Stollenverbindung

Militärische Objekte des Ersten Weltkriegs, der Kaiserzeit etc.
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argus
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Stollenverbindung

Beitrag von argus » 02.10.2009 16:34

Hallo!

Auf dem Weg in den Urlaub bin ich über den Predil - Pass von Italien nach Slowenien (Soca – Tal / ex Isonzo - Tal) gefahren.

Nun habe ich nachträglich festgestellt, daß ich ahnungslos an einem hochinteressanten Objekt vorbeigefahren bin. Es handelt sich um einen Bergwerkstollen von ca. 6 Km Länge, welcher zu österreichischer Zeit von Cave di Predil (ex Raibl) nach Log Pod Mangatom (ex Unterbreth) führte.

Heute ist das ehem. Bleibergwerk auf der italienischen Seite ein Museum und auch auf der slowenischen Seite kann der Stollenausgang besichtigt werden.

Im ersten Weltkrieg wurde durch diesen Stollen, von den Österreichern zur Vorbereitung der 12. Isonzoschlacht, täglich bis zu 400t Nachschub transportiert. Diese Transporte wurden von den Italienern nicht bemerkt und ermöglichten damit u.a. die erfolgreiche Verschleierung des Aufmarsches der deutschen und österreichischen Angriffsarmeen.

Meine Frage:

Ist der Stollen noch in voller Länge vorhanden oder ist er bereits „Lost“?

Er unterquerte immerhin früher einmal den „Eisernen Vorhang“ und war daher aus jugoslawischer Sicht ein „Sicherheitsrisiko“.

Vielleicht hat jemand von Euch eines der beiden Bergbaumuseen besucht und kann meine Frage beantworten.



Gruß auf Franken!

argus
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Bernhard_63
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Beitrag von Bernhard_63 » 10.10.2009 02:33

Hallo Argus,

hier gibt es eine italienischsprachige Seite
über das Museum:
http://www.minieradiraibl.it/museo.htm

Gruß
Bernhard

DarkPlaces

Beitrag von DarkPlaces » 17.10.2009 11:44

Hallo Argus,

Ich bin auch im Urlaub an dem Bergwerk vorbeigefahren (natürlich nicht, ohne ein paar Fotos zu schießen).
Von der Stollennutzung im ersten Weltkrieg wusste ich bis gerade eben auch noch nichts. Danke für die Infos.

Grüße,

Alex

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argus
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Hilfstollen

Beitrag von argus » 17.10.2009 21:24

Hallo!

Bin etwas weiter gekommen und konnte die italienische Bezeichnung des Stollen ermitteln.
Es ist die Galleria Bretto".

Näheres: http://www.cavedelpredil.com/index.aspx?Id=8460&Gruppo=

Jetzt geht es an´s Übersetzten. :mrgreen:

Die Österreicher bezeichneten den Stollen "Kaiser - Franz - Josef - Hilfsstollen".
Dieser führt direkt unter dem Predilpass hindurch nach "Log pod Mangartom" in Slowenien.

Teile dieses Ortes wurden übrigens vor knapp 10 Jahren von einem Erdrutsch mitgerissen.
Auch "Cave di Predil" hat 1910 Schlagzeilen gemacht, als das Krankenhaus im Boden versank.



Gruß!

argus

plint (†)

Raibler Bergwerksstollen

Beitrag von plint (†) » 13.11.2009 22:22

Hallo,

der in Unterbreth mündende Stollen diente der Entwässerung des Raibler Bleibergwerks. Auch heute noch ist er fahrbar und erfüllt seine ursprüngliche Aufgabe immer noch, es kommt gut hörbar eine größere Menge Wasser angerauscht.
Die Nutzung als beschußsicherer (und nebenbei ja auch wesentlich bequemerer) Nachschubweg war Ergebnis der Ortskenntnisse von zum Militär einberufenen Raibler Bergleuten.
In Raibl mußte aber die Schachtförderung des Bergwerks benutzt werden, weil der Unterbrether Stollen erheblich unter der Rasenhängebank des Raibler Schachtes liegt. Aus der geringen Abmessung der Förderkörbe ergaben sich natürlich Einschränkungen hinsichtlich der Größe der transportierbaren Teile, das für die letzte Isonzoschlacht benötigte schwere Geschütz z.B.passte nicht durch den Stollen und musste unter größten Mühen über die Paßstraße geschafft werden.
Anhängend ein Bild des schon nicht mehr so schwer gesicherten Stollenmundloches in Unterbreth von Juni 2003.

Gruß aus Asbach im Vorderwesterwald

Wilhelm Hesse
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argus
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Erbstollen

Beitrag von argus » 15.11.2009 12:45

Hallo Wilhelm!

Vielen Dank für den aufschlussreichen Beitrag!

Mit der "Rasenhängebank" bin ich "Flachlandtiroler" per Wikipedia nun auch klar gekommen.
(War doch keine "Hollywoos-Schaukel"! (:-))

In einigen Schilderungen wird der Stollen auch als "K-F-J- Erbstollen" bezeichnet, was Deine Aussage hinsichtlich des Wasserabflusses bestätigt.

Auch wenn die "Dicke Berta" nicht hindurch passte, ergaben die 400 t damals doch eine Einsparung von ca. 200 LKW - Ladungen, welche nicht auf den hofnungslos überlasteten Zufahrtswegen transportiert werden mussten. Auch die Bahntransportkapazität war im Isonzotal stark eingeschränkt und konnten nur in der Nacht genutzt werden.

Ich werde mich in dieser Gegend im nächsten Jahr nochmals gründlicher umsehen. Auch die Soca (Isonzo) hat neben der Historie noch viele Natureindrücke (Flora / Fauna) zu bieten.


Gruß aus Nürnberg!

argus

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