Flugzeuge in Waldstück entlang Reichsstraße?

Fliegerhorste, Feldflugplätze, Einsatzhäfen und E-Stellen der Luftwaffe und andere, zugehörige Infrastruktur
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mucimuc
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Flugzeuge in Waldstück entlang Reichsstraße?

Beitrag von mucimuc » 17.06.2009 05:59

Ich stelle das erstmal in Utopia, da mir nicht bekannt ist, ob da irgendwas dran ist:

Aus einheimischer Quelle, persönlich bekannt, wurde mir zugetragen, daß es im Bereich östlich Amberg, entlang der heutigen B85 Richtung Schwandorf, grob gesagt ca. 5-10km hinter Amberg, noch erkennbare Relikte von Erdwällen geben soll, hinter denen im 2. WK Flugzeuge geschützt abgestellt gewesen sein sollen. Die Erdwälle sollen wohl unmittelbar an der Straße liegen

Leider sind die Aussagen aus zweiter Hand, auch deshalb erstmal "Utopia"

Es solle sich wohl möglicherweise um neue Messerschmidt-Flugzeuge in Splitterschutz- oder Sichtschutz-Abstellplätzen gehandelt haben.

Nun drängen sich mir folgende Fragen auf:

-Ist der Verlauf der B85 heute in diesem Bereich noch dem damaligen Verlauf dieser Straße entsprechend? Die B85 wurde gerade nach der Öffnung der Ostgrenzen erheblich ausgebaut, die neue A6 -> Grenze CZ nach Prag kreuzt grob in diesem Bereich heute bzw. wird noch gebaut.
-Wäre das nicht zu weit von den Messerschmidt-Fertigungsanlagen (m. W. auf dem Gelände, das heute die Flüchtlingsstadt Neutraubling ist)?
-Kann die Örtlichkeit mit der Lage der Militärflächen östlich Amberg zusammenhängen, als welche Geschichte haben diese Flächen?
-Wäre eine Reichsstraße (war das vor "B" eine solche?) dafür geeignet? Ich denke mal, generell aufgrund der Größe der Flugzeuge schon.

Eine lange gerade Strecke würde es in diesem Bereich mitten durch ein Waldgebiet schon geben, östlich des heutigen Anschlusses der A6.
Eine erste Befahrung und kurze Begehung ohne nähere Ortsangaben ergaben meinerseits keine als solche erkennbaren Stellen.

Weiß jemand etwas darüber?
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Godeke
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Beitrag von Godeke » 17.06.2009 07:00

Hallo :-) ,

es war -vor allem im Verlaufe des Kriegs- durchaus üblich, die wertvollen Fluzeuge auseinander zu ziehen und in geeigneter Weise zu verstecken (Erdwall, Tarnnetz drüber, Wald...). So z.B. hier in Lüneburg, in Wunstorf, in Lübeck, in Kaltenkirchen usw.
Man muß nun aber nicht in unmittelbarer Nähe eine (Behelfs-) Startbahn vermuten. In den von mir genannten Fällen wurden nur die Flugzeuge soweit weg abgestellt und dann im Einsatzfall zum Flugplatz gezogen. Wie z.B. an den noch gut erhaltenen Erwällen in Esbjerg/DK zu studieren, konnte das bis zu 4 km vom Platz weg sein. Dazu ein paar Bilder vom Herbst 2007.
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Re: Flugzeuge in Waldstück entlang Reichsstraße?

Beitrag von zulufox » 17.06.2009 09:53

mucimuc hat geschrieben: Ich stelle das erstmal in Utopia, da mir nicht bekannt ist, ob da irgendwas dran ist:

Aus einheimischer Quelle, persönlich bekannt, wurde mir zugetragen, daß es im Bereich östlich Amberg, entlang der heutigen B85 Richtung Schwandorf, grob gesagt ca. 5-10km hinter Amberg, noch erkennbare Relikte von Erdwällen geben soll, hinter denen im 2. WK Flugzeuge geschützt abgestellt gewesen sein sollen. Die Erdwälle sollen wohl unmittelbar an der Straße liegen
Ist nicht Utopia,

wie Godeke schon geschrieben hat, war das gegen Kriegsende allgemein auf deutschen Plätzen üblich, dass die Flugzeuge teilweise weit ab vom Rollfeld abgestellt wurden. Im Bereich der heutigen Autobahnanschlussstelle Amberg-Ost (A 6) (grob geschildert in dem Dreieck, das durch die A 6 und die B 85 im Westen der AS gebildet wird) befand sich seit 1938 der Einsatzhafen Amberg-Schafhof. Die westalliierte Aufklärung meldete im Juli 1944 im Südosten des Platzes mehr als 10 in den Waldrand hineingeschlagene Lichtungen als Abstellplätze.

Zum Einsatzhafen Amberg-Schafhof gibt es inzwischen eine Dokumentation.
mucimuc hat geschrieben: -Ist der Verlauf der B85 heute in diesem Bereich noch dem damaligen Verlauf dieser Straße entsprechend? Die B85 wurde gerade nach der Öffnung der Ostgrenzen erheblich ausgebaut, die neue A6 -> Grenze CZ nach Prag kreuzt grob in diesem Bereich heute bzw. wird noch gebaut.
-Wäre das nicht zu weit von den Messerschmidt-Fertigungsanlagen (m. W. auf dem Gelände, das heute die Flüchtlingsstadt Neutraubling ist)?
Der Verlauf der B 85 entspricht dem Verlauf der Reichsstraße 85.
Die Bf 109 wurde nicht nur in Regensburg-Prüfening und Obertraubling gefertigt, es gab u.a. auch in Bayern mehrere Taktstraßen für die Endmontage. (Kleine Anmerkung am Rande: Professor Willy Messerschmitt schrieb seinen Namen mit Doppel-T am Ende :lol: )
mucimuc hat geschrieben:
-Wäre eine Reichsstraße (war das vor "B" eine solche?) dafür geeignet? Ich denke mal, generell aufgrund der Größe der Flugzeuge schon.
Wofür geeignet?
Als Start- und Landebahn für Flugzeuge? Nicht unbedingt, vor allem nicht, wenn sie durch Wald führt.
Als Rollweg, um Flugzeuge von einem Rollfeld zu Abstellplätzen zu ziehen: Allemal, da reichte auch ein schmaler Feldweg, der rechts und links halt noch Platz für die Flächen ließ.

MfG
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Beitrag von mucimuc » 17.06.2009 17:13

Wow, wer hätte das gedacht. Hatte erwartet, als Utopiavollspamer gesteinigt zu werden... es steht halt immer angeblich recht viel "im Wald rum"...

Daß es allerdings gerade mir Flugfan passiert, den guten Willy versehentlich mit DT zu schreiben, tödlich, aber nun gut, schäm... :) Gibt es denn Erkenntnisse über eine Fertigung in diesem Bereich? Nun, sooo weit von Regensburg ist das nun auch wieder nicht, aber eben nicht ums Eck!

Also ist was dran. Die Berichterstattung klang auch sehr glaubwürdig und schlüssig, nur fehlte eben konkretes Wissen, vor allem um die Hintergründe. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich, wie des öfteren Mal, dort oben bin und versuchen, die wohl sichtbaren Relikte zu lokalisieren.

Allerdings denke ich schon, daß eine schnurgerade Reichsstraße auch als Startbahn taugt(e), sofern eben der Wald nicht unmittelbar anschließt. Heute tut er das nicht, aber das sagt natürlich nichts.

Gerade fand ich immerhin DAS: http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/699263-132,1,0.html
und das: http://www.flugplatz-amberg-schafhof.de Gerade diese Seite hat sehr gute historische Aufnahmen zu bieten.

Darunter ein großes Luftbild, leider in einem etwas zu kleinen Betrachtungsfenster. Wenn man es herunterläd und dreht, stellt man fest, daß es genau auf dem Kopf steht. 180 Grad gedreht erkennt man die Straßenführung der R85 auf dem Bild passend zur B85. Sehr interessant! Das heutige Gewerbegebiet an der BAB-Ausfahrt entspricht ganz grob der Lage des Flugplatzes. Dann kommt möglicherweise meine Info über vorhandene Splitterschutzzellen für ME doch hin, es würde sich außerhalb des historischen Bildes nach Osten an der R85 anschließen.

Wäre eine Umbenennung des Beitrages in "Einsatzhafen Amberg-Schafhof" oder so ähnlich vielleicht passend?
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Beitrag von Djensi » 18.06.2009 08:30

Godeke hat geschrieben:Hallo :-) ,

es war -vor allem im Verlaufe des Kriegs- durchaus üblich, die wertvollen Fluzeuge auseinander zu ziehen und in geeigneter Weise zu verstecken (Erdwall, Tarnnetz drüber, Wald...). So z.B. hier in Lüneburg, in Wunstorf, in Lübeck, in Kaltenkirchen usw.
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Danke Godeke, damit wäre auch eine Frage geklärt, die ich mir bei der Vorbeifahrt an diesen Wällen vor Jahren schon gestellt habe. Ich hatte immer einen (mittelalterlichen) historischen Grund für diese Wälle vermutet, habe aber immer wieder vergessen Zuhause zu recherchieren.

Gruß Djensi

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Beitrag von hollihh » 18.06.2009 12:33

Djensi hat geschrieben: Ich hatte immer einen (mittelalterlichen) historischen Grund für diese Wälle vermutet, habe aber immer wieder vergessen Zuhause zu recherchieren.
...naja, ist doch mittelalterlich, immerhin schon über 1000 Jahre her :mrgreen:

Zum Thema : Größere Abstände zwischen Abstellplätzen und den eigentlichen Flugplätzen/-horsten/-feldern gab es auch im Norden : Zwischen Wittmundhafen und Brockzetel hatte man um 1941 einen 7 km langen Rollweg begonnen, der die beiden Flugplätze verbinden sollte. Allerdings weiß ich nicht, ob dort auch entsprechende Abstellplätze vorgesehen waren - denkbar wäre es.

Gruß

Holli

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Beitrag von mucimuc » 18.06.2009 15:00

Seltsam... ich meine, diverse Suchbegriffe benutzt zu haben, aber erst heute finde ich diesem Beitrag, der den Einsatzhafen Amberg-Schafhof behandelt, sehr passend :)

Schöne Bilder nach 4 Jahren hervorgekramt...plane dort auch mal eine Exkursion.
viewtopic.php?t=6020&highlight=amberg
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Beitrag von mucimuc » 06.06.2010 21:38

Ich packe das hier mal aus, da eine Begehung des Flugplatzgeländes genau die gleichen Relikte zu Tage gefördert hat, wie hier vor vielen Jahren gepostet.

Siehe dazu hier, der Bildvergleich nach nur etwa fünf Jahren (oder auch der Jahreszeiten) ist interessant.

Leider nur weniges mehr, zudem eher zweifelhaftes, vor allem als Nichtfachmann.

Es folgt mal eine Bilderserie von Juni 2010 mit vier verschiedenen Fundstellen.
Serie 1: Reste einer Flugzeughalle, heute am Straßenrand zu finden, ca. 2,20m hohe Grundmauern (seitlich). Es ist die gleiche, wie auf den Bildern des verlinkten Thread.
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Beitrag von mucimuc » 06.06.2010 21:42

Das hier halte ich eher für ein jüngeres Relikt (aber wovon, was war hier?).

Ein historisches Luftbild zeigt hier nur einige Bombentrichter zu Flugplatzzeiten, eine befestigte Fläche kann ich darauf nicht erkennen.
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Beitrag von mucimuc » 06.06.2010 21:50

Dann die Suche nach dem Urpsung meines Interesses (siehe erster Beitrag im Thread).

Ich mußte heute feststellen, daß die B85 derzeit zwischen Anschlußstelle zur A6 und Schwandorf erheblich ausgebaut wird. Hier einige Bilder...und etwas, was durchaus eine alte dammartige Schüttung sein könnte.

In den früher in den alten Beiträgen verlinkten Quellen ist von "verstreut" in Splitterschutzzellen stehenden ME109 die Rede...naja, wer weiß, kann ja sein. Jedenfalls sollen sich sicher solche Abstellplätze entlang der B(R..)85 zwischen heutiger A6 und Pittersberg befunden haben. Just diese Seite der B85 wird derzeit auf ca. 30m Breite abgeräumt und vermutlich 3-4streifig ausgebaut.
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