Hier mal wieder etwas aus der Abteilung Architektur und Baugeschichte.
Ich hol mal etwas weiter aus. Wer sich nur für das konkrete Objekt interessiert, kann ja gleich zum nächsten Beitrag springen.

Ende des Zweiten Weltkriegs bestand in Deutschland eine enorme Wohnungsnot. Zu den zahllosen Opfern der Bombenangriffe (die Hamburger Baubehörde gab zum Kriegsende den zerstörten oder unbewohnbaren Teil des Vorkriegswohnungsbestandes mit 52,7 % an, in den Städten an Rhein und Ruhr lag der Anteil zum Teil noch deutlich höher) kamen Hunderttausende von Flüchtlingen aus den östlichen Gebieten, die ebenfalls mit einer Unterkunft versorgt werden mussten. Angesichts des gigantischen Bedarfs, der Dringlichkeit und der knappen zur Verfügung stehenden Mittel mussten in den ersten Monaten und Jahren vor allem provisorische Bauten errichtet werden. Aus Hamburg sind die Bilder der endlosen Reihen der sog. Nissenhütten in Mitten der zerstörten Wohngebiete bekannt. Als nächste wichtige Maßnahme begann man mit dem Ausbau und der Wiederherstellung von ausgebrannten Wohnungen, bei denen zumindest die Grundkonstruktion der Häuser noch erhalten und verwendbar war.
Erst ab Anfang der 1950er Jahre konnte der Neubau von Wohnungen in größerem Umfang aufgenommen werden. Auch dabei spielte der noch immer enorme Bedarf auf der einen und die knappen Ressourcen auf der anderen Seite eine entscheidende Rolle. Es entstanden deshalb vielfach zunächst sehr einfache Wohnungen in flächen- und materialsparender Bauweise, die ihren Bewohnern aber doch schon eine sichere und vergleichsweise komfortable Unterkunft für zumindest einige Jahre bieten sollten.
Viele dieser so genannten Schlichtwohnungen bestehen noch heute – und stellen ihre Eigentümer vor große Probleme. Die Wohnungen sind in ihrer Konzeption (kleine Wohnflächen, viele kleine Räume, gefangene Zimmer) und Ausstattung (allenfalls Duschbäder in der Wohnung, oft Gemeinschaftsbäder im Keller) längst nicht mehr zeitgemäß. Brand-, Schall- und Wärmeschutz genügen nicht annähernd den heutigen Ansprüchen. Die einfache Bauweise (dünne Wände, 10 cm dicke Betondecken mit Trümmerschutt als Zuschlagsstoff) lässt aber Umbauten und Modernisierungen in größerem Umfang nicht zu. Viele dieser Bauten sind daher inzwischen abgerissen und durch Neubauten ersetzt worden, viele der noch verbliebenen werden in den nächsten Jahren folgen.
Die Schlichtbauten wurden in den meisten Fällen flächen- und materialsparend als Geschoßbauten erstellt. Es gibt aber auch einige wenige Beispiele von Einfamilienhaussiedlungen, die in dieser Art errichtet wurden. Eine der wenigen, in wesentlichen Teilen noch original erhaltenen Siedlungen will ich hier vorstellen.
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