Geheimgeschwader KG 200

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
oldmen
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Geheimgeschwader KG 200

Beitrag von oldmen » 04.05.2016 13:11

In Ergänzung des von Zf angesprochenen Mistel-Programms darf ich aus P.W. Stahls ( Leiter der Station "Olga" in Frankfurt/Main ) Buch entnehmen, dass die Huckepack-Gespanne erst relativ spät zum Einsatz kamen, weil deren Zielgenauigkeit wohl nicht den Erwartungen entsprach.

Beim Vormarsch der US-Armee fanden diese in Burg / Magdeburg um die 50 intakte Mistel-Gespanne vor, die von ihren Besatzungen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr ausgeflogen werden konnten ( wohin auch ? ).

Mit Erlaubnis des Rechteinhabers hänge ich eine Seite aus Stahls Buch an, auf der US-Soldaten beim Studium der Mistels in Burg zu sehen sind.
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bettika
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Beitrag von bettika » 04.05.2016 20:49

Hallo oldmen,
um die Spekulationen zu beleben :mrgreen:
Der Flensburger Flugplatzchronist Ernst-Erich Baaske berichtet über eine Siebel Si 204, mit der sein Vater, der beim KG 200 war, in Flensburg bei Kriegsende gelandet ist.
Es ist die Mühle vom KG 200 mit der Kennung D-SNAY (vorher A3+LB).
Wurde erst ein paar Tage vorher umgespritzt.
Mein Vater hatte sie gerade am 5.5. bis 6.5.45,von Großenbrode,über Schleswig, nach Flensburg-Weiche überführt.
An Bord dieser, für 10 Personen zugelassenen Maschine, befanden sich bis Schleswig,26 Personen!
Als Beweis siehe Flugbuchauszug.
Mein Vater hatte für Flensburg den Auftrag,irgendwelche Nazigrößen auszufliegen.
Genaues wußte er aber auch nicht.Im Gespräch war ev.Spanien.
http://www.militaria-fundforum.de/showt ... p?t=203332
Aus meiner Erinnerung steht in seinem Beitrag bei"Flensburg im Fluge
auch was von Mistel-Gespannen die zu dieser Zeit in Flensburg landeten.

Grüße
Beate
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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Beitrag von oldmen » 07.05.2016 15:49

Am 5.Sept. 1944 startete eine Arado 232 B des KG 200 in Riga bei Dunkelheit mit dem Auftrag, zwei sowjetische Agenten und ein Motorrad mit Seitenwagen auf einem Flugplatz bei Smolensk abzusetzen. Diese sollten, gut ausgerüstet und vorbereitet, in Moskau ein Attentat auf Stalin ausführen.
Das Unternehmen scheiterte, weil die sowjetische Gegenspionage darüber informiert war.

Dieser Einsatz, unter "Aktion Zeppelin" getarnt, wäre als Routine abgehakt worden, wenn nicht "Der Spiegel" in seiner Ausgabe 30/1967 eine Publikation in einer sowjetischen Zeitschrift zum Anlass genommen hätte, den Ablauf des Geschehens in allen Einzelheiten zu schildern.
Es mag unterschiedliche Versionen geben, fest steht:

Die Arado ( Sonderausrüstung ) geriet über dem vorher gut erkundeten Flugplatz bei Smolensk unter Flak-Beschuss, musste abdrehen und erreichte den ausgewählten Ausweichflugplatz - ging aber leicht zu Bruch, weil das Flugfeld zu schmal war. Die beiden Agenten mit Motorrad konnten aber unversehrt abgesetzt werden.

Auch die Besatzung ( 1 Offizier und fünf Mann ) blieb unverletzt, geriet in Gefangenschaft und musste als " vermisst " geführt werden.

Die beiden Agenten, ein Ehepaar, wurden noch am selben Tag auf ihrer Fahrt Richtung Moskau bei einer Verkehrskontrolle verhaftet.

Quelle:
Der Spiegel - Ausgabe 30/1967
Aktion Zeppelin - Attentat auf Stalin
( Lesenswert )

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Beitrag von oldmen » 11.05.2016 15:01

Am 1. März 1945 erging von Hitler selbst der "Auftrag" an den Kommodore des KG 200 Oberstleutnant Baumbach, alle feindlichen Übergänge über Oder und Neiße zu zerstören.
" Er untersteht dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe ( Göring ) und wird eingesetzt im Bereich der Luftflotte 6 " ( Generaloberst von Greim ). Hieraus haben sich erkennbar Spannungen ergeben.

Bei der Durchführung dieses Auftrags favorisierte Baumbach die funkgelenkte Gleitbombe
Hs 293 A, die er selbst schon aus früheren Einsätzen bei anderen Geschwadern kannte und deren Treffsicherheit erwiesen war. Das Fliegen mit dieser Waffe beließ dem Flieger mit seiner Maschine noch eine ausreichende Wendigkeit, um bei Beschuss ausweichen zu können.
Die Mistelgespanne hingegen waren bei feindlichen Jägerangriffen deren leichte Beute, weil sie als Gespann zu langsam und zu unbeweglich waren - konnten deshalb nur mit Geleitschutz eingesetzt werden.

Zu diesem Zeitpunkt zählte man 120 intakte Brücken an Oder und Neiße, 15 teilzerstörte und eine große Anzahl von den Sowjets inzwischen errichteter Pontonbrücken ( zwischen Görlitz und Stettin ).

Baumbach bemühte sich bei Göring um die Freigabe der Gleitbomben, wohl wissend, dass dieser über ein größeres Arsenal verfügte. Göring lehnte dies ab. Daraufhin wurde der Einsatz der Mistel-Gespanne freigegeben.

Am 6. März 45 präzisierte der Chef der Luftflotte 6, von Greim, in einem 3-seitigen Rundschreiben die Aufgaben, Ziele und Kompetenzen bei der Aktion Oder/Neiße, was offensichtlich zur Amtsniederlegung Baumbachs führte.

Quellen:
P.W. Stahl - Geheimgeschwader KG 200 u.a.

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Beitrag von oldmen » 14.05.2016 18:07

In Hörsching bei Linz / Österreich unterhielt das Geschwader Anfang 1945 eine Außenstation, deren Leiter Hauptmann Braun war.

Diesem wurde am 30.04.1945 von einem Major Bellmann der Luftflotte 6 persönlich der Flugauftrag zum Transport dreier französischer Exilpolitiker nach Barcelona überbracht. Hierfür sollte eine aufgerüstete Ju 290 aus dem Bestand des KG 200 eingesetzt werden.

Das Gesprächsprotokoll - in P.W. Stahls Buch abgelichtet - führt alle zehn Besatzungsmitglieder namentlich auf, erwähnt weitere Einzelheiten und beinhaltet folgende Kuriosität:

" Sofern nach Landung Rückflug nicht möglich und Internierung erfolgt, ist Hauptmann Braun beauftragt, sich beim deutschen Luftattache in Madrid zu melden und diesem das Flugzeug im Überführungszustand zum Verkauf an die Spanier zur Verfügung zu stellen. "
Zitat Ende.

Der Flug konnte nicht durchgeführt werden, weil die avisierten Passagiere infolge der Verkehrswirren der letzten Kriegstage Hörsching nicht erreichten.

Braun überführte die Ju 290 erst nach Königgrätz ( Luftflotte 6, von Greim ), wo ihm noch 70 deutsche Soldaten als Passagiere übergeben wurden, dann nach München, um dort gemeinsam mit diesen in amerikanische Gefangenschaft zu gehen.

Quelle:
P.W. Stahl - Geheimgeschwader KG 200

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Beitrag von oldmen » 19.05.2016 13:41

Der mehrmals erwähnte Geschwader-Chef Oberst Werner Baumbach tauchte nach seiner Demission am 6. März 1945 vorübergehend ab, bevor er in den letzten Kriegstagen bei der Reichsregierung Dönitz in Flensburg als "Berater" wieder in Erscheinung trat.

Am 23. Mai 45 wurde er - mit der gesamten Reichsregierung - von den Briten in Haft genommen, weil man mutmaßte, ihn wegen Kriegsverbrechen anklagen zu müssen. Nachdem sich dies nicht beweisen ließ, wurde er 1946 aus der Gefangenschaft entlassen.

1948 ging er nach Argentinien, um dort - ähnlich wie andere deutsche Fliegerasse -als Berater der argentinischen Luftwaffe und Testflieger tätig zu werden. In dieser Funktion stürzte er, der über 200 Kampffliegereinsätze halbwegs heil überstanden hatte, am
23. Okt. 1953 mit einer Avro Lancaster in den Rio de la Plata und kam dabei - erst 36 Jahre alt - ums Leben. Sein Leichnam wurde in seine Heimatstadt Cloppenburg überführt und dort beerdigt.

Der vorher genannte Chef der Luftflotte 6, Generaloberst von Greim, setzte - nachdem ihm die Amerikaner die Überführung in sowjetische Gefangenschaft angekündigt hatten - am 25. Mai 1945 in Salzburg mit Zyankali seinem Leben ein Ende.

Bis dann `mal - Oldmen

Quellen:
Wiki

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Beitrag von oldmen » 25.05.2016 19:03

Am Anfang dieses Threads war die Rede vom sehr breit angelegten Flugzeugbestand des KG 200, besondere Erwähnung fand das Flugboot BV 222 Wiking.

Dieses Flug -"schiff" war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Nach übereinstimmenden Angaben wurden insgesamt 13 Exemplare bei Blohm & Voss hergestellt und 12 davon mit großem Erfolg eingesetzt: der Verbleib, der Abschuss, die Zerstörung oder Versenkung jeder BV 222 ist dokumentiert bei Wiki und "Lexikon der Wehrmacht" - je ein Flugboot nahmen die Engländer und Amerikaner flugfähig zum Studium in Besitz.

Dieses Kraftpaket verfügte über 6 Triebwerke mit Dieselmotoren, die total 7000 PS Start-Leistung brachten. Die Maschine hatte eine Reichweite von 6.000 km und konnte länger als 20 Stunden in der Luft bleiben. Bei der Versorgung des Afrika-Korps über Tripolis mit Soldaten und Material leistete die BV 222 hervorragende Dienste.

Ab Ende 1944 verblieben wohl nur drei Exemplare, die in die Flotte des KG 200 integriert wurden.

2 Bilder, die die Dimension des BV 222 darstellen, finden sich im Anhang.

Bis dann - Oldmen

Quellen:
Wiki - Blohm & Voss BV 222
Bilder: P.W. Stahl KG 200
Lexikon der Wehrmacht
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Beitrag von oldmen » 25.05.2016 19:11

Nachtrag:
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Beitrag von bettika » 25.05.2016 21:38

Hallo,
Verbleib, der Abschuss, die Zerstörung oder Versenkung jeder BV 222 ist dokumentiert bei Wiki und "Lexikon der Wehrmacht"
da beide Seiten ihre Quellen nicht offenlegen, melde ich Zweifel an.
Was ist mit LdW
Bv 222 V-13 oder Bv C-13 war mit Junkers Jumo 207 C-Dieselmotoren ausgestattet und absolvierte ihren Erstflug am 14. April 1944. Sie erhielt die Kennung DL+TY, wurde aber nicht mehr eingesetzt. Der Verbleib des Bootes ist unklar.
Das Thema ist zu komplex um es mit diesen Seiten abzuhandeln.
Ab Ende 1944 verblieben wohl nur drei Exemplare, die in die Flotte des KG 200 integriert wurden. 
Welche nun und auf welcher Basis?

Ich ordne dem KG 200 zu
BV 222 V4,
BV 222 V7
BV 222 C 09
BV 222 C 11
BV 222 C 13
Ich suche bisher vergeblich nach der Quelle für
3. Staffel on Rügen (3.45 Flensburg) with Ar 196, Do 24, He 59, He 115, Do 18, BV 138, BV 222 http://www.ww2.dk/air/kampf/kg200.htm
Grüsse
Beate
P.S. hast Du die Erlaubnis des Verlages zum Einstellen der Bilder?
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Beitrag von oldmen » 26.05.2016 18:18

Hallo Beate,

im Bewusstsein, dass recht breit angelegte Themen hier im Forum nur skizzenhaft angerissen werden können, ist es jeweils meine Absicht, den "geneigten", interessierten Leser zur angegebenen Quelle zu führen. Dies bedingt eine gewisse simplifizierte Darstellung der technischen Entwicklungen.

Die V-Versionen des BV 222 waren ja mit den unterschiedlichsten Motoren ausgerüstet - kann jeder Flugmotoren-Fan dort nachlesen. Was die BV 222 C 13 anbelangt, ist es mein Eindruck, dass an dieser Maschine irgendein Makel war - deshalb keine Einsätze. Deine Zuordnung der 1944 noch betriebsbereiten Maschinen zum KG 200 halte ich für möglich.

Die Liegeplätze der einzelnen Flugboote waren zumindest bis Kriegsende nur einigen wenigen bekannt. Einer, der dies wissen musste, war sicherlich Hans Baur (Chefpilot Hitlers), der das Kriegsende um fast 50 Jahre überlebte und mindestens zwei Bücher über seine dienstliche Tätigkeit geschrieben hat ( Liegeplätze dort erwähnt ? )
Von dessen Berichten sind m. E. mehrere WK II-Biographen beeinflusst worden.

Mit Grüßen aus dem Hochtaunus : Oldmen

P.S.: Erlaubnis zur Verwendung der Bilder für "registrierte Nutzer" seitens des "Rechte-Halters" an P.W. Stahls Buch (mit Quellenangabe) liegt mir vor.

P.S.: Meine Erkenntnis aus 40-jährigem Hobby-Geschichtsstudium: Geschichte wiederholt sich immer wieder.

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