Fußball im Zweiten Weltkrieg

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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niemandsland
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Fußball im Zweiten Weltkrieg

Beitrag von niemandsland » 16.07.2019 13:38

Moin,

das während der NS-Zeit Fußball gespielt wurde, it nun wirklich kein Geheimnis. Leider findet man (oder ich bin zu blöd) über diese Zeit nicht viel Material. Und das es von Seiten der Wehrmacht, Polizei, Post und Bahn usw. Vereine gab, ist auch kein Geheimnis.

Was mich überrascht hat, war ein Artikel im Spiegel-Archiv: "Phantom der Fußballgeschichte, die Bomben-Mannschaft" ( Quelle: https://www.spiegel.de/einestages/phant ... 46646.html ) wo über den Hamburger Luftwaffen-Sportverein berichtet wurde. Kein anderer als der Oberst Fritz Laicher, der für die Flak im Raum ("Groß-") Hamburg verantwortlich war, war auch der Initiator vom LSV Hamburg (? Luftwaffen-Sportverein).

Nur zwei aktive Jahre existierte der Verein, und zwar vom 08.12.1942 bis zur Auflösung aller militärischen Sportmannschaften am 19.09.1944.

Bei meiner Suche habe ich nicht viel mehr als ein paar wenige Daten entdeckt...

Gauliga Groß-Hamburg

Luftwaffen-Sportverein (kurz: LSV) ("Groß-") Hamburg

Der Luftwaffen-Sportverein Hamburg (kurz LSV Hamburg) war ein erfolgreicher deutscher Militärsportverein während des Zweiten Weltkriegs.

Der LSV Hamburg wurde am 8. Dezember 1942 auf Initiative des Luftwaffen-Obersten Fritz Laicher ins Leben gerufen, der die in der Hansestadt stationierte Flakartillerie befehligte. Organisatorisch war der LSV der Hamburger Flakartillerie angegliedert. Für die fußballerischen Belange hatte er den Oberstleutnant Willy Psyk bestimmt und Otto Faist gewonnen, den Trainer, der den FC Schalke 04 nach einem denkwürdigen Endspielsieg (9:0 gegen Admira Wien) 1939 zum Deutschen Meistertitel geführt hatte. Ihre Heimspiele trug die Mannschaft überwiegend auf der Anlage des SC Victoria Hamburg (Stadion Hoheluft) aus, einige auch auf einem Platz am Hemmingstedter Weg in Klein-Flottbek.

Die Mannschaft hatte Premiere am 10.12.1942; Sie besiegte die Spielgemeinschaft der Hamburger Ordnungspolizei mit 6:1

Ab dem 19. September 1944 musste der Luftwaffen-Sportverein (wie alle Militärmannschaften) auf Weisung der Heeresleitung den Spielbetrieb einstellen.

Quelle: Wikipedia (LSV Hamburg)

Bei der Suche mit den bekannten Datenkracken fand ich noch folgende Informationen:

Gauliga Niedersachsen 1941/1942
- Gruppe Süd
Luftwaffen SV Wolfenbüttel

Gauliga Böhmen und Mähren 1943/1944
- Gruppe Böhmen
Luftwaffen SV Prag-Gbell
Luftwaffen SV Königgrätz
Luftwaffen SV Pardubitz
- Gruppe Mähren
Luftwaffen SV Boelecke Prossnitz

Gauliga Niederschlesien 1943/1944
- Gruppe Liegnitz
Luftwaffen SV Lüben
Luftwaffen SV Sprottau
- Gruppe Görlitz
Luftwaffen SV Görlitz

Gauliga Bayern 1942/1943
- Gruppe Süd
Luftwaffen SV Straubing
Gauliga Bayern 1943/1944
- Gruppe Süd
Luftwaffen SV Straubing
Gauliga Bayern 1944/1945
- Staffel München/Oberbayern
Luftwaffen SV Fürstenfeldbruck
- Staffel Schwaben
Luftwaffen SV Kaufbeuren
- Staffel Oberpfalz/Niederbayern
Luftwaffen SV Straubing

Quelle: Fußball-Archiv

Vielleicht fragt sich jetzt der/die eine oder andere was denn jetzt besonderes an diesen Luftwaffen-Sportvereinen ist?

Berechtigte Frage: Soweit ich das bisher in Erfahrung gebracht habe, setzten diese Mannschaften sich aus Aktiven der Flak zusammen. Sprich die Soldaten (meistens aus namenhaften Vereinen) wurden für Spiele abgezogen und dann wieder an die Kanonen gestellt. Jedenfalls so mein bisheriges Wissen. Was nicht stimmen muss. Wie bereits geschrieben... viel fand ich bisher nicht. Aber interessant im Zusammenhang wie sich die Damen und Herren bei der Luftwaffe (hier bei der Flak) ihre Zeit vertrieben. Für mich gehört auch dieser Bereich zum Lebensalltag der Soldaten und ist aus diesem Grund auch von Interesse für mich.

Soweit mal...

Bin für Hinweise, Tipps und Texte dankbar. Und freue mich auf Antworten...!

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Re: Fußball im Zweiten Weltkrieg

Beitrag von zulufox » 16.07.2019 14:23

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Re: Fußball im Zweiten Weltkrieg

Beitrag von aflubing » 16.07.2019 17:57

Hallo Guido,
vor Jahren gab es in der Ostfriesen-Zeitung einen Artikel über den "Luftwaffen-SV Pewsum". Im gleichen Artikel findet sich auch ein Hinweis auf den Luftwaffen-SV Ahlhorn.
Es grüßt aflubing.

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Re: Fußball im Zweiten Weltkrieg

Beitrag von isch » 16.07.2019 18:46

Hallo zusammen,

mich wundert es das überhaupt von 1933 bis 1945 im Deutschen Reich Fußball gespielt werden durfte. Soweit ich informiert bin gilt ja England als Mutterland des Spiels.

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niemandsland
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Re: Fußball im Zweiten Weltkrieg

Beitrag von niemandsland » 17.07.2019 09:15

Nachtrag

Moin,

in einem Beitrag im Forum der Wehrmacht findet sich via Suche mit der Datenkrake ein Beitrag, der weitere Vereine nennt:

LSV Mölders Krakau
LSV Rote Jäger
LSV Berlin
LSV Pütnitz
LSV Danzig
LSV Adler Deblin
LSV Dievenow
LSV Heiligenbeil
LSV Lublin
LSV Rerik
LSV Arado Warnemünde
LSV Rechlin

In einem weiteren Beitrag werden Vereine aus der Gauliga Weser-Ems genannt:

Luftwaffen SV Pewsum
Luftwaffen SV Ahlhorn

Die dort aufgelisteten Vereine der Wehrmacht, Ordnungspolizei, usw. habe ich bewusst nicht mit aufgezählt.

Soweit mal die Funde aus dieser Quelle ( Forum @ Lexikon der Wehrmacht ).

@ ZF und aflubing

Danke für die Infos.

@ Isch

Wenn es Dich interessiert... die Geschichte des Deutschen Fußballs ist in der Wikipedia recht gut beschrieben. Und soweit ich mich erinnere hatte der DFB zu seiner Entstehung auch mal ein paar Zeilen angeboten. Richtig ist wohl das die Engländer die ersten Regeln zum Thema Fußball verfasst haben. Wen es interessiert... dazu steht was unter "Fußball" auf Wikipedia. Fußball wurde in Deutschland etwa 1870, 1875 gespielt. Einige Vereine zu dieser Zeit haben aber noch eien Mischung aus Fußball und Rugby gespielt. Sprich es war damals noch erlaubt, den Ball mit den Händen aufzunehmen. Ich glaube es war 1900 oder 1901 wo in Deutschland das Thema Fußball mit der Gründung des DFB erstmals nach einheitlichen Regeln gespielt wurde. Aber ich übernehme dafür keinerlei Garantie... ich schreibe das gerade aus der Erinnerung. Ich hab das mal vor Urzeiten gelesen. Also wenn es Dich interessiert... bei Wikipedia einsteigen und sich dann weiter hangeln... Fakt ist... warum sollten die Nationalsozialisten im Deutschen Reich Fußball verbieten?

Aber wie gesagt... mein Thema ist nicht der Fußball an sich... wobei mir mein Club hier in Hannover sehr wohl am Herzen liegt... aber mir geht es darum, wie die Luftwaffen-Angehörigen Ihre Zeit so verbrachten. Kino, Freizeit... usw. liest und hört man. Hin und wieder eine Heimfahrt. Aber von Fußball hatte ich bisher noch nichts gehört. Das fand und finde ich spannend...

In diesem Sinne...

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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