Rundbunker Bauerberg (Hamburg)

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
GW-Horn
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Re: Bunkerlage

Beitrag von GW-Horn » 30.01.2021 20:04

MikeG hat geschrieben: 29.07.2008 14:19 Moin!

Die Hausnummer Bauerberg 43 würde nach heutiger Lage passen. Während des Krieges lautete die Adresse noch "Alter Bauerberg 16".

Mike
Als Mitarbeiter des Stadtteilarchivs in Hamburg Horn kann ich zur Klärung der Adresse/Lage beitragen:
Ab der Einmündung Dunkersweg teilte sich der von der Horner Landstraße kommende Bauerberg.
Der geradeaus führende Zweig hieß weiter Bauerberg und mündete (wie heute) in die Rennbahnstraße. Hausnummern gab es hier ab Dunkersweg nur auf der östlichen (rechten) Seite!
Der nach links abgehende Zweig hieß "Alter Bauerberg" (weil ursprüngliche Wegführung). Seine Hausnummern begannen gegenläufig an der Einmündung am Horner Weg (2) und endeten am Dunkersweg auf der westlichen (linken) Seite mit 24. Die östliche Seite (mit dem Bunker) hatte keine Wohnbebauung und demzufolge auch keine Hausnummern. Hierher zeigt der Bunker-Notausgang.
Der Haupteingang lag - wie natürlich noch heute - am Bauerberg. Allerdings gab es auf dieser Seite ebenfalls keine weitere Wohnbebauung und darum auch keine Hausnummern.
Das Hamburger Adressbuch aus der Zeit listet Schutzanlagen gar nicht im Straßenverlauf, womit sie sowieso keine Hausnummern bekamen. Dies wurde erst nach dem Krieg durch die zivile Nutzung erforderlich. So befand sich z.B. in diesem Bunker längere Zeit ein Laden für Bodenbeläge und Fußmatten. Warum dann die gegenüberliegende Hausnummer "Alter Bauerberg 16" der Gaststätte Bargmann/Berger gewählt wurde, bleibt ein Rätsel.
Mit Bau der U-Bahn nach Horn wurde der "Alte Bauerberg" 1966 aufgehoben und die bis dahin als Sackgasse endende Straße "Am Gojenboom" um die neue Haltestelle bis zum Bauerberg herumgeführt. Ab U-Bahn-Eingang nutzt sie die alte Straßenführung, so dass der Bunker nun "Am Gojenboom" lag.
Spätere Nutzer des Bunkers (eventuell die Musikband) malten sich dann in Eigenregie in Anlehnung an die letzte Nummer 41 im Bauerberg die Hausnummer 43 über die Tür.

Wir haben zum Bunkerabbruch gerade ein Newsletter verschickt, das ich für Interessierte als Anhang zur Verfügung stelle.
Es zeigt u.a. auch den tatsächlichen Grundriss.
Ebenso hänge ich einen kleinen Kartenausschnit an, der die Lage bis 1966 verdeutlicht.
Lage.jpg
Newsletter 2021-Q1 Bunker V2.pdf
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Zwackelmann
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Re: Was ist das?

Beitrag von Zwackelmann » 30.01.2021 20:38

Hallo Geschichtswerkstatt HH-Horn,

Vielen Dank für das Einstellen der PDF! Schade natürlich um so ein bemerkenswertes Bauwerk...

Schönen Gruß, Thomas!
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

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klaushh (†)
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Rundbunker Bauerberg

Beitrag von klaushh (†) » 01.02.2021 15:25

RdBu Nebenräume um 2000.jpg
RdBu Schlafzellen um 2000.jpg
RdBu Nebenräume um 2000.jpg
RdBu Schlafzellen um 2000.jpg
Moin!

Noch einige Ergänzungen zu diesem Bunkertyp.
Von mehreren Baufirmen wurden in den Jahren 1941/42 insges. 38 derartige Bunker in den Stadtteilen Horn, Langenhorn und Wilstorf gebaut. Von diesen sind heute noch etwa 30 erhalten.
Der Bunkertyp ist insofern bemerkenswert, als es sich um "echte" Bunker handelt (Stahlbeton, Außenwände 1,10 m, Decke 1,40 m) bei einem relativ geringem Fassungsvermögen. In den Unterlagen aus der Kriegszeit sind Zahlen zwischen 50 und 70 angegeben, wobei einheitlich die Rede von 48 Liegeplätzen ist. In einer Aufstellung aus 1961 taucht erstmalig bei einem dieser Bunker die Zahl von 123 Plätzen auf. Von der Höhe scheint die Zahl von 123 (48 Liege- und 75 Sitzplätze) durchaus realistisch (unabhängig von der tatsächlichen Belegung, die in vielen Fällen höher gewesen sein dürfte).
Als Belegenheit für den hier behandelten Bunker ist in einer während des Krieges vom A.K.E. geführten Liste angegeben "Alter Bauerberg, gegenüber Nr. 6".
Dieser Bunker weist zwei Besonderheiten auf:
- gebaut wurde er von einer Einheit der Wehrmacht (Festungspioniere) und
- Dank der Geschichtswerkstatt Horn konnte der Bunker in den letzten Jahren verschiedentlich von der Öffentlichkeit besichtigt werden.
Die übrigen Bunker stehen bzw. standen auf Privatgrund, meist auf Grundstücksgrenzen, so dass sich zwei, drei oder sogar vier Grundstücke einen Bunker "teilen". In der Nachkriegszeit hatten somit höchstens zwei Grundstücke einen direkten Zugang zum Bunker.
Anliegend zwei Innenaufnahmen aus 2000.

Gruß
klaushh
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Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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