Einsatz von Flak-Schiffen / Steinhuder Meer?

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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bettika
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Beitrag von bettika » 16.09.2013 22:57

Imme hat geschrieben:Moin

Zudem gab es im Küsten- und Flussbereich schwere Flak (8,8 cm) auf Fährprahme. Kann man natürlich nicht als "Schiff" bezeichnen!

Gruß
Andreas
Hallo Andreas,
das ist eine Siebelfähre http://historisches-marinearchiv.de/pro ... eibung.php
Warum kein "Schiff", findet sich hier http://www.amazon.de/deutschen-Kriegssc ... 3763748075 unter "Kriegsschiffe" ;)
dieser "Schlickrutscher " zählt dazu, auch wenn er von der Luftwaffe :lol: entwickelt wurde.

Aber auf dem Steinhuder Meer wäre mir neu.

Grüsse
Beate
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

g.aders
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Beitrag von g.aders » 17.09.2013 10:25

Der angebliche Tauchtest eines Klein-U-Boots fand aber rund 150 Jahre vor dem I. Weltkrieg statt!
Das war der 1762 von Praetorius entworfene "Steinhuder Hecht" .

Im II. WK hat man in dieser Schlammpfütze garantiert keine Versuche mit Klein-U-Booten gemacht.

Was soll also ein "Flakschiff" auf dem Steinhuder Meer? Der Flakgürtel um Hannover reichte nicht bis dahin, um den Fliegerhorst Wunstorf lag wie üblich nur leichte Flak, und die - wie ebenfalls üblich - nahe dem Platz. Was soll also eine Siebelfähre oder ein anderes flaches Schiff auf dem See?
Flakkreuzer der Marine hat es gegeben, umgebaute alte erbeutete Küstenpanzerschiffe oder Kreuzer, auch die sog. Sperrbrecher hatte eine Unmenge an leichter Flak an Bord, auch Binnenschiffe mit leichter Flak gab es - aber diese Bewaffnungen, Standorte und Einsätze machten Sinn.
Ich sag zwar auch immer "bei der Luftwaffe gab es nichts, was es nicht gab" - aber in dem Fall halte ich das "Flakschiffe" auf dem Steinhuder Meer für eine Story, sprich Gerücht.

Beste Grüße
Gebhard Aders

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 17.09.2013 21:36

Moin Gebhard,

in einem Punkt kann ich ergänzen: Im Raum Duisburg gab es Flak-Binnenschiffe, die bei dem (weltgrößten) Binnenhafen auch tatsächlich Sinn machten.

Ein wenig zu diesem Aspekt des Luftkrieges haben wir schon einmal kurz erörtert: post47257.html

Beste Grüße, Eric
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Beitrag von GrafWolf » 30.01.2014 18:03

Hallo zusammen!

Auf dem Bodensee wurden meines Wissens 2 Flakschiffe eingesetzt.

1. Flakschiff "Schussen" vor Friedrichshafen
-gebaut 1929 als Eisenbahnfähre auf der Bodanwerft Kressbronn
-Länge 54,5 m,Breite 12,54 m,Tonnage 293 t,Tiefgang 1,75 m
-Antrieb 2x 240 PS, 17,6 km/h
-Tragkraft 350 Pers,10 Güterwagen,40 PKWs
-Bewaffnung: 3 x 3,7 cm Flakgeschütze 36
ab feb.1944 3 x 2 cm Flakgeschütze 30
-Unterstellt 1.leichte Flakbatterie 932
ab Juli 1944 Leichte Heimatflak 14/VII
Also kein "kleines" Schiffchen!

2. Flakschiff "Argen" vor Immenstaad

ehemals Motortrajekt 16/Eisenbahnfähre
-leider konnte ich noch keine Daten über dieses Schiff finden
-Bewaffnung: 3 x 3,7 cm Flakgeschütze 36

Viele Grüsse aus Oberschwaben,

Wolfgang

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Beitrag von tobias » 03.12.2016 13:57

eventuell könnte ich zur Klärung beitragem. Das ist ein Zitat aus einem PDF von der Homepage von Mardorf,das direkt am Stein. Meer liegt.

"Um die gegnerischen Flugzeuge irre zu führen, werden auf dem Steinhuder Meer für Tarnzwecke 800 Radarstörungsflöße installiert"

Findet man auf Seite 11.

http://www.mardorf.de/f5-edit/ups/www.m ... -19455.pdf

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Beitrag von zulufox » 03.12.2016 14:58

Hallo,

das von Wolfgang erwähnte Flak-Schiff "Schussen" vor Friedrichshafen ist auch von den westalliierten Auswertern erkannt worden:

in Abwehr-Anhang des Berichts über die Seeflugstation Friedrichshafen/Manzell heißt es:

Zusätzlich gibt es 4 schwere Geschütze, die auf Flak-Wagen montiert sind, auf der Eisenbahnstrecke im Nordwesten, und 3 leichte Geschütze, montiert auf einem Flak-Leichter, der im Bodensee im Südosten festgemacht ist.

Zugrunde lagen Luftbilder vom 05.01.1944.

Das bedeutet, die "Schussen" müsste so vor Seemoos gelegen haben.

MfG
Zf :holy:
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von bettika » 03.12.2016 17:27

Hallo Jürgen,
stand da "Flak-Lighter" ? damit können Landungsboote wie MFP, MAL,AF gemeint sein.
Die wurden auch in der Bodanwerft zusammengebaut und auf dem Bodensee erprobt.
Der Bodensee hatte einiges an Schiffen und Einrichtungen der Kriegsmarine zu bieten
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bodense ... tkrieg%20.

Grüsse
Beate
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Beitrag von g.aders » 03.12.2016 20:37

Hallo,
es gab eine Reihe alter Kreuzer und Beuteschiffen, die man mit Flak aller Kaliber vollgepackt hatte: Arcona, Udine, Nymphe, Thetis, Medusa, die lagen meist auf Reede und verstärkten die Flak z. B. von Wilhelsmhaven.
Dann ga es die sog. Sperrbrecher, umgebaute Handelsschiffe, die U-Boote und andere Kriegschiffe aus den Häfen durch minenvereuchte Gebiete in die offene See geleiteten sollten - und die waren vollgepackt mit leichten Flakwaffen, um die U-Boote gegen Tiefflieger zu schützen.
Weiter die Siebelfähren auf den großen Flüssen (wohl auch auf dem Bodensse), die waren auch mit 2-cm-Waffen gespickt.

U-Boot-Versuche auf dem Steinhuder Meer? Quatsch - die Pfütze ist höchsten 2,90 m tief.

Und warum sollte man da eine wackelige Plattformen für schwere Flak, Funkmessgeräte, Kommandogeräte, usw zu Wasser lassen? Ein paar km weiter gab es doch festen Boden.
Beste Grüße
Gebhard Aders

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Beitrag von niemandsland » 04.12.2016 13:59

g.aders hat geschrieben:die Pfütze ist höchsten 2,90 m tief.
Hallo Herr Aders,

vielleicht an der tiefsten Stelle. Die durchschnittliche Tiefe liegt etwa bei 130 cm. Bei Wikipedia steht 135 cm. Dazu kommt noch mal etwa eine 100 cm Schlammschicht. An der tiefsten Stelle im Hafenbereich und vor Wilhelmstein soll es etwa 3 m Tief sein. Aber das ist sehr punktuell.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

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Beitrag von niemandsland » 04.12.2016 14:56

Moin,

okay, das Steinhuder Meer war ein Orientierungs- und Sammelpunkt für die alliierten Bomber bei Angriffen auf Hannover.

Aber wieso sollte man eine Auto-Fähre, ein Schleppkahn oder ähnliches mit viel Mühe zu diesem Gewässer karren, wenn man bequem ringsherum Flak in Stellung bringen konnte?!

Diese und ähnliche Fragen beschäftigen mich jetzt schon eine ganze Weile.

Und wie kommt überhaupt ein Boot oder etwas ähnliches in entsprechender Größe zum Steinhuder Meer?

Der nächste Fluss dürfte die Weser sein. Das sind vom Rand des Steinhuder Meers bis zur Weser rund 13,5 km Luftlinie. Und etwa 6,5 km sind es zum Mittellandkanal (MLK). Dazwischen gibt es praktisch keine direkte Verbindung zum Steinhuder Meer. Nur eine Menge sehr kleiner Gräben. Überwiegend wohl Entwässerungsgräben. Der mir bekannte und wohl auch breiteste ist der Steinhuder Meer-Bach mit einer durchschnittlichen Breite von rund 6, 7 m und stark verwinkelt.

Das Steinhuder Meer ist etwa 7,5 km lang und etwa 4,5 km breit.

Mir stellt sich die Frage, wie ein geeignetes Schiff das ein 2 cm oder größeres Kaliber aufnehmen kann, dort hingelangt ist? Persönlich würde ich da eher eine Stationäre Lösung favorisieren.

Das Flöße zur Störung des britischen Radars auf der großen Fläche verteilt standen, dafür fanden sich inzwischen einige Belege. Für ein Flak-Schiff (oder etwas ähnliches) jedoch nicht.

Ich finde lediglich die großflächigen Moore im Norden und Nordwesten könnten "vielleicht" ein Argument dafür sein, das an der Geschichte tatsächlich was dran sein "könnte". Die Fläche des Moors etwa zwischen Schneeren im Norden und Poggenhagen im Süden und bis nach Neustadt/Rbge im Osten, ist schon recht Groß.

Für mich bleiben da, und ich beschäftige mich schon eine ganze Weile mit dieser Frage, zu viele ungeklärte Punkte übrig. So das ich grundsätzlich meine Zweifel an dieser Geschichte habe.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

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