Prinzipiell stimme ich hibi zu, politische und sachliche Argumente sind zweierlei Dinge, die man besser auseinanderhalten sollte.
Die Umsetzung der Strassenbaupläne in München stiess ja schon in den späten sechziger Jahren auf Widerstand in der Bevölkerung (der sich damals an der Untertunnelung des Prinz-Carl-Palais im Zuge des Altstadtringes entzündete) und in der Folge zur Gründung des Münchner (Bau-)Forums (
Link) führte.
Natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass der Bau des Petueltunnels durch ein Bürgerbegehren
vorangetrieben werden musste - sonst kennt man Bürgerinitiativen eher, wenn es darum geht, Bauvorhaben zu verhindern
Dass Vorhaben entsprechend lange dauern, nun, das ist zumindest zum Teil auch der Preis, den man für das Mitspracherecht der Bürger zahlen muss, hier braucht es eben den Konsens möglichst vieler, um Sachen voranzutreiben. (Kleiner Seitenhieb: Nicht umsonst hat sich Le Corbusier zunehmend der politischen Rechten zugewandt, da dort seine Vorstellungen von Architektur und Stadtplanung am einfachsten durchsetzbar waren.)
Die Verflechtung von Geld und Politik hat in Bayern ja auch eine gewisse Tradition, aber das ist in anderen Gegenden auch nicht anders, nur die Namen ändern sich, Kölner Klüngel, etc.
Was die täglichen Staus durch missglückte Strassenplanung bzw. -ausbau angeht, da sind meine Erfahrungen mit anderen Städten (speziell Hamburg, Frankfurt, Köln und Düsseldorf kenne ich aus eigener längerer Erfahrung) auch nicht besser - in jeder Stadt gibt es neuralgische Punkte, an denen sich der Verkehr staut. Dass ich in speziell in München weiss, wo dieses auf Fehlplanung bzw. Nicht-Durchführung von Planungen zurückzuführen ist, liegt aber auch daran, dass ich mich speziell in München auch mit der entsprechenden Planung eingehender beschäftigt habe.
Aber zurück zu den Münchner Ringen: Auf der Suche nach LPs in München ist die Karte aus dem Jensen-Plan von 1963 sicher die beste Grundlage. Aber bereits 1946 hatte Stadtbaurat Karl Meitinger in seiner Schrift "Das Neue München" für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt ein Netz von Ring- und Ausfallstrassen skizziert, inklusive eines Ringes um die Altstadt, um den Verkehr aus der Altstadt herauszuhalten, sowie die Schaffung einer U-Bahn.
Auch wenn diese Vorschläge in der Zeit des Wiederaufbaus nur auch wenig Interesse gestossen sind - der Bürgermeister Thomas Wimmer hatte Verkehrs- und speziell Strassenplanung vom Tisch gewischt: "Was habts denn immer mit euerm Verkehr. Die Autos kommen schnell gnua durch d'Stadt.". Sein Nachfolger Hans-Jochen Vogel (ab 1960) hatte danach auch einiges an Planung und Umsetzung nachzuholen, und ein erster Ausdruck hiervon war eben auch der Stadtentwicklungsplan von 1963.
Servus,
Axl