Hallo,
jetzt habe ich mal ein paar Details mehr. Seit etlichen Jahren beschäftige ich mich mit der Geschichte des Einsatzhafens Großsachsenheim (siehe u.a. auch die eingangs verlinkten Posts), der dazu gehörigen U-Verlagerungs-Baustelle "Galenit" in Unterriexingen sowie der U-Verlagerung "Reiher" (Autobahntunnel Leonberg) und dem Bunkerbauprojekt "Stoffel" in Vaihingen/Enz. Viele Informationen dazu habe ich in den umliegenden Archiven Großsachsenheim, Sersheim, Markgröningen, aber auch Vaihingen/Enz, Leonberg, dem Bundesarchiv in Freiburg, dem amerikanischen Nationalarchiv sowie dem Imperial War Museum in London gefunden.
Zuerst zu Großsachsenheim. Hier gab es die U-Verlagerung "Galenit" driekt neben dem Flugplatz, am Hang des Flusses Enz bei Unterriexingen. In einem Protokoll einer Jägerstab-Besprechung vom Juli 1944 ist zu lesen, dass in Großsachsenheim eine Enndmontagelinie für die Me 262 eingerichtet werden sollte. Und zwar hätte eigentlich Regensburg eine weitere Produktionslinie aufbauen sollen, da aber in Regensburg noch die Bf 109 gebaut wurde, musste hier Augsburg neben Leipheim und Schwäbisch Hall mit einer weiteren Endmontagelinie einspringen. Hierzu wurde Großsachsenheim ausgesucht, die Stollen in Unterriexingen sollten 14m breite Hallen erhalten und damit wäre eine Endmontage der Me 262 darin möglich gewesen. Erst im November 1944 wurde die Stollenanlage, nachdem auch die Baustelle im nahen Vaihingen/Enz aufgegeben wurde, an Daimler-Benz zugesprochen. Auf einem Luftbild vom 17. Dezember 1944 sind zwei Me 262 auf dem Platz zu erkennen, in einer französischen Luftfahrt-Zeitschrift berichtet außerdem ein Pilot der französischen Luftstretkräfte, in Sachsenheim gesprengte Me 262 Wracks vorgefunden zu haben. Irgend etwas muss hier also noch passiert sein.
Auch Vaihingen/Enz hat eine bisher unbekannte Geschichte. Und zwar war schon im März 1944 hier geplant, den dortigen Steinbruch zu einer bombensicheren Fabrik für die Me 262 auszubauen. In dem besagten Steinbruch wurden bereits Versuche mit einer Startrampe für die V1 von der Forschungsanstalt Graf Zeppelin in Stuttgart-Ruit durchgeführt. Diese Forschungsanstalt wurde von Prof. Georg Madelung geführt, der mit der Schwester von Willy Messerschmitt verheiratet war. Vermutlich durch diesen Kontakt, und weil Messerschmitt auch eng mit Madelung befreundet war und auch geschäftlich mit ihm zusammen arbeitete, wurde dieser auf den Steinbruch aufmerksam. Messerschmitt beschäftigte sich nachweislich sehr mit der "verbukerung" seiner Produktion und machte sich auch für die Verlagerung der Tragflächenproduktion nach Leonberg stark.
Da ich nicht nur über die angesprochenen Verlagerungen sondern auch sehr viel über die Waldwerke und andere Verlagerungsbetriebe herausgefunden habe, habe ich das alles in einem Buch zusammen gefasst welches ich nun unter der ISBN 978-3-7450-3207-9 über Epubli veröffentlicht habe:
https://www.epubli.de/shop/buch/Produkt ... 2079/68581
In diesem Buch sind auch zahlreiche Luftbilder und Fotos der angesprochenen Orte enthalten. U.a. habe ich auch ein bisher unbekanntes Waldwerk-Projekt entdeckt, was in der Nähe von Manching entstehen sollte und von dem alle Pläne erhalten geblieben sind. Weiterhin habe ich sehr interessante Luftbilder von Riedheim (Kuno II) sowie Neuburg/Donau gefunden, auf denen man Aktivitäten der Messerschmitt AG erkennen kann.
Gruß, Alex