Flaktürme in Wien

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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Incognitus

Beitrag von Incognitus » 16.12.2005 10:28

Moin,

was mich persönlich ehrlich gesagt im Moment viel mehr interessiert: Was ist das Ding auf Bild "Geländer2" im Vordergrund? Ein Drillings-Fla-MG? Kann jemand mehr erkennen - zeigen die Läufe der Waffen fächerförmig auseinander, oder wirkt das nur so?

Gruß,
Matthias

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patchman
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Beitrag von patchman » 16.12.2005 12:54

@Christel
Von alten Beschriftungen konnte ich leider nichts mehr entdecken, weder innen noch außen. Schade eigentlich.

@Incognitus
Ja, es scheint ein Flak-Drilling (vermutlich 3,7cm) zu sein, aber diese Auffächerung ist wohl nur durch die Perspektive entstanden.

Gruß
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Beitrag von jopaerya » 16.12.2005 17:29

Hello All

The Flak-Drilling is a Machinengewehr 151/20 ,
a triple 2 cm flak , orignal a Luftwaffe aircraft gun.

Regards Jos

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patchman
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Beitrag von patchman » 21.12.2005 23:00

So, ich hab noch was zu der Frage mit den Treppengeländern gefunden. Geht vermutlich wohl um Treppengeländer im Inneren, ist aber trotzdem interessant, gerade wenn man die Anmerkung des Wiener Stadtrates Schreiter liest.
Den Planausschnitt hab ich im Werkstattbericht Nr.53 "Wiener Flaktürme" der Stadt Wien gefunden.

Gruß
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Beitrag von petzolde » 22.12.2005 06:10

"Architekten müssen umlernen" - Interpretiere ich die 3 Striche durch das Geländer bzw. die Stütze so, daß die Geländer einfacher werden sollen? oder ganz entfallen? Bei vollem Bunker ohne Licht und Menschen in Panik würden sicherlich einige ins Treppenhaus stürzen.

Grundsätzlich tut sich eine andere Frage auf: Wieso baut man Treppenhäuser mit großem Lichtschacht, der ja überhaupt nicht zu nutzen ist, aber dennoch den umbauten Raum und damit den Betonbedarf vergrößert. Der spätere Einbau eines Aufzugs war sicherlich nicht geplant.

Welche Vorgaben gab es für Treppenhäuser in Bunkern? Soweit ich mich erinnere, waren Treppenstufen auch als Sitzplätze gedacht.
Gab es auch Rampen im Bunkerinnern?
gruß EP

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Beitrag von patchman » 22.12.2005 11:36

So weit wie ich die Äußerung des Wiener Stadtrates interpretiere, ging es nicht darum, die Geländer ganz abzuschaffen, es ging wohl eher darum, die Geländer aus Gründen der Materialknappheit zu vereinfachen.
Warum man solch ein Treppenhaus im Typ III gebaut hat, das kann ich auch nicht sagen, zumal ja die Wendeltreppen in Typ I schon zu aufwändig waren und man in Typ II wieder normale Treppen einbaute. Ich kann mir aber vorstellen, dass der große Raum vom Erdgeschoss bis fast ganz oben eine Rolle bei der Luftzirkulation gespielt haben kann.
Aufzüge hat es gegeben, zu mindest in den Plänen. Diese sollten aber auch nicht in den Zwischenräumen im Treppenhaus eingebaut werden. Ob diese dann überhaupt eingebaut worden sind, das entzieht sich meiner Kenntnis.
Was die Treppen selbst angeht, so unterlagen sie den gleichen Bestimmungen wie andere Treppen auch. Dass man darauf sitzen sollte, das hat sich erst durch die nicht geplante Überbelegung ergeben.

Gruß
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Beitrag von petzolde » 23.12.2005 00:20

Danke für die guten Infos, patchman.
Zu den geplanten Aufzügen: Wahrscheinlich für Munition+Waffen, nicht für Bunkernutzer?!
Welcher Bauart waren diese Aufzüge? Hydraulisch mit Stempel sicher nicht. An Seilen hängende Aufzüge benötigen jedoch einen Aufbau auf der Dachplattform, um diese Plattform überhaupt anfahren zu können. Was wiederum die Nutzbarkeit der Plattform bzw.die freie Rundumsicht einschränkt. Gibt es Detaipläne für Aufzüge?
gruß EP

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Beitrag von patchman » 23.12.2005 01:24

Hi pezolde,

nun was die Aufzüge betrifft, so kann ich nicht sagen, was für welche eingebaut waren/werden sollten. Ich denke aber das es normale Aufzüge mit Seilantrieb sein dürften, zumal diese Aufzüge nicht bis in die oberste Ebene gehen sollten.

Und hier zitiere ich mal Hans Sakkers aus "Flaktürme":
... Bei zwei Zugängen im Erdgeschoss führten Munitionsaufzüge zum 11.OG. Im 11. Stock führten vier Nebentreppen zum Zwischengeschoss und weiter zum 12.OG, wo sich die Geschützstände befanden. Im 11.OG und 11.Zwischengeschoss war die Munition gelagert. Aus den Munitionskammern wurde jeder Geschützstand durch zwei Aufzüge mit Munition versorgt. Jeder Geschützstand hatte auch zwei Abwurfschächte für leere Hülsen, die im 11.Zwischenstock in speziellen Räumen aufgefangen wurden. ...

Die Durchführungen für die Mun-Aufzüge und auch die Abwurfschächte konnte ich sehen, nur der Mun-Aufzug selbst war nicht mehr vorhanden. Die Mun-Aufzüge waren dabei keine so aufwändige Technik wie normale Personen- oder auch Lastenaufzüge, sondern hier wurden die Granaten stehend durch eine Art "Rorhförderer" wie in einem Paternoster nach oben transportiert.

Ansonsten konnte ich im Sakkers auch noch den Einbauort für die Personen- und/oder Lastenaufzüge ausfindig machen. Diese wären nämlich in den beiden großen Treppenhausschächten eingebaut. Womit wir dann auch diese Frage zum Sinn oder Unsinn dieser Schächt geklärt hätten.

Alles zusammen gab es also zwei Persone-/Lastenaufzüge, zwei Munitionsaufzüge und acht Mun-Förderanlagen. Detailpläne oder anderweitige Zeichnungen und Fotos zu den Aufzügen hab ich leider nicht finden können, ich hoffe jedoch, dass ich mit den Ausführungen wieder etwas Licht ins Dunkel bringen konnte, auch wenns nicht auf meinem Mist gewachsen ist.

Gruß
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Beitrag von patchman » 23.12.2005 13:12

Ergänzungen:

Munitionsförderer, wie sie im Augarten und auch in der Stiftskaserne eingebaut hat, sollen bereits im Typ II zur Anwendung gekommen sein. So sollen im G-Turm Arenbergpark diese auch noch zu sehen sein.

Zu den Aufzügen im Augarten ist noch zu sagen, dass die Personen-/Lastenaufzüge im Treppenhaus nicht mehr eingebaut wurden. Dafür dürfte wohl die Materialknappheit und das baldige Kriegsende sprechen. Auch hab ich nichts gesehen, was an Befestigungen oder Vorbereitung für einen solchen Einbau erinnern könnte. Das schreibt aber auch Hans Sakkers im bereits erwähnten Buch. Interessant dabei ist, dass nach seinen Erkenntnissen der Aufzug nur bis ins 10.OG Führen sollte.

Der Ort der Personen-/Lastenaufzüge bringt mich dann auch wieder zu einer Frage, die hier im Verlauf schon mal aufkam, und zwar die Frage nach den Treppengeländern im Treppenhaus.
Ich persönlich denke mal, dass eigentlich keine geben sollte, sondern nur an den Wänden angebrachte Handläufe.
Begründung: Hätte man wirklich die Aufzüge in die Treppenhausschächte eingebaut, dann hätte man diese auch mit Mauerwerk oder anderweitiger Materialien verkleidet (siehe auch Aufzug im Zentraltreppenhaus HH-Heiliggeistfeld). Somit war die Absturzchance gleich Null, man hätte wirlich nur die Treppenstufen bis zum nächsten Absatz stürzen können. Ein Vergleich mit dem Turm in der Stiftskaserne wäre nicht schlecht, nur ist da schlecht reinzukommen, da milit. Sperrgebiet.
Da nun aber die Aufzüge im Augarten nicht eingebaut wurden, hat man vermutlich nur Geländer aus Holz eingebaut, welches sich entweder als Feuer- oder Bauholz weggefunden hat, oder aber mittlerweile verrottet ist, wobei ich eher an ersteres glaube.

Gruß
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Beitrag von MikeG » 23.12.2005 13:24

Hi!

Zumindest in den Leittürmen handelte es sich um seilgetriebene Aufzüge. Im Leitturm Arenbergpark ist er sogar noch vorhanden (naja, zumindest die Türen :-)). Und richtig - die militärische Nutzung hatte Vorrang. Siehe Foto.

Mike
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