Wullenwever-Antenne MPHS Bordeaux

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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nordfriese
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Wullenwever-Antenne MPHS Bordeaux

Beitrag von nordfriese » 03.05.2022 19:53

Moin!

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich nun mit der Funkaufklärung der Kriegsmarine (B-Dienst) und
versuche herauszufinden, wo sich die Einheiten denn so befunden haben.

Auf der Suche nach der MPHS (Marinepeilhauptstelle) Bordeaux stolperte ich uber die Lebensgeschichte
von Herrn Schröder http://schroeder-eversburg.de/memoiren.html (Teil 4 und 5) und schliesslich fand
ich die Betonsockel der Adcock-Antennen der MPHS Bordeaux (heute nicht mehr existent).
Siehe auch hier: https://forum.axishistory.com/viewtopic ... 5#p2303676

Ein französischer Geschichtsfreund (Erwan), der bereits mehrere Bücher über die Besatzungszeit in
und um Bordeaux geschrieben hat, kontaktierte mich und ich informierte ihn über die Einheit, denn
er hatte noch nie von ihr gehört.

Wir kamen überein, dass sich die MPHS Bordeaux im Chateau St. Denis befunden haben muss, denn
dort wurde von den Deutschen ein "Z"-Gebäude errichtet und der Bereich des Chateaus wurde an-
scheinend auch zur Bodenverteidigung ausgebaut.
Z-Gebäude waren bei MPHS recht "beliebt", so gibt/gab es sie bei den MPHS Nord (Neumünster),
MPHS Mitte (Soest), MPHS Süd (Langenargen), MPHS Ahlbeck (Swinemünde) and MPHS Neusiedl (A).

Da ich nur auf die Adcock-Antennenfundamente fixiert war, übersah ich eine "Baustelle" (?), die sich
ebenfalls im erweiterten Bereich der MPHS befand und auf die mich Erwan hinwies.
Da mir SES vor mehreren Jahren ein Luftbild der Wullenwever-Antenne der MPHS Hjörring geschickt
hatte, erkannte ich sofort, dass es sich entweder um eine weitere Wullenwever-Anlage oder aber
zumindest um eine Baustelle für eine solche gehandelt hat.

Anscheinend war auch Tenkle diese Anlage unbekannt, denn er schreibt in seinen Büchern über drei
bekannte Anlagen. Eine der Firma ENK am Bodensee (Frickingen), sowie zwei aus der Zusammenarbeit
der Firma Telefunken und des NVK (Marine-Nachrichtenversuchskommando) in Bokel bei Rendsburg
(NVK-Versuchsstelle) und eine "im Einsatz" bei der MPHS Hjörring (DK).

Eine zweite Anlage neben Hjörring und weiter entfent als Bokel macht durchaus Sinn, denn man
möchte ja beim Peilen durch eine Kreuzpeilung den Standort ermitteln und nicht nur eine grobe
Richtung der Ausstrahlung. Je grösser die Peilbasis (Entfernung der beiden Peilanlagen), desto
genauer kann die Standortbestimmung ausfallen.

DIe Anlage bei Bordeaux hat ebenfalls einen Durchmesser von 120 m, so wie die Anlage bei Hjörring,
und verfügt ebenfalls über zwei Baracken innerhalb des Antennenkreises. Der einzige Unterschied
zwischen beiden Anlagen ist, dass die Baracken spiegelverkehrt angeordnet wurden.

Ich denke, dieser tolle Fund ist eine Info an alle Interessierten wert.
Gruss
Rolf
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Michael aus G
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Re: Wullenwever-Antenne MPHS Bordeaux

Beitrag von Michael aus G » 03.05.2022 22:51

nordfriese hat geschrieben: 03.05.2022 19:53 Ich denke, dieser tolle Fund ist eine Info an alle Interessierten wert.
In jedem Fall. :-) :thumbup:
Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zu fliegen!

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Zwackelmann
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Re: Wullenwever-Antenne MPHS Bordeaux

Beitrag von Zwackelmann » 04.05.2022 18:17

Hallo Rolf,

Ich schließe mich Michael an!

Wie wäre es, diesen Fund beim Deutschen Atlantikwall-Archiv oder via die Interfest e.V. zu veröffentlichen? Dort werden solche Dinge gerne gedruckt und gelesen.

Gruß, !
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

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niemandsland
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Re: Wullenwever-Antenne MPHS Bordeaux

Beitrag von niemandsland » 09.05.2022 21:41

@ nordfriese

Hi Rolf,

ein wirklich sehr interessanter Beitrag. Bisher nie etwas davon gehört/gelesen.
Besten Dank für den Dateianhang.

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

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