Brandbombenreste im Asphalt

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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hollihh
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Beitrag von hollihh » 12.10.2005 08:18

Moin Eric,
EricZ hat geschrieben:Moin,

Ob Du da entschieden oder wie auch immer widersprechen möchtest: Diese Antwort habe ich vom KMRD wie von mir wiedergegeben erhalten, basta! Zudem gehe ich davon aus, daß er ausschließlich den Straßenabschnitt mit seinen Brandbombenresten gemeint hat, zu dem er geordert wurde.
Der KMRD sollte nach meiner Einschätzung soviel Kompetenz besitzen, die "Lage" oder den Sachverhalt so zu beurteilen, daß die mir gegenüber gemachte Äußerung in diesem konkreten Fall zutrifft.
Bitte nicht so empfindlich, ich wollte niemanden angreifen !:thanx: - ebenfalls basta ! ;)

Allerdings bin ich auch ein wenig vom Fach und so allgemein ("Von diesen Stabbrandbomben gehen laut KMRD grds. keine Gefahren aus") kann man die Aussage wirklich nicht stehen lassen - diese Teile tauchen tatsächlich als Blindgänger noch vielfach auf, weil sie millionenfach abgeworfen wurden. Es wäre nicht das erste Mal, das sich irgendwelche Leute beim Aufheben von Fundmunition schwer verletzen oder getötet werden. In besagter Straße werden wirklich nur noch metallische Reste gewesen sein - sonst wären die schon längst geräumt....nichts für ungut !

Gruß aus HH

Holli

Ralf
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Beitrag von Ralf » 12.10.2005 21:35

hollihh hat geschrieben:
EricZ hat geschrieben:Weitere Ergänzung: Von diesen Stabbrandbomben gehen laut KMRD grds. keine Gefahren aus; anders sieht es natürlich bei Phosphorbrandbomben und vor allem bei Sprengbomben aus.
Sorry, aber dieser Aussage kann man nur entschieden widersprechen (ich glaube auch nicht, dass sie so von einem verantwortlichen Mitarbeiter des KMRD getroffen wurde. Selbst teilabgebrannte Stabbrandbomben können immer noch eine funktionsfähige Zerlegerladung besitzen.

http://abu.urlnet.de/modules.php?name=N ... &sid=17936

"Hochfrieren" unter Asphalt/Teer geht eigentlich nicht, das funktioniert nur bei nassen Böden. Ansonsten müssten Berge von Steinen unter jeder Straße wachsen...
Nun, so wie die Dinger da drin stecken, geht da wohl wirklich keine Gefahr von aus. basta :lol:

Es sei denn, jemand hockt sich dort hin und fängt mit Hammer und Meissel an;
Da besteht aber überwiegend die Gefahr, das er von nem LKW überrollt wird.
In Deinem Link vermisse ich den Text der bestehenden Gefahr??
Gruß Ralf

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Leif
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Beitrag von Leif » 12.10.2005 21:43

Hi.
Zufälliger Weise war heute ein Artikel in der lokalen Zeitung. http://www.kn-online.de/news/archiv/?id=1728712 Ein Junge hat eine Stabbrandbombe gefunden...allerdings in einem Knick, nicht in der Straße ;)

Viele Grüße,
Leif

Gast

Beitrag von Gast » 13.10.2005 22:11

Hallo,

auch bei uns findet man die Eisen- Kopfteile der StBraBo en masse!

Wenn die Stab- Hülle aus dem stark unedlen Elektron wegoxidiert ist, bleiben halt die charakteristischen Eisen- Fragmente übrig; diese sehen genauso wie auf EricZ´s pics aus! Meist sind noch Elektronreste mit Thermitschlacke um den Halsbereich (Gußverbindung Fe + Mg) der Kopfteile erhalten, die nach dem Opferanoden- Prinzip das Eisen vor dem Rosten schützen, so daß die Fundstücke meist noch "gut aussehen"... Sogar die rote Farbe haftet noch!
Nach meiner Kenntnis haben die amerikanischen Typen einen Zerleger aus Tetryl, der für eine Trauerfeier reicht. Erkennbar fast nur an zwei Zünderschlüssel- Löchern, die auf einem Durchmesser der Kopffläche liegen. Sieht man aber oft nicht!
Zündung von hinten über einen axialen Zündkanal via Detonatorkapsel bei nahendem Brennschluß.
Auch bei uns im Vorort im Berliner Nordosten sind massenhafte Einschläge und jahrelang sichtbare Reste überliefert. Ich habe es gesehen, einem Raupenfahrer auf der Straßen- Baustelle sind mal beim Schieben gleich drei dieser Stücken über das Planierschild gefallen.

Also höchste Vorsicht vor diesen spaßigen Silvester- Fontänen!!

gruß FA
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Gast

Beitrag von Gast » 26.10.2005 11:32

beschäftige mich gerade während meines Studiums mit der Kraft. die z.B Pflanzen u. Pilze aufbringen um Teer zu durchdringen. Es wäre somit kein Problem, z.B für die Wurzel eines Baumes den Teer aufzubrechen und zu durchdringen (hat wohl jeder schon gesehen). Sollte sich da jetzt z.B ein Fremdkörper zwischen Wurzel und Asphaltdecke befinden, wäre es durchaus möglich im Zuge des Wachstums des Baumes, den Fremdkörper an die Oberfläche zu drücken. Vor allem dort, wo die Teerdecke nicht so toll ist, bereits Frostrisse hat und im Sommer sehr weich wird.

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 14.11.2005 15:34

Moin,

zur Wirkungsweise verschiedener Brandbombenarten und insbesondere zur Durchschlagskraft einer englischen Stabbrandbombe nachfolgend ein Ausschnitt aus dem hier http://www.zum.de/psm/ns/kloppenburg.php zu findenden Zeitzeugenbericht von Heinrich Kloppenburg über den großen Luftangriff auf Bremerhaven am 18.9.1944, den ich hier schon andernorts verlinkt hatte:

"Überall auf den Straßen und Plätzen lagen die Reste der Stabbrandbomben umher, die mit unvorstellbarer Dichte gefallen waren. Ihre Durchschlagskraft erwies sich daran, daß sie mit ihrem stählernen Fuß tief in den Asphalt eingedrungen waren, oder die Zementplatten der Fußsteige durchschlagen, ja, sogar Stahlplatten durchstanzt hatten. Daneben sah man aber auch zahlreiche Ausbläser von neuartigen Flüssigkeits-Brandbomben, rote Blechzylinder von 15 kg Gewicht, die mit Preßluft und einer Benzin-Kautschuklösung gefüllt gewesen waren und nach dem Aufschlag in kreisender Bewegung als Flammenwerfer gewirkt hatten. Sie waren an kleinen Fallschirmen heruntergekommen, letztere offenbar darauf berechnet, ihren Fall so weit zu hemmen, daß sie bei der Landung auf nackter Erde nicht zu tief in den Boden eindringen und dadurch unwirksam werden konnten. Offenbar sind dies jene Bomben, die in angeblich fachkundigen deutschen Darstellungen fälschlich "Phosphorbrandbomben" genannt wurden. Dabei diente die sehr geringe Phosphorbeigabe nur als Zünder. Der Schaden wurde ausnahmslos durch das zähflüssige, hochbrennbare Benzin-Kautschuk-Gemisch verursacht. Ferner fanden sich große, schwarze Blechröhren die an Ofenrohre erinnerten sowie eigenartige Blechgebilde, bei denen es sich wahrscheinlich um die Traggerüste der am Abend zuvor zahlreich in Erscheinung getretenen Leuchtbomben, den sogenannten "Tannenbäumen" handelte."

(Auszug aus S. 2 der Internetseite, ursprüngliche Seite 23 des maschinenschriftlichen Zeitzeugenberichts.)

Viele Grüße,
Matthias

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Zwackelmann
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INC 4 LB | britische Stabbrandbombe 1,7 kg

Beitrag von Zwackelmann » 10.10.2018 22:09

Hallo zusammen,

Uraltes Thema, aber für mich immer spannend und aktuell. Daher hole ich es jetzt nochmal nach oben.

In folgenden Schriften finden sich viele Informationen, die den Einsatz und die Bekämpfung der britischen Elektron-Stabbrandbombe beschreiben.

Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945. 10. Aufl. München: Propyläen 2002 Erich Hampe: Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Dokumentation und Erfahrungsberichte über Aufbau und Einsatz. Frankfurt am Main: Bernard und Graefe 1963
Hans Hoffmann: Aachens Dom im Feuersturm. Die tausend Kriegsnächte der Mädchen und Jungen der Domwache 1941-1945. Düsseldorf: Droste 1984
Lu. 69a Belehrungsblatt über Beseitigung feindlicher Abwurfmunition. Hg. v. Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Insp. d. Luftschutzes.
Merkblatt über die Bekämpfung der englischen Stabbrandbombe mit Zerknallwirkung (Anlage zum Rundschreiben der Ortsgruppe) Nr. 16/IIIa-7/41
Werner Peres: Luftschutz. Gas und Bomben drohen! 11. Aufl. Leipzig: Friedrich M. Hörhold 1937 Präsidium des Reichsluftschutzbundes (Hg.): 5 Jahre Reichsluftschutzbund. Berlin: Wilhelm Limpert 1938
Dass.: Die Luftschutzpflicht. Berlin: Wilhelm Limpert 1937
Dass.: Die Sirene. Illustrierte Zeitschrift mit den Mitteilungen des Reichsluftschutzbundes. Berlin: Deutscher Verlag, diverse Jahrgänge (4/1939, 18/1940, 22/1940, 24/1940, 20/1941, 6/1941). Dass.: Feind wirft Brandbomben! Wir werden damit fertig! Berlin: Erwin Müller 1943 Dass.: Grossluftangriffe! Berlin: Erwin Müller 1944 (Schriftenreihe des Reichsluftschutzbundes Heft 4) Dass.: Selbsthilfe vor und nach Bombenschäden. Wegweiser für Bombengeschädigte. Berlin: Erwin Müller 1944 (Schriftenreihe des Reichsluftschutzbundes Heft 3)
Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe (Hg.): Richtlinien für die Brandbekämpfung im Luftschutz. Berlin: Verlag Gasschutz und Luftschutz 1939
Fritz Wirth und Otto Muntsch: Die Gefahren der Luft und ihre Bekämpfung im täglichen Leben, in der Technik und im Krieg. 2. völlig neubearbeitete Aufl. Berlin: Georg Stilke 1935

In der Summe lautet der Tenor: Es gab fünf Untervarianten Mark I bis V, die als einfache Brandbombe, als Brandbombe mit Zerleger (Schwarzpulver-Knallsatz!) oder als Brandbombe mit Tetryl-Sprengsatz eingesetzt wurden. Wirklich gefährlich war nur letztere, die an der großen Schlitzschraube am stählernen Bombenkopf zu erkennen ist. Der eigentliche Brandsatz konnte recht problemlos gelöscht werden, oder ein kontrolliertes Abbrennenlassen wurde erzielt. Der Knallsatz sollte die Löschkräfte nur abschrecken, der Sprengsatz jedoch sollte sie verletzen oder töten. Beide waren nur in der Minderheit der Brandbomben vertreten.
Die heute oftmals gefundenen Überreste dieser Bomben sind eben jene massiven Stahlköpfe, die die Bombe in die Lage versetzten, mit dem Kopf nach unten zu fallen und die Hausdächer zu durchschlagen. Sie sind nach dem Abbrennen des Elektrons (Magnesium ~ 95 %, Aluminium ~ 5 %) in der Regel harmlos. Bei nicht ausgebrannten Resten hingegen, also BLINDGÄNGERN, sollte man höchste Vorsicht walten lassen und die Polizei verständigen. Blindgänger können natürlich jederzeit einen Handgranaten-ähnlichen Sprengsatz enthalten oder einfach nur die Umgebung in Brand setzen, wenn ihr Schlagbolzenzünder auslöst...

S. auch hier: https://www.geschichtsspuren.de/forum/v ... e&start=40

Gruß, Thomas
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

dermike
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Beitrag von dermike » 10.10.2018 23:41

Also nach 75 Jahren im Dreck zündet da nichts mehr. Die kannst du an die Wand werfen.

Wenn keine Schraube vorne im Kopf kann man die zu Silvester mit Schweißbrenner anzünden und abbrennen
lassen.

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Beitrag von Zwackelmann » 11.10.2018 00:10

VOLL DIE GUTE IDEE!

(Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Chroniken)
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Beitrag von HarmWulf » 11.10.2018 00:35

dermike hat geschrieben:Also nach 75 Jahren im Dreck zündet da nichts mehr. Die kannst du an die Wand werfen. Wenn keine Schraube vorne im Kopf kann man die zu Silvester mit Schweißbrenner anzünden und abbrennen lassen.

... Halte ich für eine höchst bedenkliche und mehr als fragwürdige Aussage und somit für nicht nachahmenswert!!!

Gruß

Olli
Nur wer die Geschichte kennt, kann die Gegenwart verstehen

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