Wer kann mir genaueres über.....Kurfürst 2...sagen !?

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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EricZ
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Beitrag von EricZ » 14.01.2015 12:58

Moin,

Danke an Gerd und Jürgen für die aufschlußreichen Erläuterungen. :thanx:

Für mich liest es sich nunmehr so, daß auf RV-Strecken verschiedene und scheinbar auch zusammenwirkende Einflußgrößen die einwandfreie Übertragung nachteilig beeinflussen können.

Eine andere Frage beschäftigt mich noch, nämlich, wie viele RV-Antennen auf der Strecke vom Brocken bis in den Raum Weimar genutzt worden sind. Auf der Strecke dürfte es nach den vorhergehenden Ausführungen ja möglicherweise mehr als drei Stellungen gegeben haben.

Grüße, Eric
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zulufox
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Beitrag von zulufox » 14.01.2015 15:02

Hallo Eric,

zur Frage: Wieviele Relaisstellen auf der Strecke Brocken - Weimar: nicht unbedingt eine Relaistelle erforderlich, wie geschrieben kam das auch auf die Streckenführung an. Uns hat man 1972 beigebracht, dass ein Richtfunkfeld (Strecke zwischen zwei Antennen) nicht länger als 50 km sein sollte, sonst würde die von Hindernissen freizuhaltende 1. Fresnelzone zu "dick" werden, sprich, es würde durch Aufliegen auf der Erdoberfläche zu Störungen kommen.

Auf der anderen Seite haben wir damals eine Rifu-Strecke von der Hornisgrinde ich meine zum Weinbiet (oder Kalmit) mit normalen 40 m-Gittersteckmasten betrieben, Sreckenlänge über 80 km. Die ging aber über das Rheintal, da konnte der "Bauch" ruhig dick sein.

Die Luftwaffe hat 1943 eine Rifu-Strecke von Erice (bei Trapani/Sizilien) nach Cap Bon über eine Entfernung von über 170 km betrieben. Da die Antenne bei Erice auf 751 m und die am Cap Bon auf 393 m Höhe standen, machte die Streckenlänge keine Probleme.
Nachzulesen bei: Hoffmann, Karl Otto - Geschichte der Luftnachrichtentruppe - Band II, Teil 2 auf den Seiten 366/367.

Deshalb bin ich der Meinung, dass Brocken - Eckartsberga als ein Rifu-Feld betrieben werden konnte.

MfG
Zf :holy:
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Cremer
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Beitrag von Cremer » 15.01.2015 11:50

Hallo Jürgen,
alles richtig. Wir hatten im Fernmeldezug Kats eine 2m RiFu mit vertikalisierter Yagi Antenne, 11dB Gewinn, eine Strecke über 110 km Bad Kreuznach-Westerburg aufgebaut. Natürlich entwickeln sich die Fresnelzonen in Abhängigkeit der Frequenz und der Entfernung. Damals hatte man gestockte Antennen von Telefunken verwendet. Damit erzielte man schon sehr gute Verbindungen über große Strecken (Maidenberg-Ceverna Hora ca. 110km).

Ich hatte mehrere RiFu's für das Führungsnetz des Innenministerium Rheinland-Pfalz bei 440 MHz aufgebaut. Z.B. Erbeskopf - Kalmit, Sendeleistung 1 Watt, Entfernung 88,3 km. An der Empfangsantenne waren immer noch 3,4 dBuV angekommen. Kann leider nicht das Bild aus dem Berechnungsprogramm hier abbilden.

Die BAB3 Antennen (siehe Trenkle) seinerzeit waren auch schon gestockte Antennen 3x4 Stück in einem Gehäuse. Siehe hierzu bei den Beiträgen von Ceverna Hora die entspr. Abbildungen. Dann hat man nochmals 4 der Gehäuse jeweils davon mittels spez. Jumperkabel, getrennt alsSende- und Empfangsantenne (8 Stück) zusammenschaltet. Diese mußten frequenzmäßig gleich lang sein, eine Meisterleistung damals.
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 15.01.2015 14:17

Moin!

@Zf
Ok, den Platz bei Stapelburg hatte ich vergessen... ;)

@EricZ
Nach meinen Informationen konnte der Platz in Weimar-Nohra die
die FuSZ 254 in Eckhardtsberga und die FuSZ 234 in Gierstädt als
Funkstelle nutzen. Bei einigen FuSZ wurden definitiv RV-Anlagen
festgestellt. Auf Hoffmanns RV-Karte kommen auch mehrere Orte
als Relais- oder Endpunkte vor, in denen FuSZ waren.

Gruss aus NF!
Rolf
"Whatever you do, don't mention the war." (Basil Fawlty)

Edelweiss
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Servus

Beitrag von Edelweiss » 17.02.2015 20:20

Hallo Forumsmitglieder

Habe mir mal die Mühe gemacht,und das Buch von Werner Niehaus...Die Nachrichtentruppe 1914 bis heute... gelesen.
Was mir da besonders bei der Karte...Richtfunknetz der Luftnachrichtentruppe aufgefallen ist,das
viele Ortsangaben mit dem kalten Krieg übereinstimmen.
Zum Beispiel...Erbeskopf,Königstuhl,Schneeberg,Wasserkuppe,Deister usw.
Kann es sein,das dass RV-Netz nach dem 2.Weltkrieg übernommen wurden ist !?

mfg Edelweiss

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SES (†)
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Beitrag von SES (†) » 17.02.2015 21:42

Hi,
The RV net was used by the British occupation forces at least throughout 1945. It was used in Denmark until 1954 when we ran out of spare parts.
bregds
SES

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 18.02.2015 14:21

Moin Edelweiß,

Ja, es ist in vielen, wenn auch nicht allen Fällen so, wie es Dir aufgefallen ist.

Warum? Zum einen sind die damals ausgemachten Standorte aus funktechnischer Sicht nicht "plötzlich" ungeeignet, weil der 2. Weltkrieg vorbei war. Zun anderen standen die Grundstücke regelmäßig nicht (mehr) in Privateigentum, so daß von der Bundesrepublik Deutschland, die ja noch nicht einmal Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches ist, sondern als Staat mit dem Deutschen Reich identisch ist, wenn auch in neuer demokratischer Organisation aufgestellt (nur eine Gebietsidentität besteht nicht mehr), die Standorte ohne Probleme weiternutzen konnte.

Für den Sprengel, den ich über einige Jahre beackert habe, kann ich Dir exemplarisch für zwei ehemalige Luftwaffenstandorte zivile Nachnutzungen bestätigen: Mülheim-Speldorf, damals Sitz der 4. Flak-Division (Drossel), nach dem Krieg auf einem Teil des Geländes Sitz des Fernmeldeturms Mülheim-Speldorf. Das während des Krieges von der Luftwaffe für das Funkfeuer Achmed genutzte Gelände wurde nach dem Krieg ebenfalls für entsprechende Zwecke genutzt - aktuell nach meiner Kenntnis für das NDB-Anflugfunkfeuer Dusseldorf Li auf 417 MHz für die Runway 23L.

Bitte um Ergänzung oder Richtigstellung meiner Ausführungen zum ungerichteten Funkfeuer (NDB) für den Flughafen Düsseldorf.

Viele Grüße, Eric
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Beitrag von zulufox » 12.03.2019 12:17

Moin,

um den alten Faden mal wieder aufzugreifen:

Beim letzten Besuch im BArch/MilArch Freiburg habe ich auch den Inhalt der Signatur RL 2-V 26 KTB-Anlagen GenNaFü OKL fotografiert.

In einem Schreiben vom 10. März 1945 wird folgender Text zum Betreff: Deckwörter für Nachrichtenstellen der Ausweichquartiere der H.Qu. OKL übermittelt:

Auszugsweise:

Wildpark = Kurfürst 1

Oberndorf = Kurfürst 2

Gabersee/Wasserburg = Kurfürst 3

Jena-Lichtenhain = Kurfürst 4

Beabsichtigter Standort der Rheinlandzüge = LV2000

Sportschule Berchtesgaden (bei Belegung) = Robinson 4

MfG
Zf :holy:

PS.: Um das noch zu ergänzen:

Kurfürst 4 sollte augenscheinlich in der heute verschwundenen Flak-Kaserne Jena-Lichtenhain einziehen. Damit das Auffinden leichter wird, anbei ein Ausschnitt der TK 25 Nr 5035. In der Bildmitte die Kaserne, die im Luftwaffen-Atlas Luftgaukommando IV als Flak-Kaserne F 10 eingezeichnet ist.

Zf :holy:
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Beitrag von Cremer » 14.03.2019 02:41

Hallo Jürgen,

es ist nicht verwunderlich, dass man zum einen die RiFu-Standorte nach dem Krieg weiter nutzte und zum anderen auch die Rufnamen. Z.B. Kurfürst war/ist der Rufname der Autobahnpolizeistationen von Aschaffenburg bis Würzburg (Kurfürst 50, Kurfürst 51). Gerade in Bayern hat man alte Rufnamen bei der Polizei in den 50ziger Jahren bis heute wieder aufleben lassen.
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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