Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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Mendoza
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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Mendoza » 12.02.2025 21:46

  • Länge Schatten auf dem Luftbild ermitteln - falls Maßstab bekannt, einfach, sonst Abgleich mit bekannter Strecke (Straße, Sportplatz, Kirche, ...)
Maßstab ca. 1:10.000
  • Hoffentlich ist das Aufnahmedatum des Luftbilds bekannt, das dann bei shademap.app einstellen
Datum: Ende Dezember 1944

Mendoza
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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Mendoza » 13.02.2025 19:56

In letzter Zeit habe ich mich mit der ehemaligen FuMG »HORNISSE« bei Hochmössingen beschäftigt und möchte Euch heute eine Übersicht dazu vorstellen.

1 ist das bestehende Fundament. Direkt daneben stand vermutlich das Bedienerhaus. Südlich davon könnte ein Turm gestanden haben.

Etwa nordwestlich davon ist eine größere Stellung (2) zu erkennen. Der Schattenwurf der eingekreisten Anlage sieht für mich sehr nach einem Parabolspiegel aus, ähnlich wie er am „Würzburg-Riesen“ zum Einsatz kam. Dort sind neben Zickzack-Linien und einer achteckigen Umrandung auch weitere Bauten erkennbar.

Nahezu westlich vom Fundament ist mir ein weiterer Bau (3) aufgefallen, der vom Schattenwurf her ebenfalls Ähnlichkeit mit einem Parabolspiegel aufweist, und nebenan ein Bauwerk hat, das ein Bedienerhaus sein könnte. Der Bildausschnitt ist stark vergrößert.

In etwa 750 m Entfernung zur »Großen Stellung« sind die 3 langen Schatten erkennbar, die allem Anschein nach Flaktürme waren und die Gesamtanlage gegen Luftangriffe aus nördlicher Richtung schützen sollte.

Die Entfernungen könnt Ihr ebenfalls aus dem Plan ablesen.

Bei einer Begehung des Gebietes konnte ich, ausser dem bekannten Fundament keinerlei sichtbare Spuren finden.

Wer kennt sich mit solchen Kombinationen aus? Kann es sein, dass hier tatsächlich drei Bodenfunkmessgeräte eingesetzt wurden?

Soweit mir bekannt ist wurden Würzburg-Geräte auch in Kombination mit Freya-Antennen eingesetzt. Für die Nachtjäger- und Flakführung konnte so neben der präzisen Zielerfassung- und Feuerleitung auch die Frühwarnung verbessert werden.
Könnte sich unter den „Flaktürmen“ auch eine Freya-Antenne befunden haben, die zur frühzeitigen Entdeckung feindlicher Flugzeuge aus nördlicher Richtung verwendet wurde?

Was meint Ihr? Ich bin sehr auf Eure Meinungen und Beiträge gespannt.
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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Schneider-Huetter » 14.02.2025 11:50

Vielen Dank für die tolle Doku inkl. Luftbildausschnitten :thanx:

Leider kann ich dazu nicht viel beitragen, evtl. müsste man Funkmess-Experten wie @EricZ, @Leif, ... ins Boot holen? U.U. sollte man das sogar ins entsprechende Unterforum (viewforum.php?f=29) auslagern, damit es mehr Aufmerksamkeit der Spezialisten auf sich zieht?

Eine Anmerkung vielleicht doch:
Für mich sieht die Stellung recht verlassen aus. Der Würzburgriese scheint sich z.B. nicht auf dem Sockel zu befinden, oder täuscht das? Irgendwie wundert mich das im Dezember 44.

P.S. Hier (http://www.deutschesatlantikwallarchiv. ... ny/rd_.htm) wird für Hornisse lediglich ein "Leichtes Funkfeuer" ausgewiesen. Keine Ahnung, wie zuverlässig die Seite ist. Evtl. gab es in Hochmössingen ga nie einen WR?
P.P.S. Irgendwie widersprüchlich, denn bei "Typ" wird "FuMG" angegeben...

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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Schneider-Huetter » 14.02.2025 13:48

Ich habe mal versucht, die Höhen der vermeintlichen Türme zu ermitteln. Mit den kleinen Ausschnitten ist das nicht einfach und vermutlich sehr fehlerbehaftet. Mangels anderer Ideen habe ich versucht, den Ausschnitt als Overlay in GE einzufügen (bitte melden,falls das so nicht passt) und dort dann die Schattenlängen gemessen (siehe Anhang).

Als Datum habe ich den 15.12. angenommen, dann komme ich beim Abgleich der Schattenrichtung auf ein ca. 12:30 Uhr und einen Winkel von 18,4°.

Mit im Mittel ca. 60 m ergibt sich dann eine Höhe von ca. 20 m.

Eigentlich dachte ich, das wäre viel zu hoch, aber tatsächlich würde das grob zu dem "Fliegerabwehrturm" auf Blatt 42 passen, wenn ich denn die Maße richtig abgelesen habe (15 m + 2,1 m + 1 m = 18,1 m).

Dieser ist, wenn ich das richtig verstehe, für ein Maschinengewehr gedacht. Würde das an der Stelle Sinn ergeben?

P.S. Bei Immekus gibt's ein paar gute kostenlose Luftbildbeispiele: https://www.buero-immekus.de/flak-stellungen.htm
Das FuMG hier (https://www.buero-immekus.de/schwere-flak1.htm, 2, wahrscheinlich ein "normales" Würzburg A, B, C, oder D) würde eigentlich ganz gut zu Objekt 3 von Mendoza passen? Ich habe aber auch ein Foto eines Scheinwerfers gefunden, das ganz ähnlich aussieht (ist hier aber wahrscheinlich auszuschließen?).

Der Schatten des Beispiel-Flakturms sieht hingegen ganz anders aus: https://www.buero-immekus.de/flakturm_1.htm
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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Zwackelmann » 15.02.2025 19:52

Hallo Mathias,

Die Fliegerabwehrtürme sind durchaus für leichte Flak ausgelegt. Man darf ja nicht vergessen, dass diese Waffen effektive Rückstoß-Auffangsysteme hatten und nicht wie im Mittelalter den Rückstoß 1:1 an ihren Widerhalt weitergaben. Man wollte ja auch nach dem ersten Schuss noch irgendwas treffen. Trotzdem sind die Zeichnungen nur als Anhalte zu werten, da so ziemlich jede Bauverwaltung der Luftwaffe auch ihre eigenen Entwürfe machte.
Die recht undeutbaren Schattenwürfe auf dem Immekus-Luftbild sagen eigentlich gar nichts aus. Vermutlich stand die Sonne ziemich im Zenit.

Schönen Gruß, Thomas
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Schneider-Huetter » 17.02.2025 09:41

Hallo Thomas,

als Laie hätte ich mir eher Sorgen wegen des Gewichts des Geschützes (+Besatzung) und der daraus resultierenden "Kopflastigkeit" bei einem doch recht hohen Turm gemacht.

Aber ich kenne mich in dem Bereich wirklich nicht aus, und anscheinend war das tatsächlich üblich. Ich habe den Turm auch bei Grasser als "Einheitsstand für leichte Flak" gefunden. Statt einer konkreten Höhenangabe für den unteren Teil ist dort lediglich "Höhe des Turmunterbaues der Örtlichkeit entsprechend" vermerkt.

Die Türme würden an der Stelle wegen der beiden angrenzenden Wäldchen auch tatsächlich Sinn ergeben. Wäre natürlich klasse, wenn man dort als endgültigen Beweis noch Fundamente finden würde, aber das ist wegen der offensichtlich landwirtschaftlichen Nutzung wohl recht unwahrscheinlich, denke ich.

Grüße
Mathias

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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Mendoza » 17.02.2025 19:39

Zwackelmann hat geschrieben: 15.02.2025 19:52 Die Türme würden an der Stelle wegen der beiden angrenzenden Wäldchen auch tatsächlich Sinn ergeben. Wäre natürlich klasse, wenn man dort als endgültigen Beweis noch Fundamente finden würde, aber das ist wegen der offensichtlich landwirtschaftlichen Nutzung wohl recht unwahrscheinlich, denke ich.
Ja, die Fundamente habe ich schon gesucht. Allerdings ohne Erfolg.
Aufgrund der Ungenauigkeit des Google-Overlays besteht noch die Möglichkeit, dass in den verdächtigen Wäldchen am Wegrand noch Spuren zu finden sind. So genau hab ich dort nicht geschaut.

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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Schneider-Huetter » 20.02.2025 16:31

Beim Bundesarchiv Militärarchiv gibt es seit kurzem viele für uns interessante, neu digitalisierte Bestände, siehe: viewtopic.php?p=207418 :thanx:

Dort (Signatur RL 11/80 [RL_11_80_0220]) habe ich bei Hochmössingen eine leichte Flakstellung an folgender Stelle entdeckt (ganz grob, ohne Overlay eingefügt):
leichte_Flak_BA-MA.jpg
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Re: Luftverteidigung in und um Oberndorf a.N.

Beitrag von Schneider-Huetter » 20.02.2025 17:07

Nachtrag: Als Einheit ist dort angegeben 4/305
Damit ist anscheinend (ein Teil der) Fla-MG-Reservekompanie 305 gemeint (https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Ka ... dorf-R.htm).

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Re:

Beitrag von Schneider-Huetter » 22.02.2025 10:36

g.aders hat geschrieben: 01.01.2014 14:40 Hallo,
diese sehr interessanten Beiträge habe ich erst gestern gelesen - mein Kompliment zu der umfassenden Recherche.
Zu Würzburg-Riese: Bei der Flak wurden diese Geräte in der Regel nicht bei einzelnen Batterien, sondern bei den Untergruppen als Flugmeldegerät eingesetzt - unser Forumsmitglied Eric Z müsste da besser Bescheid wissen.

Über die Oberndorfer Stellungen steht einiges bei Hans Dietrich Nicolaisen, Gruppenfeuer und Salventakt, Seite 148 ff. Wenn das Buch nicht bekannt ist, schicke ich gerne Kopien.

Nach Auskunft ehem. Luftwaffenhelfer waren die schweren Batterien 1943 bereits abgezogen, an ihre Stellung war die leichte Heimatflakbatterie 31/VII getreten, mit 3 Zügen = Stellungen mit je 2-cm-Flak 38 auf Holzhochständen.

Mit besten Grüßen
Gebhard Aders
Hallo Herr Aders,

nach 11 Jahren :shocked: sind mir Ihre Beiträge beim erneuten Durchgehen des Themas ins Auge gestochen. Ich weiß beim besten Willen nicht, weshalb ich damals nicht darauf reagiert habe :oops:
Hierfür möchte ich mich - wenn auch sehr spät - entschuldigen!

Handelt es sich tatsächlich um Oberndorf am Neckar? Das wäre natürlich sehr spannend!
g.aders hat geschrieben: 01.01.2014 19:28 Noch ein Nachtrag bzw. Nachfrage:
ist es möglich, einen Karte mit der Lage der schweren Batterien zu zeigen? Und ist bekannt, welche s. Bttr hier lagen und welcher Untergruppe/Gruppe/Brigade sie unterstellt waren?
Hier eine Übersicht der drei schweren Batterien um Oberndorf:
Uebersicht_schwere_Flak_Oberndorf_GE_beschriftet.jpg
Hochmössingen: 2. Batterie / Flakregiment 25 (gesichert)
Boll: 3. Batterie / Flakregiment 25 (gesichert)
Epfendorf/Harzwaldhäuser: 5. Batterie / Flakregiment 25 (nur durch Ausschluss ermittelt, daher mit Fragezeichen versehen)
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Zuletzt geändert von Schneider-Huetter am 22.02.2025 10:48, insgesamt 1-mal geändert.

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