Kriegsruinen Dortmund

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Antworten
Benutzeravatar
M.S.Laarman
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 18.07.2004 15:45
Ort/Region: Rotterdam

Kriegsruinen Dortmund

Beitrag von M.S.Laarman » 27.09.2021 17:22

Ich werde nächster Woche in Hagen, Schwerte und Dortmund sein.
Kann Jemand Kriegsspuren und Kriegsruinen des Zweiten Weltkriegs, Museen oder Archiven in dieser Gegend empfehlen?

Das Bunkermuseum Hagen steht schon geplant.

Dank im voraus!

Maurice

jettie
Forenuser
Beiträge: 58
Registriert: 12.07.2016 17:41
Ort/Region: NRW
Kontaktdaten:

Re: Kriegsruinen Dortmund

Beitrag von jettie » 30.09.2021 12:13

Hallo,
ich glaube am Finanzamt in Dortmund ist noch ein alter Reichsadler mit entferntem HK.
Vor langer Zeit war ich mal in der Nähe von Dortmund in einem Waldstück, das an eine Polizeischule (?) grenzt, dort lag ne Menge Beton herum und auch das ein oder andere Stück Stahl. Ein älterer Spaziergänger gab auf Nachfrage die Auskunft, dass der Beton wohl einen Bezug zum Zweiten Weltkrieg hat.
Leider kann ich nicht mit konkreten Informationen dazu dienen, dafür ist das alles schon zu lange her.

Gruß, Jettie
Tief im Westen - ists doch am besten ;-)

Benutzeravatar
Henning
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 10.11.2004 22:45
Ort/Region: Dortmund

Re: Kriegsruinen Dortmund

Beitrag von Henning » 02.10.2021 22:00

Die letzten wirklichen Kriegsruinen die ich in Dortmund hätte nennen können sind in den vergangenen 20 bis 30 Jahren nach und nach verschwunden. Sicherlich ist der eine oder andere Flachbau in ansonsten geschlossenen Altbau-Reihen noch eine Folge des Krieges. Dazu gibt es in der Innenstadt wohl noch die eine oder andere Gartenmauer, die früher mal eine Hauswand war. Adressen könnte ich aber dazu keine nennen, da muss man mal mit offenen Augen (zu Fuß) durch die Innenstadt bzw. ihre Randgebiete gehen. Dann gibt es in der Nähe des Nordmarktes noch (mindestens) ein Gebäude, von dem nur noch das Erdgeschoss steht. Das dürfte wohl am ehesten der Fragestellung entsprechen. Ist aber auch ziemlich unspektakulär. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Hohensyburg hat auf seiner Südseite diverse Schäden im Gestein, die ich auch Kriegshandlungen zuordnen würde. Wenn man dann schon im Dortmunder Süden ist: im Niederhofer Wald gibt es reichlich Beton-Reste, die zu einer Flakstellung in Wellinghofen gehört haben. Weitere Betonreste gibt es östlich des ehemaligen Flughafens Brackel, aber da ist die Zugänglichkeit nicht so gut.

Dazu noch ein paar Hoch- und Tiefbunker, auf http://www.bunker-dortmund.de gibt es Listen. Aber auch diese Bauwerke verschwinden im Laufe der Jahre mehr oder weniger, so wurde vor Jahren der Bunker an der Faßstraße in Hörde für den Neubau eines Elektronikmarktes abgerissen, und der ehemalige Befehlsbunker (im Kalten Krieg Bunker für den Stab HVB) wurde mit einem Neubau überbaut (und damit immerhin von seiner Grundsubstanz her erhalten).

Gerade in der Innenstadt, aber auch in den Außenbezirken hat man in den letzten 75 Jahren die meisten Spuren das Krieges getilgt. Dafür ist der Platz in der Stadt zu wertvoll, um ihn mit Ruinen und Behelfsbauten zu blockieren. Die letzten Relikte finden sich dann unterirdisch: Zum einen natürlich die Tiefstollenanlage (wenn man weiß wo man schauen muss, findet man die Eingänge auch noch. Von dem Gedanken einer Befahrung sollte man sich aber gleich verabschieden!), zum anderen eine immer noch unüberschaubare Anzahl von Blindgängern, deren Suche und Entschärfung hier immer noch zum Alltag gehört.

Größtes Relikt in Schwerte dürfte der ehemalige Rangierbahnhof Geiseke sein. Letztlich ist der aber heute auch nur noch ein verwilderter Wald mit vielen kreisrunden Löchern im Boden. In der Nähe dann am Gelände des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks die Gedenkstätte zum Außenlager des KZ Buchenwald (da steht auch noch originale Bausubstanz). Im Schwerter Bahnhof gab es in der vor kurzem abgebauten Bahnsteigüberdachung noch etliche Einschusslöcheraus dem Krieg; ein Pfeiler davon sollte als Mahnmal vor dem Bahnhof aufgestellt werden, ich weiß aber nicht ob das schon realisiert wurde. In der Altstadt von Schwerte schließlich gibt es bei den diversen Hochwassermarken auch Plaketten für den Wasserstand nach der "Möhnekatastrophe" (Operation Chastise).

Der genannte Wald bei der Polizeischule dürfte die ehemalige Muna Bork sein, zu der gibt es hier einen eigenen Faden

Benutzeravatar
M.S.Laarman
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 18.07.2004 15:45
Ort/Region: Rotterdam

Re: Kriegsruinen Dortmund

Beitrag von M.S.Laarman » 07.10.2021 12:59

Hallo Henning und Jettie,

Dank für eure Antworten! :-)

Gestern wieder zuruck von mein kleine Reise, was sehr interessant war. Der Bunker in Hagen ist sicher die Mühe wert. Weiter war ich auf Friedhof Hombruch, Eisenbahn-Ausbesserungswerks Schwerte,Zeche Zollern, Hohensyburg, allierte Kriegsgräber Rheinberg, und Dortmund selbst, mit u.a. Gestapogefängnis.

Der Adler am Finanzamt habe ich gesehen, eigentlich zufällig da es ganz nähe mein Hotel war.

Weiter noch einige Spuren; Einschusslöcher in der Stefanstrasse, Untergeschoss eines Gebäude am Schwanenwall (durch dem Krieg?) ,St. Reinoldi- Kaisersglocke. Im algemeinen habe ich die Meinung das der 2.WK Dortmund besonder geprägt hat, aber desses direkte Spuren wenig sichtbar sind. (Wie Henning auch schön erwähnte)

Jedenfalls eine schöne und interessante Reise, obwohl man auch traurig worden kann wenn man die Elend, die Toten und Zerstörung realisiert.

Einige Bilder anbei.

Herzliche Gruss,

Maurice
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Henning
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 10.11.2004 22:45
Ort/Region: Dortmund

Re: Kriegsruinen Dortmund

Beitrag von Henning » 25.10.2021 22:55

Zu den Adlern am Finanzamt berichtet übrigens heute die örtliche Tageszeitung (hinter der Paywall), dass mindestens einer der beiden bei der Beseitigung von Kriegsschäden in den 50er Jahren neu aufgehängt wurde.

Dabei hat man den Ausführungen des Leiters des Stadtarchives viel Platz eingeräumt. So wird u.A. darauf verwiesen:

"Der Adler ist nicht per se ein Symbol der Nationalsozialisten, sondern begleitet die deutsche Geschichte schon viele Jahrhunderte. Auch heute ziert der Bundesadler das Wappen Deutschland. Schon die Deutschen Könige führten den Adler als Wappentier. Mit der Reichsgründung erhielt er 1871 noch einen neuen Stellenwert."

(für Außenstehende, und weil es hier nicht erwähnt wird: Der Adler ist auch das Wappentier der Stadt Dortmund!)

Natürlich hat man dem Historiker auch die Frage gestellt, die sich unter der Überschrift "Nazi-Symbolik? Reichsadler "schmücken" öffentliches Gebäude in Dortmund" geradezu aufdrängt:

Dass die beiden Reichsadler am Finanzamt ursprünglich von den Nationalsozialisten in Auftrag gegeben worden sind, scheint anhand des Erbauungszeitraums unstrittig. Sollte man sie als Symbole also entfernen?

„Ich würde so etwas nie abnehmen lassen“, antwortet Mühlhofer. „Die beiden Adler haben einen Denkmalwert, schon allein, weil sie dokumentieren, wie man nach dem Krieg mit Symbolen der Nationalsozialisten umgegangen ist.“ Es sei wichtig, sie auch weiter im Stadtbild sichtbar zu halten.

„Wir müssen aufpassen, dass wir den öffentlichen Raum nicht vollständig von solchen Symbolen bereinigen. Sie sind Teil der Erinnerung. Wenn wir diese Zeit vergessen, würden mir die Folgen mehr Sorgen machen als jetzt die beiden Reichsadler“, erklärt Stefan Mühlhofer seinen Standpunkt."

Benutzeravatar
Henning
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 10.11.2004 22:45
Ort/Region: Dortmund

Re: Kriegsruinen Dortmund

Beitrag von Henning » 09.07.2023 00:12

Noch eine Ergänzung, über die ich heute zufällig auf der Suche nach blauen Telefonzellen gestolpert bin:

Das hier scheint ein Teil der Fassade eines nicht mehr existierenden Hauses zu sein, der heute als Eingang zu einer Blechbaracke (?) dient.

Und mutmaßlich hatte auch dieses Haus vor dem Krieg zwei weitere Stockwerke und einen Dachstuhl. (auf dem Vorkriegs-Luftbild sind da jedenfalls durchgehende Dächer zu sehen).

Antworten