Deckungsgraben im Garten?

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
Antworten
PsyTheta
Neu im Forum
Beiträge: 2
Registriert: 06.12.2019 13:35
Ort/Region: Berlin

Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von PsyTheta » 06.12.2019 18:02

Liebes Forum,
dies ist mein erster Beitrag und ich habe mich angemeldet, weil ich zu einen spezifischen Thema gerne eine Expertenmeinung hören würde. Für eure Ideen wäre ich also sehr dankbar :-)

Zu meinem Anliegen. Ich habe kürzlich einen Altbau mit Grundstück in einer Brandenburger Stadt erworben. Die Bebauung ist über die letzte 120 Jahre gut dokumentiert, aber ein Gebäude ist auf keinem Plan verzeichnet. Mir wurde mitgeteilt, das sei ein "Eiskeller", aber das halte ich für ausgeschlossen. Es geht um ein halb unterirdisches Bauwerk. Von der Form her ist es am ehesten eine ] , unverputzter Stahlbeton und handwerklich nicht besonders liebevoll ausgeführt. Eine Betonplatte bildet den "Deckel", der obere Teil ist mit Erde angeschüttet und bildet einen Hügel. An den kurzen Enden der ] befinden sich Zugänge mit Treppen, hier scheinen früher hölzerne Türen gewesen zu sein. Das Innere ist recht eng, gerade groß genug, damit sich ca. 6 Personen an der Wand sitzen können. Das Gebäude hat einen gemauerten "Schornstein", aber das Innere ist zu klein für einen Ofen. Ich tippe daher auf Belüftung. Beide Zugänge zeigen zum Wohnhaus und das Gebäude ist auf dem Teil des Grundstücks, der am weitesten vom Haus entfernt ist.
Nach ein bisschen Recherche und Austausch in einem anderen Forum gehe ich mittlerweile davon aus, einen Deckungsgraben im Garten zu haben. Klingt das plausibel? Was mich nun umtreibt ist, ob man bei so einen Gebäude von einen Schwarzbau ausgehen muss? Eine Baugenehmigung konnte ich jedenfalls nicht finden. Aber was es könnte ja sein, dass der Bau eines solchen Splittergrabens durch den "Bestimmungen für den Bau von Deckungsgräben" automatisch genehmigt war und es sich damit um ein zulässiges Bauwerk handelt? Meine Sorge ist einfach, dass irgendwann das Bauamt sagt, ich müsse jetzt Tonnen von Stahlbeton abtragen :diggrave:

Schöne Grüße!

Benutzeravatar
Zwackelmann
Forenuser
Beiträge: 823
Registriert: 08.02.2017 20:51
Ort/Region: Aachen

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von Zwackelmann » 09.12.2019 17:57

Hallo PsyTheta,

Zeig doch mal ein paar Fotos, die Deine Beschreibung etwas veranschaulichen. Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte. Dann kann man Dir bestimmt besser helfen.

Gruß, Thomas
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

Benutzeravatar
klaushh (†)
Forenuser
Beiträge: 2690
Registriert: 14.05.2002 15:00
Ort/Region: Hamburg

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von klaushh (†) » 09.12.2019 22:33

Moin, moin!
@ Psy Theta
Was sagen denn die "Berliner Unterwelten e.V." dazu?
Dort kennt man doch (nahezu) jeden Schutzraum oder kann auf Grund vorhandener Unterlagen etwas dazu sagen.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

PsyTheta
Neu im Forum
Beiträge: 2
Registriert: 06.12.2019 13:35
Ort/Region: Berlin

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von PsyTheta » 17.12.2019 12:57

klaushh hat geschrieben: 09.12.2019 22:33
Was sagen denn die "Berliner Unterwelten e.V." dazu?
Dort kennt man doch (nahezu) jeden Schutzraum oder kann auf Grund vorhandener Unterlagen etwas dazu sagen.
Hallo Klaus,
danke für den Hinweis, daran hatte ich noch nicht gedacht. Ich vermute aber zumindest mal, dass das Ding zu klein und unbedeutend ist, bzw. zu weit weg von Berlin. Aber wenn ich ciht weiterkomme, werde ich da mal nachfragen :-)

Zwackelmann hat geschrieben: 09.12.2019 17:57
Zeig doch mal ein paar Fotos, die Deine Beschreibung etwas veranschaulichen. Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte.
Hallo Thomas,
es hat etwas gedauert, da ich länger nicht am Haus war, aber nun gibt es Fotos :-)

Außenansicht (Die Pflanzen sind wohl nicht aus der Bauphase ;) ). Es scheint eine im Abstand umlaufende Mauer im Boden zu geben, keine Ahnung, wie tief. Im Vordergrund ist ein Eingang, der später verschlossen wurde.
IMG_20191217_122639.jpg
Offener Eingang
IMG_20191217_122700.jpg
Blick zum offenen Eingang. Recht oben ist eine Öffnung in der Wand, die im rechten Winkel in einen gemauerten "Schornstein" führt.
IMG_20191217_122839.jpg
Verschlossener Eingang
IMG_20191217_122804.jpg
Kann jemand damit was anfangen?
Schöne Grüße!
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Zwackelmann
Forenuser
Beiträge: 823
Registriert: 08.02.2017 20:51
Ort/Region: Aachen

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von Zwackelmann » 17.12.2019 15:29

Hi,

Trotz der dürftigen Qualität der Bilder würde ich zu 100% auf einen privaten Luftschutz-Deckungsgraben tippen. Solche, aber auch noch deutlich provisorischere Bauten sind sicher zu Abertausenden im ganzen Reich und den besetzten Gebieten erstellt worden.

Detailfrage: auf dem letzten Bild erkennt man elektrische Einbauteile - gibt's davon Detailbilder? Je mehr und je bessere Bilder, desto sicherer die Zuordnung.

Gruß, Thomas
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

Frank Schur
Forenuser
Beiträge: 10
Registriert: 29.12.2018 10:22
Ort/Region: Soest

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von Frank Schur » 23.12.2019 22:34

Hab versucht, aus dem Bild noch was rauszufiltern, mit mäßigem Erfolg ...
Steckverbinder.jpg
Diese Elektroinstallation erinnert mich stark an die "Kraftstrom-Verbinder" der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Steckdose (obere Hälfte) nahm dabei einen flachen, 4-poligen Stecker (untere Hälfte) auf. Allein diese Stecker waren, je nach übertragbarer Stromstärke etwa 200mm lang und 100-120mm breit. Das ganze Konstrukt dürfte damit rund 350-400mm lang gewesen sein.

Es gab auch Ausführungen mit Schaltern, allerdings denke ich nicht, dass das Bild eine solche zeigt. In Bunkern kamen ähnliche Stecker zum Einsatz, die allerdings aus Metall bestanden.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Grüße aus Soest
Frank Schur

Benutzeravatar
Godeke
Forenuser
Beiträge: 846
Registriert: 14.10.2003 20:23
Ort/Region: Lüneburg
Kontaktdaten:

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von Godeke » 24.12.2019 22:47

Hallo :-) ,

vielleicht trifft ja auch beides zu. 'Eiskeller' waren ja in der Vor-Kühlschrankzeit nichts Ungewohntes. Im Winter wurden Eisblöcke aus dem See gesägt und in einen gemauerten Keller auf Stroh gelegt. Durch die Tieflage des Kellers mit Erdüberdeckung sollte möglichst wenig Umgebungswärme von draußen einwirken können. In einem solchen Eiskeller konnte man dann den Sommer über empfindliche Waren sehr lange kühl lagern.
Das solch eine Anlage dann im Krieg als Deckungsgraben genutzt wurde, ist ja durchaus denkbar. Besser als gar nix, vor allem, wenn man auf dem Land oder in kleinen Stadt lebt, wo es evtl. keine öffentlichen Schutzräume gab.
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

Benutzeravatar
FishBowl
Forenuser
Beiträge: 523
Registriert: 22.02.2005 17:27
Ort/Region: Gemeinde Gransee, Brandenburg

Re: Deckungsgraben im Garten?

Beitrag von FishBowl » 24.12.2019 23:38

Moin,

die Kabelübergangsdose habe ich schon in zwei Häusern in (damals) dörflicher Umgebung gesehen, beide bestätigt Baujahr 1935, und in beiden Fällen an beiden Enden eines Erdkabels zum gewerblich genutzten Nebengebäude. In beiden Fällen ist das bestätigt elektrische Erstausstattung, obwohl der Strom damals per Masten und Freileitung zum Wohnhaus geführt wurde, je per Giebelwand zum Dachboden. Ursprünglich einphasig, später auf Drehstrom geändert, viel später auf unterirdische Zufuhr. Die originalen Erdleitungen nach hinten waren aber in beiden Fällen bis zu meinem Eingreifen in Betrieb. Inzwischen sind diese Textil-, Papp- und Asphalt-isolierten Kabel im verdienten Ruhestand.
Die Herkunft aus der benannten Zeit läßt sich auch noch daran erkennen, daß der wohl ehemals weißgraue Nulleiter viel dünner isoliert ist als die schwarze Phase, sowohl in den zuführenden und abgehenden Leitungen (unter Putz in reinem Gummirohr, auf Putz mit Stahldraht bewickeltem Gummirohr oder Bergmannrohr) als auch im stark armierten Erdkabel selbst.
In den Dosen findet man daher üblicherweise nur zwei porzellanisolierte Doppelklemmen.

Die erwähnten flachen Drehstromsteckdosen finden bzw. fanden sich in beiden Fällen auch noch, sind aber natürlich und erkennbar deutlich später verbaut worden, bereits mit kunststoffisolierten Kabeln. Die waren allerdings nur vierpolig, Null und Schutzerde im gemeinsamen PEN-Leiter. Und natürlich fand man beiderorts auch selbst gestrickte Adapterkabel vom allerfeinsten :x

Irgendwann einmal installiert, bleibt sowas meist so lange in Betrieb, bis entweder einer wie ich energisch eingreift oder sich die Sache leider in Rauch auflöst...

Grüße und Frohe Festtage

Jürgen

Antworten