Richtfunk auf Wasserbehälter

Militärische und militärisch (mit)genutzte Fernmeldeanlagen und -einrichtungen, Netze und Infrastruktur (ohne ELOKA)
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HW (†)
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Richtfunk auf Wasserbehälter

Beitrag von HW (†) » 02.01.2014 12:51

Hallo,

über die Feiertage habe ich in meinen vielen alten Fotos gekramt. Dabei ist mir ein Foto aufgefallen, wo ich mir die Details nicht so erklären konnte. Auf einem Wasserbehälter sind große Richtfunkschüsseln aufgebaut.
Das Foto zeigt den Wasserbehälter von Kürrenberg auf einer Höhe von 524 m. Es muss in den 70er Jahren erstellt worden sein. Auf dem Wasserbehälter sind große Richtfunkantennen zu sehen.
Kürrenberg war eine selbständige Gemeinde, ist heute aber ein Stadtteil der Stadt Mayen. Mayen liegt in der Eifel, die nächste Großstadt ist Koblenz.
Etwas außerhalb von Mayen gibt es eine Bundeswehrkaserne, die in den in den 60er Jahren erbaut wurde und eine "Fernmeldekaserne" immer war und auch noch ist. In den 70er Jahren war hier das "Schwere Fernmeldeverbindungsbataillon 960", welches später in Fernmeldebataillon 960 umbenannt wurde. Außerdem gab es in den 70er Jahren in dieser Kaserne eine Feldjägerkompanie des Territorialheeres bestehend aus 2 Zügen die ein Feldjägerdienstkommando betrieben, ferner eine Feldjägerausbildungskompanie für die Feldjäger des III. Korps mit den 3 Divisionen, eine Fernmeldeausbildungskompanie für die Fernmeldeeinheiten des III. Korps und ein Jägerausbildungszentrum für die Heimatschutztruppen.

Ich kann mich an folgendes erinnern: Wegen den Antennen auf dem Wasserbehälter habe ich einen mir bekannten Fernmelder aus der Kaserne befragt, da es mir ungewöhnlich erschien, auf einen Wasserbehälter diese großen Richtfunkantennen vorzufinden. Dieser sagte mir folgendes. Die Antennen sind nicht von uns, wenn, dann von den Amerikanern, die ja auf dem Raßberg (Nähe Hohe Acht - Adenau) einen großen Richtfunkturm haben.
Trotzdem konnte ich das nicht so ganz einordnen. Immerhin eine zivile Anlage (Wasserversorgung), zwar mit Sicherheitszaun, aber ohne Warnschilder Militärischer Sicherheitsbereich o. ä.
So in den 80er oder 90er Jahren ist mir der Wasserbehälter, als ich mal wieder in der Eifel war, eingefallen und ich habe vorbei geschaut. Es gab keine Antennen mehr.

[Admin: Ich habe mir erlaubt, das Bild von PDF in JPG zu wandeln und den Kontrast etwas zu verbessern]
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eclipse
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Beitrag von eclipse » 02.01.2014 14:25

Hallo HW,

Richtfunk auf Versorgungseinrichtungen (Strom, Wasser, Gas, etc- ) sind nicht ungewöhnlich. Die Versorger betreiben ihre eigenen Kommunkationsnetze, insbesondere zur Fernüberwachung und -steurung. Aus Kostengründen wurde da wohl oft auf Richtfunk gesetzt.
Ich kenne hier einen erst wenige Jahre alten Wasserbehälter neben dem ein großer Richtfunktum steht. Dieser dient der Überwachung und Steuerung der Wasserversorgung und stellt neben einer kabelgebundenen Strecke die Redundanz sicher.

Möglicherweise war das bei dem von Dir genannten Behälter auch so und die Verbindungen wurden später durch Kabel und/oder Mobilfunk ersetzt.

Steffen

Wasserversorgung (Hochbehälter Bromberg II)
https://maps.google.de/?ll=48.595168,9. ... 1&t=h&z=20

Stromversorgung (Umspannwerk Möhringen)
https://maps.google.de/?ll=48.726607,9. ... 3&t=h&z=19
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HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 04.01.2014 21:15

Hallo,

so etwas hatten wir Jahre später auch in Erwägung gezogen.
Vor vielen Jahren waren wir, eine kleine Wandergruppe, auf der Schwäbischen Alb im Bereich Bärenthal, Hausen (südlich von Meßstetten, westlich von Sigmaringen) auf Wanderschaft. Wir sahen einen Richtfunkmasten mit 2 Parabolspiegel und da es der gleiche Mast war, wie er beim Richtfunknetz der Luftwaffe damals verwendet wurde, dachten wir, es ist eine militärische Anlage die zum Bereich CRC Meßstetten oder zum Truppenübungsplatz Heuberg gehört. Der gekennzeichnete Wanderweg führte aber genau an diesem Mast vorbei und wir waren erstaunt, dass kein Sicherheitszaun vorhanden war sondern ein Kiosk mit Bewirtung für müde Wanderer. Der Betreiber sagte uns, dass dieser Richtfunkmast zum Richtfunknetz der RWE gehört. Wenn z. B. im Ruhrgebiet ein erhöhter Stromverbrauch vorhanden ist, würden über Signale, die über dieses Richtfunknetz geleitet werden, von österreichischen Kraftwerken zusätzlicher Strom für das Ruhrgebiet beschafft werden.
Warum sollte so etwas mit der Wasserversorgung nicht auch gestaltet werden.

Auffallend waren nur die doch sehr großen Richtfunkantennen auf dem Wasserbehälter (evtl. für große Entfernung der Gegenstelle) und Jahre später haben wir einmal versucht die Richtungen zu bestimmen. Die größere Antenne ging schon etwa in Richtung Cochem und Hahn und die kleinere passte fast genau in Richtung Raßberg.
Was uns natürlich wieder an der anderen Theorie zweifeln ließ.

Der Richtfunkmast mit dem Kiosk steht auf dem Schnaitkopf und hatte vor einigen Jahren, als wir wieder einmal hier vorbei kamen, keine "Richtfunkschüsseln" mehr. Und beim Wasserbehälter in Kürrenberg ist jetzt einige Meter weiter ein Funkmast in Karten eingetragen und auch auf Luftbilder zu sehen.

Gruß
HW

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stefan64
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Beitrag von stefan64 » 13.01.2014 15:34

Moin moin zusammen,

also die Art der Antennen kommt mir doch für ein "Betriebsrichtfunknetz" eines Versorgungsunternehmens etwas merkwürdig vor.
Stromversorger nutzen auch drahtbebundene Kommunikation durch die Überlandleitungen. Da Wasserversorger i.d.R. nur relativ kleine, regional begrenzte Unternehmen sind, brauchen die, glaube ich, wenn überhaupt nicht so riesige Schüsseln.

Ich vermute es handelt sich um ein Manöver / Übung, wobei eine Fernmeldeeinheit den Wasserbehälter mit seinem Zaun und der exponierten Position als Ort benutzte, um ihre Antennen aufzubauen.

Übrigens werden Einrichtungen von Wasserwerken gerne für den Bau ziviler Fernmeldetürme genutzt. Die Gelände sind ja schon abgesichert und der Versorger verdient sich mit der Miete / Pacht des Geländes ein kleines Zubrot.

Schöne Grüße,
Stefan

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darkmind76
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Beitrag von darkmind76 » 26.01.2014 19:13

Hallo,

Richtfunk ist bei Versorgungsunternehmen, insbesondere im Hoch-/Höchstspannungsnetz
keine Seltenheit. Alle großen Umspannwerke haben einen Richtfunkmast mit entsprechenden
Anbindungen. Auch Kraftwerke sind meist angeschlossen, bspw. auch am Oberbecken des
Pumpspeicherwerkes Langenprozelten im Spessart steht ein Mast von E.ON.

Vielleicht ist die Bedeutung heute nicht mehr so wie früher, da mittlerweile auch
Glasfaser in den Blitzschutzseilen Einzug hält, aber ich denke, das ist sicherlich auch
in erster Linie für die vielen kleineren Umspannwerke und Ortsstationen.

Für die großen ist es sicherlich beruhigend, auch den RiFu so als eine Art Backup zu
haben, wenn mal eine Leitung beschädigt ist.

Ganz in der Nähe deines Standorts HW betreibt RWE den RiFu-Turm Gänsehals. Vielleicht
steht das irgendwie in Zusammenhang?! Könnte ja passen, vielleicht also provisorische
Lösung vor dem Turmbau.

http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%A4nsehals

HW (†)
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Re: Richtfunk auf Wasserbehälter

Beitrag von HW (†) » 28.05.2020 19:25

Hollo,
zur Klärung eines Sachverhaltes wurde ich vor ca. 3 Wochen mit meinen Fragen an jemanden aus der Eifel weitergeleitet. Schon nach wenigen Tagen bekam ich einen Anruf aus der Eifel. Als ich in dem Gespräch erfuhr, dass er in Kürrenberg wohnt, ist mir die Antennenanlage auf dem Wasserbehälter wieder eingefallen. Es wurde zugesagt, hier eine zutreffende Antwort zu finden, da der Ortsvorsteher ein guter Bekannter ist. Schon nach einigenn Tagen klingelte das Telefon und mir wurde die Antwort, untermauert von einem amtlichen Schreiben von damals, gegeben.
Die Antennenanlage mit dem großen und etwas kleinerem Parabolspiegel war von der Deutschen Bundespost Fernmeldedienst (DBP). Sie war Bestandteil einer Richtfunkstrecke die als "Große Acht" bezeichnet wurde. Jahre später waren die Parabolspiegel verschwunden, aber hinter dem Wasserbehälter war ein kleiner Fernmeldeturm.
Die Bezeichnung "Große Acht" ist mir bekannt von meinem Bruder, ehem. DBP-Fernmeldedienst. Vor Jahren hatte er mir von einer Hauptkabelstrecke durch die Bundesrepublik erzählt, die als "Große Acht" bezeichnet wurde. Soweit ich es noch in Erinnerung habe gab es die 8 Zentralvermittlungen, nur diese waren an der "Großen Acht" angeschlossen. An der Zentralvermittlung waren die Hauptvermittlungen und an den Hauptvermittlungen die Knotenvermittlungen angeschlossen.
Heute habe ichnoch einmal mit meinem Bruder telefoniert, eine Richtfunkstrecke von der "Großen Acht" kannte er auch nicht, sagte aber, dass es sehr wahrscheinlich sei. Als Entschuldigung sagte er mir, dass er bei den "Kabelaffen" war, Richtfunk war ein anderes Ressort.
Erwähnt werden soll auch noch hierzu, dass nur 5 Km Luftlinie von dem Wasserbehälter mit den Antennen eine Verstärkerstelle (Bunker) der DBP und nur 500 Meter von dieser Verstärkerstelle entfernt eine GSVBw war (Mayen-Alzheim).

Grüße HW

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Re: Richtfunk auf Wasserbehälter

Beitrag von redsea » 28.05.2020 22:03

HW hat geschrieben: 28.05.2020 19:25[...] Die Bezeichnung "Große Acht" ist mir bekannt von meinem Bruder, ehem. DBP-Fernmeldedienst. Vor Jahren hatte er mir von einer Hauptkabelstrecke durch die Bundesrepublik erzählt, die als "Große Acht" bezeichnet wurde. Soweit ich es noch in Erinnerung habe gab es die 8 Zentralvermittlungen, nur diese waren an der "Großen Acht" angeschlossen. An der Zentralvermittlung waren die Hauptvermittlungen und an den Hauptvermittlungen die Knotenvermittlungen angeschlossen. [...]

Hallo HW,

bei der "Großen Acht" handelt es sich um die sogenannte Kabelacht, deren Namensgebung auf der Lage wie eine 8 des Netzes beruht:

[...] Das überregionale Koaxialliniennetz entwickelte sich im Laufe der Zeit zu der bekannten sogenannten Kabelacht. Sie besteht aus zwei großen Kabelringen mit dem Schnittpunkt Frankfurt am Main und erfaßt alle großen Wirtschafts- und Verkehrszentren der Bundesrepublik Deutschland. Nach und nach wurde das Netz durch Maschenbildung verdichtet. [...]
Quelle: Die Infrastruktur der Fernmeldenetze von Hans-Jürgen Hars

An Zentralvermitlungsstellen (ZVSt) gab es damals in der Kabelacht diese sieben: Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Nürnberg, Suttgart und München.

Viele Grüße

Kai
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DerZweifler
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Re: Richtfunk auf Wasserbehälter

Beitrag von DerZweifler » 16.08.2022 16:13

redsea hat geschrieben: 28.05.2020 22:03
Hallo HW,

bei der "Großen Acht" handelt es sich um die sogenannte Kabelacht, deren Namensgebung auf der Lage wie eine 8 des Netzes beruht:

[...] Das überregionale Koaxialliniennetz entwickelte sich im Laufe der Zeit zu der bekannten sogenannten Kabelacht. Sie besteht aus zwei großen Kabelringen mit dem Schnittpunkt Frankfurt am Main und erfaßt alle großen Wirtschafts- und Verkehrszentren der Bundesrepublik Deutschland. Nach und nach wurde das Netz durch Maschenbildung verdichtet. [...]
Quelle: Die Infrastruktur der Fernmeldenetze von Hans-Jürgen Hars

An Zentralvermitlungsstellen (ZVSt) gab es damals in der Kabelacht diese sieben: Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Nürnberg, Suttgart und München.

Viele Grüße

Kai
Hallo, Kai!

Wo kann ich zu dieser Kabelacht nähere Informationen bekommen? Ganz besonders interessiert der Zeitraum 1944/45 (sofern sie da bereits existiert hat).

Christian

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