MIlitär- und Flüchtlingslager Oksböl/Dänemark

Zwangsarbeit, Fremdarbeiter-, Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager (STALAG, DULAG etc.) und deren Außenlager
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zulufox
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Re: MIlitär- und Flüchtlingslager Oksböl/Dänemark

Beitrag von zulufox » 04.12.2024 20:09

Moin,

das Verhalten der dänischen Ärzte gegenüber den deutschen Flüchtlingen und insbesondere gegenüber den Kinder in den Lagern, von denen Oksbol das größte war, bildete auch die Grundlage für einen deutschen Kriminalroman:

Anette Hinrichs
Nordlicht - Die Spur des Mörders
Blanvalet 2020

Aus dem Nachwort:
"Während meiner Recherche zur deutsch-dänischen Geschichte stieß ich auf einen Artikel über die dänische Ärztin und Historikerin Kirsten Lyloff, die in ihrer Dissertation von 2005 den Leidensweg von zehntausend deutschen Flüchtlingskindern dokumentierte. Lyloff fand heraus, dass der dänische Ärzteverband im März 1945 beschlossen hatte, deutschen Flüchtlingen keinerlei medizinische Hilfe zukommen zu lassen, infolgedessen allein 1945 siebentausend Flüchtlingskinder unter fünf Jahren an Unterernährung und Infektionskrankheiten in dänischen Lagern starben."

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Godeke
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Re: MIlitär- und Flüchtlingslager Oksböl/Dänemark

Beitrag von Godeke » 03.01.2025 12:31

Hallo :-) ,

ich hoffe, ihr seid alle gut im neuen Jahr gelandet. Den Thesen von Lyloff ist in der Dänischen Fachöffentlichkeit mehrfach deutlich widersprochen worden. In der Folge ihrer Dissertation gab es einige dezidierte genauere Untersuchungen. Näheres dazu findet einiges man z.B. in den Veröffentlichungen, die vom VARDE-MUSEUM herausgegeben wurden, dem Träger des 'FLUGT'-Museums in Oksböl (allerdings durchweg auf dänisch).

Aber über diese Kontroverse will ich mich gar nicht weiter auslassen. Ich wollte mal umreißen, wie die Dänen das Museum aufgebaut haben und wie sie dort methodisch aufarbeiten.
Der eigentlichen Geschichte des Standortes Oksböl und der verschiedenen Belegungen ist ein kleinerer Teil der Ausstellung gewidmet (ca. 25% der Museumsfläche). Man erfährt einigens über das Leben und den Alltag im Flüchtlingslager.
Der Hauptzweck und das didaktische Ziel des Museums ist jedoch, dass sich der Besucher vorwiegend mit dem sozio-kulturellem Phänomen und den Problemen von 'Flucht' weltweit befasst. Wie wird das geleistet? Im Eingangsbereich erhälte der Besucher einen Audioguide mit wählbarer Sprache, mit dem man sich auf einen großen Rundgang begibt. An bestimmten Stellen bekommt der Audioguide einen Startimpuls und erzählt etwas zum jeweiligen Raum oder bestimmten Gegenständen. Dabei arbeiten die Ausstellungsmacher manchmal mit symbolischen Gegenständen von Flüchtlingen, oft aber auch mit Kunstwerken, großen Installationen u.ä. Im Audio-Bereich hört man oft Stimmen von Geflüchteten zu dem jeweilgen Thema, auch Stimmen der UNHCR, des WFP usw. Es gibt auch viele interessante Informationen zu totalitären Regimen, Korruption, Schlepperbanden, der EU usw.
Nach diesem Rundgang geht man in den 2. Teil, der das eigentliche Flüchtlingslager behandelt. Von dort geht es nach draußen auf einen großen Rundweg, der den Friedhof und noch bestehend historische Gebäude streift bzw. Reste von diesen im Gelände. Diesen Weg bin ich für den Artikel damals auch mit dem zukünftigen Musuemschef abgelaufen und habe ihn fotografisch dokumentiert.
2025: Aktuell ist es so, dass die Ausstellung erweitert werden soll und der Aspekt 'Deutsche Flüchtlingen in Dänemark' noch mehr beleuchtet werden soll.

Meine Bilanz: Für deutsche Verhältnisse ein sehr happiger Eintrittspreis (Erwachsener Tageskarte ca. 22 €), aber ein interessantes Erlebnis. Man sollte sich einen halben Tag Zeit nehmen, da der Wanderweg - gut 90 Minuten - unbedingt dazugehört. Museumscafe mit schönen Angeboten (wie eigentlich oft in Skandinavien).
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

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