Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von Zwackelmann » 27.01.2023 11:21

Hallo nochmal,

Vor etwa einem halben Jahr kamen noch diese zwei kleinen Meldungen betreffs Einmannbunker:

Eine DYWIDAG-Zelle wurde im Innenstadtpark 'Alter Friedhof' in Burscheid umgesetzt; sie steht unter Denkmalschutz
https://www.ksta.de/region/leverkusen/b ... anz-343676

Eine Luftschutzzelle unbekannten Typs liegt in Waltrop Am Rapensweg im Gestrüpp:
https://www.waltroper-zeitung.de/waltro ... 000236549/
Dieser Typ kommt in Essen, aber laut Foedrowitz auch im Raum Stettin häufiger vor.

Gruß, Thomas
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Splitterschutzzellen der DYWIDAG KG

Beitrag von Zwackelmann » 27.01.2023 12:26

Und dann habe ich noch eine Frage an die Luftschutzexperten:

Bei der an sich gut dokumentierten Luftschutzzelle der Dyckerhoff & Widmann KG, Typ RL 3-41/63, sollten laut Werksbeschreibung nach Foedrowitz, S. 33 zwei Sehschlitze vorhanden sein. In der Praxis finden sich jedoch mindestens ebenso oft vier Sehschlitze, zumeist, aber lange nicht immer, jeweils über den Türöffnungen und im 90°-Winkel dazu.

Welche Erklärung gibt es dazu?
Sind es herstellerspezifische Abweichungen?
Sind es Sonderwünsche der Kunden bzw. konnte man sie so oder so bestellen?
Oder gibt es eine evolutionäre Entwicklung?

Eine Nebenfrage betrifft die Türleibungen der DYWIDAG-Zellen: Bei den meisten sind diese glatt, bei manchen aber einfach gestuft,wie im Fall der 2017 in Ahrensberg/Schleswig-Holstein ausgegraben und der 2020 im Walchensee gefundenen Splitterschutzzelle.

https://www.merkur.de/lokales/bad-toelz ... 43784.html

Warum diese Abweichung?

Vielleicht hat jemand hier schon so viele DYWIDAG-Splitterschutzzellen untersucht, dass er irgendeine Systematik erkennt?

Mit gespanntem Gruß, Thomas
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von bazooka » 27.01.2023 17:27

Die im Walchensee gefundene Zelle ist m.M. nach keine Dywidag-Produktion. Die Türform und die Lage der Sehschlitze weist sie eigentlich als Moll-Zelle aus, vgl. https://fgut.wordpress.com/bauwerke/wk2 ... utzzellen/

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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von Zwackelmann » 27.01.2023 19:58

Hi Bazooka,

Gerade die Lage der Sehschlitz kann bei DYWIDAG-Zellen eben sehr unterschiedlich sein, wie ich ja oben schon anmerkte. Auf den beiden Bildern der Walchensee-Zelle könnte eine Rundung der Türöffnung vorhanden sein, aber die Auskunft des einzigen, der das Ding mit eigenen Augen gesehen zu haben scheint, möchte ich nicht leichtfertig abtun. Florian Huber hat sie als DYWIDAG-Zelle identifiziert. Auch erscheint mir die Tür im Verhältnis zur Breite etwas zu hoch für eine Moll-Zelle. Vielleicht komme ich ja noch an den Artikel zur Walchensee-Zelle in dem Magazin Wetnotes.

Gruß, Thomas
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von bazooka » 28.01.2023 11:50

Ich kann hier auch nur nach den Bildern aus dem verlinkten Artikel gehen. Aber nach denen sind auch die Proportionen nicht zu einer Dywidag-Zelle gehörig. Der Abstand Türunterkante zum Boden, Türoberkante zu den Sehschlitzen usw. passt einfach nicht zu Dywidag.
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von bazooka » 28.01.2023 12:10

Ein weiteres Indiz könnte sein, dass die Abstufung in der Tür bei Dywidag komplett umlaufend war (s. Bild), während sie beim Walchensee-EB nur links und rechts zu sein scheint.
Diese Abstufung findet sich bei mir bekannten Dywidags sehr selten. Ob es sich dabei um einen frühen oder später modifizierten Bautyp handelt, weiß ich leider auch nicht. Es spricht aber dafür, dass die Zellen in ihrer Produktionszeit einem gewissen Wandel unterzogen waren. Dies ist insofern interessant, als dass die Zellen eigentlich nur gemäß ihrer Vertriebsgenehmigung hergestellt werden durften. Eine Frage ergibt die nächste :?
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von Zwackelmann » 28.01.2023 18:07

Danke für Deine Beteiligung! Insbesondere Deinen letzten Satz kann ich unterschreiben: auch bei den Mollzellen gibt es offenbar solche, bei denen sich ein Sehschlitz über der Tür befindet und solche, bei denen sie sich oberhalb daneben befinden.
Ich meine, die Türen der Mollzellen sind deutlich weniger hoch als die der Walchensee-Zelle.
Was die Proportionen der Walchensee-Zelle betrifft, so kann alles durch die Perspektive verzerrt sein. Was am ehesten gegen eine DYWIDAG-Zelle spricht ist das zu massiv wirkende Türscharnier und die nur teilweise Abstufung an den Türleibungen. Muss aber nach den zuvor schon geschilderten Abweichungen auch nichts heißen. Ich hoffe auf mehr Input seitens Wetnotes.
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von Zwackelmann » 28.01.2023 18:17

Zwackelmann hat geschrieben: 20.12.2021 12:38
Platzangst im Minibunker
Im April 2017 wurden bei Bauarbeiten in Ahrensburg im Kreis Storman zwei zylindrische
Stahlbetonkonstruktionen geborgen. Bei einer Begutachtung durch Mitarbeiter des Landesamts stellte sich heraus: Es handelte sich um zwei Ein-Mann-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Die einfachen Schutzbauten wurden industriell gefertigt und boten ein bis zwei Personen Schutz vor umherfliegenden Splittern und Trümmern. Die Bunker sind sehr klein, ihre Stehhöhe beträgt nur knapp 180 cm, der Innenraum misst 109cm im Durchmesser. Durch vier Sichtschlitze konnte die
Umgebung beobachtet werden und Luft in den Bunker gelangen. Zwei relativ kleine
Wandöffnungen in Bodennähe ermöglichten es, in den Schutzbau hineinzukriechen. Dabei diente eine Öffnung als regulärer Zugang, der mit einer Betontür verschlossen wurde. Ein weiteres Bauelement war als Notausgang konzipiert und ließ sich nur von innen entfernen. Beide Bunker gehören zum Typ »DYWIDAG-Zelle«, die von der Dyckerhoff & Widmann AG vorgefertigt und in vier Teilen angeliefert wurden. Der Bunkerraum wurde vor Ort auf ein Fundament aus Stampfbeton gesetzt. Danach hängte man die Türen ein, platzierte das Dach und verschraubte alles. Die beiden geborgenen Bunker unterscheiden sich in einigen Details, so ist bei einem die Tür anscheinend einfacher konstruiert, was darauf schließen lässt, dass er später aufgestellt wurde.
(AiD 05/2017, S. 54).
Ein weiterer, von mir damals übersehener Hinweis auf die Unterschiedlichkeit scheinbar identischer Luftschutzzellentypen!
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Einmannbunker im Walchensee

Beitrag von Zwackelmann » 29.01.2023 18:46

Hallo zusammen,

Nun habe ich den Artikel vom Unterwasserarchäologen Dr. Florian Huber doch noch gefunden:

http://florian-huber.info/assets/FH/med ... nker-2.pdf

Darin steht, dass das 3D-Modell aus 231 Einzelbildern angefertigt wurde. Für mich bedeutet das, dass die Splitterschutzzelle gut genug dokumentiert wurde, um sie sicher der Bauart DYWIDAG zuzuordnen. Auch das angegebene Maß der Türöffnung passt mit 60 x 80 cm genau.

Gruß, Thomas
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Re: Splitterschutzzellen / Einmannbunker

Beitrag von bazooka » 29.01.2023 22:34

Hmm, also mich überzeugt das leider noch nicht. Die Angaben zu den Dywidag-Zellen sind das, was bei Foedrowitz steht und dort auch anhand Schnittzeichnung zu sehen ist. Vor Ort nachgemessen hört sich das für mich nicht an.

Mich stört an der Walchensee-Zelle als Dywidag immer noch folgendes:
1) Die m.M. nach erkennbare Rundung an der Tür (ich habe versucht, das im beigefügten Bild zu verdeutlichen)
2) Die Abstufung nur an zwei Türseiten (wie bei Moll)
3) Der Dywidag-untypische Schließknebel (s. PDF S.95 / vgl. Foedrowitz S.36). Der im PDF zu sehende Knebel entspricht dem einer Moll-Zelle (vgl. https://fgut.wordpress.com/bauwerke/wk2 ... usel-12813)
4) Der Boden und Zelle waren bei Dywidag aus einem Stück, nur die Haube aufgeschraubt (vgl. Foedrowitz S. 33), so dass der Boden eigentlich nicht fehlen kann.
5) Die Anordnung der Sehschlitze kann auch bei Moll so auftreten (vgl. https://fgut.wordpress.com/bauwerke/wk2 ... usel-12811)
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