S-Anlagen - > Scheinflughäfen, hier: Standortwahl

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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niemandsland
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S-Anlagen - > Scheinflughäfen, hier: Standortwahl

Beitrag von niemandsland » 02.01.2022 13:13

Moin,

vielleicht für den einen oder andern von Interesse: Scheinanlagen und deren Standortwahl.
Es folgen drei Text-Passagen (Abschrift/Zitat) aus einem 14 Seiten umfassenden Dokument.

Aus: Ausbau und Einsatz der Scheinanlagen im Bereich des Luftgaues XI
A. Planung

Da bei Beginn des Luftkrieges vor allem damit zu rechnen war, daß die Bodenorganisation der Luftwaffe Angriffsziel des Gegners sein würde, so lag das Schwergewicht in erster Linie beim Ausbau von Scheinflughäfen zum Schutz der Fliegerhorste. Grundsatz war, daß für jeden einsatzwichtigen Fliegerhorst mindestens ein Scheinflughafen erstellt wurde. An diesem Grundsatz ist nach Möglichkeit trotz der ständigen zahlenmässigen Ausweitung ( vergrösserte Anzahl der Fl.-Horste ) während des ganzen Krieges festgehalten worden und erst die Materialknappheit der letzten Kriegsmonate zwar zur rücksichtslosen Stillegung von Scheinflugplätzen und unbedeutenden anderen S-Anlagen (...). [...]

Bei der Standortwahl der S-Anlagen schälten sich nach den ersten Einsatzerfahrungen hinsichtlich der Entfernungen zu den Schutzobjekten und zu den Ortschaften oder bewohnten Einzelgehöften sehr bald gewisse Grundsätze heraus, woran in der Folgezeit mit geringen Ausnahmen stehts festgehalten wurde. Die Übereinstimmung der Forderung einer taktisch günstigen Entfernung zum dargestellten Schutzobjekt konnte mit der notwendigen Rücksichtnahme auf den Schutz anderer Objekte oder bewohnter Gegenden häufig nur in Form einer Kompromißlösung gefunden werden.

Zu erfüllen war in erster Linie die Bedingung einer dem Schutzobjekt hinsichtlich seiner geographischen und luftbildmässigen Merkmale weitgehend angepassten Lage. Bei dem hiernach notwendigen Abstand war außerdem Rücksicht zu nehmen auf die Bedeutung und insbesondere auf die Flächenausdehnung des Schutzobjekts selber. Bei Fliegerhorsten lag die für ihre Schinflughäfen mit größter Aussicht auf ein erfolgreiches Täuschungsmanöver zu wählende Entfernung zwischen 4 - 6 km. Abweichungen nach der unteren Grenze hin wurden grundsätzlich nicht gebilligt, wohl aber Zugeständnisse nach oben gemacht, so daß teilweise Entfernungen bis zu 15 km zustande kamen. Im praktischen Einsatz zeigte sich in diesen Fällen jedoch stehts die Halbheit derartiger Entschlüsse. Die Täuschungsabsicht wurde auf Grund der großen Entfernungen nicht mehr erreicht.
Dazu: Ich habe mich für die Abschrift dieser Passagen entschieden, da es für all die Menschen, die sich mit militärischen Flugplätzen und deren Scheinanlagen befassen, hilftreich sein dürfte, zu Wissen, in welchem Bereich um den jeweiligen Platz möglicherweise eine S-Anlage errichtet wurde. Außerdem hab ich bisher noch keine so klare Aussage diesbzgl. gefunden.

Zur Quelle: Ich habe die Signatur nicht mehr zur Hand, jedoch sollte mit dem Namen des Dokuments (siehe oben) via "Invenio" die Signatur aus dem Bundesarchiv ermittelbar sein.

Mein Dank an dieser Stelle geht an Theo ( Boiten ) für dieses Dokument. Und an C. Petersen für das abfotografieren im Archiv.
Ohne Hilfe und Unterstützung wären meine Recherchen schon vor Jahren an ihre Grenzen gestoßen. Daher ein dickes Danke schön.

Soweit...

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

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Re: S-Anlagen - > Scheinflughäfen, hier: Standortwahl

Beitrag von deku » 27.09.2023 22:52

https://www.schoenbeck-borkum.de/Geschi ... orkum.html

Hier wird ein Scheinflughafen auf Borkum erwähnt:
" Ein(en) Scheinflughafen gab es auf dem Hohen Hörn, wo die Engländer ihre Bomben abwarfen "
(das hohe Hörn ist der Nord/Ostzipfel der Insel)

Der eigentliche Flughafen von Borkum lag zwischen Batterie Coronel und Ostland (wie heute noch)
Tutto nel mondo è burla, l’uom è nato burlone. (Boito/Verdi, Falstaf)

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Re: S-Anlagen - > Scheinflughäfen, hier: Standortwahl

Beitrag von turul » 28.09.2023 08:19

Das ist eine Nachkriegsausarbeit. Lt. INVENIO

RL 19-11 Luftgaukommando XI (Hannover / Hamburg)
12 Nachkriegsausarbeitungen
Serientitel : Die Geschichte des Luftgaukommandos XI.- Ausarbeitung von General der Flieger Wolff
Gesamtlaufzeit : 1945 - 1945
Archivsignatur : RL 19-11/116
Bandnummer : 7
Titel : Bd. 7: Ausbau und Einsatz der Scheinanlagen im Luftgau XI
Laufzeit : Aug. 1945

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Re: S-Anlagen - > Scheinflughäfen, hier: Standortwahl

Beitrag von zulufox » 28.09.2023 09:45

deku hat geschrieben: 27.09.2023 22:52 https://www.schoenbeck-borkum.de/Geschi ... orkum.html

Der eigentliche Flughafen von Borkum lag zwischen Batterie Coronel und Ostland (wie heute noch)
Moin,

der eigentliche militärische Fliegerhorst im Zweiten Weltkrieg war der schon seit dem 01. August 1914 existierende Seefliegerhorst am heutigen "Neuen Hafen", der auch noch bis 1996 genutzt wurde. Heute ist dort u.a. die Jugendherberge Borkum "Am Wattenmeer" zu finden.

Der heutige Flughafen EDWR existierte seit 1926 als "Verkehrsflughafen 2. Ordnung" und war seit 1939 als Feldflugplatz eingestuft.

BTW: im Bundesarchiv ist in der Karte mit der Signatur: RL 2-II/1654 Luftgau XI.- Scheinhäfen und Scheinanlagen (Karte) 1940 auf Borkum KEIN Scheinflugplatz eingetragen. :-)

MfG
Zf :holy:
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Re: S-Anlagen - > Scheinflughäfen, hier: Standortwahl

Beitrag von deku » 28.09.2023 09:58

Hallo zulufox,
Ja das spricht gegen die verlinkte Darstellung von schoenbeck-borkum -- die Flakbatterie Borkum II (zwischen Mittelhaus und Hafen) hatte auch den Namen Batterie Flughafen.
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