[2018-05-24] Komplikationen bei Entschärfung eines Blindgängers in Dresden

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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niemandsland
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[2018-05-24] Komplikationen bei Entschärfung eines Blindgängers in Dresden

Beitrag von niemandsland » 24.05.2018 12:44

Bereits am Dienstagnachmittag (22.05.) wurde in Dresden-Löbtau eine britische 250 kg schwere Bombe bei Bauarbeiten (Löbtauer Straße, Höhe Wernerstraße) entdeckt. Diese sollte Mittwoch Vormittag entschärft werden. Gegen 10:04 Uhr meldete die Polizei das die Sicherheit hergestellt sei, so das die Entschärfer mit ihrer Arbeit (10:43h) beginnen konnten.

Um 12:27h kam folgende Meldung (im MDR-Ticker) [Zitat]: "Der Dresdener Polizeipräsident Horst Kretzschmar hat zu den Schwierigkeiten der Entschärfung erklärt, die Bombe befinde sich in einem Zustand, der mit den herkömmlichen Mitteln nicht entschärfbar sei. Die Spitze des Zünders sei so weit in die Initialzündung eingedrungen, dass die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes davon ausgehen, dass die Bombe bei nur minimaler Drehung explodieren wird."

Zu diesem Zweck wurde a) die Bombe selbst abgedämmt und b) rings um die Bombe eine Schutzwand errichtet. (Siehe: MDR-Ticker (23.05. 16:10h) "Polizeivideo: Aufbau der Schutzwand").

Außerdem wurde das Evakuierungsgebiet erweitert.

Gegen 22:48h erfolgte der nächste Versuch, die Bombe zu entschärfen...

Man entschied sich in der Folge für den Einsatz einer sogenannten Raketenklemme. Sicher die richtige Entscheidung.

Der eigentliche Einsatz der Raketenklemme war wohl erfolgreich, doch durch "Funkenflug" (?) soll sich das Dämm-Material entzündet haben. Das wiederum führte zu einer Teildetonation der Bombe.
https://www.youtube.com/watch?v=PpY8DsxqC9I

Video II: https://www.youtube.com/watch?v=_08tRNRKI84

Um 23:49h meldet der MDR-Ticker [zitat]: "Der Zünder wurde per Fernzündung mit Raketenklemme aus der Bombe gedreht. Dabei kam es zu Funkenflug und einem Brand des Dämmmaterials, wodurch es zu einer Teildetonation kam." (laut Polizeisprecher Thomas Geithner).

Warum nutzt man doch gleich brennbares Material bei einer Bombenentschärfung?

Ob >> Press"pappe" << in diesem Zusammenhang die beste Wahl ist? Warum nicht wenigstens durchfeuchtet?

Die Situation hat sich wohl nicht wirklich verbessert...

Aktuelle Einschätzung der Polizei (aktuelle Lage und Ausblick):
https://www.mdr.de/mediathek/livestream ... 60662.html

https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dres ... 5e895.html

Hier einige Quellen...

Damit ging es los...:
https://www.polizei.sachsen.de/de/dokum ... enfund.pdf

Der Polizei-Ticker auf Twitter:
https://twitter.com/hashtag/FliegerbombeDD?src=hash

MDR-Ticker:
https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dres ... 5e895.html
^ im Moment die beste Quelle.

Aktueller Bericht in der Tageszeitung:
http://www.dnn.de/Dresden/Polizeiticker ... au-in-Atem

Soweit mal zur gegenwärtigen Situation in Dresden...

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

DeltaEcho80

Beitrag von DeltaEcho80 » 24.05.2018 14:27

Meine Frau und ich verfolgen das Thema ebenfalls sehr interessiert, da meine Frau in Dresden geboren wurde und ihre Eltern noch dort wohnen (auf der anderen Seite der Stadt).
Auf der Freiberger Strasse war die Großmutter meiner Frau gewohnt.

Es scheint eine sehr verzwickte Situation mit dem Zünder zu sein.

Was mich erstaunt: Die Herrschaften, die aus dem Altenheim evakuiert wurden, hatten ihre Tasche dabei und nahmen die Aktion nach dem Motto: "Wir kennen uns ja mit sowas aus" recht gelassen.

In den sozialen Netzwerken dreht die junge Generation viel mehr "am Rad", da die Katzen alleine zuhause sind, kein Wasser haben und die ach so böse Polizei niemanden ins Sperrgebiet lässt...

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bettika
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Beitrag von bettika » 24.05.2018 14:45

Hallo Guido
Warum nutzt man doch gleich brennbares Material bei einer Bombenentschärfung?

Ob >> Press"pappe" << in diesem Zusammenhang die beste Wahl ist? Warum nicht wenigstens durchfeuchtet?
Die Wahl des geeigneten Dämmmaterial würde ich den verantwortlichen Kampfmittelräumern überlassen und nicht den selbsternannten "Experten" am Bildschirm oder auf dem Sofa.
Die weichen Dämmmaterialien wie Stroh oder hier Presspappe sollen die bei einer Explosion Freiwerdende Energie aufnehmen. Auch wassersäcke sind möglich https://www.hannover.de/Leben-in-der-Re ... -Sprengung
"Die Entscheidung über die Art und Weise des Verbaus trifft die/der verantwortliche Sprengmeister/-in des Kampfmittelbeseitigungsdienstes."

Im Zweifelfall geht der Schutz von Menschen vor dem Schutz von Material.
Im wünsche den Beteiligten einen erfolgreichen Verlauf ohne Personenschäden !

Grüsse
Beate
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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Beitrag von niemandsland » 24.05.2018 15:59

Hallo Beate,

da Du mich direkt ansprichst:
bettika hat geschrieben:
Warum nutzt man doch gleich brennbares Material bei einer Bombenentschärfung?

Ob >> Press"pappe" << in diesem Zusammenhang die beste Wahl ist? Warum nicht wenigstens durchfeuchtet?
Die Wahl des geeigneten Dämmmaterial würde ich den verantwortlichen Kampfmittelräumern überlassen und nicht den selbsternannten "Experten" am Bildschirm oder auf dem Sofa.
Habe ich Kritik an dem "verantwortlichen Kampfmittelräumer" geübt? Ich glaube nicht.

Ich habe drei Fragen gestellt, weil ich persönlich der Meinung bin, das "Presspappe" nicht die beste Wahl in Verbindung mit Feuer und/oder möglichen Funkenflug ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Diese Fragen waren sehr wohl ernst gemeint. ;-)

In der Schule habe ich vor gut 30, 40 Jahren gelernt, das Fragen stellen nicht so ganz falsch ist. Weil Fragen kann man beantworten. Aber nicht gestellte Fragen sind irgendwie blöd...!

Jetzt habe ich noch eine Frage:
Darf ich weiterhin meine persönliche Meinung äußern, vertreten und Fragen stellen?

Wie ich schon schrieb, bin ich der Meinung das "Presspappe" - in Verbindung mit einer Bombenentschärfung - vielleicht nicht die beste Wahl ist. Dies ist meine persönliche Meinung. Nicht mehr und nicht weniger. Das war keine Handlungsanweisung für Sprengmeister oder sonstetwas. Auch keine fachliche Kritik. Sondern wenn, dann die Kritik eines Laien.

Soweit ich mich erinnere... gilt noch:

GG Artikel 5: Das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Die Äußerung der eigenen Meinung, Fragen und Kritik werden wohl noch erlaubt sein, oder?
Auch für Laien ("selbsternannte 'Experten') vor dem Bildschirm und/oder auf dem Sofa!

Ich wünsche noch einen schönen Tag.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Beitrag von bettika » 24.05.2018 17:25

Hallo,
die Bombe ist entschärft https://twitter.com/PolizeiSachsen :thumbup:
Gratulation den Beteiligten!

@Guido,
Kritik an Deiner Kritik sollte erlaubt sein. Deine fragen habe ich dahingehend beantwortet,
das das gewählte verfahren dem Stand der Technik entspricht, der Erfolg, keine Personenschäden, gibt den Verantwortlichen recht.
Als Lektüre
empfehle ich http://www.arbeitshilfen-kampfmittelraeumung.de/ als baufachliche Richtlinie
Das Thema ist für mich damit beendet .

Grüsse
Beate
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Beitrag von niemandsland » 25.05.2018 09:02

Moin!

@ bettika
bettika hat geschrieben:Kritik an Deiner Kritik sollte erlaubt sein.
bettika hat geschrieben:[...]selbsternannten "Experten" am Bildschirm oder auf dem Sofa.
Gegen Kritik an Kritik hab ich nichts. Ganz im Gegenteil.
Vielleicht kommt es darauf an, wie und in welcher Form man seine Kritik äußert.
Wie heißt es so schön? Der Ton macht die Musik. :-)

Noch einen schönen Tag!

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Beitrag von zero511 » 25.05.2018 20:06

Ich weiß nicht was dieses "nachtreten" soll.
Ich fand den Beitrag von @bettika angemessen und höflich.
Das man da noch so schwere Geschütze wie das GG auffahren muss,
finde ich mehr als lächerlich.
Bert

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Beitrag von dermike » 25.05.2018 21:47

Alles ist gut.
Das war auch mehr eine Verpuffung wie eine Teilexplosion.
Eines habe ich tatsächlich gelernt. Jetzt weiß ich was eine Raketenklemme ist.
Genial das Teil.

beste Grüße

dermike

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Beitrag von niemandsland » 25.05.2018 23:10

Moin,
zero511 hat geschrieben:Ich fand den Beitrag von @bettika angemessen und höflich.
Das man da noch so schwere Geschütze wie das GG auffahren muss,
finde ich mehr als lächerlich.
...und das doch mal eine Meinungsäußerung die einen nicht persönlich angreift.
Aus sachlicher Kritik und eine Meinungsäußerung kann man immer etwas mitnehmen oder es führt vielleicht sogar zum umdenken.

Ich bin es Leid, das von den Experten immer gleich der böse Hammer rausgeholt wird. Mir ging es nicht darum, die Arbeit der Kampfmittelräumdienste zu kritisieren. Mir ging es um die Frage warum bestimmte Materialien hier zum Einsatz kommen. Nicht mehr und nicht weniger.

Denn das allgemeine Blahblah steht genug in den Medien. Nur an Fachinformationen kommt man nicht. Die sind überwiegend nicht öffentlich. Was ich z.T. auch nicht falsch finde. Man muss nicht verbreiten, wie Zünder und ähnliches funktionieren.

Warum man Dämmmaterial verwendet, sprich das es den Expl.Druck mindern soll, das steht in jedem Fachbuch. Die Frage warum gerade diese Materialien steht dort nicht.

Ich kenne z.B. für Presspappe einmal die Bezeichnung für MDF und ähnliche Platten und dann aus der Papierindustrie für bestimmte Industriepappe. Nach MDF sah mir das nicht aus, was dort lichterloh brannte. Und der Begriff ist meines Wissens frei verwendbar.

Mir geht es aber einfach auf den Keks, das gleich wieder die Schublade aufgemacht wird, statt sich mit Fragen mal ernsthaft zu beschäftigen.

Und ja, ich bin vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen. Auf die Gründe gehe ich nicht weiter ein. Was aber nichts daran ändert, das mir ein gewissen Verhalten auf den Keks geht.

Gruß aus Hannover
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Beitrag von niemandsland » 25.05.2018 23:12

Moin,
dermike hat geschrieben:Das war auch mehr eine Verpuffung wie eine Teilexplosion.
Dazu braucht es nicht unbedingt Sprengstoff. ;-)
dermike hat geschrieben:Eines habe ich tatsächlich gelernt. Jetzt weiß ich was eine Raketenklemme ist.
Genial das Teil.
Immerhin dann war der Beitrag nicht ganz für die Katz. ;-)

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