Da ich hier im Forum noch keinen (allgemeinen) Thread zu diesem Thema gefunden habe, öffne ich einfach mal einen. Thema sind vorrangig heute nicht mehr existierende Freileitungen auf der Hoch- und Höchstspannungsebene.
Sehr viele Menschen empfinden Freileitungen als unästhetisch, doch bei einem genaueren Blick auf diese technischen Bauten erkennt man, dass diese nicht nur einfache Zweckbauten sind, sondern auch Aufschluss über die Entwicklung und vor allem die Allgegenwärtigkeit der landesweiten Versorgung mit elektrischer Energie geben.
Viele Leitungen der 1910er und 1920er Jahre zeugten und zeugen vom Pioniergeist dieser Zeit, als das Drehstromnetz, wie wir es heute kennen, sich gerade im Aufbau befand. Weg von den alten Elektrizitätswerken mit nur wenigen Kilowatt Leistung und einem städtischen Gleichstromnetz hin zu einem sich weit in alle Himmelsrichtungen ausdehnenden und als Verbund mit mehreren großen Kraftwerken betriebenen Netz, das schließlich auch die hintersten Winkel mit Strom versorgt. Man denke nur an ehrgeizige Projekte wie die Nord-Süd-Leitung des RWE (hier gibt es schon einen großen Thread) oder Versorgung Berlins aus den Kraftwerken des Bitterfelder Raums direkt nach dem Ersten Weltkrieg.
Bedingt einerseits natürlich durch die Energiewende (von den Kraftzentralen hin zu einer dezentraleren Energieversorgung), andererseits aber auch aus Altersgründen und sonstigen Umstrukturierungen im Übertragungsnetz verschwinden Leitungstrassen aus der Landschaft, werden zu einer neuen gebündelt oder es werden einfach nur die Masten ersetzt. Die Masten, die damals Verwendung fanden, unterschieden sich in ihrer Bauform noch deutlich von den heutigen Standards. Unabhängig vom jeweiligen Energieversorger - von denen gab es in den 1920er Jahren noch eine ganze Menge mehr als heute - errichtete man Leitungen, die auf Masten mit einer A-förmigen Spitze verlegt waren und einfach gebaute Traversen (Querträger) ohne zusätzliche Verstrebungen hatten. Auch waren sie in der Regel schlanker und kleiner als heute und hatten häufig schon fast etwas kunstvoll-ästhetisches in ihrer Schlichtheit. Das Abspannportal am Walchenseekraftwerk ist ein schönes Beispiel hierfür:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ftwerk.jpg
Einen guten Vergleich zwischen Vor- und Nachkriegsbauart bieten diese beiden Leitungen bei Stockstadt (Lkr. Aschaffenburg). Links eine Leitung von 1924, rechts eine später gebaute.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... -27_06.jpg
Leider verschwinden diese alten Masten aus Altersgründen immer häufiger, weshalb es besonders für einen Freileitungs-Interessierten wie mich jedes Mal ein Fest ist, so etwas noch zu sehen. Insbesondere interessiert mich auch das ehemalige Netz der PreußenElektra, das mit solchen Masten einst bis nach Frankfurt reichte - zum einen aufgrund der geografischen Nähe, zum anderen weil mich das Thema seit einigen Jahren nicht mehr loslässt. Es mag vielleicht etwas verrückt oder gar absurd wirken, aber so ist es bei mir nun mal

Auf älteren Fotos der Frankfurter Heimatsiedlung (liegt in Sachsenhausen, südlich des Mains) erkennt man auch eine alte Freileitung auf Masten ähnlich derer bei Stockstadt. Dabei muss es sich um eine der Leitungen im Ring Borken-Gießen-Wölfersheim-Frankfurt-Dörnigheim gehandelt haben. Wie verlief diese Leitung z.B. durch das Frankfurter Stadtgebiet weiter? Alles dort ist heute sehr dicht bebaut, ich kann mir natürlich vorstellen dass die Anwohner froh sind, heute ohne Kabeln über ihren Köpfen zu leben.
https://ait-xia-dialog.de/storage/2018/ ... iedlun.jpg
http://abload.de/img/fm932682a36yji.jpg
Wo gab noch alles heute verschwundene Leitungen? Welche Verbindungen sind in den letzten ca. 30 Jahren verschwunden und welche Überreste gibt es noch von ihnen? Wie sahen sie aus? Was war der Grund, weshalb sie abgerissen wurden? Alles Fragen und Antworten, die hier gerne besprochen werden können

Viele Grüße
ElexTro