Munitionsverbrauch der Flak im Jahr 1940 für einen Abschuss (Beispiel)

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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Zwackelmann
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psychologischer Nutzen der Flakartillerie

Beitrag von Zwackelmann » 12.06.2018 10:30

Hallo allerseits,

Tatsächlich eine interessante Diskussion. Den psychologischen Nutzen gab es durchaus: So nahm die Bevölkerung durchaus wahr, wenn die Flakartillerie bei einem Bombenangriff mehr oder weniger schoss, was sich auch in der Taktik der Luftverteidigung widerspiegelte. Die Luftwaffenführung konnte oder wollte nicht auf den Einsatz der (durch Düppel zur Abgabe von wenig wirksamen Sperrfeuer verurteilten) Flak verzichten, als die 'Wilde Sau'-Taktik eingeführt wurde.
Andererseits berichteten alliierte Bomberbesatzungen von höchster Anspannung, ja Todesangst, durch die Flakabwehr der großen deutschen Industriestädte zu fliegen - sicher wurden sie dadurch auch an der präzisen Erfüllung ihrer Aufträge gehindert.

Bitte nagelt mich jetzt nicht auf konkrete Beispiele und Nachweise fest, meine obigen Aussagen basieren auf jahrelanger Lektüre der einschlägigen Literatur. Die Luftkriegsspezialitsen unter Euch werden sicher präzisierend und ggf. korrigierend helfen können.

Gruß,
THomas
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 12.06.2018 11:14

Moin,

wenn ich das richtig verstehe, ist die Wirksamkeit der verwendeten Geschosse und auch die
Eignung der verwendeten Geschütze in Frage zu stellen? Sicherlich auch die Präzision der Zieleinrichtung und vor allem der Umgang damit, wenn die Flugbewegung in der Höhe + Geschossweg mit einkalkuliert werden muss.
Ich kann mich aus eigener Erfahrung aus den 80ern erinnern, dass es da bei der Nutzung der leichten Panzerfaust auf bewegliche Ziele auch nicht immer so einfach gewesen ist.

Allerdings hat man bei den Zahlen doch einen Bezug verschossene Munition zu abgeschossenen Fliegern hergestellt. Das durch Flakgeschosse getroffenen Flieger ihren Rückweg aufgrund großer Beschädigungen nicht vollständig abschliessen konnten bzw. unverzüglich ihre Bombenfracht loswerden mussten, um sich mit den Beschädigungen noch in eine sichere Zone zu bewegen, findet sicher keine Berücksichtigung, oder?

Grüße

Dave2008
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Progandistische Wirkung der Abwehrmaßnahmen im Sicht und Wahrnehmungsbereich der Bevölkerung

Beitrag von Dave2008 » 12.06.2018 12:17

Die Wirkung der Abwehrmaßnahmen im unmittelbaren Wahrnehmungsbereich der Bevölkerung wurde durch die Führung damals als sehr wichtig erachtet. Unter anderem war auch das ein Grund, die eigentlich sehr wirkungsvolle Fern-Nachtjgd über den Einsatzhorsten der Briten einzustellen.
Was nützen die Abschüsse, wenn Sie keiner sehen kann........

Zum Munitionsverbrauch, grob erklärt schießt FLAK eigentlich in die "Zukunft". Die damaligen Kommandogeräte haben den Flugweg des Luftfahrzeuges über eine bestimmte Strecke verfolgt und dann den Vorhalt so gewählt um einen Punkt x zu treffen an dem das Flugzeug sich bei Beibehaltung von Kurs und Geschwindigkeit befinden sollte(!). Eine EMES 15 oder 18 wie bei Leo 2 oder 1A5 gab es damals eben noch nicht. Ist zwar keine FLAKArtillerie, aber die rechnen den Vorhalt in Bruchteilen von Sekunden an der Waffe selbst aus.

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erlenmeier
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Flak - Munitionsverbrauch

Beitrag von erlenmeier » 12.06.2018 18:43

erlenmeier hat geschrieben:Moin Guido,

In Pfahlmann:Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in der deutschen Kriegswirtschaft, 1968 auf S. 230 gibt es eine Tabelle über die Munitionsherstellung im DR.

U.a. die Anzahl der Munitionseinheiten für die Flak und Bordwaffen (in Mio.).

1940: 56,4, 41: 79,0, 42: 132,0, 43: 198,0, 44: 264,4.


Diese Zahlen in Korrelation mit den von Dir genannten Schuss pro Abschuss zeigen u.U. auf, dass der Munitionsbedarf bis 1944 pro Abschuss noch gestiegen ist, da die Taktik der Engländer sich ja auch weiterentwickelt hatte.
Moin Guido, da hast Du recht. Die Produktionszahlen der Flak-Geschütze stiegen an und deren Trefferquote wurde verbessert.
Der letzte Teil meines Posts ist eindeutig falsch.

Gruß von Karl-Hans erlenmeier
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erlenmeier
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Flak - Produktionszahlen

Beitrag von erlenmeier » 12.06.2018 18:52

Falls Interesse, können wir ja gemeinsam die Anzahl der produzierten Flak-Geschütze zusammentragen.

Wir müssen unterscheiden nach Anzahl Gesamt-Gerät und Anzahl der Rohre.

Da Guido ein Beispiel für den Munitionsbedarf von 2cm-, 3,7cm- und 8,8cm Flaks gelistet hatte, nun für den Anfang die ersten mühselig zusammengesuchten Zahlen.

2cm / 38: von Aug. 43 bis Feb. 45 ca. 3900 Stück hergestellt.

3,7cm / 43: Heer insgesamt ca. 1300 Stck
Marine: 780 Geräte
Luftwaffe: 5918 Läufe

8,8cm / 41: im Aug. 44 ein Bestand von 10.930 Stück / entspr. ca. 2500 Batterien


Wer kann ergänzen/korrigieren?
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dermike
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Beitrag von dermike » 12.06.2018 19:11

hallo zusammen,
weiß nicht genau, ob das hier passt.
Meine Mutter lebte während der Kriegszeit im Markdorf am Bodensee. Markdorf liegt etwas nördlich von Friedrichshafen. Friedrichshafen war Rüstungsstadt und somit Ziel mehrerer Bombenangriffe.

Es gab da wohl eine Eisenbahnflak die bei Angriffen heftig geschossen hat.
Der Lärm war gut zu hören und am andern Morgen, so erzählte sie mehrmals, lagen auf der Straße überall Granatsplitter herum. Sie sprach dabei von wie gesäät.
Das kann man sicherlich auch anders sehen, es müssen aber sehr viele gewesen sein.
Von Abschüssen hat sie nie was erzählt, mir ist nur bekannt, dass Fischer im Bereich Friedrichshafen immer zerrissene Netze hatten und bei einer Nachprüfung wohl eine Tragfläche eines Bombers am Seegrund gefunden wurde. Das ist aber auch schon 30 Jahre her.

dermike

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Beitrag von pigasus » 12.06.2018 21:20

Auch nicht exakt passend, aber in ein paar Details zur Wirkung der Flak auf Freund und Feind vielleicht interessant: Erinnerungen eines Flak-Helfers, meines Großonkels Franz Josef "Juppi" Kämper:
http://www.gelsenzentrum.de/schulbank_flak.htm

Christoph
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