Finnenhaussiedlungen

Nichtmilitärische Zweck- und Repräsentationsbauten und -Projekte des Nationalsozialismus 1933-1945
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erlenmeier
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von erlenmeier » 21.03.2021 16:30

Wer wohnt in der Nähe dieser Orte und kann herausfinden, ob es dort Finnenhäuser gibt oder gab?

-Hof
-Hannover-Wülfel,
-Berghausen und
-Augsburg-Haunstetten.


Es handelt sich um um Doppelholzhäuser mit senkrechter Bretterfassade, eingeschossig mit kleinen Dachgauben

Danke für Informationen sagt
karl erlenmeier
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zulufox
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von zulufox » 21.03.2021 19:22

Hallo Karl,

schau doch mal, dass du Zugriff auf folgendes Buch bekommen kannst:

Nerdinger, Winfried (Hrsg.)
Bauen im Nationalsozialismus: Bayern 1933 – 1945
Klinkhardt und Biermann, München; 1993; ISBN: 3 – 7814 – 0360 - 2

da sind auf den Seiten 266 und 267 einige Siedlungen in Augsburg mit weiteren Quellen aufgeführt.

MfG
Zf :holy:
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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niemandsland
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von niemandsland » 23.03.2021 13:03

@ erlenmeier

- Hannover-Wülfel,
- Langenhagen (?)

Moin,

möglicherweise könntest Du in Wiesenau und Linden fündig werden.
Ich kann Dir nur raten, mal mit dem Stadtarchiv und dem hiesigen Bauabteilungen Kontakt aufzunehmen.

Die Bauabteilungen findest Du via https://www.hannover.de/ (viel Spaß beim durchklicken, das neue Design ist K...e!)
Und für Langenhagen wäre die Ortsverwaltung https://www.langenhagen.de/ !

Möglicherweise könnte die Region Hannover auch noch Material für Dich haben. Hier wäre es das Regionsarchiv in Neustadt aRbge.
Und Möglicherweise die Verwaltung in der Hildesheimerstr.
https://www.hannover.de/Leben-in-der-Re ... n-Kommunen

Bauverwaltung und Katasterämter hast Du ja sicherlich schon alle angeschrieben. Ansonsten machen Punkt.exe(cute). Meine Empfehlung jedenfalls.

Und nein, ich werde im Moment weder nach Wülfel rausfahren (zumal dort vieles laut der alten Baupläne verändert wurde), da dort nach dem Krieg kaum noch ein Stein auf dem anderen lag. Eben wegen der Nähe zu den Kriegswichtigen Betrieben.

Was mich in Bezug auf Hannover-Wülfen und Langenhagen/Wiesenau interessieren würde, sind Deine Quellen zu diesen beiden Orten.

Wie weit bist Du denn inzwischen mit Deinen (Nach-)Forschungen zum Thema Finnenhäuser ?!?

Soweit...

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von erlenmeier » 29.03.2021 11:27

Moin Guido,
danke für die Hinweise!!
Der Standort Augsburg ist positiv geklärt.
Das Buch über die NS-Bauten in Bayern konzentriert sich auf Siedlungen in Ziegelbauweise vor Kriegsbeginn, sog. Gefolgschaftsiedlungen oder ähnlich. So eine gab es auch im gr. Stil für Messerschmitt in Haunstetten bei Augsburg.

Wie ich schon vor kurzem schrieb, hat es in Wülfel eine große Siedlung mit Kriegswohnungen gegeben. Zuerst Bomben-Obdachlose, dann Flüchtlinge, dann Heimatvertriebene/ Umsiedler. Eine FH-Siedlung ist in den Archiven nicht geleistet.
Die Bauämter haben keine Unterlagen und (natürlich) auch kein Interesse, weil Schnee von vorgestern.

Wenn überhaupt, kann es in Wülfel nur noch kl. Fundamentreste gebe.

Schön´Gruß von hans
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Sauerland-Köln
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von Sauerland-Köln » 12.06.2021 18:27

Guten Tag in die Runde,
ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich über die Seite 'gestolpert' bin. Vielleicht kann ich den echten Liebhabern noch ein Gustostückchen offerieren.

Ich bin im Sauerland aufgewachsen, in Neheim-Hüsten. 1953 kauften meine Eltern ein Holzhaus in der Siedlung 'Bergheim', von dem ich während meiner ganzen Kindheit wusste, dass es ein finnisches Flößholzhaus gewesen sei. Und eigentlich sollte auch eine ganze Siedlung entstehen, aber im Krieg ist so viel Holz gestohlen worden, dass es dann nur noch für ein einziges Haus reichte. Auch bei uns hieß es, dass diese geplante Siedlung aufgrund einer Vereinbarung zwischen Nazideutschland und Finnland zustande gekommen sei.

Als wir einzogen, hatte das Haus noch senkrechte Holzplanken wie hier in Köln die Häuser in Köln-Höhenhaus. Unser Haus war aber hell. Mein Vater verkleidete es dann mit einer zweiten Holzschicht, diesmal waagerecht. Von Denkmalschutz hatten wir sicher noch nie etwas gehört. Heute bin ich aufmerksamer und denke mir, dass diese Information vielleicht den Forschungsstand bereichern könnte. Im Zusammenhang mit einem 'Tag des offenen Denkmals' in Köln, 2012, wurde ich auf Höhenhaus aufmerksam und habe unsere Geschichte dem Landschaftsverband Rheinland mitgeteilt. Man fand das spannend. Ihr vielleicht auch.

Ich füge das einzige Foto, das ich noch habe, ein.
Der Anbau links wurde nachträglich errichtet. Der Balkon war ursprünglich offen und wurde nachträglich zum Wintergarten aufgebaut. Darunter war eine Garage (Hanglage). Vielleicht gehörte auch die ursprünglich nicht dazu, sie war aber 1953 schon da. Wenn man das weg denkt, ist die Ähnlichkeit zu Köln schon deutlicher, nicht wahr?
Das Haus wurde Ende der 60ger Jahre verkauft und brannte in den 70ger Jahren - soviel ich weiß durch Brandstiftung - nieder.

Meine deutlichste Kindererinnerung an dieses Haus war seine 'Beweglichkeit'. Bei uns stürmte es schon mal heftiger, und dann hat mein Bett im Obergeschoss immer etwas gewackelt. Und mein Vater grollte, weil die Tapeten ständig Risse bekamen. Es war wirklich nur das Fundament gemauert.

Mit den besten Grüßen aus Köln
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von erlenmeier » 15.01.2022 12:14

Zum Thema Finnenhaussiedlungen sind im Dez. vorigen Jahres Beiträge in dem
GONSENHEIMER JAHRBUCH 2021
erschienen.
Herausgeber ist der Heimat- und Geschichtsverein Mainz-Gonsenheim, bei dem diese Schrift per Email-Bestellung unter ralfclaus@gmx.net <ralfclaus@gmx.net> oder manuela.muellerhorn@t-online.de <manuel ... online.de>erhältlich ist.

Am Gesamtthema haben 3 Autoren mitgewirkt.

1.) Ellerbrock, Hans-W. schreibt im ersten Teil über
- den Industrie-Standort Mainz als Zulieferstätte für U-Boot-Sektionen,
- den heutigen Stand der Holzhaussiedlung,
- den dort erbauten Haustyp,
- Lieferung der Fertighäuser aus Finnland,
- die langwierigen Bauplanungen,
- den heutigen gesellsch. Wert der Siedlung.

2.) Schwarting, Gunnar hat die politischen und insbessondere die militärischen Beziehungen zwischen Deutschland und Finnland im Zeitraum von 1939 bis 1945 beschrieben.

3.) Röhrig, Richard, Bewohner eines Finnenhauses in Gonsenheim, hat Erinnerungen an das frühere Siedlungsleben niedergeschrieben.

Über die großen Internet-Handels-Plattformen ist das Buch meines Wissens z.Zt. noch nicht erhältlich.
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von erlenmeier » 15.01.2022 12:54

Sauerland-Köln schrieb im Sommer 2021
Ich bin im Sauerland aufgewachsen, in Neheim-Hüsten. 1953 kauften meine Eltern ein Holzhaus in der Siedlung 'Bergheim', von dem ich während meiner ganzen Kindheit wusste, dass es ein finnisches Flößholzhaus gewesen sei. Und eigentlich sollte auch eine ganze Siedlung entstehen, aber im Krieg ist so viel Holz gestohlen worden, dass es dann nur noch für ein einziges Haus reichte. Auch bei uns hieß es, dass diese geplante Siedlung aufgrund einer Vereinbarung zwischen Nazideutschland und Finnland zustande gekomm
Zum Stand der Forschungen im Thema Finnenhaussiedlungen.

Es gibt z.Zt. keinerlei Hinweise auf den o.g. Standort.
Der Zusammenhang mit kriegswichtigen Hauslieferungen aus Finnland in der Zeit von 1942 bis 1944 würde nur einen Sinn machen, wenn im Umkreis von ca. 30km ein großer kriegswichtiger Betrieb für Herstellung von U-Boot- oder Kampfflugzeuge-Teilen existiert hätte. Oder notfalls noch der Plan für die Unterbringung von ausgebombten NS-Führern aus Ballungsgebieten. Das ist im Moment nicht ersichtlich.

Nun die Bitte an Sauerland-Köln: Kannst Du Grundrisse/Baupläne/Lageplan, Behörden-Schriftverkehr von Eurem Haus liefern?
Das wäre eine Hilfe für die Nachforschung.

Gruß von karl erlenmeier
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von Sauerland-Köln » 30.01.2022 17:33

Hallo, Herr Erlenmeier,
nein, ich habe nichts dergleichen.
Wie gesagt, das Haus brannte schon Anfang der 70ger Jahre ab, als es nicht mehr im Besitz meiner Eltern war.

Ich kann nur die Erinnerung an die Mitteilungen meiner Kindheit liefern - die waren damals sicher nicht erfunden. Man wusste das halt noch - die Siedlung Bergheim war ja überschaubar, und der Krieg noch nicht lange her.
Die Ähnlichkeit zu den Häusern der Kölner Finnensiedlung ist hoch - das Denkmalsamt fand den Hinweis aufschlussreich. Es antwortete (2012):
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Abteilung Inventarisation
Referat Denkmalinformation
Abtei Brauweiler


Mit freundlichen Grüßen aus Köln
S-K

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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von erlenmeier » 22.02.2022 10:13

Zu den unbestätigten Standorten von Finnenhaussiedlungen.

- Hannover-Wülfel --> Hier gab es eine größere Siedlung mit 16-Famlien Kriegswohnungs-Einheitsblocks in Holz-Fertigbauweise, geschätzt bis in die 1950er-Jahre, keine Finnenhäuser.

- Hof hat sich nicht bestätigt. Alle dort vorhandenen Fachleute in den Ämtern haben keinen Fund gemeldet.

- Wien-Schwechat. Hier gab es zwar ein Motorenwerk und einen Flugplatz, auch KG-Lager. Von einer Holzhaussiedlung weiss dort niemand etwas.

- Ebenso Waidhofen und Graz in Österreich.

- Der von SAUERLAND vermutete Standort hängt noch frei in der Luft. Das Archiv Arnsberg hat bisher noch keine Funde in dwer Sache.

karlhans erlenmeier
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Re: Finnenhaussiedlungen

Beitrag von erlenmeier » 13.04.2022 19:50

Die Geschichte der Finnenhaussiedlung in Prenzlau
Das ist der Titel eines Beitrages in den Mitteilungen des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau. Das neue Heft Nr. 29 ist im März dieses Jahres neu erschienen und kann auf der homepage des Vereines oder in der Buchhandlung in Prenzlau bestellt werden.

Auf den Seiten 82 bis 93 geht es um die Abläufe bei der Beschaffung der Holzhäuser in Fertigbauweise in den jahren 1941 bis ca. 1944, um das Rüstungswerk Mansfeld, für dessen Facharbeiter die Häuser geordert wurden, aber auch die schon früh einsetzende Privatisierung der Immobilien.

Für Heft 30, Jahrgang 2023 ist ein weiterer Bericht erstellt worden, in dem die Historie des Holz- und Fertigbau-Handwerks und die spätere industrielle Produktion am Beispiel der USA und Skandinaviens beschrieben wird.

Sollte es Probleme mit der Beschaffung geben, dann bitte an mich wg. Kontakt zum Verein melden.
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