LS-Anlage aus Sielrohren

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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klaushh (†)
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LS-Anlage aus Sielrohren

Beitrag von klaushh (†) » 23.03.2017 22:51

Moin, moin!

Während des WK II wurden in Hamburg einige Schutzanlagen bestehend aus Sielrohren gebaut.

Die Sielrohre hatten einen inneren Durchmesser von 1,80 m, eine Länge von jeweils 1,00 m und eine Wandstärke von 0,15 - 0,20 m. Das Material war Stahlbeton (damals wohl "armierter Beton" genannt.

Sind solche Anlagen schon mal jemandem irgendwo (nicht nur Hamburg!) begegnet (in Natura oder Schriftum)?

Ich meine nicht Kanäle, Siele u.ä., die bereits vorhanden waren, dann aber für LS-Zwecke verwendet wurden.

Gruß
klaushh
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TimoL
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Beitrag von TimoL » 24.03.2017 12:03

Meinst Du die "Fertigteile-Luftschutzdeckungsgräben" von der Firma "Hume"?

Hast Du zufällig ein Bild von diesen [anscheinend vorgefertigten] Sielrohren?
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- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

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janne
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Beitrag von janne » 24.03.2017 13:56

Wenn HUME Rohre gemeint sind, kenne ich einige Deckungsgräben und steuere sie gerne bei.
Gruß
Jan

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 24.03.2017 14:46

Moin, moin!

Die HUME-Rohre wurden wohl extra für diesen Zweck (LS-Schutzbau) angefertigt.
Sind Maße der Rohre bekannt und stehen zur Verfügung?

Bezüglich der Hamburger Anlagen liegen mir keine Originalunterlagen aus der Kriegszeit vor (außer Kalenderdaten zur Errichtung). Die von mir erwähnten Größenangaben wurden bei Erkundungen staatlicherseits in den 60-er Jahren ermittelt bzw. gemessen.

Bei den Hamburger Anlagen gab es regelhaft ein Eingangsbauwerk. Von diesem gingen radial bis zu fünf Röhren ab, an deren Ende jeweils ein Notausgang lag.

Gruß
klaushh
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janne
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Beitrag von janne » 24.03.2017 20:57

Moin Klaus,
die Firma Hume stellte die Rohregmente, zumindest Zeitweise, extra für den Luftschutz her.
Bei den Anlagen handelt es sich fast ausschließlich um Reichsbahn Deckungsgräben, die in Niederesachsen an Bahnhöfen errichtet wurden.

https://www.nwzonline.de/cloppenburg/wi ... 24566.html

http://www.bunker-whv.de/umkreis/umkrei ... rsten.html

Die Röhren bestehen alle aus einem Eingang und einem Notausgang (s. Bild)
Durchmesser ca. 180 cm. Länge ca. 18 Meter.
Der Notausgang besteht aus einem senkrechten Schacht mit Stahldeckel.

Ich habe leider lediglich einen Grundriss eines Humerohr-Deckungsgrabens in Oldenburg. Vorhanden ist dort nur noch der Notausstiegs-Schacht. Daß anschließende Rohregmente ist noch zu erkennen.

Mehrröhren-Systeme sind mir bisher nicht bekannt.

Gruß
Jan
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Beitrag von janne » 24.03.2017 21:18

Hier eine nicht ganz vollständige Liste.
Der in Oldenburg ist dort nicht verzeichnet.

http://www.bunker-whv.de/umkreis/reichsbahndg.html

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 24.03.2017 21:32

Moin, moin!

@Jan
Vielen Dank für die eindrucksvollen Aufnahmen und die informativen Zeichnungen.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Hamburger Röhren von der Fa. Hume-Rohr stammen, oder ob es sich um Sielrohre aus Hamburg handelt. Verschiedene schriftliche Erkundungsversuche laufen noch.

Bei den mir bekannten 5 Hamburger Röhrenanlagen handelt es sich in 4 Fällen zwei bis 5 radial vom "Haupteingang" abgehende Röhren, die alle mit einem Notausgang enden. Im fünften Fall handelt es sich um zwei parallel verlaufende Röhren, die evtl. am Ende eine Querverbindung hatten.
Vier Anlagen waren völlig unterirdisch, während eine Anlage nur halb versenkt mit angeböschten Seiten war.

Heute ist keine Anlage mehr sichtbar, bei einigen gibt es evtl. noch die unterirdisch verlegten Röhren (z.B. unter einem geteerten Parkplatz).

Mal sehen, was bei der Erforschung noch so herauskommt.

Gruß
klaushh
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bazooka
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Beitrag von bazooka » 25.03.2017 02:05

klaushh hat geschrieben: Die HUME-Rohre wurden wohl extra für diesen Zweck (LS-Schutzbau) angefertigt.
Sind Maße der Rohre bekannt und stehen zur Verfügung?
Im Braunschweiger Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) wurden ebenfalls zwei Hume-Deckungsgräben von je 17,50 m Länge angelegt. Die spiral­bewehrten Betonrohre wurden ursprünglich von der Firma Humerohr GmbH aus Kirchhain für Kanalisations­bauarbeiten entworfen und wurden während des Krieges aufgrund ihrer stahlsparenden Bauart zu Luftschutz­zwecken verwendet. Bei einem Besuch im RAW konnte ich messen, dass die einzelnen Rohrsegmente hier eine Länge von 2,50 m, einen Innendurchmesser von 1,90 m und eine Wandstärke von 15 cm besitzen. Das Rohr hat somit einen Gesamtdurchmesser von 2,20 m. Es wurde komplett unter Erdgleiche verbaut und mit etwa 60cm übererdet. Ein Rohrsegment bildete dabei die Gasschleuse. Die Aufnahmekapazität der restlichen 15 m Rohr dürfte für etwa 50 Personen gereicht haben.

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