Spiekeroog

Verkehrsgeschichte - Wasserwege, Häfen und zugehörige Bauwerke
HaVo79
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Re: Spiekeroog

Beitrag von HaVo79 » 19.10.2022 17:19

Hallo deku,
der Bunker wurde 1915 als Beobachtungsbunker gebaut, ist also definitiv millitaerisch , weiteres , unter anderem ein Bild von der Bunkerruine vor der WC -Karriere, findet man in dem Buch " Spiekeroog, Geschichte einer ostfriesischen Insel", von Johannes Meyer - Deepen und Meertinus P.D.Meijering, 3. Auflage.

Mit freundlichen Grüßen
V.Harms

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Re: Spiekeroog

Beitrag von deku » 19.10.2022 19:28

HaVo79 hat geschrieben: 19.10.2022 17:19 der Bunker wurde 1915 als Beobachtungsbunker gebaut, ist also definitiv millitaerisch (...)
@HaVo79 vielen Dank für die Info!
Also eine spätkaiserzeitliche "Betonschachtel" sozusagen :) das hatte ich nicht erwartet!

Mir war bekannt, dass das dt. Kaiserreich ab ca. 1890 und ohnehin im Ersten Weltkrieg die ost- und nordfriesischen Inseln fortifizierte, recht vehement auf Borkum, Norderney, Wangerooge, dann auch Sylt, und ein paar kleinere Anlagen auf Langeoog (in einem älteren Faden: Deckungsgraben Langeoog) und natürlich als Prestigeobjekt die Festung Helgoland. Von Spiekeroog zur Kaiserzeit wusste ich nichts.

Jetzt komme ich wegen der Ähnlichkeit ins grübeln: ein nicht zerstörter "Beobachtungsbunker/stand" auf Helgoland (Foto ein paar Beiträge zuvor) ist dem Spiekerooger Klo-Bunker sehr ähnlich - ob der auf Helgoland womöglich auch kaiserzeitlich ist?

Hast du weitere Info-Quellen zum kaiserzeitlichen Militärbau auf den Nordseeinseln? Ich hoffe (!) dass es bei den spärlichen Beton-Resten z.B. auf Borkum vielleicht möglich sein könnte zu unterscheiden, ob sie kaiserzeitlich oder später sind (weder auf Borkum noch auf Helgoland ist in den 20er Jahren alles beseitigt/entfestigt worden, siehe Helgoland-Fäden)

...nach wie vor: die Ausrichtung des Klobunkers (Strand auf seiner rechten Seite) kommt mir merkwürdig vor.
Tutto nel mondo è burla, l’uom è nato burlone. (Boito/Verdi, Falstaf)

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Re: Spiekeroog

Beitrag von HaVo79 » 19.10.2022 20:59

Hallo deku,
bei dem Umbau wurden meines Wissens nach nur Teile des alten Bunkers genutzt , kann mich aber nicht mehr genau erinnern, ist leider zu lange her. Würde mich daher nicht an der Ausrichtung festbeißen.
Als Bücherfreund kann ich " Festungsbau an Nordsee und Ostsee, Die Geschichte der deutschen Küstenbefestigungen bis 1918" von Frank Gosch empfehlen.
Schönen Abend noch
V Harms

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Re: Spiekeroog

Beitrag von deku » 20.10.2022 18:18

@HaVo79 also ist denkbar, dass sich die Ausrichtung beim Umbau geändert hat (wobei ich vermute, dass es keine Pläne gibt)
Das Buch ist ein super Tipp, danke! Zwar gibt es das derzeit nur antiquarisch, aber ich hab es bestellt.
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Re: Spiekeroog

Beitrag von deku » 03.11.2022 11:16

Was mich nun doch sehr verblüfft hat:
Bereich Insel Spiekeroog:
- mindestens 19 Tobrukstände (einfachster Ausführung)
- mindestens 5 Flakstellungen
- ungefähr 20 weitere Bunkeranlagen

(das alles aber mit "Standort unbekannt", möglicherweise nie komplett gebaut, möglicherweise nur im Frühjahr 1945 geplant aber nicht realisiert)

Quelle: http://www.luftschutzbunker-wilhelmshav ... efrie.html (scrollen zum Bereich Spiekeroog)

Der "Klobunker", der jedenfalls vor Ort vorhanden ist (!), erscheint in der verlinkten Auflistung nicht.
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Re: Spiekeroog

Beitrag von janne » 03.11.2022 17:51

Wie es dort schon steht... geplant.
Die Anzahl der Tobruk(ähnlichen)stände hatte ich hingegen für realistisch. Es handelt sich lediglich um zwei gestapelte Betonerohre die teilerdversenkt wurden. Eine Person mit MG hatte gerade Platz.

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Re: Spiekeroog

Beitrag von OWW » 03.11.2022 18:37

Moin,
lt. einer undatierten Aufstellung (wohl Ende 1944/Anfang 1945) aus dem BAMA Freiburg (Az. RH 11III/213) waren auf Spiekeroog folgende feldmäßigen Stellungen fertig:
- 51 MG-Stellungen
- 233 Pak
- 380 Unterschlüpfe
- 2 Unterstände
- 0 Ringstände
- 0 PzKw Türme
und keine Ständigen Anlagen fertig!
In weiteren datierten und detaillierteren Baufortschrittsmeldungen des Oberfestungspionierstabs des MOK Nordsee aus dem gleichen Zeitraum gibt es nur Zusammenfassungen wie "Inseln" oder wenn diese aufgegliedert sind, ist für den ostfriesischen Raum nur was über Wangerooge, Norderney einschl. Juist und Borkum aufgeführt. Lediglich die vom 20.10.1944 ist sehr fein aufgegliedert -
danach waren auf Spiekeroog fertig!:
- 800m Panzerhindernisse
- 154 verlegte Minen
- 600m der 2. Grabenlinie
- 37 km Annäherungsgräben
- 51 MG-Feuerstellungen
- 233 Pak-Feuerstellungen
- 380 Unterschlüpfe
- 2 Unterstände
- 0 Ringstände
- 0 Ständige Anlagen
Gruß Oliver

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Re: Spiekeroog

Beitrag von HaVo79 » 03.11.2022 19:23

Hallo, in dem Buch " Spiekeroog Geschichte einer ostfriesischen Insel" von Johannes Meyer -Deepen und Meertinus P.D. Meijering findet sich auf Seite 126 folgendes " Am 23. Juli erfolgte eine Zuweisung von 4 russischen Panzerabwehrgeschützen des Kalibers 7, 62 cm, die umgehend am Polderdeich in der Nähe von Haus Stranddistel, am Ausgang des Slurpads, in den Randdünen beim Hammer Kurheim und bei der Hermann -Lietz Schule in Stellung gebracht wurden"
Im weiteren Verlauf wird noch berichtet daß diese 4 Geschütze nach Kriegsende ans Festland gebracht.
Desweiteren gab es noch einen Scheinwerferstand ( MA) in der Nähe vom Haus Wolfgang, der 1942 zusätzlich eine 2 cm Flak erhalten hat. Von weiteren Stellungen wird in dem Buch nicht berichtet, abgesehen von einer Flugwache.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Harms

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Re: Spiekeroog

Beitrag von deku » 03.11.2022 19:57

OWW hat geschrieben: 03.11.2022 18:37 - 37 km Annäherungsgräben
...wie passt denn das auf die kleine Insel???...

Spaß beiseite: vielen Dank @OWW für die Auflistungen!
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Re: Spiekeroog

Beitrag von OWW » 03.11.2022 21:23

Hallo,
die Länge kam mir auch unlogisch vor. Auch finde ich 233 Pak-Stellungen und 380 Unterschlüpfe bemerkenswert, selbst wenn diese feldmäßig erstellt wurden und nur für 2-3 Personen wären (die Unterschlüpfe). Die Pak-Stellungen könnten eventuell auch Kampfstände für Panzerabwehrwaffen in Form von Panzerfäusten oder Panzerschreck sein. Dafür würden dann kleinste Kampfstände ausreichen und letztlich auf die Insel passen.
Gruß
Oliver

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