Richtfunkstellung Iburg, FmRgt 11

Militärische und militärisch (mit)genutzte Fernmeldeanlagen und -einrichtungen, Netze und Infrastruktur (ohne ELOKA)
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HW (†)
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Richtfunkstellung Iburg, FmRgt 11

Beitrag von HW (†) » 12.04.2022 18:53

Hallo,
schon vor längerer Zeit wurde ich gefragt, warum in Iburg (heute Bad Iburg) auf dem Dörenberg die Richtfunk-Schalt- und Vermittlungsstelle (somit auch Relaisstelle) des FmRgt 11 in einer doch verhältnismäßig größeren Liegenschaft war, als andere Richtfunkstellungen. Im „Netz“ habe ich die Antwort gefunden, die Liegenschaft stammt noch aus der Zeit der Wehrmacht (siehe Link).

In dem Link wird auch eine Richtfunkstation Hitzacker erwähnt mit einer Richtfunkverbindung ab 1990 in die Neuen Bundesländer. Ich vermute einmal, dass es die ehem. TMLD-Liegenschaft Sarenseck betrifft, die 1990 aufgelöst wurde. Ob dazu ein 24 m Richtfunkmast des TMLD, die es ab ca. 1983 gab, benutzt wurde, kann ich nicht sagen.
In der ehem. TMLD-Liegenschaft Wettendorf wurde ja auch nach der Wende ein neuer Richtfunkturm als Relaisstation für die Richtfunkverbindung Bergen – Clenze errichtet.
Die Richtfunkstation Hitzacker habe ich aber in anderen Aufstellungen nicht mehr gefunden.

Hier der Link mit vielen Fotos:

http://www.geo-iburg.de/Doerenberg.html

Grüße
HW

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Frank K.
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Re: Richtfunkstellung Iburg, FmRgt 11

Beitrag von Frank K. » 13.04.2022 13:10

HW hat geschrieben: 12.04.2022 18:53In dem Link wird auch eine Richtfunkstation Hitzacker erwähnt mit einer Richtfunkverbindung ab 1990 in die Neuen Bundesländer.
Moin,
zum geschichtlichen Kontext:
Am 27.07.1990 fand im BMVg/Fü L III 5 (Führungsstab Luftwaffe, Planung und Einsatz von Eloka-Kräften) unter Leitung von Dienstgrad & Name bekannt eine Besprechung statt, in deren Verlauf es vordringlich darum ging 'den Fernmeldeverbindungsdienst der Bundeswehr in die Lage zu versetzen, die NVA vom Westen aus führbar zu machen. Hierzu lagen eigene Erkenntnisse über das Nachrichtenregiment 14 in Waldsieversdorf (östl. Strausberg) mit den ihm unterstellten Funksendeämtern und Richtfunkbetriebsstellen vor bzw. über die in Strausberg eingerichteten Zentralstellen für Schaltung / Betrieb und Nachrichtennetze. Hinzu kamen Informationen über die Nachrichtenbataillone 31 und 33, die die Fernmeldeverbindungen Funk und Richtfunk für die 1. bzw. 3. Luftverteidigungsdivision in Cottbus bzw. Neubrandenburg sicherstellten. Mit der Durchführung einer Zusammenschaltung der östlichen Richtfunksysteme mit dem Richtfunknetz der Luftwaffe wurde das Luftwaffenführungsdienstkommando in Köln-Wahn beauftragt. Die erste Übergangsstelle richteten beide Seiten in Hitzacker / Elbe ein.'

Dem folgend wurde das einzige militärisch genutzte RiFu-System FM 24/400 der LSK/LV auf westdeutschem Gebiet ab September 1990 in einer Stellung Sarenseck bei Hitzacker/Elbe installiert. Auch die Marine hatte mit dem System FM 24/400 einen Brückenschlag.

Die Verbindung via Hitzacker diente ausschließlich dem Übergang des AutoFü-Netzes Luftwaffe in das Richtfunknetz Ost und die Sicherstellung von Luftwaffenverbänden Ost mit AutoFü der Luftwaffe.

Die Westtrasse Richtfunk verlief von RSV Iburg mit FM 1800 mobil bis Hitzacker durch Fernmelderegiment 11. Dort Übergabe 4 Primärgruppen zu dem FM 24/400 Trupp und von dort über eine Richtfunktrasse Ost mittels Trupps FM 24/400 des Nachrichtenregiment-14 bis Cölpin Richtfunkstelle 8. In Cölpin dann Übergabe in das stationäre Richtfunknetz der LSK/LV.

2 Primärgruppen gingen nach Strausberg/ Eggersdorf zum Kommando LSK/LV Vorbereitungsstab 5. Luftwaffendivision.
2 Primärgruppen gingen nach Fürstenwalde zum Zentralen Gefechtsstand bzw. später Gefechtsstand LV-Sektor 5.
Das Bundeswehrkommando Ost erhielt im Nachhinein lediglich befristet 4 einzelne AutoFü Anschlüsse wegen der prekären Lage an Fernmeldeverbindungen zwischen West und Ost.

Das System FM 24/400 des ZGS-14 in einem Video kurz vor Schließung des Bauwerkes 1994 gezeigt »
http://www.zgs14.de/fm24_400.htm

Das war damals nicht die einzigste Verbindung zwischen Ost & West, welche bis auf BRD-Gebiet mit DDR-Technik realisiert wurde. Siehe auch die verschlüsselte Fernschreib-Verbindung vom Ausweichsitz der Regierung Bonn in Ahrweiler zur geschützten Hauptführungsstelle des Nationalen Verteidigungsrates der DDR in Prenden (bei Berlin) mittels Chiffriertechnik T-310. Diese Verbindung wurde ab 25.06.1990 genutzt.

mfg Frank

HW (†)
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Re: Richtfunkstellung Iburg, FmRgt 11

Beitrag von HW (†) » 14.04.2022 15:37

Hallo,
zuerst noch zur RiFu-Stellung Bad Iburg: Mir wurde jetzt gesagt, das aktuell eine Schutzbereichsanordnung für die Verteidigungsanlage Bad Iburg existiert. Die Richtfunkstellung ist entweder noch aktiv oder wird vorgehalten z. B. für Übungen.
Hier die Anordnung (jetzt weiß ich auch, warum auf dem Dörenberg keine Windkraftanlagen stehen ;)

https://www.badiburg.de/Rathaus/B%C3%BC ... 02_Nds.pdf

Zu Hitzacker (jetzt schweife ich etwas von Bad Iburg ab): Soweit ich die Informationen interpretiere war die Stellung Sarenseck bei Hitzacker nur bis 1994 aktiv. Danach wurde vermutlich folgende RiFu-Strecke eingerichtet: Bergen (altbestand) -Wettendorf (neu) - Clenze (neu) - Karenz.
Da von Frank angesprochen wurde, dass diese Verbindung nicht die einzige Verbindung zwischen Ost & West war, so habe ich für den Süden in der BRD folgende RiFu-Strecke anzubieten: Königshofen (altbestand) - Zabelstein (neu, US-RiFu-Station bei Gerolshofen/Hundelshausen, LK Schweinfurt) - Bleßberg (bei Eisfeld Thüringen). Der Döbra-Berg bei Schwarzenbach, LK Hof, soll jetzt am Bleßberg angeschlossen worden sein. Der weitere Verlauf soll dann in einer Art Ringform durch die neuen Bundesländer nach Karenz gewesen sein.

Grüße
HW

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