzw angeschmolzenen glasscherben in den trümmern wurde besonders deutlich welche temperaturen damals geherrscht haben müssen.

vor einigen jahren hatte man im zuge der restauriung der
St Nickolaikirche vorgehabt, an bekannten stellen (das war irgendwo in richtung haseldofer marsch, kann mich aber auch irren...) trümmer dieser kirche zu bergen.

Holger

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Lacky
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Beitrag von Lacky » 07.06.2003 14:02

Moin Holger!

Ich denke mal, daß die fehlenden 7,7 Mio auf die 8 und 9 verteilt wurden. Außerdem sind diese Zahlen auch nur eine Schätzung, die Ablagerflächen nur geplant. Ob dort später wirklich Trümmer deponiert wurden, ist zumindest bei einigen Orten fraglich. Leider sind keine näheren Angaben gemacht worden, ich habe alles schon fast wortwörtlich aus dem Buch übernommen. somit sind zu Nr. 5 auch keine Namen bekannt, leider.

Gruß
Lacky
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Kalksandsteinwerk

Beitrag von DrFlocke » 08.06.2003 08:03

Moin !

Könnte es sich evtl. um das Kalksandsteinwerk bei Marmstorf ( nähe Rasthof Harburger Berge an der A7 ) handeln? Meines Wissens sind dort einige Kiesgruben....

Gruß
DrFlocke

Gast

Beitrag von Gast » 08.06.2003 08:30

stimmt....dort ist auch ein kalksandsteinwerk.
aber ist das dann noch "harburg"?

dort wo sich jetzt das gymnasium göhlbachtal befindet, war früher eine sandgrube und ich meine auch eine kalsksandsteinwerk.
die grube ist dann verfüllt worden, und dann in den 70ern das gymnasium dort drüber gesetzt worden.
man kann noch an hand des steilhanges erkennen das dort mal sand abgebaut wurde.

kleiner exkurs....
unmittelbar in der nähe befand sich ein kleiner röhrenbunker, mit zwei niedergängen.
die eingänge waren mit kleinen einfamilien-wohnhäusern umbaut, praktisch waren diese niedergänge bestandteile der häuser.
die häuser waren dann so unterirdisch verbunden.

Holger

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Kalksandsteinwerk

Beitrag von DrFlocke » 08.06.2003 15:06

Postalisch gehören die Kiesgruben zu 21220 Seevetal im Landkreis Harburg. Ist aber sehr knapp hinter der Stadtgrenze..... Glaube das Ortsschild steht 50m weiter oder so...

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klaushh (†)
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Trümmerbeseitigung

Beitrag von klaushh (†) » 10.06.2003 15:58

Moin, moin!
Mein Senf, Verzeihung: Erkenntnisstand dazu:

zu 1: das Volksparkstatadion (heute AOL-Arena) wurde aus Trümmerschutt gebaut;

zu 3: ist mir ebenfalls bekannt (dazu stand vor einiger Zeit mal etwas im Forum);

zu 6: mir bekannt, und zwar (vor allem) im Bereich zwischen Sievekingsplatz und Millerntor;

zu 7: ebenfalls korrekt

zu 2,4,5,8 und 9 keine Ahnung

Der Fund von Teilen der Nikolai-Kirche in der Haseldorfer Marsch ist ebenfalls korrekt. Einen Teil der gefundenen Teile kann man heute im Keller der Nikolai-Kirche betrachten (Eingang etwa dort, wo früher der Altarraum war); dort gibt es auch einige Erläuterungen zu den Funden und die näheren Umstände;
Bei der N.-K. ist zu berücksichtigen, dass das Kirchenschiff in den 50-er Jahren von Hamburg (unter Protest vieler Menschen!) gesprengt wurde (es lebe die sog. Frohe und Abrißstadt Hamburg!). Mir ist nicht bekannt, ob die Haseldorfer Funde aus Aufräumungsarbeiten gleich nach Kriegsende oder erst nach der Sprengung in den 50-ern stammen).

Gruß
klaushh

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Beitrag von Eisenbahnfreund » 13.06.2003 14:30

Moin,
ein Teil des Schutts ist auch in die Binnenalster gekippt worden. Er diente der Verbreiterung der Straße Alsterdamm und ist heute als Ballindamm begeh-/befahrbar.
MfG
der Eisenbahnfreund

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Alster- / Ballindamm

Beitrag von klaushh (†) » 13.06.2003 16:13

Moin Eisenbahnfreund!
...nämlich der Teil des heutigen Ballindamms zwischen Mittelstreifen und Wasser!
Weiterhin wurden etliche Fleete in der Innenstadt mit Trümmerschutt zugeschüttet.
Hammerbrook wurde nicht nur aufgeschüttet, sondern auch hier wurden viele Kanäle zugeschüttet (man vergleiche einen Stadtplan von vor 45 und von heute).
Gruß
klaushh

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