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von ResQ69 » 08.11.2006 09:10
Und das sagt die WAZ dazu.
Pünktlich um 11 Uhr soll es am kommenden Sonntag "Peng" machen. Dann sinkt der Schornstein des Kraftwerks Westerholt in sich zusammen. 1959 ans Netz gegangen
Pünktlich um 11 Uhr soll es am kommenden Sonntag "Peng!" machen, oder besser gesagt: einen Doppelrumms geben. Dann wird der über 300 Meter hohe Schlot des ehemaligen Kraftwerks Westerholt in südliche Richtung vor dem im vergangenen Jahr eingeweihten Fernwärmekraftwerk zusammenfallen.
Eine "Sprengfaltung" nennen das die Fachleute von der Thüringer Sprenggesellschaft mbH, die am vergangenen Wochenende den Eon-Kühlturm in Castrop-Rauxel flach legten und vor wenigen Wochen gekonnt dem Goliath in Marl den Garaus machten.
"Anwohnerfreundlich" sei dieses Verfahren, betont Jan Totzek von der Hasseler Eon-Pressestelle: Aufgrund der Faltung sei der Radius des in sich zusammen stürzenden Turms geringer, und zudem werde er eben in südliche Richtung gelenkt.
Rund um den Kamin-Fuß haben Ordnungsamt und Eon Kraftwerke - verantwortlich für die Sicherheit der Bürger - einen 500-Meter-Radius gezogen, den sogenannten "Evakuierungskreis" (siehe weitere Sicherungsmaßnahmen im Text unten). Schon um 8 Uhr beginnen am Sonntag die Straßenabsperrungen, von 8.30 bis 9.30 Uhr sollen die Gebäude in der Nähe geräumt sein.
Für die betroffenen Anwohner gibt es zwei Evakuierungseinrichtungen, in die sie sich zurückziehen können: die Hauptschule am Eppmannsweg und ein Zelt, das Eon auf dem DSK-Gelände der ehemaligen Kokerei Hassel, Marler Straße 100 bis 102, aufgebaut hat. Mit erfolgter Sprengung, so wird betont, können die Evakuierungs- und Sperrmaßnahmen noch nicht aufgehoben werden. Erst wenn die Polizei entsprechende Lautsprecherdurchsagen macht, werden die Einschränkungen aufgehoben.
Die Geschichte des Steinkohlekraftwerks Westerholt reicht bis in die 50er Jahre zurück. 1959 geht der erste 150-Megawatt-Block ans Netz. Die Anlage der Hibernia GmbH ist die erste, die in Blockbauweise errichtet wurde. Ein zweiter Block (150 MW) folgt 1961, da schon gehört das Kraftwerk zu den größten seiner Art in der Bundesrepublik.
1970 geht die Anlage in den Besitz der Veba Kraftwerke Ruhr über, die in den Jahren 1972 und 1973 alle Kessel so umrüstet, dass sie alternativ auch Gas verbrennen können.
Am 12. September 1981 - also vor fast genau 25 Jahren - wurde das Richtfest für den neuen Schornstein gefeiert, der die beiden alten, 140 Meter hohen Schlote ersetzte.
Der Schornstein hat am Fuß einen Durchmesser von 23,50 Meter, am Kopf einen von 9,10 Meter. Er besteht aus Stahlbeton und hat ein Gewicht von über 20 000 Tonnen. Im Jahr 2000 wurde die Anlage ein Eon-Kraftwerk. Zuletzt wurde Mitte des Jahres 2002 Strom produziert, der Schlot raucht noch bis Mai 2003. chris