Stadtteilfernsehen in Westberlin

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Toliman
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Stadtteilfernsehen in Westberlin

Beitrag von Toliman » 02.09.2024 03:10

Ich habe einmal in einem Buch aus dem 1970er Jahren gelesen, dass man seinerzeit in Westberlin Stadtteilfernsehen im 12 GHz-Bereich durchgeführt hat.
- In welchen Stadtteilen gab es Stadtteilfernsehen?
- Wie viele Programme gab es und wer hat sie produziert?
- In welchen Zeitraum existierte dieses Stadtteilfernsehen?

Interessanterweise gab es in anderen Ländern ähnliches. Berlusconi bot seinerzeit in dem von seinen Baufirmen errichteten Neubaugebieten in Italien auch spezielle Fernsehprogramme an, was als Anreiz dienen sollte, in diese Gebiete umzuziehen.

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JanSH
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Re: Stadtteilfernsehen in Westberlin

Beitrag von JanSH » 08.09.2024 12:12

Hallo,

ich kann mir den Übertragungsweg zu den einzelnen Teilnehmern (TV-Geräten) mit 12 Ghz als Übertragungsfrequenz per Kabel schlecht vorstellen, denn das hat dann eine sehr hohe Dämpfung und es müsste wirklich sehr sehr häufig verstärkt werden.
Außerdem sind mir entsprechende Empfänger aus der Zeit für sowas nicht bekannt.

12 Ghz terrestrisch (also einfach per Antenne) ebenso nicht. Wäre bei dichter Stadtbebauung auch schwierig, damit überall hinzukommen.

12 Ghz ist typischerweise SAT-Bereich, zur Versorgung nur eines Stadtteiles nicht praktikabel und in den 70er Jahren sowieso nicht, das war gerade noch in der Entwicklung.

In den späten 70er Jahren, Anfang der 80er Jahre gab es erste Pilotprojekte der Bundespost fürs Kabelfernsehen, auch mal mit nur in dem jeweiligen Versorgungsbereich eingespeisten TV-Kanälen (Bürgerfernsehen, Offener Kanal usw.), die es ja heute auch noch gibt.

Ich kann mir nur vorstellen, dass hier eines dieser Kabel-TV-Pilotprojekte gemeint war. Die ersten Kabelnetze benutzen jedoch nur den Frequenzbereich von 47 Mhz (TV-Kanal 2) über den UKW-Bereich bis hin zu 300 Mhz. Für mehr waren die Verstärker nicht ausgelegt, denn auch hier kommt mit steigender Übertragungsfrequenz auf dem Koaxialkabel die Dämpfung (Signalabschwächung) zum tragen, die alle paar 100m entsprechende Verstärker erforderlich macht.

Genauso gab es damals erste private Gemeinschaftsantennenanlagen, wo nur an einer Stelle zentral empfangen wurde und dann mit ähnlicher oder sogar gleicher Technik wie im Kabel-TV-Netz der Post das Signal in großen Wohnanlagen weiterverteilt wurde, so dass niemand mehr seine Zimmer- oder Balkonantenne benötigte. Auch hier hätte die Möglichkeit bestanden, zentral ein selbst produziertes Programm einzuspeisen.

Diese Gemeinschaftsanlagen haben in Großwohnsiedlungen auch mal weit mehr als 1000 Wohnungen versorgt und existieren heute noch, wenn auch mit modernisierter Technik. Heutzutage wird jedoch meist das Signal von den wenigen verbliebenen großen Anbietern geliefert, also Vodafone Kabel (ehem. Kabel Deutschland), Telecolumbus usw.

Es wäre interessant, ob Du weitere Details aus dieser Passage des Buches nennen kannst.

Gruß

Jan

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