Die DDR und ihre Devisen: Notwendigkeit und Beschaffung

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Elmshorn
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Gedankenspiele

Beitrag von Elmshorn » 09.10.2018 09:30

Bei einer Beleuchtung, wie es um die DDR gestanden wäre, hätte...

Stellt sich doch auch anders herum die Frage, was wäre gewesen, wenn nach dem Krieg der 1944 vorgestellte Morgenthau-Plan umgesetzt worden wäre.
Die USA und GB keine Angst vor einem aufziehenden Kommunismus gehabt hätten, Deutschland Agrar-Land geworden wäre...
Was wäre gewesen, wenn im Wettstreit der politischen Systeme das unsere nicht "auf pump" bzw über die eigenerwirtschafteten Verhältnisse gelebt hätte, um immer ein bisschen "besser" als das Ost-System darzustehen.

@ erlenmeier: Sehr schöner Excurs bisher, den ich mit Freude verfolgt habe. Ich wünsche einen schönen Urlaub

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erlenmeier
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Beitrag von erlenmeier » 09.10.2018 10:15

Moin Elmshorn,

genau die Gedanken sind mir auch zwischendurch immer wieder durch den Kopf gesaust. Der Westen lebte von den saubilligen Kolonialgebieten, duldete verschärftes Unrecht weltweit, nahm Kredite auf, bei denen die Mrd-Summen schon normal waren und ......die Westrepublik ist zum Glück (oder auch nicht) an Agrar-Morgenthau vorbeigeschrammt.

Ach, und nebenbei konnten wir Westler auch lange Zeit die billige Ostware kaufen.

Aber, es stimmt schon, eine andere pol. Weichenstellung der Sieger-Groß-Mächte und die beiden Wege der beiden Staaten wären anders verlaufen.
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Gegenwart und Zukunft bewältigen.

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Kriminelle zocken Ex-DDR-Betriebe und Subventionen ab

Beitrag von erlenmeier » 09.10.2018 22:20

Habe gerade im TV gesehen: MDR-Zeitreise am 09-10-2018 zum Thema kriminelle Machenschaften nach der Wende-Absahnen von Subventionen der neuen Landesregierungen und der Treuhand.

Wäre das nicht ein Folge-Thema???????
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Beitrag von isch » 10.10.2018 09:29

Hallo zusammen,

auch wenn ich nun nicht gerade ein Freund solcher "hätte - würde - wäre - könnte - Spiele" bin, was wäre aber gewesen wenn entweder die Volkskammer 1990 den Beitritt zur BRD und Grundgesetz nicht zugestimmt hätte oder einer der Besatzungsmächte einer Wiedervereinigung nicht zustimmen wollte oder die ex-DDR ein Wirtschaftssondergebiet geworden wäre?

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Beitrag von erlenmeier » 10.10.2018 10:19

Moin isch,

klar ist alles Spekulatacius!!!!!

Aber ich finde es mal interessant andere Möglichkeiten zu durchdenken.

Oder..... die BRD wäre insolvent gewesen und die Westler hätten den Smartphone-Wahn, Abholzung von Wäldern für den Kohleabbau oder die Dieselkrimanalität nicht mehr ertragen und hätten gerufen:

"Entweder der Rotkäppchensekt kommt zu mir nach Haus oder ich geh´dort hin."

Dann wären wir jetzt ein einig Volk von Sozialisten und Schalk-Golo hätte meine Sammlung nach China verkauft und mein Auto stillgelegt, weil 4 Takter.

Ok, das war jetzt albern, aber wir haben ja gesehen, was die DDR-Führung in 40 Jahren teils an Schwachsinn an den Tag gelegt hat.
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kriminelle Machenschaften nach der Wende

Beitrag von erlenmeier » 10.10.2018 10:24

isch und frontstadtkind.....hättet Ihr nicht große Lust, einen Beitrag über zum Thema

kriminelle Machenschaften nach der Wende----Absahnen von Subventionen der neuen Landesregierungen und der Treuhand.

Dazu gibt es z.B. unter den Suchbegriffen treuhand kriminelle geschäfte mit subventionen

oder aus der Doku-Reihe ZEITREISE

Subventionsbetrüger kommen glimpflich davon | MDR.DE
https://www.mdr.de › MDR.DE › Sachsen › Region Chemnitz
25.10.2017 - Auch seine damalige Prokuristin wurde wegen Subventionsbetruges verurteilt. Sie hatte durch falsche Angaben dazu beigetragen, dass das ...
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Beitrag von erlenmeier » 11.10.2018 22:25

Kommt da noch was?

Ich hatte gehofft, dass es da ein Interesse gibt,
sagt Hans
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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 15.10.2018 17:27

Hallo,

wen es noch interessiert: Ab 1992 wurde die KoKo recht umfangreich im Bundestag durch einen Enquete-Ausschuss aufgearbeitet.
Der erste Teil-Abschlußbericht hat alleine 1768 Seiten - gibt's hier: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/034/1203462.pdf - Alle Berichte samt (offener) Anlagen wurden damals auch in einem Schuber verschickt, wer es begründet haben wollte.. ;)

Und zur "Bilanz" der DDR gabs auch mal was, was im "überwindungsbericht" eingebaut ist. Auch interessant zu lesen - vor allem ungeschminkt.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/13/110/1311000.pdf

Grüße
"Wir essen jetzt Opa!" Satzzeichen retten Leben!

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Beitrag von isch » 19.10.2018 22:53

erlenmeier hat geschrieben:Zu Punkt 4.)

Eine heisse Nummer habe ich noch vergessen.

Seit Mitte der 1980er-Jahre hatte die FDJ festgestellt, dass der Hang der DDR-Jugend zu Westmusik enorm stark war. CD´s und Tonbandkassetten wurden "unter der Hand" weiter gegeben und erfreuten sich großer Beliebtheit.

Daher nahm die FDJ-Führung Kontakt zu Agenturen im Westen auf, um Westgruppen und -sänger unter Vertrag zu bringen.

Die folgenden Konzerte wurden vom Staat sehr stark subventioniert. Z.B. kostete eine Eintrittskarte für das Bruce Springsteen-Konzert nur 20M. Also mal wieder Devisenausgaben in großer Höhe.

Im Folgenden einige der Konzerte in der DDR.

1987
-Roland Kaiser,
-Bob Dylan,

1988
-Bruce Springsteen,
-Depeche Mode,
-Rio Reiser,
-Bryan Adams,
-James Brown,
-Joe Cocker,

1989
- Heinz Rudolf Kunze

Weiss jemand noch von weiteren Konzerten?
Guten Abend zusammen,

1988 sollte die Erste Allgemeine Verunsicherung auch ein paar Auftritte in der DDR haben, wurde aber wegen Krankheit nichts draus.

An westliche Musik kam man aber in der DDR ganz leicht (zumindest in den 80er Jahren).
1. Intershop dazu brauchte man aber DM. Hier gab es oft auch Sonderpressungen, hergestellt meist von Amiga, stand aber nie drauf.
2. Reisen nach Bulgarien oder in die CSSR. Hier gab es viele Lizensplatten zu kaufen.
3. Westdeutsche Radiosender die die Hitparaden mitschnittfreundlich ausstrahlten. Oft auch auf NDR2 oder Rias die Titel in Maxilänge.
4. Jugendradio DT64 wochentags wurden hier zwei Alben erst die A-Seiten dann die Woche drauf die B-Seiten gespielt. Macht also 10 Alben komplett im Monat, manchmal aber auch nur so ne Art "Best Of". Nicht zu vergessen Sonntags die Maxi - Stunde oder Spezialsendungen in der Woche meist Abends für nicht so Hitparadenmusik wie Metal.
5. Lizensplatten direkt von Amiga.
6. Kopieren, kopieren und nochmals kopieren

Wie das nun bezahlt wurde kann ich auch nicht zu 100% sagen. Soweit ich herausfinden konnte hat Amiga auch für West - Labels gepresst. Dafür konnten dann bestimmte Kontingente in der DDR vertrieben werden. Kontrollen gab es keine, man vermutet das es auch Schwarzpressungen gab.

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Beitrag von zulufox » 19.10.2018 23:25

Hallo Erlenmeier,

ein Stichwort zur Devisenbeschaffung ist noch nicht aufgetaucht: Die Briefmarken-Sperrwerte.
Sie wurden hier https://tinyurl.com/ycj53xvl schon mal etwas ausführlicher behandelt.

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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