"Raumanlage" Helgoland

Westwall, Atlantikwall, Neckar-Enz-Stellung, Ligne Maginot und andere Befestigungslinien und -anlagen
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"Raumanlage" Helgoland

Beitrag von deku » 19.08.2022 16:24

Die Festung Helgoland ist in zwei Bänden sehr ausführlich dokumentiert: Fröhle/Kühn Hochseefestung Helgoland Teil I und II
Stutzig gemacht hat mich der Begriff "Raumanlage". Gemeint sind damit einige mehrgeschossige Kavernen im Helgoländer Fels, bergmännisch errichtet zu Lagerzwecken. Schon in der späten Kaiserzeit angelegt, nach der Entfestigung 1921 ab 1936 reaktiviert und vergrößert. Solche unterirdischen, auch in Felsen getriebene Anlagen sind im Festungsbau des 19. Jhs. nicht eben ungewöhnlich: Gibraltar, Luxemburg, Bitche (Zitadelle), Königstein, Alpenforts u.a.
Aber nirgendwo außer auf Helgoland wird dafür der Begriff "Raumanlage" verwendet. Weiß jemand aus dem Forum, wie und wann es zu diesem Begriff kam?
(Übrig ist von der Raumanlage nichts außer dem gigantischen doppelten Sprengtrichter - big bang Sprengung 1947)
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Re: "Raumanlage" Helgoland

Beitrag von deku » 23.08.2022 16:08

Dieser Link https://digital.zlb.de/viewer/image/15244654_1924/75/ führt zu einem ausführlichen Bericht über die Entfestigung Helgolands nach dem Ersten Weltkrieg. Hier erscheint schon der Begriff Raumanlage:
Bildschirmfoto 2022-08-23 um 15.32.41.png
Da bei der Entfestigung überall auf militärisches Kartenmaterial zurückgegriffen wurde, sofern welches greifbar war (was meistens der Fall war), kann man schließen, dass dieser Begriff für die unterirdischen Depot/Lagerkavernen schon vor dem Ersten Weltkrieg hier auf Helgoland verwendet wurde. Aber wie schon gesagt, habe ich diese Wortwahl ansonsten nirgendwo im Festungsbau finden können.
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Re: "Raumanlage" Helgoland

Beitrag von deku » 23.08.2022 17:01

Im Zuge der Wiederbewaffnung Helgolands ab Ende der 30er Jahre wurde dann die "Raumanlage", die nicht komplett gesprengt war (!), reaktiviert und immens vergrößert. Der Name "Raumanlage" wurde weiter verwendet. Bei einer Führung durch den Luftschutzbunker - sehr empfehlenswert! - kann man historische Fotos aus der Raumanlage ausgestellt sehen:
Bildschirmfoto 2022-08-23 um 16.46.44.png
Bildschirmfoto 2022-08-23 um 16.47.26.png
Bildschirmfoto 2022-08-23 um 16.48.01.png
Bildschirmfoto 2022-08-23 um 16.48.27.png
Bildschirmfoto 2022-08-23 um 16.49.06.png
(eines der Fotos ist ein Luftbild, welches Teile des Hafens und der ehemaligen Südgruppe (Kaiserzeit) und dann "Batterie Jacobsen" mit ihren drei Geschützen zeigt; die Raumanlage befindet sich unter der Batterie im Fels)
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Re: "Raumanlage" Helgoland

Beitrag von Jens » 08.09.2022 20:00

Hallo, wann das Wort Raumanlage entstanden ist, kann ich nicht sagen.
Aber es gibt unter dem Leuchtturm noch einen zum Atombunker umgebauten Bunker und nur einige Meter vom Leuchtturm entfernt einen 3 geschossigen Mannschaftsbunker.
Ich meine mal gehört zu haben, das beide durch einen Gang verbunden sind.
Mehr versuche ich bei meinem nächsten Besuch in 2023 in Erfahrung zu bringen.
Gruß Jens
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Re: "Raumanlage" Helgoland

Beitrag von deku » 09.09.2022 11:35

Moin Jens,
Den Atombunker im "Leuchtturm"/Flakturm hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Er soll im kalten Krieg im Erdgeschoss des Turms eingebaut worden sein laut Wikipedia.

Über den dreigeschossigen Bunker neben/hinter dem Leuchtturm weiß ich nichts, vermute aber, dass dieser ebenfalls aus kalter Krieg Zeit stammt - falls es den Bunker überhaupt gab/gibt: ich hatte dort vor einem Jahr nichts gesehen, was auf einen Bunker deutet.

Der Flakturm/Leuchtturm ist abgesehen von zwei kleinen Beobachtungsunterständen auf dem Oberland und einem Minibunker auf der Mole/Schutzmauer bei der langen Anna das einzige oberirdische Militär/Festungsbauwerk, welches die big bang Sprengung 1947 überlebt hat. Das britische Militär hatte akribisch gewaltige, ja monströse Mengen an Sprengstoff/Munition in den Militäranlagen (Ubootbunker, Raumanlage, Batterie Jacobsen, Batterie von Schröder & Nordspitze, Flakbatterie Westklippe, Flakbatterie Falm) angehäuft und hochgejagt. Da alle Militäranlagen bekannt waren, gehe ich davon aus, dass man beim sprengen keine relevante übersehen hatte.

Die ehemalige Radarstation (rot-weisses Türmchen) der Bundeswehr, heute noch abgezäunt (Militär. Sperrbereich), befindet sich im Sprengtrichter der Batterie von Schröder, überall liegen große Betontrümmer der Bunkeranlagen herum.

Wir waren Ende Okt./Anfang Nov. eine Woche auf Helgoland (ich kann jedem guten Gewissens empfehlen, von "Tagesausflügen" auf die Insel Abstand zu nehmen: man braucht mehr Zeit und es lohnt sich sehr!) Bei diesem Kurzurlaub hatte ich vermutlich fast alle großen Betontrümmer/Reste fotografiert.

Wenn du nächstes Jahr auf der Insel bist, bin ich gespannt, ob du was über den dreigeschossigen Bunker in Erfahrung bringen kannst. Auf der Nachbarinsel Düne finden sich Reste der Versorgungsbahn am Hafen. Bunkertrümmer (auch die "Düne" hatte einige Bunker und Geschützstellungen) konnte ich nirgendwo finden, allerdings hatte ich die erlaubten Wege auch nicht verlassen (Dünenschutz etc)
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